Schlagwort-Archive: Lieblingsbücher 2021

Schachnovelle von Stefan Zweig (Hörbuch)

„In dieser äußersten Not ereignete sich nun etwas Unvorhergesehenes, was Rettung bot, Rettung zum mindesten für eine gewisse Zeit.“ (Track 12)

Auf einem Passierdampfer von New York nach Buenos Aires befindet sich der Schachweltmeister Mirko Czentovic, der (sonst eher plump und geistig wenig agil wirkend) seit seiner Jugend durch herausragende Fähigkeiten beim Schachspiel besticht. Der Ich-Erzähler möchte mit Czentovic in Kontakt treten und versucht, ihn durch Schachspielen mit Mitpassagieren auf sich aufmerksam zu machen.

Auch der wohlhabende Tiefbauingenieur McConnor ist Passagier auf dem Schiff, und ihm ist eine Partie mit dem Schachweltmeisters einiges wert.

Nach einer ersten Partie, in der Czentovic gegen alle Anwesenden spielt und gewinnt, mischt sich beim zweiten Spiel ein Fremder ein, der McConnor gute Ratschläge gibt, so dass die bereits verloren geglaubte Partie in Remis endet. Ein weiteres Spiel lehnt Dr. B., wie sich der Fremde nennt, rigoros ab, was das Interesse des Ich-Erzählers weckt. Und schließlich erzählt Dr. B. dem Ich-Erzähler seine Geschichte.

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Die Chroniken des Aufziehvogels von Haruki Murakami (Hörbuch)

„In einem benachbarten Hain mit Bäumen kreischte regelmäßig ein Vogel, den wir den ‚Aufziehvogel‘ nannten, weil er klang, als würde man eine Feder aufziehen. Den Namen hatte Kumiko ihm gegeben. Wie er wirklich hieß, wussten wir nicht. Auch nicht, wie er aussah. Dessen ungeachtet kam der Aufziehvogel jeden Tag in den Hain und zog die stille Welt auf, deren Teil wir waren.“ (CD 1, Track 4)

Toru Okada hat vor zwei Monaten seine Stelle in einer Anwaltskanzlei gekündigt und kümmert sich seitdem um den Haushalt, während seine Frau Kumiko arbeiten geht und das Geld nach Hause bringt.

Als der Kater des Paares verschwindet, macht sich Toru Okada auf die Suche und geht zu einem verlassenen Haus am Ende der Gasse, wo er die 16-jährige May Kasahara kennenlernt, mit der er sich in der Folge mehrfach trifft.

Immer mehr sonderbare Dinge geschehen in Toru Okadas Leben: Er erhält mysteriöse Anrufe, lernt zwei Schwestern kennen, die sich Malta und Kreta Kano nennen, bekommt erotische Anrufe und träumt von sexuellen Abenteuern – bis er schließlich in den Brunnen im Garten des verlassenen Hauses steigt.

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Zugvögel von Charlotte McConaghy (Hörbuch)

„Von allen Tieren legt die Küstenseeschwalbe die weitesten Wege zurück. Sie fliegt innerhalb eines Jahres von der Arktis bis in die Antarktis und wieder zurück.“ (Seite 42)

Franny ist auf der Suche nach einem Schiff, das sie mit in die Antarktis nimmt. Sie hat auf Grönland drei Küstenseeschwalben mit Peilsendern versehen, um ihrem Weg von der Arktis in die Antarktis zu folgen, und nun fragt sie Ennis Malone, einen der Letzten, die offiziell berechtigt sind, Atlantische Heringe zu fischen, ob sie ihn und seine Mannschaft auf der Saghani Richtung Süden begleiten darf.

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Das Buch der Nacht von Bernd Brunner

„Unsere ganze Geschichte ist bloß Geschichte des wachenden Menschen; an die Geschichte des schlafenden hat noch niemand gedacht.“ (Seite 7, Zitat von Georg Christoph Lichtenberg)

Bernd Brunner hat viel Wissenswertes über die Nacht zusammengetragen, und beim Lesen habe ich mich gewundert (und gefreut), wie viele Facetten er hier anspricht und wie wundervoll seine Auswahl ist.

Er schreibt u.a. über Universum und Dunkelheit, Stille und Wüste, Schlafwagenreise und Grandhotels, Schlafdauer und Schlaflosigkeit, Kreativität und Einsamkeit, Somnambulismus und Pavor nocturnus, Träume und 1001 Nacht, Grottensalamander und Champignons, Fledermäuse und Eulen, Nachtschattengewächse und Straßenlaternen, Nachtwandern und Nachtbaden, Astronomie und Fotografie, Teufel und Hexen, Vampire und Irrlichter, Malerei und Film, Mittsommernacht und Polarlichter, Leuchttürme und Lichtverschmutzung.

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Naturzeit Pilze. Faszinierende Wesen im Verborgenen von Robert Hofrichter

„[…] für dieses Buch erhielt ich den Auftrag, 30 häufige, beliebte, außergewöhnliche, bedeutende, interessante, wichtige, emotional ansprechende oder gefährliche Pilzarten […] auszusuchen.“ (Seite 11)

Robert Hofrichter, den ich bereits von seinem grandiosen Buch Das geheimnisvolle Leben der Pilze kannte, stellt in Naturzeit Pilze ganz unterschiedliche Vertreter der Pilzfamilie vor. Mit dabei sind z.B. Austern-Seitling, Dunkler Hallimasch, Echter Pfifferling, Fliegenpilz, Grüner Knollenblätterpilz, Schwarze Trüffel, Steinpilz und Wiesen-Champignon, aber auch Backhefe, Echter Hausschwamm, Brotschimmel, Purpurbrauner Mutterkorn-Pilz, Spitzkegeliger Kahlkopf und Pinselschimmel.

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Psychiatrische Differenzialdiagnostik. Vom Befund zur Diagnose – Eine Einführung von Ulrich Seidl

„Psychiatrische Differenzialdiagnostik ist eine Kunst für sich und selbst erfahrene Untersucher können gelegentlich Schwierigkeiten haben, zu einer genauen Einschätzung zu kommen.“ (Seite 13)

Ulrich Seidl setzt sich in seinem Buch mit der oft schwierigen Differenzierung zwischen zwei (oder mehr) Diagnosen auseinander, mit der man es im klinischen Kontext ständig zu tun hat, denn psychiatrische Erkrankungen sehen in der Realität selten so eindeutig und klar aus, wie sie im Lehrbuch beschrieben werden.

Er befasst sich z.B. mit der Unterscheidung von Posttraumatischer Belastungsstörung und Borderline-Persönlichkeitsstörung, Somatisierungsstörung und hypochondrischer Störung, Generalisierter Angststörung und ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung sowie Schizophrenie und schizoaffektiver Störung.

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Der letzte Tod von Alex Beer (Hörbuch)

„Man kann jemanden auch durch Wegsehen töten.“ (CD 4, Track 11)

Wien im September 1922: Das Leben in Wien wird immer teurer, die Inflation sorgt für unerschwingliche Preise, die Unzufriedenheit und die Zukunftsängste nehmen immer weiter zu.

Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter haben es in diesen beschwerlichen Zeiten mit einem besonders unheimlichen und mysteriösen Fall zu tun: Zwei Männer haben im Wiener Hafen einen Tresor mit einer mumifizierten Männerleiche gefunden.

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Mitte von Volker Kutscher und Kat Menschik (Buch und Hörbuch)

„Kennst du das Gefühl, daß man meint, man sei plötzlich in einer völlig anderen Welt, in einer, die sich falsch anfühlt und fremd und kalt und düster? Auch wenn alles noch genauso aussieht wie vorher?“ (Seite 22)

Friedrich „Fritze“ Thormann, Pflegekind von Gereon und Charly Rath, ist abgetaucht, und nun sucht nicht nur das Jugendamt nach ihm, sondern auch das Geheime Staatspolizeiamt.

Fritze hat sich einen neuen Ausweis besorgt, nennt sich nun Friedrich Hutzke, arbeitet in einer Kohlenhandlung und ist einsam. Er schreibt Briefe an Charly und an Hannah, die vor einigen Jahren aus der geschlossenen Abteilung der Wittenauer Heilstätten entflohen ist und sich nun in Breslau aufhält.

Eines Tages trifft Fritze den Wehrmachtssoldaten wieder, mit dem er beim Suizid eines Arztes im Olympischen Dorf kurz zu tun hatte, und diese Begegnung hat weitreichende Folgen.

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Grund von Sylvia Wage

„[…] niemand kehrt als der zurück, der er einst war, wenn er in einen Brunnen hinabgestiegen ist.“ (Seite 8)

Der Vater der Ich-Erzählerin ist tot: Er liegt abgemagert, in Feinrippunterhemd und Jogginghose in einem Loch im Keller seines eigenen Hauses.

Bereits als Kind hat die Ich-Erzählerin damit begonnen, ein dreieinhalb Meter tiefes Loch zu graben, das sie einen Brunnen nennt, auch wenn dieser nie Wasser enthielt.

Zwanzig Jahre lang fristete der Vater sein Dasein auf dem Grund des Lochs, zwanzig Jahre lang wurde er von seiner Tochter über einen Flaschenzug mit Essen versorgt und am Leben gehalten.

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Von Füchsen und Menschen von Sophia Kimmig

„Ich trage eine Fuchsbrille. Eine Brille, die mich eine verborgene Welt sehen lässt, die ich ohne nicht bemerkt habe. Wenn ich mich durch die Stadt bewege, sehe ich sie. Überall.“ (Seite 11)

Die Biologin Sophia Kimmig ist fasziniert von Füchsen und erzählt in ihrem (wunderbaren!) Buch von Fachterminologie und Medienwirksamkeit, Verbreitung und Flexibilität von Füchsen, Paarungszeit und Monogamie, Tollwut und Jagd, siedlungsnutzenden und siedlungsabhängigen Arten, Mythen und Fabeln, Neozoen und Landflucht, Schnüren und Stadtfüchsen, Feldforschung und Fuchsfallen.

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