Schlagwort-Archive: Trauer

Schlangen im Garten von Stefanie vor Schulte

„Es ist ihm ein Rätsel, wie er das schaffen soll. Es ist ihm ein Rätsel, wie er Stück für Stück in seinem Leben voranmarschieren soll, und jedes Ereignis wird ein Ereignis ohne Johanne sein. Und trotzdem werden die Ereignisse kommen und die Jahre werden sich neigen.“ (Seite 119)

Adam Mohn hat seine Frau Johanne verloren. Ihr Tod hat ihm den Boden unter den Füßen weggerissen, er funktioniert nur noch marginal, verliert seinen Job und braucht die Hilfe seines ältesten Sohnes Steve, der ein Auge auf seine Geschwister hat – auf die 12-jährige Linne, die in der Schule abgerauscht ist, und auf den 11-jährigen Micha, der im Altersheim, in dem er bisher zwei Mal die Woche Romane vorgelesen hat, nicht mehr erwünscht ist.

Sie alle trauern auf ihre Art um Johanne, finden nicht zurück in ihr altes Leben, wollen und können dies und die Erinnerung an die Ehefrau und Mutter (noch) nicht loslassen.

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Ein erhabenes Königreich von Yaa Gyasi

„Wenn es uns in vielen, vielen Jahren möglich sein wird, die Teile des Gehirns zu identifizieren und zu isolieren, die bei diesen Krankheiten betroffen sind, wenn es uns möglich sein wird, die notwendigen Hürden zu überspringen, um die Forschung auch für andere Tiere als Mäuse nutzbar zu machen, könnten dann diese Ergebnisse auf Menschen übertragen werden, die sie am nötigsten haben?
Könnten sie einen Bruder dazu bringen, die Nadel wegzulegen? Könnten sie eine Mutter aus dem Bett holen?“
(Seite 54)

Gifty promoviert in Kalifornien im Bereich der Neurowissenschaften. Ihre Leidenschaft gehört ihren Mäusen und der Arbeit am Belohnungssystem, all ihre Kraft und Energie investiert sie in ihre Forschungstätigkeit, von anderen Menschen hält sie sich meist fern oder bleibt verschlossen.

Als Giftys Mutter zum wiederholten Male eine depressive Episode entwickelt, holt Gifty ihre Mutter zu sich.

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Nach Mattias von Peter Zantingh

„Hätte ich es ahnen müssen? […]
Sie denkt an jenen Tag zurück. Ja, im Nachhinein vielleicht. […]
Man kann das nicht wissen, […]. Man kann das nicht kommen sehen. […]
Man kann sich nicht die Schuld geben. Das hält man einfach nicht aus.“
(Seite 162)

Mattias ist tot. Vollkommen unerwartet und ohne Vorwarnung. Zurück bleiben die Menschen, die ihn kannten, die ihn liebten, die er bewegt hat.

Ihr Leben geht weiter. Ohne ihn, aber mit den Erinnerungen an ihn, die sie nicht loswerden und auch gar nicht loswerden möchten, die im unpassendsten Moment auftauchen, sie lähmen, sie traurig machen, ihr Leben auf neue Bahnen bringen.

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Durch die Nacht von Stig Sæterbakken

„Trauer tritt in so vielen Formen auf. Sie ist wie ein Licht, das ein- und ausgeschaltet wird. Sie ist da, sie ist nicht auszuhalten, dann verschwindet sie, weil sie unerträglich ist, weil man sie nicht permanent ertragen kann. […] Tausend Mal am Tag vergaß ich, dass Ole-Jakob tot war. Tausend Mal am Tag fiel es mir plötzlich ein. Beides war unerträglich. Ihn zu vergessen war das Schlimmste, was ich tun konnte. An ihn zu denken war das Schlimmste, was ich tun konnte. Kälte kam und ging. Wärme kam nie. Es gab nur Kälte und die Abwesenheit von Kälte.“ (Seite 9)

Schuld ist oft das vorherrschende Gefühl nach dem Suizid eines Nahestehenden, selbst wenn es keinen offensichtlichen Grund für Schuldgefühle gibt. Schuld, von der man meint, sie auf sich geladen zu haben, weil man etwas gesagt oder nicht gesagt hat, weil man etwas getan oder nicht getan hat, weil man irgendwann den vermeintlich falschen Weg eingeschlagen hat, irgendwo abgebogen ist, wo man (wie man Jahre später meint) nicht hätte abbiegen sollen.

Jeder, der einen Nahestehenden durch Suizid verloren hat, kennt diese Gefühle von Schuld und weiß, wie dominant und belastend diese sind, dass nach einem Suizid das eigene Leben in ein Vorher und ein Nachher geteilt ist, dass sich dadurch alles wandeln kann, dass sich Lebenswege ändern können.

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Wo die Toten tanzen. Wie rund um die Welt gestorben und getrauert wird von Caitlin Doughty

„Ich wollte mit eigenen Augen sehen, wie in anderen Kulturen mit dem Tod umgegangen wird, weil ich glaubte, dann vielleicht zeigen zu können, dass es keine reglementierte Art gibt, mit dem Tod zu ‚verfahren‘ oder ihn zu verstehen.“ (Seite 16)

Caitlin Doughty führt in Los Angeles ein Bestattungsinstitut und setzt sich mit dem von ihr gegründeten „Order of the Good Death“ dafür ein, dass sich Menschen wieder stärker mit dem Tod und den Toten konfrontieren.

In Wo die Toten tanzen erzählt Doughty unter anderem von Scheiterhaufenverbrennung in Colorado, Días de los Muertos in Mexiko, der Forschungsstation FOREST, Glassärgen in Spanien, ñatitas in Bolivien, Katakomben von Neapel, Türmen des Schweigens und Himmelsbestattungen in Tibet.

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Marianengraben von Jasmin Schreiber

„Das, was ich mir am meisten wünsche, ist, dass du in deinen letzten Sekunden nicht an mich gedacht hast, nicht gedacht hast, dass ich da sein müsste […].“ (Seite 44)

Paulas zehnjähriger Bruder Tim ist im Meer ertrunken. Paula kämpft mit Gefühlen von Trauer und Traurigkeit, fühlt sich schuldig, und danach kommt eine Zeit der großen Leere, des Gefühls der Gefühllosigkeit. Auch eine Psychotherapie hilft ihr nicht, wieder aus der Depression aufzutauchen.

Als sie nachts Tims Grab besucht, trifft sie auf den 83-jährigen Helmut, der gerade die Urne seiner Ex-Frau und Freundin Helga ausbuddelt.

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