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Autismus-Spektrum-Störungen bei Erwachsenen von Andreas Riedel und Jens Jürgen Clausen

„Ein zentraler Aspekt dieses Bandes ist der konkrete Arbeitsalltag mit Menschen aus dem Autismusspektrum. […] Dies gelingt […] nach unserem Eindruck am besten dann, wenn ein differenziertes Wissen darüber vorhanden ist, was Autismus ist und für den einzelnen Menschen bedeutet. Aus diesem Grund soll dieses Buch ein grundlegendes Verständnis für autistische Eigenschaften vermitteln, aus dem heraus jeder Einzelne einen verbesserten Umgang mit autistischen Menschen entwickeln kann. Vielleicht kann es auch dazu beitragen, die gegenseitige Empathie zwischen Menschen mit und ohne Autismus zu stärken.“ (Seite 11)

Andreas Riedel und Jens Jürgen Clausen fassen in ihrem PraxisWissen-Titel die wichtigsten Aspekte von Autismus-Spektrum-Störungen bei Erwachsenen zusammen.

Initial klären sie die Frage, was Autismus ist, sprechen dabei die historische Entwicklung, die Ursachen und Häufigkeit, die Symptomatik, Erklärungsansätze, Diagnosestellung und Komorbidität sowie Ressourcen an.

Im Folgenden gehen sie näher auf den helfenden und therapeutischen Zugang, die Lebenswelten und Lebenslagen autistischer Menschen, rechtliche Aspekte und Unterstützungsmöglichkeiten ein, bevor sie schwierige Situationen konkret benennen, hierfür Lösungsansätze bieten sowie häufige Themen im therapeutischen Umgang auflisten.

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Barfuß durch Hiroshima, Band 1. Kinder des Krieges von Keiji Nakazawa

„Für manche Zyniker mag Nakazawas Glaube an das Gute im Menschen >>Barfuß<< zum Kinderbuch abstempeln, doch das Entscheidende ist, dass der Autor, wenn er von seinem eigenen Überleben berichtet, nicht bloß von den Ereignissen erzählt, die er durchlebt hat, sondern von der philosophisch-psychologischen Grundlage dieses Überlebens. Sein Werk ist humanistisch und human, denn es zeigt und unterstreicht, wie notwendig es ist, dass wir Menschen Verständnis füreinander aufbringen, wenn wir noch ein weiteres Jahrhundert erleben wollen.“ (Seite 9, Einführung von Art Spiegelman)

Ich habe mich bisher nur wenig mit dem Zweiten Weltkrieg in Japan und mit dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki beschäftigt, so dass ich mit dem Comic von Keiji Nakazawa eher unbekanntes Terrain betreten habe.

Bereits die Einführung von Spiegelman, dessen ‚Maus‘ ich vor vielen Jahren mit großer Begeisterung gelesen habe, macht jedoch schon so neugierig auf Nakazawas Barfuß durch Hiroshima-Reihe, dass ich den ersten Band in einem Rutsch durchgelesen habe. Und nach der Lektüre war mir sofort klar, dass ich auch die restlichen drei Bände der Reihe lesen werde.

Nakazawa erzählt in seinem Comic von Gen, der mit seiner Familie in Hiroshima lebt und dessen Leben von Bombenalarm, Hunger, Schikane und Gewalterfahrungen geprägt ist. Gens Vater kritisiert offen die japanische Politik und den Krieg, wird aus diesem Grunde inhaftiert, was weitreichende Folgen für die Familie hat, die dadurch Ausgrenzung und Willkür erfährt.

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Das Weddinger Modell. Resilienz- und Ressourcenorientierung im klinischen Kontext von Lieselotte Mahler, Ina Jarchov-Jádi, Christiane Montag und Jürgen Gallinat

„Menschen, die darauf bestehen, ihre Eigenheit zu behalten, die ihren Lebensentwurf verteidigen, die zwar Unterstützung in bestimmten Bereichen wünschen, aber klare eigene Vorstellungen davon haben, was sie wollen und was nicht, haben es in der Psychiatrie immer noch schwer. Das Weddinger Modell verstehe ich als ein Konzept, das vorsieht, den Patienten zu fragen, nicht vorher schon alles zu wissen, nicht alles für ihn zu erledigen, ein Konzept, das an der Lebensrealität des Gegenübers ansetzt, das sein Umfeld miteinbezieht und schon deshalb nicht allmächtig ist. Es akzeptiert die Grenzen der psychiatrischen Interventionsmöglichkeiten und es achtet die Grenzen des Patienten.“ (Seite 15f)

Lieselotte Mahler, Ina Jarchov-Jádi, Christiane Montag und Jürgen Gallinat erläutern in ihrem Buch die wichtigsten Elemente des Weddinger Modells, den theoretischen Hintergrund, welche Veränderungen damit einhergehen, wie mit Zwangsbehandlungen umgegangen wird, welche Synergien zwischen Integrierter Versorgung bzw. Soteria und dem Weddinger Modell bestehen, welche Haltung empfohlen wird und wie das Weddinger Modell implementiert und evaluiert werden kann.

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Akzeptanz- und Commitmenttherapie in der Gruppe von Claudia Dambacher und Mareike Samaan

„Zusammengefasst hat ACT das Ziel, inneres Erleben und externe Ereignisse, die nicht veränderbar sind, zu akzeptieren, um sich auf die Wahl wichtiger Lebensrichtungen zu fokussieren und das eigene Handeln danach auszurichten.“ (Seite 27)

Claudia Dambacher und Mareike Samaan erklären in Akzeptanz- und Commitmenttherapie in der Gruppe initial die Grundlagen von ACT (Verfahren der Dritten Welle der Verhaltenstherapie, ACT-Störungsmodell, ACT-Behandlungsmodell, Stand der Forschung, Indikationsstellung), bevor sie ihr Behandlungsmanual vorstellen.

Das Behandlungsmanual stützt sich auf die sechs Komponenten des Hexaflex-Modells und besteht dementsprechend aus sechs Modulen:

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Backpacking in Pakistan. Unsere Reise durch ein verborgenes Land von Clemens Sehi und Anne Steinbach

„Es ist komisch, wie schnell sich Gefühle ändern können. Wie schnell ein Land, das gerade einen festen Platz in unseren Herzen eingenommen hat, wieder zu einem Fremden wird, der wie ein Schatten im Augenwinkel verschwindet. Ist das noch das Pakistan, in dem wir heimlich Dosenbier getrunken haben? Das Pakistan, das uns mit Gastfreundschaft überschüttet? Gerade ist es das Pakistan, das die Medien lieben.“ (Seite 205)

Ohne Plan, ohne Termine und ohne genaue Vorstellung von ihrer Route machen sich Clemens Sehi und Anne Steinbach auf den Weg nach und durch Pakistan.

In Backpacking in Pakistan erzählen sie von Gastfreundschaft und Höflichkeit, Paan und Cannabis, Nanga Parbat und Fairy Meadows, al-Qaida und IS, Fußball und Kricket, Karakorum Highway und Terroranschlägen, Lämmern und Rosenverkäufern, Zugreise und Lahore, Geheimdienst und Koranschulen, Moscheen und Sufi-Schreinen, Punjab und Kaschmir, Bier und Kochkunst, Juwelenmarkt und Prostitution, Angst und Unsicherheit, Wüste und Mausoleen, Karatschi und Mubarak, Islamabad und Rawalpindi.

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Gespräche mit Lebenden und Toten von Swetlana Alexijewitsch (Hörbuch)

„Nach Beobachtungen wurde am 29. April 1986 eine hohe Strahlenbelastung in Polen, Deutschland, Österreich und Rumänien registriert, am 30. April in der Schweiz und in Norditalien, am 1. und 2. Mai in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Nordgriechenland, am 3. Mai in Israel, Kuweit und der Türkei. In große Höhe geschleuderte gasförmige und flüchtige Substanzen breiteten sich global aus. Am 2. Mai wurden sie in Japan registriert, am 4. Mai in China, am 5. Mai in Indien, am 5. und 6. Mai in den USA und in Kanada. Weniger als eine Woche brauchte es, um Tschernobyl zum Problem der ganzen Welt werden zu lassen.“

„Manchmal mach ich einfach die Augen zu und wandere ich Gedanken durchs Dorf. Na, sage ich dann, wo soll denn hier die Radioaktivität sein, wo doch Schmetterlinge umherflattern und Hummeln brummen.“

Ich habe Gespräche mit Lebenden und Toten zwei Mal im Abstand von zwei Tagen angehört. Beim und nach dem ersten Mal war ich von den einzelnen Geschichten, die Swetlana Alexijewitsch aus Gesprächen mit Zeugen, Opfern und Helfern des Reaktorunglücks wiedergibt, stellenweise wie paralysiert und wusste, dass ich das Ganze noch einmal anhören, mir das ganze Grauen ihrer Porträts noch einmal vor Augen führen muss. Auch beim zweiten Mal hat mich das Hörspiel emotional sehr aufgewühlt und mich so gefesselt wie kaum ein anderes Hörbuch zuvor. Und auch nach dem zweiten Hören sind die Geschehnisse, das Leid und die fatalen Folgen kaum greifbar und begreifbar. Gespräche mit Lebenden und Toten von Swetlana Alexijewitsch (Hörbuch) weiterlesen

Belletristik, Sachbücher und Reiseberichte aus und über Pakistan

In diesem Post liste ich Belletristik, Sachbücher und Reiseberichte aus und über Pakistan auf.

Meine Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe.

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Plötzlich Pakistan. Mein Leben im gefährlichsten Land der Welt von Hasnain Kazim

„Wie lebt man in einem Land, von dem die Welt glaubt, sein Name stehe für die Bedrohung des Weltfriedens? Wie schützt man sich, wie richtet man sich ein, welche Vorkehrungen trifft man?“ (Seite 30)

Hasnain Kazims Vater hatte Karatschi in den 1960ern verlassen, seine Mutter in den 1970ern. In seiner Kindheit verbringt Kazim alle paar Jahre die Sommerferien bei Verwandten in Pakistan, was er stets eher bedrückend fand. Auf keinen Fall wollte er in Pakistan leben, doch wie das Schicksal so spielt, verschlägt es den Korrespondenten für den SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE und seine Frau 2009 nach Islamabad, wo sie schließlich vier Jahre lang bleiben.

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Exit West von Mohsin Hamid

„Stell dir vor, du würdest hier leben. Und Millionen Menschen würden plötzlich aus aller Welt herkommen.“

„Auch in unser Land sind Millionen gekommen […]. Als in den Nachbarländern Krieg geherrscht hat.“

„Das war was anderes. Unser Land war arm. Wir hatten nicht das Gefühl, dass wir etwas zu verlieren hätten.“

Saeed und Nadia könnten nicht gegensätzlicher sein: Er wohnt noch bei seinen Eltern und ist religiös, sie hat mit ihrer Familie gebrochen, um allein leben zu können, fährt Motorrad und lebt säkular. Beide wohnen in einer namenlosen Stadt, treffen bei einem Abendkurs aufeinander, verbringen mehr und mehr Zeit miteinander und verlieben sich schließlich ineinander.

Als das Leben in ihrer Heimatstadt jeden Tag gefährlicher wird, bitte Saeed Nadia, zu ihm und seinen Eltern zu ziehen, und als Terror und Krieg immer näher kommen, entschließen sich die beiden, die Stadt endgültig zu verlassen und ihr Glück in der Fremde zu suchen. Exit West von Mohsin Hamid weiterlesen