Eine andere Art von Wahnsinn von Stephen P. Hinshaw

„Menschen, die sich erinnern, beschwören den Wahnsinn durch Schmerz herauf, durch den Schmerz über den ständig wiederkehrenden Tod ihrer Unschuld; Menschen, die vergessen, beschwören eine andere Art von Wahnsinn herauf, den Wahnsinn, der durch Schmerzverleugnung und Hass auf die Unschuld entsteht, und die Welt ist vorwiegend bevölkert mit Wahnsinnigen, die sich erinnern, und mit Wahnsinnigen, die vergessen.“ (Seite 7f, Zitat von James Baldwin)

Wenn sich Stephen P. Hinshaw an seine Kindheit erinnert, sind das oft wochen- oder gar monatelange Verschwinden seines Vaters Virgil Jr. Hinshaw, das Schweigen über die Gründe hierfür und die Sorge des Sohnes, sein Vater könnte niemals wieder nach Hause zurückkehren, zentrale Themen, die sein Leben stark geprägt haben.

Als Stephen P. Hinshaw erwachsen ist, öffnet sich sein Vater ihm gegenüber plötzlich und erzählt in diesem ersten Gespräch und in vielen weiteren Unterhaltungen in den folgenden 24 Jahren von seiner psychischen Erkrankung, die er seinen Kindern und dem größten Teil seines sozialen Umfelds so lange verschwiegen hat. Er berichtet von einer ersten psychotischen Episode im Alter von 16 Jahren und zahlreichen weiteren Episoden, seinen Aufenthalten in psychiatrischen Anstalten, Fixierung und inhaltsleeren Stunden, Tabuisierung und Scham, Elektrokonvulsionstherapie und Insulinschocktherapie, Barbituraten und Antipsychotika, Gewalt und Machtlosigkeit, Schweigen und Leugnen, Isolation und Ausgrenzung. Eine andere Art von Wahnsinn von Stephen P. Hinshaw weiterlesen

Wie ein Stein im Geröll von Maria Barbal

Die Ich-Erzählerin Conxa wird im Alter von 13 Jahren zu ihrer Tante in ein benachbartes Dorf geschickt, da es dort genug Arbeit und auch genug zu essen gibt. Conxa muss damit alles Bekannte zurücklassen und fernab ihrer Eltern und Geschwister leben. Sie baut sich schließlich ein neues Leben in Pallarès auf und lernt die Liebe ihres Lebens – Jaume – kennen. Wie ein Stein im Geröll von Maria Barbal weiterlesen

Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer von José Eduardo Agualusa

„Der Krieg dauerte einfach zu lang. Irgendwann hörten wir auf, noch zu wissen, warum wir uns töteten. Wir töteten nur noch aus Gewohnheit.“ (Seite 61)

Der angolanische Journalist Daniel Benchimol war schon mehrmals im Hotel Arco-Íris, und auch nach seiner Scheidung von seiner Frau Lucrétia zieht er sich hierhin zurück, mietet sich einen Bungalow, schwimmt im Meer.

Immer wieder träumt Daniel von einer Frau „mit Haaren wie Zuckerwatte“, und beim Schwimmen im Meer findet er eines Tages eine Kamera im Wasser, auf der Bilder ebendieser Frau sind.

Es handelt sich um die Künstlerin Moira Fernandes, die mit einer Reihe von fotografischen Inszenierungen ihrer eigenen Träume bekannt geworden ist. Daniel sucht Moira auf, und die beiden lernen sich kennen und lieben.

Neben dieser Geschichte erzählt José Eduardo Agualusa, dessen Roman Eine allgemeine Theorie des Vergessens ich ganz wunderbar fand, von weiteren Personen, die sich mit Träumen beschäftigen und deren Leben von der Geschichte Angolas stark geprägt wurden. Die Gesellschaft der unfreiwilligen Träumer von José Eduardo Agualusa weiterlesen

Das Schweigen des Sammlers von Jaume Cabré

„Dass so viel Schmerz in einen drei Finger dicken Stapel Buchseiten passen soll, ist doch der reinste Hohn!“

Adrià Ardèvol i Bosch erlebt eine Kindheit voller Kontrolle, Zwang und Gehorsam, ohne elterliche Liebe und Zuneigung. Sein Vater hat große Ziele – Adrià soll mindestens 10 Sprachen sprechen und später Jura und Geschichte studieren. Seine Mutter wünscht sich, dass aus ihrem Sohn ein Geigenvirtuose wird. Eines Tages vertauscht Adrià die vom Vater geliebte, wertvolle Geige aus dem 18. Jahrhundert, mit der eigenen Geige, um seinem Freund Bernat die berühmte Storioni zu zeigen. Doch dann verlässt der Vater mit der falschen Geige das Haus und wird kurz darauf getötet.

Jahre später versucht Adrià, das Geheimnis um den Tod des Vaters zu lüften sowie der Herkunft und der tragischen Geschichte der Storioni auf die Spur zu kommen. Das Schweigen des Sammlers von Jaume Cabré weiterlesen

Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joël Dicker (Hörbuch)

„Verschwinden. Frieden finden.‘ (CD 2, Track 126)

1994 in der Kleinstadt Orphea: An einem warmen Sommerabend werden vier Menschen erschossen – der Bürgermeister des Ortes, seine Frau und sein Sohn im eigenen Haus sowie eine Joggerin auf der Straße. Zwei junge Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, ermitteln in dem Fall und finden bald den Täter.

Zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass damals der falsche Mann verurteilt wurde und dass Scott und Rosenberg damals etwas Entscheidendes übersehen haben. Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joël Dicker (Hörbuch) weiterlesen

Ein Jahr in Barcelona. Auswandern auf Zeit von Barbara Baumgartner

„Man kann nichts tun, als demütig abzuwarten, bis das Unheil vorübergeht“

Barbara Baumgartner und ihr Mann ziehen ohne viel Vorbereitung, ohne Spanisch-Kenntnisse und ohne Freunde in der Stadt nach Barcelona.

In Ein Jahr in Barcelona erzählt die Autorin von Eixample und Barri Gòtic, Spanisch und Català, Tibidabo und Montjuϊc, Sagrada Familia und Gaudí, Rambla und Raval, Fahrradfahren und Corridas de toros, Kirchen und Kinos, Taschendieben und Einbrechern, Bauboom und Behördengängen, Bochorno und Orxata, Parc Güell und Pedro Almodóvar. Ein Jahr in Barcelona. Auswandern auf Zeit von Barbara Baumgartner weiterlesen

Kleine Helden von Almudena Grandes

„Wir sehen zu, wie einer nach dem anderen ins Unglück stürzt, und denken, na ja, solange es mich nicht trifft … Und jetzt hat es auch uns erwischt, klar, es musste ja so kommen. Wie hätten wir davonkommen sollen, wenn alle anderen um uns herum ihre Arbeit verlieren?“ (Seite 37)

Almudena Grandes nimmt den Leser in ihrem Roman Kleine Helden mit in ein Viertel im Zentrum Madrids. Der Name des Viertels wird nicht verraten, und das spielt auch keine Rolle, denn im Vordergrund stehen die Bewohner, die sich durchs Leben kämpfen.

Sie alle haben Sorgen, denn die Zeiten haben sich geändert, überall hört man von Arbeitslosigkeit, Armut, Konkurrenz, Sparmaßnahmen, Verzweiflung, Zwangsräumung und Zukunftsangst. Kleine Helden von Almudena Grandes weiterlesen

Ein perfider Plan von Anthony Horowitz

„Das ist doch ziemlich ungewöhnlich, finden Sie nicht?“ (Seite 29)

Sechs Stunden, nachdem Diana Cowper ihre eigene Beerdigung organisiert und alle Formalitäten mit dem Beerdigungsinstitut Cornwallis & Söhne geklärt hat, ist sie tot. Sie wurde in ihrem Zuhause ermordet und erst zwei Tage später von ihrer Putzfrau gefunden.

Der Mord an Cowper ist eine durch und durch rätselhafte Geschichte, der Daniel Hawthorne – ehemaliger Detective Inspector bei der Metropolitan Police in London, nun Privatdetektiv und Berater für die Polizei und für Filmproduktionsfirmen – auf die Spur kommen will.

Hierfür spricht Hawthorne den Autor Anthony Horowitz an, der ein Buch über Hawthorne und den rätselhaften Mordfall schreiben soll. Horowitz lehnt anfangs ab, doch schließlich lässt er sich auf die Geschichte ein, die seine Neugier geweckt hat. Ein perfider Plan von Anthony Horowitz weiterlesen

Die toten Gassen von Barcelona von Stefanie Kremser

„Warum habe ich plötzlich Angst? Oder fühlt sich so Einsamkeit an?“

Anna Silber kehrt zurück zu ihren Ursprüngen – nach Barcelona, wo ihre Mutter geboren wurde und wo Anna selbst nur als Kleinkind zu Besuch war. Sie soll für einen alternativen Reiseführer recherchieren, befindet sich jedoch sehr bald im näheren Umfeld einer Mordermittlung. Bereits sieben Menschen wurden in den vergangenen zwei Monaten umgebracht – völlig unterschiedliche Typen, stets andere Tatwaffen und Szenarien. Doch Anna vermutet sehr bald, dass es einen (bisher ungeahnten) Zusammenhang geben und es sich um die Taten eines einzelnen Täters handeln muss. Und dann gibt es auch bald die achte Leiche… Die toten Gassen von Barcelona von Stefanie Kremser weiterlesen

Patria von Fernando Aramburu (Hörbuch)

„Bittori, um der Liebe Jesu Willen, warum steckst du deinen Finger in diese Wunde? Da hab ich ihm geantwortet: Um den ganzen Eiter herauszupulen, der da noch drinnen steckt. Sonst schließt sie sich nie.“

Bittori und Miren – einst beste Freundinnen, die zusammen ins Kloster gehen wollten, aber schließlich beide 1963 geheiratet haben – haben sich voneinander entfremdet: Während Bittoris Ehemann Txato vor über 20 Jahren von Terroristen der Euskadi Ta Askatasuna (ETA) erschossen wurde, sitzt Mirens Sohn Joxe Mari wegen seiner ETA-Aktivität im Gefängnis.

Seit seinem gewaltsamen Tod besucht Bittori regelmäßig das Grab Txatos und spricht mit ihm. Nun hat sie eine Entscheidung getroffen, mit der sie ihn konfrontieren möchte: Sie will am selben Abend in ihr altes Haus zurückkehren, das sie nach seiner Ermordung verlassen hat.

Bittoris Wiederauftauchen im Dorf sorgt für Aufregung bei den Bewohnern, vor allem bei Miren, die der alten Freundin nur noch ablehnende und feindliche Gefühle entgegenbringt. Patria von Fernando Aramburu (Hörbuch) weiterlesen