Archiv der Kategorie: Frankreich

Loyalitäten von Delphine de Vigan

„Er schließt die Augen, alles ist weggewaschen, ja, und alles kann beginnen.“ (Seite 12)

Théo Lubin, ein schweigsamer, 12-jähriger Junge, wächst nach der Trennung seiner Eltern in wechselnder Obhut auf. Théo wird von seinen Eltern hin- und hergerissen, die den Konflikt miteinander über ihren Sohn austragen, er „ist die Geisel eines Konfliktes, der ihn verstummen lässt“ (Interview mit Delphine de Vigan vom 18. Februar 2018 in Marie-Claire).

Während Théos Mutter versucht, Kontrolle über die Situation und ihren Sohn zu behalten, verwahrlost Théos Vater, der arbeitslos geworden ist, das Haus nicht mehr verlässt und kaum noch am Leben teilnimmt, immer mehr, wird jedoch von Théo gedeckt, der sich ihm gegenüber bedingungslos loyal zeigt und allen anderen verheimlicht, wie schlecht es seinem Vater geht.

In der Schule und in den Wochen, in denen Théo bei seiner Mutter wohnt, verbringt Théo die meiste Zeit mit seinem Freund Mathis Guillaume, mit dem er heimlich Alkohol trinkt, wobei er die Dosis so lange steigern will, bis er endlich nichts mehr spürt. Loyalitäten von Delphine de Vigan weiterlesen

Das Lächeln der Vergangenheit von Birgit Weidt

„Tropische Nächte sind Hörspiele: Zikaden zirpen, laut klatschen die Flughäute der Flughunde, Wildtauben gurren, heiser klingt der Schrei eines Falken. Aus der Ferne höre ich das tosende Meer, wie es an die Küste schlägt. Ich lausche noch eine ganze Weile in die Dunkelheit hinein, bis mich die Müdigkeit übermannt.“ (Seite 92)

Immer wenn ich nach Australien reise, empfinde ich den roten Kontinent als das Ende der Welt. Aber Neukaledonien liegt noch dahinter! Und hierhin zieht es Birgit Weidt, die seit ihrer Kindheit von Neukaledonien schwärmt und träumt, seit sie von ihrem Großvater eine Holzmaske von der pazifischen Inselgruppe zum Spielen bekommen hat. Die Maske war für den Großvater ein Talisman, und Weidt möchte nicht nur die Südseeinseln kennenlernen, sondern auch dem Geheimnis der Maske auf die Spur kommen. Das Lächeln der Vergangenheit von Birgit Weidt weiterlesen

Bretonische Geheimnisse von Jean-Luc Bannalec

„Brocéliande! Welch überaus kostbare Erinnerung in einem einzigen Wort! Das gesamte mittelalterliche Europa sprach es nur mit tiefster Verehrung aus. Das letzte verbliebene Feenreich. Genau hier spielen sich einige der wundervollsten Schöpfungen der Fantasie ab, die je die Herzen der Menschen bewegt haben.“ (Seite 10)

Kommissar Dupin schuldet seinem alten Pariser Polizeifreund Jean Odinot einen Gefallen und soll ihm bei einem ungeklärten Fall helfen, wofür Dupin in den Forêt de Brocéliande reist, in den größten Wald der Bretagne, der durch König Artus und seine Tafelrunde berühmt geworden ist.

Da ein Betriebsausflug mit seinem Team längst überfällig war, verbindet Dupin die dienstliche Reise mit einem kleinen Ausflug mit Kollegen. Doch statt sich zu entspannen und Legenden über Artus und den Heiligen Gral zu lauschen, wird Dupin gleich nach der Ankunft im beschaulichen Dorf Tréhorenteuc im Val sans retour in einen Fall verwickelt: Als er im Auftrag Odinots das Haus des Artus-Forschers Fabien Cadiou aufsucht, um diesen wegen des Todes seines Freundes Gustave Laurent, einem Pariser Historiker, der während eines Forschungsaufenthalts an einem Herzinfarkt gestorben ist, zu befragen, findet er die Leiche Cadious. Bretonische Geheimnisse von Jean-Luc Bannalec weiterlesen

Provenzalische Schuld von Sophie Bonnet

„Alle Brücken abbrechen.“ (Seite 45)

Pierre Durand und seine Freundin Charlotte freuen sich auf ihren ersten gemeinsamen Urlaub, doch wenige Tage vor der Abreise erhält Pierre einen besorgten Anruf von Arnaud Rozier, dem Bürgermeister von Sainte-Valérie. Arnauds Ehefrau Nanette ist seit fast 2 Wochen verschwunden, seit sie nach einem Streit mit Arnaud das Haus verlassen hat.

Arnaud vermutet, dass Nanette etwas Abstand und Ruhe braucht, aber dann taucht die Kriminalpolizei bei ihm auf, weil diese einen anonymen Hinweis erhalten hat, dass Arnaud seiner Frau etwas angetan haben könnte. Daraufhin bittet Arnaud Pierre, inoffiziell nach Nanette zu suchen. Provenzalische Schuld von Sophie Bonnet weiterlesen

Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten von Jean-François Parot

„Zögern Sie nicht, Minen zu legen, aber lösen Sie keine Explosion aus ohne meinen ausdrücklichen Befehl.“ (Seite 48)

Oktober 1761: Commissaire Nicolas Le Floch ist aus dienstlichen Gründen in der Pariser Oper: Der Polizeipräfekt Monsieur de Sartine hat ihn beauftragt, den Saal zu überwachen, da Madame Adélaïde, die Tochter des Königs Louis XV, mit ihrem Gefolge anwesend ist und die Königsfamilie nach einem Attentat auf Louis XV in Angst lebt.

Am Ende des zweiten Aktes wird es in der Königsloge unruhig, und bald stellt sich heraus, dass der Comte und die Comtesse de Ruissec, die beide in der Oper anwesend sind, eine sehr aufwühlende Nachricht erhalten haben: Ihr ältester Sohn Vicomte Lionel war am Abend nach Hause gekommen, sofort in sein Zimmer gegangen und hatte sich darin eingeschlossen. Kurz darauf hatten die Diener einen Schuss gehört.

Vieles deutet auf einen Suizid hin, und einer der Diener erzählt, dass der Vicomte schon seit 20 Tagen Suizidgedanken geäußert hätte. Doch es gibt auch Auffälligkeiten, die für Le Floch nicht ins Bild passen, und sein Gefühl sagt ihm, dass sie es hier mit einem Mord zu tun haben. Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten von Jean-François Parot weiterlesen

Die Geschichte des Wassers von Maja Lunde (Hörbuch)

„Alle Gletscher schmelzen, das wusste ich ja, doch es zu sehen ist trotzdem etwas anderes. Ich bleibe stehen, atme einfach nur ein und aus, das Eis ist noch immer da, aber nicht mehr an der Stelle, wo es früher einmal war.“

Norwegen, 2017: Signe kehrt zurück in ihre Heimat und beobachtet, dass sich die Landschaft seit ihrem Weggang stark verändert hat, und erfährt, dass mittlerweile das Gletschereis in südliche Länder verkauft wird, damit Ultrareiche ihre Drinks mit echtem Gletschereis kühlen können. Sie vermutet, dass ihre Jugendliebe Magnus diese Ausbeutung der Natur in einer Vorstandssitzung genehmigt oder gar befürwortet hat und macht sich auf ihrem Segelboot Blau auf den Weg nach Frankreich, wo Magnus mittlerweile lebt und wo sie ihn zur Rede stellen will.

Frankreich, 2041: David und seine Tochter Lou befinden sich auf der Flucht nach Norden. Im Süden herrscht seit fünf Jahren eine Dürre, es gibt kaum noch Trinkwasser. Davids Frau Anna hat die Flucht forciert, doch dann wurden sie und ihr Baby Auguste von David und Lou getrennt, die in einem Lager untergekommen sind, auf ihre Weiterreise in weniger lebensfeindliche Regionen warten und hoffen, die Familie wieder vereinen zu können. Die Geschichte des Wassers von Maja Lunde (Hörbuch) weiterlesen

Der Zopf von Laetitia Colombani (Buch und Hörbuch)

„Manchmal, sagt sie sich, rückt das Leben die finstersten und die lichtesten Momente nah zusammen. Es nimmt und gibt gleichzeitig.“ (Seite 129f)

Badlapur, Uttar Pradesh, Indien:
Smita ist eine Dalit. Sie sammelt – wie ihre Mutter vor ihr – die Exkremente anderer Menschen ein und steht in der indischen Gesellschaft an unterster Stelle: „Sie ist nicht nur unberührbar, sie soll unsichtbar sein.“ (Seite 17). Für ihre sechsjährige Tochter Lalita wünscht sich Smita ein besseres Leben und ist bereit, mit all ihrer Kraft dafür zu kämpfen, dass ihre Tochter nicht in ihre Fußstapfen tritt. Der Zopf von Laetitia Colombani (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Ein Jahr an der Côte d’Azur von Annika Joeres

„Aber besser, wir wohnen im hässlichen Haus und gucken auf schöne Fassaden als umgekehrt.“

Annika Joeres und ihr Freund Hans mieten für 700 Euro im Monat eine recht heruntergewirtschaftete, möblierte Einzimmerwohnung in Nizza. Doch der Meerblick, den sie für die nächsten zwölf Monate genießen dürfen, entschädigt sie für diverse Mängel an der Wohnung.

In Ein Jahr an der Côte d‘Azur erzählt Joeres von Ausblick und Altstadt, Sonnentagen und Niederschlagsmenge, Socca und Fougasse, Cannes und Menton, Fête du Citron und Mandarinenlikör, Orangina und Pastis, Castellar und Mafia, Corniche und Monte Carlo, Alpenbogen und Mercantour-Gebirge, Karneval und Monaco, Emanzipation und Schleifchen, Rechtsextremen und Migranten, Cyclonaute und Nice Matin, Bödels und Académie Française, extrem Reichen und extrem Armen, Handwerkern und flexiblen Zeitangaben, Rugby und Quallen, Salade Niçoise und Pan Bagnat, Gorges de Cians und Ubaye, Meer und Hinterland, Oliven und Safran, Blumenfeldern und Grasse, Skifahren und Schneeketten. Ein Jahr an der Côte d’Azur von Annika Joeres weiterlesen

Ein Jahr in Frankreich von Birgit Kaspar

„Coup de foudre!“

Nach Jahren im Nahen Osten kauft Birgit Kaspar zusammen mit ihrem Lebensgefährten Alistair ein Haus in Südwestfrankreich, im beschaulichen 35-Seelen-Dorf Belloc.

In Ein Jahr in Frankreich erzählt Kaspar von Möbelwagen und Buchenwäldern, Nationalsozialismus und Europa, Croissants und Maulwurfschießen, Austernzüchtern und Sandstränden, Gewitter und Dacharbeiten, Toulouse und vent d‘autan, Republik und Monarchie, Grasse und Parfüm, Paris und Terror, Schnee und Abtauungsperiode, Antisemitismus und Antiislamismus, Chamonix und Klimawandel, Camargue und Korsika, Gemüsebeet und Transhumance. Ein Jahr in Frankreich von Birgit Kaspar weiterlesen

Bataclan. Wie ich überlebte von Fred Dewilde

„Getränkt vom Blut von Opfern und Tätern gehöre ich nun zu dem Teil der Menschheit, der den Geruch, den Geschmack des Grauens, des Unfassbaren kennt.“

Als Fred Dewilde am 13. November 2015 mit Freunden ins Pariser Bataclan geht, freut er sich auf einen unterhaltsamen Abend und das Konzert der US-amerikanischen Rockband Eagles of Death Metal. Was dann passiert, verändert sein zukünftiges Leben nachhaltig: Das Bataclan wird an diesem Abend eines der Ziele des Islamischen Staates, als an fünf verschiedenen Orten in Paris Attentate durchgeführt wurden, bei denen 130 Menschen starben und fast 700 verletzt wurden, davon beinahe 100 schwer.

In Bataclan. Wie ich überlebte erzählt Dewilde von den Ereignissen vor Ort, von seinem Überleben und von seinem Leben nach dem Überleben, wobei das Letztgenannte den größten Raum im Buch einnimmt und zudem nicht als Graphic Novel, sondern als längerer Fließtext abgedruckt ist. Bataclan. Wie ich überlebte von Fred Dewilde weiterlesen