Das große Heft von Agota Kristof

Die Zwillinge werden eines Tages von ihrer Mutter zu ihrer Großmutter in die „Kleine Stadt“ gebracht. Dort gibt es zwar mehr zu essen als in der „Großen Stadt“, und es fallen (noch) keine Bomben, doch wird den beiden Kindern keinerlei Liebe und Zuneigung von der Großmutter entgegengebracht.

Die Zwillinge beschließen, dass sie sich körperlich, geistig und emotional abhärten müssen, um ihr neues Leben ertragen zu können, und beginnen, verschiedene Übungen auszuführen, die sie irgendwann kalt, skrupellos und dumpf werden lassen.

Ich habe Agota Kristofs Trilogie (Das große Heft – Der Beweis – Die dritte Lüge) bereits vor vielen Jahren mit Begeisterung gelesen und war auch bei der zweiten Lektüre wieder beeindruckt, wie überzeugend die Autorin in aller Kürze den moralischen Verfall und das dahinter liegende Leiden der beiden Jungen darlegen kann.

Das große Heft entsetzt, schockiert und zeigt dem Leser die dunkle Seite des Menschen und die psychologischen Folgen von Krieg und Gewalt.

Kristof spricht eine klare und direkte Sprache, bringt Dinge auf den Punkt, ohne sich mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Die fesselnde Thematik und Kristofs Schreibstil mit prägnanten Sätzen und kurzen Kapiteln sorgen dafür, dass man dieses bewegende Buch in weniger als 2 Stunden ausgelesen hat – und irgendwie verändert zurück bleibt.

Agota Kristof: Das große Heft. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Piper, 2013, 176 Seiten; 10 Euro.

Dieser Post ist Teil des Ungarn-Monatsthemas im Juni und Juli 2020.

Dazu hab ich auch was zu sagen!