Archiv der Kategorie: Kolonialismus

Harte Jahre von Mario Vargas Llosa

„In nur zwei Wochen hatte Guatemala sich gehäutet. Jede Spur der Amtszeit von Jacobo Árbenz schien ausgelöscht zu sein, und hervorgetreten war ein Land wie im Fieber, in dem die Jagd auf echte oder vermeintliche Kommunisten zur nationalen Obsession wurde.“ (Seite 134)

Im Jahre 1944 begegnen sich Sam Zemurray und Edward L. Bernays zum ersten Mal. Zemurray leitet die United Fruit Company, ein Unternehmen, das Bananen aus Mittelamerika in die USA importiert. Er möchte Bernays als Leiter für die Abteilung für Öffentlichkeit engagieren, um den schlechten Ruf des Unternehmens zu verbessern. Genau das soll Bernays auch gelingen: Das Image der United Fruit Company verbessert sich deutlich.

Doch die erste frei gewählte Regierung in der Geschichte Guatemalas ist Bernays ein Dorn im Auge, er sieht in den demokratischen Bestrebungen Juan José Arévalos eine große Gefahr für die United Fruit Company.

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Belletristik und Sachbücher über Kolonialismus (sowie Rassismus und Sklaverei)

In diesem Post liste ich Belletristik und Sachbücher über Kolonialismus (sowie Rassismus und Sklaverei) auf.

Meine Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe.

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Schwarzer Widerstand. Sklaverei und Rassismus in Lateinamerika und der Karibik von Toni Keppeler

„Sklaverei und Rassismus sind keine längst vergangene Geschichte. Und nicht nur die ehemaligen Kolonialmächte, Sklavenhalter und Sklavenhändler haben Schuld auf sich geladen. Das Europa, wie wir es heute kennen, wurde nicht nur mit dem Gold und Silber aufgebaut, das die Spanier aus Lateinamerika geraubt haben. Es wurde auch, wie es der argentinische Literaturwissenschaftler und Kolonialismusforscher Walter D. Mignolo sagt, ‚auf einem enormen Berg von Zucker, Kaffee und Nikotin errichtet‘. Dieser Berg wurde fast ausschließlich von schwarzen Sklaven geschaffen, die von Europäern nach Amerika verschleppt worden waren.“ (Seite 247f)

Toni Keppeler erzählt in seinem Buch von einer bisher eher weniger beachteten Facette der Eroberung der Welt durch die Europäer: von Kolonialismus, Sklaverei, Rassismus und Widerstand in Haiti, Martinique, Jamaika, Guatemala, Brasilien etc.

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Oliven und Asche von Ayelet Waldman und Michael Chabon

„Die Besatzung ist wie eine dunkle, schwere Wolke, die auf dem Land lastet. Wie ein Kloß im Hals. Manchmal droht sie, sich herabzusenken und uns gänzlich zu ersticken. Dann wieder kann es vorkommen, dass sie sich kurz lichtet. Niemals jedoch ganz. Keiner, der in ihrem Schatten lebt, kann die unterdrückerische Besatzung jemals vergessen.“ (Seite 134, Raja Shehadeh)

Ayelet Waldman und Michael Chabon haben sich für ihr gemeinsames Buch Oliven und Asche mit 24 renommierten Schriftstellern aus aller Welt zusammengetan und über das Leben der Palästinenser unter der Besatzung Israels geschrieben.

Das Ergebnis sind Essays und Geschichten von international bekannten Autoren wie Madeleine Thien, Dave Eggers, Mario Vargas Llosa, Taiye Selasi, Colm Tóibín, Eva Menasse und Anita Desai, die von Tod, Rassismus, Gleichgültigkeit, Egoismus, Erniedrigung, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Siedlungsbau, Menschenwürde, Wasser, Mobilfunk, Intifada, Checkpoints, Passagierscheinen, Seife, Straßensperren, Umwegen, Sperrzonen, Olivenhainen, Bulldozern, Flüchtlingslagern, Drogenproblemen, Willkür und Menschenrechten erzählen. Oliven und Asche von Ayelet Waldman und Michael Chabon weiterlesen

Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara (Hörbuch)

„Eines Tages verlieren wir alle jemanden, der uns nahe stand und den wir liebten.“ Track 162)

Der neunjährige Jai lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester in einem indischen Basti, einer Armensiedlung am Rande einer Großstadt.

Er schaut gerne Polizeidokus, und als ein Junge aus seiner Klasse verschwindet, wittert Jai seine große Chance, das durch die TV-Serien erlangte Wissen anzuwenden, um den Jungen zu finden. Bei seiner Detektivtätigkeit helfen ihm sein Freund Faiz, der ein viel besserer Anführer als Jai ist, und seine Freundin Pari, die in der Schule bessere Noten als Jai bekommt und viel klüger als er ist.

Gemeinsam mit Faiz und Pari wagt sich Jai in den geheimnisvollen Bhoot-Basar mit seinen verwinkelten Gässchen und in verbotene Viertel der Stadt. Doch dann verschwinden weitere Kinder, und im Basti geht nicht nur die Angst um, dass es das eigene Kind treffen könnte, sondern auch die Sorge, dass die Polizei mit Bulldozern anrückt und die illegale Siedlung niederwalzt.

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Blood River. Meine Reise ins dunkle Herz des Kongo von Tim Butcher

„Die Verlockungen der Fremden“

Auf den Spuren der Entdecker des 19. Jahrhunderts folgt Tim Butcher dem zweitlängsten und wasserreichsten Strom Afrikas und schildert die blutige Geschichte des Kongo – eine Geschichte maßloser Ausbeutung und entsetzlicher Gräueltaten.

Für seine abenteuerliche Reise nimmt der Autor zahlreiche Entbehrungen und Gefahren in Kauf und verwirklicht seinen großen Traum von der Erkundung des Kongo im 21. Jahrhundert.

Nichts scheint einfacher zu sein, als zu Zeiten der Expeditionen von Livingstone oder Stanley und der Kolonisierung durch die Belgier. Wo es im 20. Jahrhundert eine funktionierende Infrastruktur gab, ist heute kein sicherer und unkomplizierter Transport mehr möglich. Der Kongo hat die modernen Zeiten bereits hinter sich gebracht – „Großväter kannten die Moderne besser als ihre Enkel“.

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In Afrika. Reise in die Zukunft von Alex Perry

„Vereinfachung kann für Hilfe nützlich sein. Sie kann Hilfe aber auch behindern.“

Alex Perry erzählt in seinem Buch In Afrika von der Geschichte und Politik verschiedener afrikanischer Staaten, vom Versagen der Hilfsorganisationen und vom neuen Afrika als „Ort zorniger Selbstbehauptung“, von Reichtum und Armut, Korruption und Gewalt, Entdeckungsreisenden und Kolonialismus, Diktaturen und Diktatoren, Gefängnis und Folter, HIV und AIDS, Ursachen und Auswirkungen von Hilfsmaßnahmen, Biolandwirtschaft und Hunger, Apartheid und security estate, Terrorismus und Islamismus, bin Laden und Boko Haram, Kokain und Drogenkartellen, Klimakriegen und Bürgerkriegen.

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Geschichte der Sklaverei. Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert von Andreas Eckert

„Ein Sklave zu sein oder sich als ein solcher zu fühlen, hieß abgrundtief verzweifelt zu sein, denn kein Zustand konnte schlimmer sein als die Existenz als Sklave.“ (Seite 7)

Andreas Eckert – Professor für die Geschichte Afrikas an der Humboldt-Universität zu Berlin – berichtet in seinem Buch von Sklavengesellschaften versus Gesellschaften mit Sklaven, der Verbreitung von Sklaverei in verschiedenen Epochen, der Definition des Begriffs der Sklaverei, Sklaverei in Griechenland, in Rom sowie im Mittelalter, Handel mit Menschen aus Afrika, Sklaverei auf Plantagen in Nord- und Lateinamerika, Abschaffung der Sklaverei und moderner Sklaverei.

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GEO EPOCHE Der Kolonialismus. Die Welt im Griff Europas

„Die Herrschaft, die Europäer ab etwa 1500 allmählich über weite Teile der Welt ausübten, war im Grundsatz ein brutales System der Unterdrückung, gegründet auf Habsucht, Rassismus und missionarischen Eifer.“ (Seite 3)

Das GEO EPOCHE-Heft setzt sich mit verschiedenen Aspekten rund um das Thema Kolonialismus auseinander, wobei einerseits Inhalte behandelt werden, über die man möglicherweise noch nicht x-fach gelesen hat, und andererseits auch bekanntere Themen angesprochen werden: die Suche nach dem Seeweg nach Indien, Stützpunktkolonie versus Beherrschungskolonie versus Siedlungskolonie, Konquistadoren auf Hispaniola, Ostindien und Dänisch-Westindien, Pelzhandel in Alaska, Franzosen in Vietnam, Ausbeutung des Kongo durch belgische Kolonialisten, Kolonialisierung und Unabhängigkeit Afrikas, Neuguinea unter deutscher Kolonialherrschaft, Annexion Koreas durch die japanische Kolonialmacht sowie die Unabhängigkeit Indiens.

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Brandsätze von Steph Cha

„Wenn dies das Feuer war, waren sie die Flamme. Sie waren Teil davon, geschützt in der Glut.“ (Seite 22)

Als 2019 der unbewaffnete Highschoolschüler Alfonso Curiel im eigenen Hinterhof von einem Polizisten erschossen wird, kommt es in Los Angeles zu Unruhen. Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt, und die Bewohner von LA fühlen sich an ähnliche Begebenheiten mit rassistischem Hintergrund erinnert, die immer wieder Schlagzeilen machen.

In dieser turbulenten Zeit verweben sich die Schicksale von zwei ganz unterschiedlichen Familien:

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