Schlagwort-Archive: Lieblingsbücher 2018

Der Mann, der den Tod auslacht von Philipp Hedemann

„Ich habe eine jahrtausendealte Kultur kennengelernt und spektakuläre Landschaften gesehen. Ich habe Freunde gefunden, ich habe gelacht, ich habe den Kopf geschüttelt, ich habe geflucht, ich habe manchmal die Hoffnung aufgegeben und sie meist schnell wieder gewonnen, ich habe Angst und Freude empfunden. Verstanden habe ich Äthiopien immer noch nicht. Aber ich habe mir Mühe gegeben.“ (Seite 11)

Philipp Hedemann gibt seinen Redakteursjob in London auf und zieht nach Addis Abeba, wo seine Freundin einen Job in der Entwicklungshilfe angenommen hat. Er selbst reiste als freier Korrespondent durch Äthiopien und erzählt in Der Mann, der den Tod auslacht von Hyänenfütterung und Haile Selassie, Lachseminaren und Schwermut, Mittelalter und Moderne, Haile Mariam und Sozialismus, Armut und Träumen, Schuhputzern und Kinderarbeit, Injera und Qat, Christentum und Scharlatanen, Hochschulstudium und Arbeitslosigkeit, Bundeslade und trampenden Mönchen, Goldrausch und Straßenkindern, Danakil und Genitalverstümmelung, Hungersnot und Teff, Rastafari und Marihuana, Lippentellern und mingi-Kindern. Der Mann, der den Tod auslacht von Philipp Hedemann weiterlesen

Der zerrissene April von Ismail Kadare

„Bis zu dem Tag, an dem er tötete, gab es für ihn kein Leben. Erst wenn er getötet hatte und selbst vom Tod verfolgt war, begann er zu leben.“ (Seite 31 der gebundenen Ausgabe von 2001)

Schon zum zweiten Mal liegt Gjorg Berisha auf der Lauer, um den Mann zu töten, der den Tod seines Bruders auf dem Gewissen hat. Beim ersten Versuch wurde der Mann nur verwundet, aber diesmal ist Gjorg erfolgreich und erschießt Zef Kryeqyqe.

Die Nachricht vom Tod Zefs verbreitet sich in dem kleinen albanischen Bergdorf in Windeseile, und Gjorg und seine Verwandtschaft schließen sich in ihrem Zuhause ein, um der Blutrache der Kryeqyqes vorerst zu entkommen. Dann leistet die Familie des Getöteten das kleine Ehrenwort, wodurch dem Blutvergießen 24 Stunden Einhalt geboten wird, und das Dorf entscheidet sich schließlich zum 30-tägigen großen Ehrenwort, was Gjorg einen ganzen Monat der Sicherheit gibt. Doch Gjorg weiß, dass er nach diesen 30 Tagen von einem Familienmitglied der Kryeqyqes getötet werden wird. Der zerrissene April von Ismail Kadare weiterlesen

Die erstaunliche Wahrheit über Tiere von Lucy Cooke

„Das Leben nimmt eine wunderbare Vielfalt exotischer Formen an, und auch die einfachsten erfordern eine komplexe Betrachtung.“ (Seite 11)

Lucy Cooke erzählt in ihrem Buch von Aalen und Geschlechtslosigkeit, Bibern und Selbstkastration, Faultieren und Trägheit, Hyänen und Hermaphroditismus, Geiern und Tod, Fledermäusen und Horror, Fröschen und Aphrodisiakum, Störchen und saisonaler Abwesenheit, Flusspferden und Aderlass, Elchen und Epilepsie, Pandas und Liebesleben, Pinguinen und Nekrophilie, Schimpansen und Humanzee. Die erstaunliche Wahrheit über Tiere von Lucy Cooke weiterlesen

Ich kann nicht vergeben von Rudolf Vrba (Hörbuch)

„Arbeit macht frei. Bald sollte diese Inschrift uns alle verhöhnen wie ein makaberer Aprilscherz. Doch an jenem Juniabend glaubte ich daran und fasste neuen Mut.“ (Track 65)

Rudolf Vrba war 17 Jahre alt, als er seine slowakische Heimat verließ und schließlich nach Auschwitz deportiert wurde.

In Ich kann nicht vergeben erzählt er vom Alltag im Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager) und später in Auschwitz II-Birkenau, berichtet minuziös vom täglichen Überlebenskampf, von Freundschaft und Liebe, von Verrat und Verlust, von Krankheit und Tod, von Hunger und schwerer Arbeit, von der Untergrundbewegung und von seiner Flucht aus Auschwitz. Ich kann nicht vergeben von Rudolf Vrba (Hörbuch) weiterlesen

Marlow von Volker Kutscher (Buch und Hörbuch)

„Die SS war eindeutig auf dem Weg nach oben, und das war immer auch die Richtung, die Johann Marlow bevorzugte.“ (Seite 242)

Deutschland im Sommer und Herbst 1935: Die Nationalsozialisten haben das Land fest in der Hand, nach dem Röhm-Putsch im Sommer 1934 erstarkt die SS immer mehr, und die Gestapo sorgt dafür, dass man sich nicht mehr traut, offen über Missstände und Unzufriedenheit zu sprechen.

Auch Gereon Rath leidet unter der politischen Situation in Deutschland und ist nicht mehr zufrieden mit seinem Job, bei dem er sich – aufgrund mangelnder Parteizugehörigkeit und fehlender nationalsozialistischer Gesinnung – eher auf dem Abstellgleis fühlt. Da wird er mit einem Fall konfrontiert, der sich als sehr brisant herausstellt: Ein gewisser Gerhard Brunner stirbt bei einem Unfall, als er mit einem Taxi unterwegs ist und der Fahrer frontal und ungebremst gegen eine Wand fährt. Beim Durchsuchen des Unfallwagens findet Rath eine Aktentasche, in der sich ein brauner Briefumschlag befindet, den er kurzentschlossen öffnet – und sich wünscht, es nicht getan zu haben, denn der Umschlag enthält geheime Akten, in denen kein Geringerer als Hermann Göring, der zweitmächtigste Mann im Reich, erwähnt wird. Rath hofft, dass ihn keiner beobachtet hat und sorgt schließlich dafür, dass sich der Umschlag wieder auf den Postweg macht. Marlow von Volker Kutscher (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz

„Ich habe keine Rechte mehr, nur aus Anstand oder aus Gewohnheit tun viele so, als hätte ich noch welche.“

Otto Silbermann, ein in Berlin lebender, wohlhabender Kaufmann jüdischer Herkunft, der sich voll und ganz deutsch fühlt und im Ersten Weltkrieg für sein Land gekämpft hat, versucht im November 1938 verzweifelt, Deutschland zu verlassen, doch die Grenzen sind mittlerweile dicht und die Ausreise in ein (noch) sicheres Nachbarland nahezu unmöglich.

Silbermann, der selbst nicht jüdisch aussieht, ergeht es noch etwas besser als anderen Juden, die offen angefeindet, beschimpft und inhaftiert werden, doch auch Silbermann erlebt mehr und mehr Ausgrenzung und Entrechtung. So muss er erkennen, dass sich (falsche) Freunde bereichern, indem sie sein Hab und Gut billig aufkaufen, er lebt in Angst und Schrecken, wird zu einem Reisenden, der quer durchs Land reist, nirgends zur Ruhe kommt und einen Weg ins Ausland sucht. Silbermann verliert schließlich alles, was ihm lieb und teuer war: sein Geschäft, sein Haus, den Kontakt zu seiner Frau, das Vertrauen in seine Freunde, das Gefühl von Sicherheit und letztendlich auch seine Würde. Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz weiterlesen

Out of the Woods. A Journey Through Depression and Anxiety von Brent Williams

„In the middle of the journey of my life…
I found myself in a dark wood…
where the way was lost.“
(The Divine Comedy, Dante Alighieri 1265-1321)

Brent Williams erzählt in Out of the woods von den Symptomen seiner drei depressiven Episoden, die im Buch zeitlich gerafft wurden, und bietet so zum einen Einblicke in die Psychopathologie depressiver Störungen, zum anderen in seine persönliche Erlebens-, Gefühls- und Gedankenwelt. Out of the Woods. A Journey Through Depression and Anxiety von Brent Williams weiterlesen

Einsame Schwestern von Ekaterine Togonidze

„Ich kann ohne Diana nicht leben und sie nicht ohne mich. Diese Worte sind wahr, sie entsprechen den Tatsachen, sind kein romantisches Gefasel.“ (Seite 31)

Diana und Lina sind siamesische Zwillinge: „zwei Nervensysteme, zwei Speiseröhren, 4 Lungenflügel, zwei Herzen, […] eine Leber, zwei Gallenblasen, zwei Mägen, […] drei Nieren, ein Mastdarm, ein Urogenitaltrakt, ein reproduktives Organ, weiblich“ (Seite 121).

Die beiden Schwestern sind grundverschieden, fühlen sich von der permanenten Nähe zu einem anderen Menschen gestört und sind gleichzeitig einsam. Nichts gehört nur der einen Schwester, alles wird zwangsläufig geteilt – bis Diana das Tagebuch-Schreiben für sich entdeckt, wodurch sie endlich etwas gefunden hat, was nur ihr gehört. Auch Lina schreibt bald ihre Gedanken und Gefühle nieder, entdeckt, wie befreiend es ist, offen über ihre Eindrücke schreiben zu können und sie nicht mit Diana teilen zu müssen.

Die Mutter der beiden Schwestern ist bei der Geburt gestorben, ihr Vater von der Bildfläche verschwunden, als seine Freundin ihm von ihrer Schwangerschaft erzählte. Aufgewachsen sind die beiden Mädchen bei ihrer Großmutter, doch als diese stirbt, sehen die beiden Schwestern einer ungewissen und beängstigenden Zukunft entgegen. Einsame Schwestern von Ekaterine Togonidze weiterlesen

Kaukasus. Eine Reise an den wilden Rand Europas von Stephan Orth und Gulliver Theis

„Das stärkste Band, das die Menschen zusammenhält, ist im Kaukasus leider immer der Konflikt mit den Nachbarn.“ (Seite 229)

Der Bildband Kaukasus. Eine Reise an den wilden Rand Europas führt den Leser nach Russland, Abchasien, Inguschetien, Nordossetien, Georgien, Tschetschenien, Dagestan und Aserbaidschan. Armenien, ein weiteres Land im Kaukasus, wurde dabei bewusst ausgeklammert, da sich Stephan Orth (Texte) und Gulliver Theis (Fotografien) auf den Nordkaukasus konzentrieren wollten. Kaukasus. Eine Reise an den wilden Rand Europas von Stephan Orth und Gulliver Theis weiterlesen

National Geographic. Wie Sie die Nacht noch nie gesehen haben von Susan Tyler Hitchcock

„Die Nacht ist seltsam und geheimnisvoll, wunderschön und romantisch, unheilvoll und furchterregend – und was bei Einbruch der Dunkelheit zum Vorschein kommt, fasziniert Künstler schon seit Jahrhunderten. Wie Motten vom Licht werden wir vom Zauber der Nacht angezogen.“ (Seite 17)

Der Bildband National Geographic. Wie Sie die Nacht noch nie gesehen haben zeigt ausdrucksstarke Fotografien aus der ganzen Welt, die bei Nacht bzw. im Dämmerlicht aufgenommen wurden.

So findet man im Buch z.B. Fotos von Lichtspuren durch lange Verschlusszeiten, Bilder von Tieren, Architektur, Menschen, Landschaften und Spiegelungen. National Geographic. Wie Sie die Nacht noch nie gesehen haben von Susan Tyler Hitchcock weiterlesen