Schlagwort-Archive: Vergänglichkeit

Trauer ist das Glück, geliebt zu haben von Chimamanda Ngozi Adichie

„Schuldgefühle nagen an meiner Seele. Ich denke an all die Dinge, die hätten geschehen können, und all die Möglichkeiten, die Welt umzugestalten, um zu verhindern, was am 10. Juni passierte, es un-geschehen zu machen.“ (Seite 21)

Wenige Tage vor dem Tod ihres Vaters kamen Chimamanda Ngozi Adichie, ihre Geschwister und ihre Eltern noch einmal bei einem Zoom-Meeting zusammen, und am Tag vor seinem Tod spricht Adichie zum letzten Mal mit ihrem geliebten Vater.

In Trauer ist das Glück, geliebt zu haben erzählt Adichie von Trauer und Schmerz, den sie körperlich spürt, von Erinnerungen an ihren Vater und verschiedenen Anekdoten, von Angst und Schuld, von Wut und Trauerprozess, von dem, was beim Trauern und Abschiednehmen hilft, und dem, was nicht hilft, von Lernerfahrungen und dem Vermächtnis ihres Vaters, von dem, was für immer verloren ist, und von dem, was bleibt.

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Wilde Stille von Raynor Winn

„Es ist nicht einfach, eine Gabelung im Lebensweg zu erkennen, und noch schwieriger, sich bewusst für eine Abzweigung zu entscheiden. Doch manchmal kann man im Rückspiegel einen flüchtigen Blick darauf erhaschen. Im Ergebnis ändert sich nichts, aber wenn man eine gewisse Strecke zurückgelegt hat und die Straßenkarte ausgebreitet vor einem liegt, ist es möglich, auf die Stelle zu deuten und zu sagen: Ja, hier sind wir abgebogen.“ (Seite 141f)

Raynor Winn und ihr Mann Moth haben sich nach ihrer über 1000 km langen Wanderung, über die sie in Der Salzpfad erzählt, in Polruan niedergelassen. Sie sehnt sich nach dem Unterwegssein, nach dem besonderen Geruch ihres Zelts und dem vertrauten Gefühl im Zelt, und sie denkt zurück an die Wanderung auf dem South West Coast Path, die sie – nachdem sie und Moth alles verloren haben und er eine infauste Diagnose bekommen hat – gemeinsam unternommen haben.

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Der Charme des Todes. Rätselhafte Todesfälle und kuriose posthume Schicksale berühmter Persönlichkeiten von Thomas Köhler

„Der Charme des Todes weht durch die Zeilen dieses Buches!“ (Klappentext)

Thomas Köhler erzählt in Der Charme des Todes von Scheintod und Todeszeichen, Verwesung und Autolyse, Mumifizierung und Mumifikation, Attentaten (z.B. Papst Johannes Paul II., Gaius Iulius Caesar, Franz Ferdinand), berühmten Morden (z.B. Rasputin), Suiziden und erweiterten Suiziden sowie rätselhaften Todesfällen (z.B. Grab des Tutenchamun, Michael Jackson).

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Pedro Páramo von Juan Rulfo (Hörbuch)

„Nein, ich meine das Dorf. Es sieht so einsam aus, als sei es verlassen, als ob da niemand wohnte.“

„Das sieht nicht nur so aus, es ist so. Hier lebt niemand.“

„Und Pedro Páramo?“

„Pedro Páramo ist vor vielen Jahren gestorben.“

Pedro Páramo ist der einzige Roman des mexikanischen Autors Juan Rulfo, der als Wegbereiter des Magischen Realismus gilt. Pedro Páramo erschien in Mexiko bereits im Jahre 1955 und wurde 1958 erstmals von Mariana Frenk-Westheim ins Deutsche übersetzt.

Ich habe den Roman bereits vor mehr als 15 Jahren in der oben genannten Übersetzung gelesen, und ich weiß noch genau, dass ich ihn aufgrund eines Zitats von Gabriel García Márquez auf dem Umschlag gekauft habe:

„Ich konnte nicht einschlafen, bevor ich das Buch nicht zum zweiten Mal gelesen hatte. Ich habe Rulfos Werk nun ganz wiedergelesen, und ich bin wieder das unschuldige Opfer meiner ersten Erschütterung geworden.“ Pedro Páramo von Juan Rulfo (Hörbuch) weiterlesen

Vom Ende der Einsamkeit von Benedict Wells

„Was sorgt dafür, dass ein Leben wird, wie es wird?“ (Seite 11 der gebundenen Ausgabe)

Jules wächst behütet mit seinen beiden Geschwistern bei seinen Eltern auf. Er ist mutig, ein selbstbewusstes Kind. Doch sein Leben nimmt eine tragische Wendung, als seine Eltern bei einem Autounfall sterben.

Der elfjährige Jules, seine Schwester Liz und sein Bruder Marty kommen in ein Internat, werden dort aufgrund des Altersunterschieds getrennt und finden alle drei ihren eigenen, mehr oder weniger funktionalen, Umgang mit dem schweren Verlust.

Jules entwickelt diffuse Ängste, fühlt sich unsicher, isoliert und ausgegrenzt. Als er Alva begegnet, findet er in ihr eine enge Vertraute und beste Freundin, bis auch diese Beziehung zerbricht.

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The Crow. Ultimate Edition von James O’Barr

„Eines Tages werden Sie alles verlieren, was Sie haben. Nichts wird Sie auf diesen Tag vorbereiten.“ (Einführung von John Bergin)

Nach der Ermordung seiner Verlobten Shelly übt Eric Rache an den Tätern. Um die Täter aufzuspüren, sucht Eric initial den Kleinkriminellen Mr. Jones auf, um an Informationen über T-Bird, Tom Tom, Top Dollar, Fun Boy und Tin Tin zu kommen.

Eric stöbert die einzelnen Täter auf und tötet sie, dabei gibt es im Comic immer wieder Rückblenden, die deutlich machen, wie schmerzhaft der Tod Shellys für Eric war, was er durch ihren Tod verloren hat, wie sie zu Tode gekommen ist.

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Belletristik und Sachbücher über Vergänglichkeit

In diesem Post liste ich Belletristik und Sachbücher über Vergänglichkeit auf.

Meine Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe.

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Sterben von Karl Ove Knausgård (Hörbuch)

„Wenn uns der Tod als Phänomen nicht ängstigt, woher rührt dann dieses Unbehagen angesichts der toten Körper?“ (Track 3)

Im 30. Lebensjahr des Autors stirbt dessen Vater, und Karl-Ove Knausgård erzählt in der ersten Hälfte von Sterben von seinen eigenen Kindern, von seiner Kindheit und Jugend, von Alkohol, von sexuellen Erfahrungen und von Musik; im zweiten Teil befasst er sich näher mit dem Tod seines Vaters, während er mit seinem Bruder das zugemüllte und heruntergekommene Haus des Vaters aus- und aufräumt, die Beerdigung plant und versucht zu verstehen, wie die letzten Jahre seines Vaters ausgesehen haben, wie genau er zu Tode gekommen ist.

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So sterben wir. Unser Ende und was wir darüber wissen sollten von Roland Schulz

„Tage vor deinem Tod, wenn noch niemand deine Sterbestunde kennt, hört dein Herz auf, Blut bis in die Spitzen deiner Finger zu pumpen. […] Auch aus den Zehenspitzen zieht sich das Blut zurück. Deine Füße werden kalt. Dein Atem verflacht. Die Sinne schwinden. Dein Körper leitet den Abschied vom Leben ein.“

Roland Schulz beschreibt in seinem Buch detailliert, was beim Sterben, nach dem Tod und während des Trauerprozesses geschieht, thematisiert unter anderem Patientenverfügung, Totenfürsorge, Testament, Schmerzen, Verlust von Appetit, Geruch und Geschmack, Cheyne-Stokes-Atmung, terminale Luzidität, Schluckreflex, Individualtod und biologischer Tod, Totenflecken und Totenstarre, Leichenschau und Totenschein, Bestattung und Autolyse, Aufbahrungsbuch und Aussegnungshalle, Sterbeurkunde und Trauerfeier, Trauer und Resilienz, Erinnern und Vergessen.

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Die Geschichte der Palliativmedizin. Medizinische Sterbebegleitung von 1500 bis heute von Michael Stolberg

„Wenn ein Arzt hoffnungslose Fälle behandelte, musste er daher stets damit rechnen, dass man nicht etwa seinen hilfreichen und barmherzigen Beistand am Sterbebett lobte, sondern vielmehr den tödlichen Ausgang seiner fehlerhaften, unwirksamen oder womöglich gar ihrerseits schädlichen Behandlung zuschrieb.“ (Seite 58)

Michael Stolberg erzählt in seinem Buch die Geschichte der Palliativmedizin von 1500 bis heute.

Im ersten Kapitel befasst er sich dabei mit der frühen Neuzeit (1500 bis 1800), schreibt von Krebs, Schwind- und Wassersucht, von verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung, von den Auswirkungen von sterbenden Patienten auf die Reputation des Arztes/Heilers, von aktiver versus indirekter versus passiver Sterbehilfe, vom Recht auf Wahrheit und Aufklärung sowie von Religiosität.

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