Archiv der Kategorie: Frauen

Jägerin und Sammlerin von Lana Lux

„Heute morgen hatte Alisa sich vorgenommen nichts zu essen, und das hatte sie bis jetzt auch geschafft. […] Das könnte seit langem ein echt perfekter Tag werden. Natürlich hatte sie einen unerträglichen Hunger. Und irgendwie wäre es okay, etwas kleines Gesundes, etwas Erlaubtes zu essen, so wie früher, als das noch ging. Aber jetzt war das einfach nicht mehr möglich. Seit wann war das eigentlich schon so? Wann hatte es angefangen, so schlimm zu sein?“ (Seite 14f)

Alisa findet sich dick, hässlich und nicht liebenswert. Tagsüber hungert sie, abends bekommt sie Fressanfälle und erbricht die Unmengen an Essen, die sie in sich hineingestopft hat. Sie schämt sich und gerät immer mehr in einen Teufelskreis von Essen, Erbrechen, Scham und Verzweiflung.

Nach der Schule schreibt sich Alisa an der Uni für Kunstgeschichte und Italienisch ein, doch ihre Gedanken kreisen nur noch um Essen bzw. Nicht-Essen, um Nährstoffe und Ernährungsratschläge. Am wirklichen Leben nimmt Alisa kaum noch teil.

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Tage des Verlassenwerdens von Elena Ferrante

„Es war nur eine Frage von Tagen, bis sich alles wieder einrenken würde.“ (Seite 12)

Nach 15 gemeinsamen Ehejahren stellt Mario Olga vor vollendete Tatsachen: Er verlässt sie.

Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden eine Beziehungskrise haben und er seine Trennung ankündigt. Und aus diesem Grunde geht Olga auch diesmal davon aus, dass er nach wenigen Tagen zurückkehren wird, zumal er nichts mitgenommen und sich nicht von den Kindern verabschiedet hat.

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Je tiefer das Wasser von Katya Apekina

„Bei einer Mutter wie unserer entwickelt man einen Instinkt für bestimmte Situationen. Wenn man sie zu sehr behelligt, geht sie weg.“ (Seite 67)

Vor 12 Jahren hat der erfolgreiche Schriftsteller Dennis Lomack seine deutlich jüngere Frau und Muse Marianne verlassen und seither den Kontakt zu seinen beiden Töchtern verloren. Nach einem Suizidversuch Mariannes holt er die mittlerweile 16-jährige Edie und die zwei Jahre jüngere Mae zu sich nach New York, während die Mutter in eine psychiatrische Klinik in Louisiana eingewiesen wird.

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Wildauge von Katja Kettu

„Ich hatte das Gefühl, als wäre ich so angesehen worden, wie ich noch nie zuvor angesehen worden war.“ (Seite 36 der gebundenen Ausgabe)

Lappland im Sommer 1944: Der deutsche Offizier Johannes Angelhurst soll als Fotograf die finnischen Verbündeten porträtieren. Da trifft er auf eine Hebamme, die Johannes schließlich „Wildauge“ nennt.

Wildauge fühlt sich sofort zu Johannes hingezogen, und als Johannes bald darauf ins Lager Titowka versetzt wird, folgt Wildauge ihm und lässt sich als Krankenschwester in das Kriegsgefangenenlager einschleusen, um in seiner Nähe zu bleiben.

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Stalins Kühe von Sofi Oksanen

„Der schlimmste Feind des Esten ist der Este.“

Anna ist Bulimikerin, ihr Leben ist bestimmt vom Essen und von der Beschäftigung mit Essen. In Stalins Kühe wird die Geschichte von Anna und ihrer Krankheit, von Annas Familie und ihrer Herkunft erzählt. So wie Anna ihre Krankheit leugnet, leugnet ihre Mutter Katariina ihre estnische Herkunft und erwartet auch von Anna, dass sie nicht über ihre Familiensituation spricht, denn Estinnen sind in Finnland nicht angesehen. Stalins Kühe von Sofi Oksanen weiterlesen

Fegefeuer von Sofi Oksanen

„[…] der Stolz war das Ende jeder Kunst und die Demut aller Dinge Anfang […]“

West-Estland im Jahre 1992: Aliide Truu lebt allein in einem Bauernhaus und findet eines Tages ein Bündel in ihrem Garten, das sich als junge Frau herausstellt, die auf der Flucht vor ihren Zuhältern ist.

Das Mädchen – Zara – ist völlig verängstigt und befürchtet das baldige Auftauchen der beiden Männer, die sie zur Prostitution gezwungen und sie mehrfach missbraucht und misshandelt haben.

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Seht, was ich getan habe von Sarah Schmidt (Hörbuch und Buch)

„Es gibt eine Liebe, die sich erst in der Trauer zeigt.“

Vierter August 1892 in Fall River, Massachusetts: Die 32-jährige Lizzie Borden, die unverheiratet ist und mit ihrem Vater, ihrer Stiefmutter und dem Dienstmädchen Bridget zusammenlebt, findet im Erdgeschoss ihres Elternhauses die blutüberströmte Leiche ihres Vaters. Kurz darauf wird zudem der Leichnam von Lizzies Stiefmutter entdeckt. Beide wurden anscheinend mit einem axtähnlichen Gegenstand ermordet.

Lizzie Borden, 1889 (Urheber: anonym, Quelle: Wikipedia)

Bis heute sind die Morde an Andrew und Abby Borden nicht vollständig geklärt, und aufgrund ihrer Faszination für den mysteriösen Kriminalfall machte sich die Autorin Sarah Schmidt auf die Suche nach den Hintergründen der Morde und schrieb schließlich ihren Debütroman Seht, was ich getan habe über die Bordens und den geheimnisvollen 4. August 1892. Seht, was ich getan habe von Sarah Schmidt (Hörbuch und Buch) weiterlesen

Psychopathinnen von Lydia Benecke

„Bald ist alles vorbei, und ein neues Leben fängt an.“

Lydia Benecke ist eine deutsche Kriminalpsychologin und Psychotherapeutin, die mit schweren Straftätern arbeitet und über ihre Erfahrungen und Erlebnisse bereits in mehreren populärwissenschaftlichen Büchern berichtet hat. Psychopathinnen war meine erste Begegnung mit ihr, und obwohl ich wegen des reißerisch klingenden Titels erst unschlüssig war, ob ich das Buch überhaupt lesen soll, war die Neugier stärker, denn auch ich habe mich im Rahmen meines Psychologie-Studiums und meiner wissenschaftlichen und klinischen Arbeit schon etwas intensiver mit Themen wie Persönlichkeitsstörungen, Gewalt und Kriminologie beschäftigt.

Psychopathinnen hält nicht, was der reißerische Titel verspricht, sondern ist erfreulich sachlich und informativ. Benecke erzählt detailreich von verschiedenen Frauen, die Cluster B-Persönlichkeitsstörungen haben und straffällig wurden. Dabei beschreibt Benecke auch die Taten selbst, so dass es bisweilen brutal und unappetitlich wird, aber auch in diesen Passagen driftet die Autorin nicht in blutrünstige und sensationsheischende Schilderungen ab, sondern zeigt auf, was die Folgen von traumatischen Kindheitserlebnissen sind, wie die Betroffenen denken und fühlen bzw. was sie nicht fühlen und aus welchen Beweggründen die Frauen straffällig werden. Psychopathinnen von Lydia Benecke weiterlesen

Mörderinnen von Veikko Bartel

„So unterschiedlich die Fälle, so verschieden meine Mandanten in Alter, Motiven, Lebensläufen waren, auf welchem Wege sie wem das Leben nahmen – eine Erkenntnis ist allumfassend: Jeder Mensch kann töten. Und er wird es tun, kommt er nur an eine ganz bestimmte Grenze.“ (Seite 12)

In Mörderinnen erzählt der Strafverteidiger Veikko Bartel von vier Fällen, in denen Frauen zu Mörderinnen wurden. Er berichtet von einer Frau, die direkt nach der Geburt ihr Kind tötet, von einer Ehefrau, die ihren Mann ersticht, von einer BDSM-Geschichte der etwas härteren Art und von einer Frau, die ihren Mann vergiftet. Mörderinnen von Veikko Bartel weiterlesen

Der Report der Magd von Margaret Atwood (Hörbuch)

„Es gibt mehr als nur eine Form von Freiheit […], Freiheit zu und Freiheit von.“ (CD 1, Track 15)

Die USA in naher Zukunft: Infolge der Verseuchung mit radioaktiven, biologischen und chemischen Stoffen sind viele Menschen nicht mehr zeugungsfähig, und nach dem Staatsstreich einer christlich-fundamentalistischen Gruppierung wird eine theokratische Diktatur, die Republik Gilead, errichtet. Hier herrschen strenge Regeln, und vor allem die Rolle der Frau wird neu definiert. Frauen dürfen kein Eigentum besitzen, müssen sich den Männern völlig unterordnen und haben (wenn sie zeugungsfähig sind) die Pflicht, Kinder zu gebären.

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