Schlagwort-Archive: Suizid

Durch die Nacht von Stig Sæterbakken

„Trauer tritt in so vielen Formen auf. Sie ist wie ein Licht, das ein- und ausgeschaltet wird. Sie ist da, sie ist nicht auszuhalten, dann verschwindet sie, weil sie unerträglich ist, weil man sie nicht permanent ertragen kann. […] Tausend Mal am Tag vergaß ich, dass Ole-Jakob tot war. Tausend Mal am Tag fiel es mir plötzlich ein. Beides war unerträglich. Ihn zu vergessen war das Schlimmste, was ich tun konnte. An ihn zu denken war das Schlimmste, was ich tun konnte. Kälte kam und ging. Wärme kam nie. Es gab nur Kälte und die Abwesenheit von Kälte.“ (Seite 9)

Schuld ist oft das vorherrschende Gefühl nach dem Suizid eines Nahestehenden, selbst wenn es keinen offensichtlichen Grund für Schuldgefühle gibt. Schuld, von der man meint, sie auf sich geladen zu haben, weil man etwas gesagt oder nicht gesagt hat, weil man etwas getan oder nicht getan hat, weil man irgendwann den vermeintlich falschen Weg eingeschlagen hat, irgendwo abgebogen ist, wo man (wie man Jahre später meint) nicht hätte abbiegen sollen.

Jeder, der einen Nahestehenden durch Suizid verloren hat, kennt diese Gefühle von Schuld und weiß, wie dominant und belastend diese sind, dass nach einem Suizid das eigene Leben in ein Vorher und ein Nachher geteilt ist, dass sich dadurch alles wandeln kann, dass sich Lebenswege ändern können.

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Laufen von Isabel Bogdan

„am liebsten würde ich rückwärtslaufen, das Leben zurückspulen und dich vielleicht noch retten“ (Seite 39)

Das erste Jahr nach dem Tod eines Nahestehenden ist die schwierigste Zeit nach diesem Verlust. Danach hat man alles zum ersten Mal ohne die andere Person erlebt: das erste Weihnachten, den ersten Jahresbeginn, den ersten eigenen Geburtstag, den ersten Geburtstag des Verstorbenen, den ersten Jahrestag des Tages, an dem man zum letzten Mal mit dem Verstorbenen gesprochen hat, und des Moments, in dem man vom Tod erfahren hat. Bei einem Tod durch Suizid hat man neben der Trauer mit weiteren Gefühlen zu kämpfen, die mit der Zeit zwar weniger werden, aber nie ganz verschwinden. Allen voran: Schuld und Wut.

Genauso fühlt sich die Ich-Erzählerin in Isabel Bogdans Roman Laufen: traurig, verzweifelt, schuldig, einsam, wütend. Ein Jahr ist vergangen, seit sich ihr Lebensgefährte suizidiert hat, und nun hat sie wieder mit Laufen begonnen. Jeder Schritt ist eine Qual, doch sie zwingt sich zum Weiterlaufen und zum Weiterleben. Und mit der Zeit gewöhnt sie sich nicht nur an das Laufen, sondern auch an die Vorstellung eines Lebens ohne ihn.

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Suizidalität und Suizidprävention bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen von Johanna Gerngroß

„Laut WHO (2000) sind nach einem Suizid durchschnittlich mindestens sechs Personen direkt betroffen. Hauptsächlich belastet sind dabei natürlich in erster Linie Familienangehörige und Freunde. […] Nicht zu vergessen sind die Augenzeugen des Suizids, die beispielsweise den Sprung aus großer Höhe beobachtet haben.“ (Seite 251)

Suizidalität und Suizidprävention bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen deckt eine ungeheure Bandbreite an Themen ab, die mit Suizid und Suizidalität in Verbindung stehen: z.B. bestimmte Aspekte der Suizidprävention, Prävalenz, Suizidmethoden, Begrifflichkeiten, protektive und Risikofaktoren, Warnsignale, Werther-Effekt, rechtliche Informationen, Hilfe bei akuter Suizidalität, Ursachen und Behandlung von Suizidalität, Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen sowie im höheren Lebensalter, Suizid am Arbeitsplatz, chronische Suizidalität sowie Postvention (z.B. Belastungs- und Trauerreaktionen, Scham und Schuldgefühle, Begleitung von Hinterbliebenen).

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Die Mittellosen von Szilárd Borbély

„Das Leben ist schwarzweiß. Oder farblos und deshalb unsichtbar.“

Der namenlose Ich-Erzähler wächst Ende der 1960er Jahre in einem ungarischen Dorf auf. Seine Kindheit ist geprägt von Gewalt, Armut, Hunger, Trostlosigkeit und emotionaler Abgestumpftheit.

Im Dorf sind Antisemitismus und Antiziganismus an der Tagesordnung, und auch der Ich-Erzähler und seine Familie werden geächtet und ausgegrenzt.

Szilárd Borbély beschreibt in Die Mittellosen eine grausame Kindheit, die man sich kaum vorstellen kann und deren Realitätsgehalt man gerne als reine Fiktion abtun möchte. Beim Lesen des Anhangs wird jedoch schnell klar: Der Roman weist autobiografische Züge auf, und die Verarbeitung seiner eigenen Kindheitserlebnisse führten beim Autor zu einer schweren Depression, die schließlich in einem Suizid endete. Die Mittellosen von Szilárd Borbély weiterlesen

Der Beginn von Carl Frode Tiller

„Ich blickte sie direkt an, aber auch jetzt sah sie mich nicht, sie sah durch mich hindurch. Jetzt sterbe ich tatsächlich, dachte ich, so ist es, wenn man stirbt.“ (Seite 12)

Nach einem Suizidversuch liegt Terje im Sterben.

Während sich seine Familie im Krankenhaus um sein Bett versammelt, denkt er über sein Leben nach. Dabei geht er immer weiter in die Vergangenheit zurück und lässt den Leser so teilhaben an den großen und kleinen Wendepunkten und prägenden Erlebnissen seines Lebens: am Leben mit seiner Ehefrau Turid und seiner Tochter Marit, an der schwierigen Beziehung zur alkoholabhängigen Mutter, an den wechselhaften Gefühlen für seine Schwester Anita, an der Abwesenheit des Vaters, an der Liebe zur Natur.

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Suizidalität von Tobias Teismann und Wolfram Dorrmann

„Um der Ohnmachts- und der Allmachtsfalle zu entkommen bzw. Ängste und Hemmungen im Umgang mit suizidalen Personen abzubauen, ist es notwendig, die eigene Haltung suizidalem Verhalten gegenüber zu klären und sich mit diagnostischen und therapeutischen Methoden im Umgang mit Selbsttötungsabsichten vertraut zu machen.“ (Seite 2)

Tobias Teismann und Wolfram Dorrmann fassen in ihrem „Fortschritte der Psychotherapie“-Titel das Wichtigste zum Thema Suizidalität zusammen. Dabei gehen sie auf Ohnmachtsfalle und Allmachtsfalle, Intentionalität, unterbrochenen versus abgebrochenen Suizidversuch, Suizidraten, Geschlechterverhältnis, Suizidmethoden, Risikofaktoren und Schutzfaktoren, Stadien der präsuizidalen Entwicklung, Suizidalität bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen, diagnostische Verfahren und Exploration, Störungstheorien und Störungsmodelle, Bestimmen des Suizidrisikos, Behandlung und Rückfallprophylaxe ein.

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Irre Verständlich. Menschen mit psychischer Erkrankung wirksam unterstützen von Matthias Hammer und Irmgard Plößl

„Die Autoren vermitteln Hintergrundwissen, das uns die Logik psychischer Krankheiten verstehen lässt.“ (Klappentext)

Matthias Hammer und Irmgard Plößl beschreiben in ihrem Buch initial, wie psychische Erkrankungen entstehen, und gehen im zweiten Teil ihres Buches auf einzelne Störungen im Detail ein. Sie stellen hierbei Psychosen, depressive und bipolare Störungen, Persönlichkeitsstörungen sowie Angst- und Zwangsstörungen vor und widmen Traumasensibilität und suizidalen Krisen separate Kapitel.

Bei den einzelnen Störungen bieten sie Einblicke ins Erleben von Betroffenen, zeigen Parallelen zu Alltagserlebnissen und -erfahrungen, teilen Informationen zu Frühwarnzeichen, Symptomen, Diagnostik, Häufigkeit, Erklärungsansätzen, Therapiemöglichkeiten, Hilfsangeboten und Selbsthilfe.

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Suizidgefahr? von Tobias Teismann und Wolfram Dorrmann

„Für jemanden, dessen Finger von einer zuschlagenden Tür getroffen ist, gibt es nichts in der Welt außer Finger und Schmerz. Ebenso für den Suizidanten: Der Schmerz macht die ganze Welt aus.“ (Seite 10, Zitat von Haim Omer & Avshalom C. Elitzur, 2003)

In ihrem Ratgeber Suizidgefahr? gehen Tobias Teismann und Wolfram Dorrmann auf verschiedene Aspekte von Suizidalität ein: Phasen suizidaler Krisen, Mythen im Zusammenhang mit Suizidalität, Epidemiologie, Ursachen und Risikofaktoren, Entwicklung von suizidalen Krisen, Folgen von vollendeten Suiziden für Hinterbliebene, Werther-Effekt, Strategien zur Bewältigung von Suizidgedanken, Umgang mit belastenden Gedanken und Überzeugungen, konkrete Strategien zur Ablenkung und Erhöhen der eigenen Sicherheit, Erstellen eines Notfallplans, Behandlung von Suizidalität, Tipps für Angehörige (z.B. wann und wie man nach Suizidgedanken fragt sowie was man bei akuter Suizidalität eines Angehörigen tut).

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Die Entflohene von Violaine Huisman

„Die Kehrseite ihrer Tobsuchtsanfälle war nicht Zurückhaltung, sondern Verehrung. Wir liebten sie über alles […].“ (Seite 14)

Wutanfälle und Beschimpfungen. Vernachlässigung und Gewalt. Alkoholmissbrauch und Medikamentencocktails. Zerbrechen von Beziehungen zum Vater und anderen Bezugspersonen. Emotionale Distanzierung und große Verzweiflung. Zwangseinweisung und Risikoverhalten.

Das ist die tägliche Lebens- und Erlebenswelt der Ich-Erzählerin in Violaine Huismans Roman Die Entflohene, in dem die Autorin von ihrer eigenen Kindheit mit ihrer Mutter mit bipolarer Störung erzählt.

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Psychiatrische Krisenintervention von Manuel Rupp

„Krisen sind Lebensmomente, in denen Gewohntes in Bewegung gerät. Diese Destabilisierung ist einesteils mit Gefahren, anderenteils mit Chancen verbunden.“ (Seite 31)

Manuel Rupp erklärt in seinem Buch, was eine Krise von einem Notfall unterscheidet, was bei einer überfordernden Belastung geschieht, wer bei welchem Notfall kontaktiert werden und wie man bei akuter Aggression und Gewalt sowie bei wahnhaftem Verhalten und bei schwer kommunikationsgestörten Klienten vorgehen sollte. Zudem erwähnt er Schritte zur Problemlösung, Ziele und Prioritäten der Krisenintervention sowie Phasen einer Intervention und bietet Tipps für die Kommunikation.

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