Die Eifersüchtigen von Sándor Márai

„Wieso musste ich aus den sicheren Kreisen meines Lebens hinaustreten und zurückkehren in das neblige und furchtbare Bekannte, dem ich vor zwanzig Jahren für immer abgeschworen hatte?“

Péter Garren arbeitet seit vielen Jahren für den dubiosen Emmánuel, führt eine Beziehung mit Edit, die er beinahe liebt, und hat eine Geliebte. Sein Leben läuft in recht geregelten Bahnen, obgleich er von Emmánuel in einem unsichtbaren Käfig gehalten wird, der über die Jahre hinweg einen Abgrund zwischen Péter und der Welt angelegt hat.

Doch nun hat Péter einen Brief seiner Schwester erhalten, die ihn bittet, ans Krankenbett des Vaters zu kommen, da dieser im Sterben liegt. Péter lässt Emmánuel, Edit und seine Geliebte La zurück und macht sich auf den Weg in die alte Heimat und damit in eine für ihn längst vergangene Zeit. Dort wartet er zusammen mit seinen Geschwistern und Halbgeschwistern auf den Tod des Vaters. Das Warten wird begleitet vom Wiederaufleben alter Streitigkeiten und Konflikte sowie von der Ungewissheit, wie es nach dem Tod des Vaters mit der Familie weitergehen wird.

Die Eifersüchtigen von Sándor Márai weiterlesen

Gebrauchsanweisung für Budapest und Ungarn von Viktor Iro

„Wo immer Sie sich gerade aufhalten, Ungarn ist schon da. In Ihrem Computer, in der Sesamstraße und im italienischen Parlament. Ob englischer Patient oder französischer Präsident – immer steckt ein Ungar dahinter. Das britische Pfund fällt: Ungarn. Der Pulitzerpreis wird vergeben: Ungarn. Kein Volk der Welt dürfte so viel Talent pro Kopf hervorgebracht und wieder verloren haben wie die Magyaren.“ (Seite 190)

Viktor Iro erzählt in seiner Gebrauchsanweisung für Budapest und Ungarn von Volksmusik und Jazz, Habsburgern und Unabhängigkeitskriegen, Zweitem Weltkrieg und Shoa, Péter Esterházy und Terézia Mora, Pfeilkreuzlern und Rechtsextremismus, Szomorú vasárnap und Suizid, Donau und Lánchíd, Buda und Pest, U-Bahn und Straßenbahn, Friedhöfen und Ghetto, Ruinenkneipen und Theatern, Thermalbädern und Kaffeehäusern, Balaton und Puszta, Wein und Wollschwein, Jugendstil und Malerei, André Kertész und Imre Kertész, Filmemachern und Musikern, Deutsch und Ungarisch.

Gebrauchsanweisung für Budapest und Ungarn von Viktor Iro weiterlesen

Grenzenlos emotional. Von impulsiv bis Borderline von Martine Hoffmann und Gilles Michaux

„Alle Menschen sind zugleich einzig-artig und eigen-artig. Jeder und jede hat seine ganz eigene individuelle Art und Weise, sich mit sich selbst und seiner Umwelt auseinanderzusetzen.“ (Seite 14)

Martine Hoffmann und Gilles Michaux fassen in ihrem Ratgeber Grenzenlos emotional zusammen, was man über emotionale Instabilität bzw. Borderline-Persönlichkeitsstörung wissen sollte.

Hoffmann und Michaux erzählen z.B. von der historischen Entwicklung des Begriffs „Borderline“, erwähnen Symptome, führen die einzelnen diagnostischen Kriterien näher aus, erklären endokrinologische, hirnanatomische und physiologische Zusammenhänge, berichten von speziellen Lernerfahrungen, von Empathiefähigkeit, von Beziehungsmustern und – natürlich – von Emotionsregulation.

Außerdem erfährt man im Buch mehr über EMDR und dialektisch-behaviorale Therapie, Kommunikation, Entspannungstechniken, Selbstverletzung, Suizidalität und Skills.

Am Ende des Buches finden sich zudem ein „Schnellkurs für Angehörige, Partnerinnen und Partner“ sowie eine Auflistung und Beschreibung von Mythen und Fakten zur Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Grenzenlos emotional. Von impulsiv bis Borderline von Martine Hoffmann und Gilles Michaux weiterlesen

Im Unterland. Eine Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde von Robert Macfarlane

„Und stets sind es die drei gleichen Aufgaben, die das Unterland für alle Kulturen und Epochen erfüllt: Es soll Kostbares schützen, Wertvolles hervorbringen, Schädliches entsorgen.“ (Seite 16)

Der Naturschriftsteller Robert Macfarlane ist fasziniert vom Unterland, von der Welt unter unseren Füßen. Er erzählt in seinem Buch von Aveline‘s Hole mit 10.000 Jahre alten menschlichen Leichen von Erwachsenen, Kindern und Kleinkindern sowie den Überresten mehrerer Tiere, von Dunkler Materie und Anthropozän, wood wide web und Kommunikation zwischen Bäumen, der Stadt unter der Stadt Paris und Beinhäusern, Hades und Karst, Höhlenmalerei und Mahlstrom, Ölfeldern und Bergbau, Gletschern und Kalbung, Kalevala und Atommüll.

Im Unterland. Eine Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde von Robert Macfarlane weiterlesen

Der Beweis von Agota Kristof

Der Beweis setzt da an, wo Das große Heft geendet hat: Die Zwillinge haben sich getrennt – Lucas ist im Haus der verstorbenen Großmutter geblieben, während Claus über die Grenze geflohen ist, das Land verlassen hat.

Lucas lebt an der Realität vorbei, vernachlässigt seine Aufgaben und Verpflichtungen, fühlt sich nicht mehr als ganzer Mensch, seit er von seinem Zwillingsbruder getrennt lebt.

Der Beweis von Agota Kristof weiterlesen

Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung von Julius Fischer

„Ich schreie alle an. Um mich abzureagieren. Natürlich nur, wenn ich alleine bin. Und natürlich nie ohne Grund. Es sind einfach alle außer mir Idioten.“ (Seite 27)

Julius Fischer hasst Menschen. Und er hat allen Grund hierfür, denn den Mann, der ihm im Zug gegenübersitzt und unfassbar laut und langsam Möhren knabbert, den kann man nur hassen. Gleiches gilt für Peggy aus Dresden, die ihn beim Poetry Slam schlägt, obwohl sie Gedichte wie aus einem Küchenkalender vorträgt.

Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung von Julius Fischer weiterlesen

Der Scheiterhaufen von György Dragomán

„was vergangen ist, ist vergangen, sage ich, während ich weiß, dass das nicht stimmt, dass es eine unermesslich große Lüge ist, es ist nicht vergangen, es vergeht nicht“

Die 13-jährige Ich-Erzählerin Emma lebt seit dem Tod ihrer Eltern in einem Internat, wo sie eines Tages von einer unbekannten Frau besucht wird, die sich als ihre Großmutter ausgibt und sie mit zu sich nach Hause nimmt.

Emma wird in der fremden Stadt von ihren Mitschülern gehänselt, bedroht und beschimpft. Mit der Zeit erfährt sie von den Gerüchten, die über ihre Familie erzählt werden, lernt, sich gegenüber ihren Mitschülern durchzusetzen, und findet in ihrer Großmutter eine Vertraute, die ihr schließlich von ihrem eigenen Leben, ihren Verlusten und ihrer Schuld erzählt. Der Scheiterhaufen von György Dragomán weiterlesen

Provenzalischer Stolz von Sophie Bonnet

„Er fühlte sich so nutzlos. Die Suspendierung hatte ihn in eine Tiefe gezogen, die er an sich nicht kannte. Und er wusste nicht, wie er diesen Zustand beenden sollte.“ (Seite 33)

Pierre Durand wurde vom Dienst suspendiert und vermeidet jede Entscheidung bezüglich seiner beruflichen Zukunft. Er ist unzufrieden, antriebslos und hat zudem immer wieder Konflikte mit Charlotte.

Da kommt das Angebot des Sommeliers Martin Cazadieu, dessen Hausboot von Saint Gilles nach Béziers zu bringen, gerade richtig. Pierre freut sich auf die wunderschöne Landschaft der Camargue, auf gutes Essen und guten Wein – und vor allem auf das Alleinsein und viel Zeit, um über sein Leben und seine Zukunft nachzudenken.

Provenzalischer Stolz von Sophie Bonnet weiterlesen

Bevor die Stimmen wiederkommen: Vorsorge und Selbsthilfe bei psychotischen Krisen von Andreas Knuf und Anke Gartelmann

„Die Beschäftigung mit Selbsthilfe und Vorsorge heilt keine Psychosen, man kann aber lernen, besser mit ihnen und möglichst lange ohne sie zu leben. Krisen sind weiterhin nicht ausgeschlossen, wenn sie aber kommen, dann möglicherweise schwächer oder mit weniger negativen Folgen.“ (Seite 10)

Bevor die Stimmen wiederkommen enthält Erfahrungsberichte von Menschen, die von Psychosen betroffen sind – d.h. vor allem von Psychoseerfahrenen, aber auch von professionell Tätigen, von Selbsthilfegruppen etc.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert: Im ersten Teil erzählen Betroffene von ihren Psychosen und von ihren individuellen Wegen aus der Psychose. Der zweite Teil dreht sich um konkrete Hilfe, z.B. Selbsthilfe, aber auch Unterstützung durch andere. Der dritte Teil befasst sich schließlich mit konkreten Anregungen von Psychoseerfahrenen für andere Betroffene.

Bevor die Stimmen wiederkommen: Vorsorge und Selbsthilfe bei psychotischen Krisen von Andreas Knuf und Anke Gartelmann weiterlesen

Das große Heft von Agota Kristof

Die Zwillinge werden eines Tages von ihrer Mutter zu ihrer Großmutter in die „Kleine Stadt“ gebracht. Dort gibt es zwar mehr zu essen als in der „Großen Stadt“, und es fallen (noch) keine Bomben, doch wird den beiden Kindern keinerlei Liebe und Zuneigung von der Großmutter entgegengebracht.

Die Zwillinge beschließen, dass sie sich körperlich, geistig und emotional abhärten müssen, um ihr neues Leben ertragen zu können, und beginnen, verschiedene Übungen auszuführen, die sie irgendwann kalt, skrupellos und dumpf werden lassen.

Das große Heft von Agota Kristof weiterlesen