Archiv der Kategorie: Ungarn

Paradise Garden von Elena Fischer

„Die Trauer kommt und geht wie Ebbe und Flut, aber da ist sie immer.“ (Seite 5)

Billie lebt mit ihrer Mutter in recht ärmlichen Verhältnissen in einer Hochhaussiedlung. Sie ist 14 Jahre alt, als ihre Mutter stirbt.

Billie blickt zurück: zum Leben mit ihrer Mutter, zu erlebter Liebe, Nähe und Zuneigung, zu gemeinsamen Träumen und Sehnsüchten, zu zermürbenden Geheimnissen und Unausgesprochenem.

Und dann blickt Billie nach vorn, verschwindet aus der Wohnung, nimmt das Auto der Mutter und fährt in den Norden, um ihren Vater zu suchen.

Paradise Garden von Elena Fischer weiterlesen

Sterben im Sommer von Zsuzsa Bánk (Hörbuch)

„weil man nie weiß, was schlimmer ist, das Warten oder aber das Ende des Wartens.“ (CD 2, Track 17)

Die Autorin fährt mit ihrem kranken Vater in seine alte Heimat Ungarn, damit er ein letztes Mal am Balaton sein, den Sommer spüren, alten Gewohnheiten nachgehen kann. Doch kaum sind sie in Ungarn, geht es ihm schlechter, er bekommt Fieber, muss ins Krankenhaus.

Sie spielt ihm Zuversicht vor, doch ihre Hoffnung auf Besserung schwindet von Tag zu Tag.

In Sterben im Sommer erzählt Zsuzsa Bánk vom Leben ihres Vaters, von den Stationen seiner Krankheit, vom Sterbeprozess, vom Abschiednehmen, von der Trauer und ihrem Leben ohne ihren Vater.

Sterben im Sommer von Zsuzsa Bánk (Hörbuch) weiterlesen

Belletristik, Sachbücher, Reiseberichte, Bildbände und Erinnerungen aus und über Ungarn

In diesem Post liste ich Belletristik, Sachbücher, Reiseberichte, Bildbände und Erinnerungen aus und über Ungarn auf.

Meine Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe.

Belletristik, Sachbücher, Reiseberichte, Bildbände und Erinnerungen aus und über Ungarn weiterlesen

Die Liebe am Nachmittag von Ernö Szép

„[…] nichts sollte dieses heimliche Aufkeimen stören, das sich gerade in meinem Herzen vollzog. Ein sensibler Prozess, wie wenn eine Pfütze gerade im Begriff ist zuzufrieren, da reicht es schon, wenn ein Kind nur mit dem Fingernagel hineinfährt, um alles kaputt zu machen.“ (Seite 23)

Der 46-jährige Mihály – Feuilletonist, Theaterkritiker, Dichter und Flaneur – hat Liebschaften, doch er sucht die Liebe, die perfekte Liebe, bei der alles stimmig ist, bei der ihn nichts stört, die keinerlei Makel aufweist.

Da trifft er auf eine verheiratete Dame, die er aufgrund ihres Parfums Cinq-Fleur nennt, die er mal anbetet, mal halbherzig begehrt.

Zeitgleich verbringt er seine Tage mit der jungen Schauspielschülerin Iboly, die ihn in aller Unschuld anhimmelt, die er bisweilen herablassend behandelt, weil sie arm ist und weil sie tiefe Gefühle für ihn hegt, die er nicht recht ernst nehmen kann und will.

Die Liebe am Nachmittag von Ernö Szép weiterlesen

Die Glut von Sándor Márai (Hörbuch)

„Doch im Grunde unseres Daseins lag vielleicht der Sinn aller unserer Handlungen in der Bindung, die uns an jemanden fesselte.“ (Seite 216 der gebundenen Ausgabe von Piper, 2000)

Die Glut spielt im Jahre 1941 auf einem Jagdschloss am Rande der Karpaten. Hier wurde der General Henrik geboren, hier hat er sein Leben verbracht. Auf dieses Leben blickt er nun zurück, während er auf seinen Jugendfreund Konrád wartet, mit dem er seit vier Jahrzehnten keinen Kontakt hatte.

Henrik und Konrád verband über Jahre hinweg eine enge Freundschaft, die gesellschaftliche Grenzen überschritt: Henrik stammt aus einer reichen Familie des Hochadels, Konrád ist der Sohn eines verarmten Barons.

Doch eines Tages kam es zu einem Zwischenfall, der dazu führte, dass Konrád das Land verließ und Henrik nie wieder ein Wort mit seiner Frau Krisztina wechselte: Auf einer Jagd legte Konrád mit dem Gewehr auf Henrik an.

Die Glut von Sándor Márai (Hörbuch) weiterlesen

Die Paprikantin. Ungarn für Anfänger von Lysann Heller

„Der Ungar an sich neigt zu Gefühlsausbrüchen, auch wenn er in Rumänien lebt.“ (Seite 193)

Lysann Heller war als Kind zwei Mal mit ihren Eltern in Ungarn, und nach ihrem Studium entschließt sie sich, ins Land zurückzukehren und ein Praktikum bei der deutschsprachigen „Budapester Zeitung“ zu absolvieren.

In Die Paprikantin erzählt sie von den Stolpersteinen der ungarischen Sprache und der ungarischen Mentalität, aber auch vom Eingewöhnen in Budapest und von ihrem ersten Job als Journalistin.

Die Paprikantin. Ungarn für Anfänger von Lysann Heller weiterlesen

Die Eifersüchtigen von Sándor Márai

„Wieso musste ich aus den sicheren Kreisen meines Lebens hinaustreten und zurückkehren in das neblige und furchtbare Bekannte, dem ich vor zwanzig Jahren für immer abgeschworen hatte?“

Péter Garren arbeitet seit vielen Jahren für den dubiosen Emmánuel, führt eine Beziehung mit Edit, die er beinahe liebt, und hat eine Geliebte. Sein Leben läuft in recht geregelten Bahnen, obgleich er von Emmánuel in einem unsichtbaren Käfig gehalten wird, der über die Jahre hinweg einen Abgrund zwischen Péter und der Welt angelegt hat.

Doch nun hat Péter einen Brief seiner Schwester erhalten, die ihn bittet, ans Krankenbett des Vaters zu kommen, da dieser im Sterben liegt. Péter lässt Emmánuel, Edit und seine Geliebte La zurück und macht sich auf den Weg in die alte Heimat und damit in eine für ihn längst vergangene Zeit. Dort wartet er zusammen mit seinen Geschwistern und Halbgeschwistern auf den Tod des Vaters. Das Warten wird begleitet vom Wiederaufleben alter Streitigkeiten und Konflikte sowie von der Ungewissheit, wie es nach dem Tod des Vaters mit der Familie weitergehen wird.

Die Eifersüchtigen von Sándor Márai weiterlesen

Gebrauchsanweisung für Budapest und Ungarn von Viktor Iro

„Wo immer Sie sich gerade aufhalten, Ungarn ist schon da. In Ihrem Computer, in der Sesamstraße und im italienischen Parlament. Ob englischer Patient oder französischer Präsident – immer steckt ein Ungar dahinter. Das britische Pfund fällt: Ungarn. Der Pulitzerpreis wird vergeben: Ungarn. Kein Volk der Welt dürfte so viel Talent pro Kopf hervorgebracht und wieder verloren haben wie die Magyaren.“ (Seite 190)

Viktor Iro erzählt in seiner Gebrauchsanweisung für Budapest und Ungarn von Volksmusik und Jazz, Habsburgern und Unabhängigkeitskriegen, Zweitem Weltkrieg und Shoa, Péter Esterházy und Terézia Mora, Pfeilkreuzlern und Rechtsextremismus, Szomorú vasárnap und Suizid, Donau und Lánchíd, Buda und Pest, U-Bahn und Straßenbahn, Friedhöfen und Ghetto, Ruinenkneipen und Theatern, Thermalbädern und Kaffeehäusern, Balaton und Puszta, Wein und Wollschwein, Jugendstil und Malerei, André Kertész und Imre Kertész, Filmemachern und Musikern, Deutsch und Ungarisch.

Gebrauchsanweisung für Budapest und Ungarn von Viktor Iro weiterlesen

Der Beweis von Agota Kristof

Der Beweis setzt da an, wo Das große Heft geendet hat: Die Zwillinge haben sich getrennt – Lucas ist im Haus der verstorbenen Großmutter geblieben, während Claus über die Grenze geflohen ist, das Land verlassen hat.

Lucas lebt an der Realität vorbei, vernachlässigt seine Aufgaben und Verpflichtungen, fühlt sich nicht mehr als ganzer Mensch, seit er von seinem Zwillingsbruder getrennt lebt.

Der Beweis von Agota Kristof weiterlesen

Der Scheiterhaufen von György Dragomán

„was vergangen ist, ist vergangen, sage ich, während ich weiß, dass das nicht stimmt, dass es eine unermesslich große Lüge ist, es ist nicht vergangen, es vergeht nicht“

Die 13-jährige Ich-Erzählerin Emma lebt seit dem Tod ihrer Eltern in einem Internat, wo sie eines Tages von einer unbekannten Frau besucht wird, die sich als ihre Großmutter ausgibt und sie mit zu sich nach Hause nimmt.

Emma wird in der fremden Stadt von ihren Mitschülern gehänselt, bedroht und beschimpft. Mit der Zeit erfährt sie von den Gerüchten, die über ihre Familie erzählt werden, lernt, sich gegenüber ihren Mitschülern durchzusetzen, und findet in ihrer Großmutter eine Vertraute, die ihr schließlich von ihrem eigenen Leben, ihren Verlusten und ihrer Schuld erzählt. Der Scheiterhaufen von György Dragomán weiterlesen