Archiv der Kategorie: Psychische Störungen

Das Ende der Anstalt. Theorie und Wirklichkeit des Wandels in der Psychiatrie von Asmus Finzen

„Die Veränderungen unseres Krankenhauses gehen über die Vorstellungskraft desjenigen hinaus, der sie nicht mitvollzogen hat. Das ist nicht so, weil die psychiatrische Krankenhauswelt heute in Ordnung ist. Es ist deshalb so, weil die Bedingungen, unter denen die psychisch Kranken vor einem Jahrzehnt noch weithin leben mußten, heute nicht mehr faßbar sind.“ (Seite 66, Asmus Finzen, 1978/1980/1985)

Bei Das Ende der Anstalt handelt es sich um einen unveränderten Nachdruck der Ausgabe von 1985. Asmus Finzen erzählt hier von dem Wandel, der sich durch die Psychiatrie-Enquête in den 1970er Jahren vollzogen hat: von der reinen Verwahrpsychiatrie zur therapeutischen und rehabilitativ orientierten Psychiatrie.

Finzen berichtet von der Behandelbarkeit psychischer Erkrankungen (Status zur Mitte der 1980er Jahre!), von den Zuständen in den Anstalten vor der Enquête, von der Durchführung und den Folgen der Enquête sowie von den weitreichenden Änderungen, mit denen die Reform einherging.

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Neulich in der Sprechstunde. Skandalöses und Merkwürdiges aus der psychiatrischen Praxis von Peter Teuschel

„Das Schräge, das ich jeden Tag erlebe, ist das Missverstehen, die Unkenntnis und die Abwertung, die sich um meine Patienten, das Fach Psychiatrie und um mich selbst in meiner Rolle als Psychiater ranken.“ (Seite V)

In vier (meiner Meinung nach sehr unterschiedlichen) Kapiteln erzählt Peter Teuschel von seiner Tätigkeit als Psychiater, aber auch von Begebenheiten aus seinem Leben und von der Welt im Allgemeinen.

Dabei hat mir das erste Kapitel („Psychiatrie, wie sie nicht im Lehrbuch steht“) am besten gefallen. Hier berichtet Teuschel u.a. von Anpassungsstörung, Suizid, Amok, Stigmatisierung, Schizophrenie, Wahn, Psychopharmaka und PTBS. Viel Neues gab es in diesem Kapitel für mich nicht, da ich „vom Fach“ bin, aber es gab durchaus Aspekte, die mir vor der Lektüre nicht bekannt waren. Vor allem für Laien empfand ich dieses Kapitel wertvoll, verständlich zusammengefasst und lehrreich.

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Perfektionismus. Mit hohen Ansprüchen selbstbestimmt leben von Christine Altstötter-Gleich und Fay Geisler

„Chancen und Risiken perfektionistischer Tendenzen“ (Klappentext)

Christine Altstötter-Gleich und Fay C.M. Geisler fassen in ihrem Buch die wichtigsten Aspekte zum Thema Perfektionismus zusammen. Sie stellen dabei normalen und neurotischen Perfektionismus, positiven und negativen Perfektionismus, pflichtbewusstes Leistungsstreben und klinisch relevanten Perfektionismus gegenüber, erzählen von Zweifel und Selbstwirksamkeitserwartung, Selbstwertkontingenz und Vulnerabilität, Entstehung und Aufrechterhaltung von Perfektionismus, Therapie und Selbsthilfe.

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Humane Psychiatrie. Psychosoziale Versorgung zwischen Anspruch und Wirklichkeit von Jonathan Gutmann

„Weichensteller für eine zukünftige, innovative und humane Psychiatrie“ (Seite 15)

Jonathan Gutmann hat in seinem Buch Humane Psychiatrie Begriffe zusammengetragen, die aus Gesprächen mit Experten durch Fachwissen (d.h. professionelle Helfer), Experten durch Erfahrung (d.h. Betroffene) und Experten durch Miterleben (d.h. Angehörige) resultieren. Er folgt damit einem trialogischen Ansatz und geht weg von der klassischen Psychiatrie, die die professionellen Helfer häufig in den alleinigen Mittelpunkt der Wissensvermittlung gestellt hat.

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Therapie-Tools Ressourcenaktivierung von Tina Gruber

„schwierige Lebenssituationen und Krisen […] meistern und Lösungen für […] Probleme […] finden“ (Klappentext)

Tina Gruber präsentiert in ihrem Buch zahlreiche Übungen, die allesamt das Ziel haben, (bisher vernachlässigte) Ressourcen zu erkennen, sie zu stärken und schneller nutzen zu können.

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Recovery und Empowerment von Andreas Knuf

„Recovery- und empowermentorientiert zu arbeiten ist eine große Herausforderung für alle psychiatrisch Tätigen. Es klingt auf den ersten Blick so einfach und fachlich selbstverständlich, ‚ressourcenorientiert‘ zu arbeiten, Selbstbestimmung zu fördern oder Hoffnung zu stiften – in der alltäglichen Begegnung mit den Klientinnen und Klienten ist all das manchmal verdammt schwierig. Es erfordert eine engagierte Arbeit und ein hohes Maß an Selbstreflexion, denn der Sog in Richtung Defizitorientierung und Fremdbestimmung bis hin zur Resignation auch aufseiten der Helfenden ist enorm.“ (Seite 8)

Andreas Knuf, den ich schon von seinen Büchern Bevor die Stimmen wiederkommen und Umgang mit Gefühlen in der psychiatrischen Arbeit kenne, erklärt in seinem PraxisWissen-Titel, was Recovery und Empowerment sind, berichtet von der Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit, stellt das Recoverymodell von Ralph et al. (2004) vor und geht näher auf Themen wie Förderung von Hoffnung und Zuversicht, Ressourcenorientierung, Selbstbestimmung, Psychopharmaka, Selbsthilfe, Psychoedukation, Eigenaktivität, Fremd- und Selbststigmatisierung sowie Akzeptanz ein.

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Abgründe. Spektakuläre Fälle aus dem Leben eines Psychotherapeuten von Hans Hopf

„Loblied auf die heutzutage vielgeschmähte Psychoanalyse“ (Seite 7)

Hans Hopf erzählt in Abgründe von Fällen aus seiner psychotherapeutischen Tätigkeit, thematisiert z.B. Partnerschaft, Tod, Suizidalität, Ablehnung durch die Eltern, Einsamkeit, Ängste, Sexualität, Religiosität, Vernachlässigung und Gewalt.

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Normalität. Die ungezähmte Kategorie in Psychiatrie und Gesellschaft von Asmus Finzen

„Wer normal ist, ist gesund. Und normal ist, wer ein angepasstes soziales Leben führt. Diese Gleichsetzung wird erst in der Umkehrung zum Problem: Wer sich nicht normal verhält, ist nicht normal, folglich ist er nicht gesund. Er ist psychisch gestört, ist verrückt, ist geisteskrank. Die beiden letzten Begriffe werden in der Fachwelt längst nicht mehr verwendet, weil sie abwertend sind, im öffentlichen Bewusstsein aber wirken sie unverändert fort.“ (Seite 20)

Asmus Finzen, den ich bereits von seinem großartigen Buch Schizophrenie kenne, widmet sich in Normalität der Frage, wo und wie (und ob) die Grenzen zwischen „normal“ und „abnorm“, zwischen „gesund“ und „krank“ gezogen werden können.

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Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein von Benjamin Maack

„[…] Depressionen sind geschickt. Ist man gesund, kann man sich nicht mehr daran erinnern, wie es war, krank zu sein. Und ist man krank, kann man sich nicht vorstellen, je wieder gesund zu werden.“ (Seite 29)

Schlafstörungen, ausgeprägte Ängste, ein Gefühl der Gefühllosigkeit, dysfunktionale Gedanken, immer wieder aufkommende Suizidgedanken: Benjamin Maack befindet sich mitten in einer depressiven Episode.

Es ist nicht das erste Mal, dass er sich so fühlt, und auch beim letzten Mal hat er sich professionelle Hilfe in einer psychiatrischen Klinik gesucht.

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Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden von Lori Gottlieb

>Dieses Buch fragt: „Was verändert uns?“ Und gibt uns als Antwort: „Unsere Beziehung zu anderen Menschen.“< (Seite 7)

Lori Gottlieb ist Psychotherapeutin und Autorin, und in Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden erzählt sie von ausgewählten Patienten, die man als Leser mit durch den therapeutischen Prozess begleitet, von der Beziehung zwischen Therapeut und Patient, von ihren Gedanken und Gefühlen gegenüber ihren Patienten sowie von ihrer eigenen Psychotherapie. Zwischen all diesen Psychotherapiethemen schreibt Gottlieb jedoch auch von ihrer Arbeit als Journalistin, von ihrem (abgebrochenen) Medizinstudium, von ihrer Schwangerschaft, ihrer Partnerschaft und ihrer Krankheit.

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