Schlagwort-Archive: Erfahrungen

Kirmes im Kopf. Wie ich als Erwachsene herausfand, dass ich AD(H)S habe von Angelina Boerger

„Ich ticke etwas anders und brauche deshalb individuelle Strategien. Ich bin anders belastbar und muss meiner Psyche immer wieder Zeit geben, sich zu regenerieren. Durch die Diagnose habe ich das erkannt und konnte endlich ein bisschen Frieden mit mir selbst schließen.“ (Seite 13)

Angelina Boerger erzählt in ihrem Buch von ihrer Kindheit und Jugend, wo sie tagtäglich gemerkt hat, dass sie anders als die anderen war, vom ständigen Kampf mit sich, um so zu sein wie die anderen, von der Befreiung durch die Diagnosestellung:

„Endlich hatte ich den eindeutigen Beweis, dass ich nicht einfach zu faul, ungezogen, anstrengend, auffällig, unmotiviert, unzuverlässig oder dumm war.“ (Seite 145)

Sie berichtet in Kirmes im Kopf von der Geschichte der AD(H)S, von Exekutivfunktionen, von Prokrastination, von Diagnostik und Komorbiditäten, von Psychotherapie und Pharmakotherapie, von Rejection Sensitive Dysphoria und Emotionsregulation, von Auswirkungen der AD(H)S auf Beziehungen sowie von kategorialer Diagnostik und Normalität.

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Stimmenhören akzeptieren von Marius Romme und Sandra Escher

„Das Behandlungsangebot basierte lange Zeit auf der Ansicht, das beste Ergebnis für die Patienten sei die völlige Auslöschung der Stimmen. Diese Sichtweise beginnt sich jedoch allmählich zu wandeln. Man sieht zunehmend ein, daß das eigentliche Problem nicht so sehr die Stimmen selbst sind als vielmehr die Unfähigkeit, mit ihnen umzugehen.“ (Seite 9)

Marius Romme und Sandra Escher haben in Zusammenarbeit mit weiteren Autorinnen und Autoren verschiedene Aspekte und Facetten von Stimmenhören zusammengetragen: Stimmenhören in Deutschland, Stimmenhören bei Kindern, Erfahrungen von Nicht-Patienten, nicht-psychiatrische Erfahrungen, psychiatrische und psychologische Perspektiven, Möglichkeiten des Umgangs mit Stimmen.

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Was wir glauben, wer wir sind. Vom Mut, sich neu zu denken. Geschichten aus der Psychotherapie von Nesibe Özdemir

„Denn Glaubenssätze sind nichts Pathologisches. Sie sind vollkommen normal. Weil sie uns alle betreffen und wir damit die Norm sind.
Auch deine Glaubenssätze können hinderliche Annahmen über dich selbst beinhalten und im Zusammenspiel mit vielen weiteren bio-psychosozialen Faktoren zu einer behandlungsbedürftigen Erkrankung führen. Dennoch haben sie ihre Daseinsberechtigung, denn es gab mal eine Zeit in unserem Leben, in der sie die beste Erklärung für die Informationen waren, die wir von der Welt erhalten haben. Sie haben uns das Leben, die Menschen und die Welt erklärt. Sie wurden zu unserem inneren Kompass. Aber wir wachsen und reifen und das Leben um uns herum verändert sich mit uns. Daher ist es Zeit, den alten Kompass auf seine Richtigkeit zu überprüfen und gegebenenfalls neu auszurichten.“
(Seite 11f)

Nesibe Özdemir ist Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis und erzählt in ihrem Buch von Glaubenssätzen und Glaubenssystemen. Hierfür stellt sie Fallgeschichten vor, berichtet von den Glaubenssätzen verschiedener Personen, deren Leben und von den Konsequenzen der Glaubenssätze.

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Anleitung ein anderer zu werden von Édouard Louis

„Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, sah ich die Männer um mich herum und dachte, dass mein Leben genauso werden würde wie ihres, dass ich eines Tages wie sie in der Fabrik arbeiten und die Fabrik auch mir den Rücken kaputtmachen würde.“ (Seite 12)

Édouard Louis erzählt in seinem autobiografischen Roman von einer Kindheit in Armut und mit vielen Entbehrungen, vom Alkoholismus des Bruders und körperlicher Krankheit des Vaters, von seiner Flucht aus dieser Welt, in der sein Weg vorbestimmt schien und es wenig Hoffnung auf ein andersartiges Leben gab.

Louis schreibt mit großer Offenheit, ehrlich und selbstkritisch von Prostitution und Scham, Homosexualität und Homophobie, Rassismus und Mobbing, Ehrgeiz und Verzweiflung, Theater und Gymnasium, Amiens und Elena, Studium und Jobs, Didier Eribon und Geoffroy de Lagasnerie, Paris und Freiheit.

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Nutzlos wie eine Rose. Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit in der Psychiatrie von Arnhild Lauveng

„Der schwedische Psychologe Alain Topor hat intensiv darüber geforscht, wie Menschen mit einer ernsten psychischen Erkrankung wirklich geholfen werden kann, ihren Zustand zu verbessern […]. Eine der wichtigsten Antworten, die er bekam, war, dass die Befragten Ärzte oder Pflegepersonal getroffen hatten, die bereit gewesen waren, über den vorgegebenen Rahmen hinauszugehen, um ihnen das Gefühl zu geben, respektiert und verstanden zu werden.“ (Seite 27)

Arnhild Lauveng erzählt in Nutzlos wie eine Rose von Respekt und Zwangsmaßnahmen, von Patient-Therapeut-Beziehung und Machtgefälle, von Chronifizierung und Hoffnung. Vor allem aber berichtet Lauveng von ihren eigenen psychotischen Episoden und Klinikaufenthalten sowie von ihrer Tätigkeit als klinische Psychologin.

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Meine Schizophrenie von Klaus Gauger

„Viele Schizophreniebetroffene erleben die erste Zwangseinweisung und -behandlung als tiefen Bruch in ihrem Leben – eine Wunde, die nur schwer verheilt. Auch bei ihnen teilt sich das Leben seit diesem Ereignis in ein normales und oft erfolgreiches Leben vor der Psychose und ein problematisches und von beruflichen, sozialen und persönlichen Defiziten geprägtes Leben danach.“ (Seite 45)

Klaus Gauger erzählt in Meine Schizophrenie von seiner Kindheit und Jugend, von seiner Schulzeit und seinem Studium, von der Zäsur im jungen Erwachsenenalter, als er nach einer mehrjährigen Prodromalphase seine erste psychotische Episode erlebt, von Drogen und Vulnerabilitäts-Stress-Modell, von Psychopharmakotherapie und Psychotherapie, von Wahn und seinem rastlosen Reisen durch mehrere Länder.

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Der Araber von morgen, Band 5. Eine Kindheit im Nahen Osten (1992-1994) von Riad Sattouf

„Zu meinem Ärger war mir klar geworden, dass ich mich vor Menschen arabischer Abstammung fürchtete.“ (Seite 102)

Im Jahre 1992 ist Riad Sattouf 14 Jahre alt, also mitten in der Pubertät. Er lebt mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder in Frankreich, während sein Vater den jüngsten Sohn mit nach Syrien genommen hat.

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Du darfst nicht alles glauben, was du denkst. Meine Depression von Kurt Krömer (Hörbuch)

„Die Depression verändert eben auch dein Wesen. Du wirst fremdbestimmt, irgendetwas macht dich zu einem komplett anderen Menschen, der nicht mehr lacht, der keine Emotionen mehr hat, dem alles zu viel ist.“ (Track 23)

Alexander Bojcan, der auf der Bühne und im Fernsehen Kurt Krömer spielt, erzählt in Du darfst nicht alles glauben, was du denkst von seinen depressiven Episoden. Er thematisiert dabei u.a. Alkoholabhängigkeit und Entzug, Panikattacken und Hypochondrie, Scham und Erektionsstörungen, Melancholie und Grübeln, ambulante Psychotherapie und Klinikaufenthalt sowie den Weg zur Genesung.

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Psycho-Tisch. Geschichten und Bilder aus dem Münchner Psychose-Seminar von Heinrich Berger, Peter Bechmann, Véronique Dehimi, Karolina De Valerio und Josef Bäuml

„Psychosen sind anders als die meisten Menschen glauben. Psychosen sind vielfältig und rätselhaft zugleich wie das Menschsein überhaupt. Menschen mit Psychosen sind einzigartig und manchmal auch eigenartig.“ (Seite 1)

Ich habe selbst eine Weile an Psychoseseminaren teilgenommen und empfand das als sehr bereichernd. Ich bin insgesamt sehr begeistert von trialogischer Sicht und finde, dieses Konzept soll und muss dringend ausgebaut werden.

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Drecksarbeit. Geschichten aus dem Maschinenraum unseres bequemen Lebens von Jan Stremmel

„In dieser Welt der Sub-Sub-Subunternehmer, der Kleinlieferanten und Hinterhof-Fabriken, ist Arbeits- oder Umweltschutz immer noch kein Thema. Und genau hier wollten wir hin: in den toten Winkel der Globalisierung.“ (Seite 10)

Jan Stremmel arbeitet Seite an Seite mit Einheimischen und macht dabei echte Drecksarbeit. Er ist dort tätig, wo wir Mitteleuropäer lieber nicht hinsehen, wo wir lieber konsumieren, ohne zu wissen, wie unsere Produkte hergestellt und verarbeitet werden.

Stremmel gewährt dem Leser Einblicke in eine indische Färberei, in Sandraub auf den Kapverden, in Regenwaldabholzung in Paraguay, in eine Rosenfarm in Kenia, in Baumwollproduktion am Aralsee, in Gewächshäuser in Andalusien, in Kaffeeplantagen in Kolumbien etc.

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