Archiv der Kategorie: Flucht und Migration

Ich komme nicht zurück von Rasha Khayat

„Ich erinnere mich, dich vergessen zu haben.“ (Seite 19)

Deutschland mitten in der Corona-Pandemie: Johanna ist einsam, und seit Wochen sieht sie an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten eine Frau mit kurzen, dunklen Haaren, die wie ihre langjährige Freundin Zeyna aussieht, zu der sie schon lange keinen Kontakt mehr hat, nachdem es zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen kam.

Johanna erinnert sich an ihre erste Begegnung mit Zeyna und deren Vater Nabil, an die gemeinsame Freundschaft mit Cem, der Johanna auch heute noch nahesteht, an Urlaube, an all das, was Zeyna und Johanna miteinander geteilt haben.

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Der ehrliche Finder von Lize Spit

„Finden zu seinem Beruf gemacht“ (Seite 17)

Jimmy ist ein einsamer Junge, der gut in der Schule ist und leidenschaftlich Flippos sammelt. Er ist immer auf der Suche nach vergessenen oder verlorenen Münzen in Zigarettenautomaten, Umkleideschließfächern, Parkuhren und Einkaufswagen, um das Geld direkt in Chips zu investieren, um so an weitere Flippos zu kommen. Neben seiner eigenen Sammlung legt er auch eine für seinen besten Freund Tristan Ibrahimi an, der aus dem Kosovo stammt, mit seinen Eltern und Geschwistern vor Krieg und Gewalt geflohen ist.

Seit über einem Jahr lebt die Familie Ibrahimi in Bovenmeer, Jimmy hilft Tristan in der Schule, erklärt, übersetzt, unterstützt ihn. Und nun bittet ihn Tristan um weitere Hilfe, denn die Familie hat einen Brief bekommen: Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, die Familie muss zurück in den Kosovo. Nur Jimmy kann helfen, und er würde für seinen besten (und einzigen) Freund alles tun.

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Ich werde leben von Lale Gül

„Sie dürfen nicht wissen, was sie wissen, nicht fühlen, was sie fühlen, nicht begehren, was sie begehren, nicht sein, was sie sind.“ (Seite 7)

Büsra hat türkische Wurzeln und lebt bei ihrer Großmutter in Amsterdam. Sie lebt ein Doppelleben zwischen den Ansprüchen, die ihre strengen, ultrakonservativen, religiösen Eltern an sie stellen, und den Vorstellungen, die sie selbst von ihrem Leben hat.

Büsra studiert, hat einen offiziellen Nebenjob, arbeitet zusätzlich heimlich in einem Restaurant und unterhält seit Jahren eine Beziehung zu einem jungen Mann, von dem ihre Familie nichts weiß und nichts wissen darf.

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Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße von Maxim Leo (Hörbuch)

„Es war eine der größten und spektakulärsten Fluchten in der Geschichte der DDR. Bisher kannte niemand die Akteure und die Hintergründe. Jetzt habe ich den Mann gefunden, der alles geplant und durchgeführt hat.“ (Track 13)

Der Fortschritt meint es oft nicht gut mit Michael Hartung. Schon mehrmals im Leben durchkreuzten neue Entwicklungen und technische Errungenschaften sein Berufsleben, und nun sitzt er in seiner Videothek und hat Geldsorgen, während die Streamingdienste die Welt erobern.

Da kommt ihm der Besuch eines Journalisten im September 2019 gerade recht, denn dieser befragt ihn wegen einer Massenflucht aus der DDR, die sich am Bahnhof Friedrichstraße zugetragen hatte.

Hartung hatte damals als Stellwerksmeister gearbeitet und laut Stasi-Akte die Weiche so gestellt, dass der Zug mit 127 Menschen außerplanmäßig in die Bundesrepublik gefahren ist.

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18 Tage im Sinai von Michael Obert

„Keine Arbeit, kein Geld, keine Zukunft“ (Seite 31)

Der 28-jährige Selomon ist aus seiner Heimat Eritrea in den benachbarten Sudan geflohen, wurde in Ostsudan gekidnappt, an ein internationales Menschenhändlernetzwerk verkauft und schließlich in ein Foltercamp auf der Sinai-Halbinsel verschleppt. Hier wurde er so lange gefoltert, bis seine Familie ein exorbitant hohes Lösegeld gezahlt und ihm somit die Freiheit erkauft hat.

Anhand der Geschichte Selomons erzählt Michael Obert von den Foltercamps, von Islamismus, von Menschen- und Organhandel. 18 Tage im Sinai von Michael Obert weiterlesen

Die Schuld des Tages an die Nacht von Yasmina Khadra

Yasmina Khadra erzählt von der Kindheit und Jugend des Arabers Younes/Jonas im Algerien des 20. Jahrhunderts, von den französischen Kolonialisten, die das Land und seine muslimischen Bewohner unterjochen, vom Kampf um Unabhängigkeit, von politischen Unruhen und der algerischen Nationalbewegung. Der Leser erfährt von den Verlockungen der Städte, die die arme Landbevölkerung anziehen, weil ein besseres Leben erhofft wird, und von zerplatzten Träumen und enttäuschten Hoffnungen. Der Autor berichtet von der Rechtlosigkeit der Araber, die in ihrem eigenen Land nur noch Menschen zweiter Klasse sind und die von den Franzosen politisch und kulturell unterdrückt und klein gehalten werden. Die Schuld des Tages an die Nacht von Yasmina Khadra weiterlesen

Die Rückkehr von Hisham Matar

„Hier geschieht nie was. Aber wenn, dann schnell wie der Blitz. Dann lässt sich die Welt in einem Tag verändern. Es mag zweiundvierzig Jahre dauern, bis der Tag kommt, aber wenn…“

Im Jahre 1979, zehn Jahre nach Gaddafis Machtergreifung, floh Hisham Matars Familie aus der libyschen Heimat. Hisham Matars Vater war unter König Idris Offizier der libyschen Armee und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem der bekanntesten Führer der Opposition gegen Gaddafis Regime. Die Familie lebte viele Jahre im ägyptischen Exil, wurde auch nach ihrer Flucht aus Libyen vom libyschen Geheimdienst überwacht und nahm einen neuen Namen an. Im Jahre 1990 wurde Hisham Matars Vater dennoch vom libyschen Geheimdienst entführt und in das berüchtigte Abu Salim-Gefängnis bei Tripolis gebracht. In den ersten sechs Jahren seiner Gefangenschaft gelang es dem Vater, drei Briefe an seine Familie aus dem Gefängnis zu schmuggeln, doch dann verlor sich die Spur, und seine Familie hörte nie wieder von ihm. Die Rückkehr von Hisham Matar weiterlesen

Syrien. Ein Land ohne Krieg von Lutz Jäkel und Lamya Kaddor

„Plötzlich sah ich die Vergangenheit in der Gegenwart und wusste, das wird auch die Zukunft dieses Landes sein. Syrien ist nicht tot.“

Wann immer syrische Freunde von ihrer Heimat gesprochen haben, haben sie mir von einem wunderschönen Land erzählt, in dem man gastfreundliche Menschen, unglaublich gutes Essen, vorislamische Bauten und Kulturschätze der Umayyadenzeit findet. Syrien war ein sicherer Ort – zumindest für Touristen, Regimegegner hatten es schwer unter der Herrschaft der al-Assads.

Von der Schönheit Syriens ist seit 2011 viel verlorengegangen, auch wenn z.B. die Altstadt Damaskus‘ noch nahezu unversehrt ist. Befreundete Geflüchtete erzählen mir noch immer von der überwältigenden Schönheit des Landes, aber unter diese Berichte einer verlorenen Heimat mischen sich nunmehr vor allem die Geschichten von Bombardierungen, von Elend, Krieg und Tod. Syrien. Ein Land ohne Krieg von Lutz Jäkel und Lamya Kaddor weiterlesen

Dschinns von Fatma Aydemir

„Da ist eine Leere. Die ist schon seit einer ganzen Weile da, auch als sein Vater noch lebte. Bestimmt wird Ümit sich daran gewöhnen, dass sein Vater weg ist, man gewöhnt sich schließlich an alles, aber wie lange dauert so was? Und noch wichtiger: Wann werden sich die anderen daran gewöhnen?“ (Seite 33)

Hüseyin hat sich abgerackert, 30 Jahre lang hat er gespart und auf vieles verzichtet, und nun hat er sich seinen Traum erfüllt, eine Wohnung in Istanbul gekauft. Er ist 59 Jahre alt und wartet darauf, dass Ümit, sein jüngster Sohn, mit der Schule fertig ist, damit Hüseyin endlich das kalte, herzlose Deutschland verlassen kann, in dem er seit Jahrzehnten lebt.

Hüseyin verbringt den ersten Abend in seiner Istanbuler Wohnung, ist stolz auf das, was er sich erarbeitet hat – und stirbt an einem Herzinfarkt.

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Brandsätze von Steph Cha

„Wenn dies das Feuer war, waren sie die Flamme. Sie waren Teil davon, geschützt in der Glut.“ (Seite 22)

Als 2019 der unbewaffnete Highschoolschüler Alfonso Curiel im eigenen Hinterhof von einem Polizisten erschossen wird, kommt es in Los Angeles zu Unruhen. Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt, und die Bewohner von LA fühlen sich an ähnliche Begebenheiten mit rassistischem Hintergrund erinnert, die immer wieder Schlagzeilen machen.

In dieser turbulenten Zeit verweben sich die Schicksale von zwei ganz unterschiedlichen Familien:

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