Schlagwort-Archive: Krieg

Ich komme nicht zurück von Rasha Khayat

„Ich erinnere mich, dich vergessen zu haben.“ (Seite 19)

Deutschland mitten in der Corona-Pandemie: Johanna ist einsam, und seit Wochen sieht sie an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten eine Frau mit kurzen, dunklen Haaren, die wie ihre langjährige Freundin Zeyna aussieht, zu der sie schon lange keinen Kontakt mehr hat, nachdem es zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen kam.

Johanna erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Zeyna und deren Vater Nabil, an die gemeinsame Freundschaft mit Cem, der Johanna auch heute noch nahesteht, an Urlaube, an all das, was Zeyna und Johanna miteinander geteilt haben.

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Die Schuld des Tages an die Nacht von Yasmina Khadra

Yasmina Khadra erzählt von der Kindheit und Jugend des Arabers Younes/Jonas im Algerien des 20. Jahrhunderts, von den französischen Kolonialisten, die das Land und seine muslimischen Bewohner unterjochen, vom Kampf um Unabhängigkeit, von politischen Unruhen und der algerischen Nationalbewegung. Der Leser erfährt von den Verlockungen der Städte, die die arme Landbevölkerung anziehen, weil ein besseres Leben erhofft wird, und von zerplatzten Träumen und enttäuschten Hoffnungen. Der Autor berichtet von der Rechtlosigkeit der Araber, die in ihrem eigenen Land nur noch Menschen zweiter Klasse sind und die von den Franzosen politisch und kulturell unterdrückt und klein gehalten werden. Die Schuld des Tages an die Nacht von Yasmina Khadra weiterlesen

Die Rückkehr von Hisham Matar

„Hier geschieht nie was. Aber wenn, dann schnell wie der Blitz. Dann lässt sich die Welt in einem Tag verändern. Es mag zweiundvierzig Jahre dauern, bis der Tag kommt, aber wenn…“

Im Jahre 1979, zehn Jahre nach Gaddafis Machtergreifung, floh Hisham Matars Familie aus der libyschen Heimat. Hisham Matars Vater war unter König Idris Offizier der libyschen Armee und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem der bekanntesten Führer der Opposition gegen Gaddafis Regime. Die Familie lebte viele Jahre im ägyptischen Exil, wurde auch nach ihrer Flucht aus Libyen vom libyschen Geheimdienst überwacht und nahm einen neuen Namen an. Im Jahre 1990 wurde Hisham Matars Vater dennoch vom libyschen Geheimdienst entführt und in das berüchtigte Abu Salim-Gefängnis bei Tripolis gebracht. In den ersten sechs Jahren seiner Gefangenschaft gelang es dem Vater, drei Briefe an seine Familie aus dem Gefängnis zu schmuggeln, doch dann verlor sich die Spur, und seine Familie hörte nie wieder von ihm. Die Rückkehr von Hisham Matar weiterlesen

Jemen. Der vergessene Krieg von Said AlDailami

„Arabia felix ist der Jemen allerdings nicht mehr. Vielmehr gilt das Land am Zusammenstrom von Rotem Meer und Indischem Ozean heutzutage als Armenhaus der arabischen Welt, als Schauplatz der weltweit größten humanitären Katastrophe der Gegenwart.“ (Seite 12)

Said AlDailami erzählt in seinem Buch von der Geschichte des Jemen, von Islam und Stammeskultur, von Saleh und Huthi-Bewegung, von der Revolution von 2011 und Attentaten, von Militärintervention und Stellvertreterkrieg, Qat und Hungersnot, Korruption und Waffenhandel, Bab al-Mandab und Sokotra, humanitärer Katastrophe und Kriegsverbrechen, Folter und Haftbedingungen.

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Syrien. Ein Land ohne Krieg von Lutz Jäkel und Lamya Kaddor

„Plötzlich sah ich die Vergangenheit in der Gegenwart und wusste, das wird auch die Zukunft dieses Landes sein. Syrien ist nicht tot.“

Wann immer syrische Freunde von ihrer Heimat gesprochen haben, haben sie mir von einem wunderschönen Land erzählt, in dem man gastfreundliche Menschen, unglaublich gutes Essen, vorislamische Bauten und Kulturschätze der Umayyadenzeit findet. Syrien war ein sicherer Ort – zumindest für Touristen, Regimegegner hatten es schwer unter der Herrschaft der al-Assads.

Von der Schönheit Syriens ist seit 2011 viel verlorengegangen, auch wenn z.B. die Altstadt Damaskus‘ noch nahezu unversehrt ist. Befreundete Geflüchtete erzählen mir noch immer von der überwältigenden Schönheit des Landes, aber unter diese Berichte einer verlorenen Heimat mischen sich nunmehr vor allem die Geschichten von Bombardierungen, von Elend, Krieg und Tod. Syrien. Ein Land ohne Krieg von Lutz Jäkel und Lamya Kaddor weiterlesen

American War von Omar El Akkad (Hörbuch)

„Als ich jung war, sammelte ich Postkarten. […] Meine liebsten Postkarten stammen aus den 2030er und 2040er Jahren, den beiden letzten Jahrzehnten, bevor der Planet sich gegen das Land wandte und das Land gegen sich selbst. Es waren Bilder von den großen Ozeanstränden, bevor der ansteigende Meeresspiegel sie verschlang; Bilder aus dem Südwesten des Landes, bevor nur Asche davon blieb; Fotografien von den endlosen Ebenen des Mittleren Westens, menschenleer unter strahlend blauem Himmel, bevor sich in der großen Wanderung all die vielen, die ihre Heimat an den Küsten verloren hatten, hier niederließen. Bilder, die an ein Amerika erinnerten, wie es in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts gewesen war: überschäumend und übermütig, selbstvergessen, als gäbe es kein Morgen.“

Mich hat American War so begeistert, dass ich erst das Buch gelesen und direkt im Anschluss das Hörbuch gehört habe. Wie in meiner Buchrezension zu American War ausführlich beschrieben, behandelt der Roman von Omar El Akkad den Zweiten Amerikanischen Bürgerkrieg, der im Jahre 2074 begann und 2095 beendet wurde. Im Mittelpunkt des Romans steht Sara T. Chestnut, die seit ihrer Kindheit „Sarat“ genannt wird und deren Leben durch den Bürgerkrieg aus den Fugen gerät. American War von Omar El Akkad (Hörbuch) weiterlesen

Was hast Du hinter Dir gelassen? Stimmen aus dem vergessenen Krieg im Jemen von Constantin Schreiber (Hrsg.) und Bushra al-Maktari

„Gegen das Vergessen, gegen die Gleichgültigkeit.“ (Seite 11)

Der Krieg im Jemen ist „der vergessene Krieg“: in den Medien kaum beachtet, kaum Flüchtlinge in Europa, denn es gibt keine Fluchtrouten, kaum ausländische Journalisten im Land.

Die jemenitische Schriftstellerin und Journalistin Bushra al-Maktari ist inkognito durch ihre Heimat gereist, hat mit Opfern des Krieges gesprochen, 400 Protokolle über den Krieg im Jemen gesammelt und 43 davon für ihr Buch ausgewählt.

Was hast Du hinter Dir gelassen? Stimmen aus dem vergessenen Krieg im Jemen von Constantin Schreiber (Hrsg.) und Bushra al-Maktari weiterlesen

Weit Gegangen von Dave Eggers

Dave Eggers hat die wahre Lebensgeschichte von Valentino Achak Deng in Romanform gebracht: Valentino ist weit gegangen und wurde deshalb auch von einigen Freunden so genannt – „Weit Gegangen“. Sein Weg führt ihn aus seiner Heimat, Marial Bai im Süden des Sudan, nach Äthiopien, Kenia und schließlich in die Vereinigten Staaten von Amerika. Sein Weg und sein Leben sind geprägt von Freundschaft und Verlusten, von Hunger, Durst und Elend, von Massakern und Tod. Weit Gegangen von Dave Eggers weiterlesen

Und doch ist es Heimat von Jochen Metzger

„Die Feinde sind da. Mitten in Sandheim.“

Sandheim, ein badisches Dorf zwischen Bruchsal und Karlsruhe, ist vom Zweiten Weltkrieg weitestgehend verschont geblieben, doch kurz vor Ende des Krieges fallen auch hier Bomben. Die Dorfbewohner warten auf den Einzug der Amerikaner, doch auch die französische Armee rückt immer näher. Und doch ist es Heimat von Jochen Metzger weiterlesen

Der Beweis von Agota Kristof

Der Beweis setzt da an, wo Das große Heft geendet hat: Die Zwillinge haben sich getrennt – Lucas ist im Haus der verstorbenen Großmutter geblieben, während Claus über die Grenze geflohen ist, das Land verlassen hat.

Lucas lebt an der Realität vorbei, vernachlässigt seine Aufgaben und Verpflichtungen, fühlt sich nicht mehr als ganzer Mensch, seit er von seinem Zwillingsbruder getrennt lebt.

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