Schlagwort-Archive: Psychologie

Das Licht von T. C. Boyle (Buch und Hörbuch)

„Die Vorstellung, das Ganze irgendwie steuern zu können, kam ihm vor wie ein Witz, das Konzept der Persönlichkeit wie ein Schwindel, Schizophrenie wie die einzige realistische Prognose, denn diese Drogen hießen ja nicht umsonst „Psychotomimetika“. Natürlich… natürlich… er war dabei, den Verstand zu verlieren – was sonst hatte er erwartet?

Er hatte Angst, nichts als schreckliche Angst.“ (Seite 86)

Im Dezember 1996 habe ich Albert Hofmanns LSD – mein Sorgenkind gelesen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, weil ich das Buch damals zeitgleich einem Freund geschenkt habe, den ich immer mit dem Buch und dem Thema assoziieren werde. Mein Einstieg in T.C. Boyles 17. Roman war somit ein sehr emotionaler, der viele Erinnerungen wachgerufen und der mich deshalb sofort in seinen Bann geschlagen hat.

Boyle startet Das Licht mit einer sehr eindrücklichen Szene, in der der Chemiker Hofmann, der 1938 verschiedene Amid-Derivate der Lysergsäure, darunter das Diethylamid LSD-25, synthetisierte, 1943 zum ersten Mal und unabsichtlich die Substanz zu sich nahm. Boyle schildert dabei Hofmanns Erfahrungen mit LSD und berichtet von weiteren Versuchsreihen, um mehr über die Substanz, ihre Auswirkungen und die Dosierung zu erfahren.

Nach diesem Vorspiel im Basel des Jahres 1943 steigt Boyle mit seiner eigentlichen Geschichte ein und nimmt den Leser mit nach Cambridge, wo Timothy Leary seinen Lehrstuhl für Psychologie an der Harvard University dafür nutzt, um mit psychedelischen Drogen wie Psilocybin und LSD zu experimentieren. Mit der Unterstützung des Arzneimittelherstellers Sandoz und seiner Doktoranden möchte er herausfinden, ob diese psychoaktiven Substanzen die Psychotherapie revolutionieren können, indem sie „den Kontrollturm des Gehirns außer Gefecht […] setzen“ (Seite 46). Das Licht von T. C. Boyle (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Sadisten. Tödliche Liebe – Geschichten aus dem wahren Leben von Lydia Benecke

„Das Leben ist unendlich viel seltsamer als irgend etwas, das der menschliche Geist erfinden könnte.“ (Seite 2, Zitat von Arthur Conan Doyle)

Lydia Benecke erzählt in ihrem Buch vom Vampir von Krakau, von emotional-instabiler und antisozialer Persönlichkeitsstörung, von ICD-10 und DSM-5, von histrionischer und narzisstischer Persönlichkeitsstörung, von Gaslighting und Manipulation, von BDSM und 50 Shades of Grey, von der Geschichte und der Wandlung von BDSM, von periculärem und inklinierendem Sadismus, von David Parker Ray und Cameron Hooker sowie von Gewaltpornografie.

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Grundlagen der Motivierenden Gesprächsführung. Für Beratung, Therapie und Coaching von Andreas Jähne und Cornelia Schulz

„Menschen wehren sich nicht gegen Veränderung, sondern dagegen, verändert zu werden.“ (Seite 11, Zitat von Richard Beckhard)

Andreas Jähne und Cornelia Schulz berichten in ihrem Buch von den Ursprüngen der Motivierenden Gesprächsführung (z.B. Attributionstheorien, Kognitive Dissonanztheorie, Transtheoretisches Modell der Veränderung, Rubikon-Modell), von den Grundlagen der Gesprächsführung (z.B. Akzeptanz, Mitgefühl, Förderung von Selbstwirksamkeit), bevor sie auf Basistechniken (z.B. offene versus geschlossene Fragen, reflektierendes Zuhören, Würdigen und Zusammenfassen) und weiterführende Techniken (z.B. 4-Felder-Tafel, Sustain Talk, Change Talk) eingehen.

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Bird Brain von Nathan Emery

„insofern sollte der Begriff „Spatzenhirn“ nicht mehr als Schimpfwort, sondern als Kompliment gelten!“

Nathan Emery erzählt in seinem Buch Bird Brain von der Wandlung unseres Verständnisses von Vogelintelligenz, von Navigationsleistungen von Vögeln, von der Kommunikation, vom Sozialverband, vom Werkzeuggebrauch sowie vom Selbstverständnis und der Vorstellungskraft bei Vögeln. Dabei sind seine Ausführungen wissenschaftlich fundiert, aber meiner Meinung nach auch für Laien verständlich und nachvollziehbar. Neben Erkenntnissen aus der Hirnforschung spricht Emery auch Aspekte der (Verhaltens-) Psychologie, Neuroanatomie, Mythologie und Religion sowie aus Film und Kunst an. Bird Brain von Nathan Emery weiterlesen

Perfektionismus. Mit hohen Ansprüchen selbstbestimmt leben von Christine Altstötter-Gleich und Fay Geisler

„Chancen und Risiken perfektionistischer Tendenzen“ (Klappentext)

Christine Altstötter-Gleich und Fay C.M. Geisler fassen in ihrem Buch die wichtigsten Aspekte zum Thema Perfektionismus zusammen. Sie stellen dabei normalen und neurotischen Perfektionismus, positiven und negativen Perfektionismus, pflichtbewusstes Leistungsstreben und klinisch relevanten Perfektionismus gegenüber, erzählen von Zweifel und Selbstwirksamkeitserwartung, Selbstwertkontingenz und Vulnerabilität, Entstehung und Aufrechterhaltung von Perfektionismus, Therapie und Selbsthilfe.

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Nürnberger Tagebuch von Gustave M. Gilbert

„Als Psychologe interessierte es mich natürlich, herauszufinden, was Menschen dazu gebracht hat, sich der Nazi-Bewegung anzuschließen und all das zu tun, was sie getan hatten.

Meine Befragung von Kriegsgefangenen und deutschen Zivilisten hatte sich als erfolglos erwiesen. Die kleinen Leute beteuerten, daß sie keinerlei Mitverantwortlichkeit trügen und nur ihren Führern gehorcht hätten, die sie verraten hatten. Diese Führer befanden sich nun im Nürnberger Gefängnis, und das war auch der Ort, an den es mich zog. Glücklicherweise konnte ich für den Übersetzer des Gefängniskommandanten einspringen und wurde daraufhin auch zum Gerichtspsychologen für die Dauer des Prozesses ernannt.“ (Seite 9)

Gustave Mark Gilbert pflegte täglich engen Kontakt mit den Angeklagten des Nürnberger Hauptkriegsverbrecher-Prozesses, d.h. mit Hermann Göring, Joachim von Ribbentrop, Rudolf Heß, Ernst Kaltenbrunner, Alfred Rosenberg, Hans Frank, Wilhelm Frick, Fritz Sauckel, Albert Speer, Hjalmar Schacht, Walter Funk, Franz von Papen, Konstantin von Neurath, Baldur von Schirach, Arthur Seyß-Inquart, Julius Streicher, Wilhelm Keitel, Alfred Jodl, Karl Dönitz, Erich Raeder und Hans Fritzsche.

Nürnberger Prozess, Verhandlungssaal. 1. Reihe v.l. Göring, Heß, v. Ribbentrop, Keitel, Kaltenbrunner, Rosenberg, Frank, Frick, Streicher, Funk, Schacht. 2. Reihe: Raeder, v. Schirach, Sauckel, Jodl, v. Papen, Seyß-Inquart, Speer, v. Neurath, Fritsche. Quelle: Wikipedia.
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Böse. Die Psychologie unserer Abgründe von Julia Shaw (Hörbuch)

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ (Friedrich Nietzsche)

Die Kriminalpsychologin Julia Shaw setzt sich in ihrem (Hör-) Buch damit auseinander, ob der Mensch böse ist, was überhaupt böse ist und wie man böses Verhalten erklären kann. Sie erzählt dabei von Persönlichkeitsstörungen, Cute Aggression, Dunkler Tetrade, Mordfantasien, Testosteron, Moral, Serienmördern, Vertrauen, Schizophrenie, sexueller Devianz, Pornografie, Massentierhaltung, Terrorismus, künstlicher Intelligenz, Sicherheit, Sklaverei, kognitiver Dissonanz, Frauenfeindlichkeit sowie von bekannten psychologischen Studien wie dem Stanford-Prison-Experiment und dem Milgram-Experiment. Böse. Die Psychologie unserer Abgründe von Julia Shaw (Hörbuch) weiterlesen

Der Mensch ist böse. Wahre Kriminalgeschichten – wahre Abgründe von Julian Hannes

„die Schuld liegt bei den Tätern – und nur bei ihnen.“

Aufgrund des reißerischen Titels und des Covers hätte ich das Buch normalerweise definitiv NICHT gelesen, wenn ich nicht zufällig eine positive Besprechung gelesen hätte. Ich finde es jedes Mal ein Trauerspiel, dass es von Verlagsseite anscheinend solche Verkaufsstrategien braucht, um ein Buch verkauft zu bekommen, denn auf mich persönlich wirken solche Bücher eher wie etwas, um das ich lieber einen großen Bogen machen sollte. Das ist wirklich schade, denn Der Mensch ist böse ist, wenn man dem Buch dann doch eine Chance gibt, überhaupt nicht reißerisch, sondern wunderbar sachlich und dazu unterhaltsam und lehrreich.

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Psychopathinnen von Lydia Benecke

„Bald ist alles vorbei, und ein neues Leben fängt an.“

Lydia Benecke ist eine deutsche Kriminalpsychologin und Psychotherapeutin, die mit schweren Straftätern arbeitet und über ihre Erfahrungen und Erlebnisse bereits in mehreren populärwissenschaftlichen Büchern berichtet hat. Psychopathinnen war meine erste Begegnung mit ihr, und obwohl ich wegen des reißerisch klingenden Titels erst unschlüssig war, ob ich das Buch überhaupt lesen soll, war die Neugier stärker, denn auch ich habe mich im Rahmen meines Psychologie-Studiums und meiner wissenschaftlichen und klinischen Arbeit schon etwas intensiver mit Themen wie Persönlichkeitsstörungen, Gewalt und Kriminologie beschäftigt.

Psychopathinnen hält nicht, was der reißerische Titel verspricht, sondern ist erfreulich sachlich und informativ. Benecke erzählt detailreich von verschiedenen Frauen, die Cluster B-Persönlichkeitsstörungen haben und straffällig wurden. Dabei beschreibt Benecke auch die Taten selbst, so dass es bisweilen brutal und unappetitlich wird, aber auch in diesen Passagen driftet die Autorin nicht in blutrünstige und sensationsheischende Schilderungen ab, sondern zeigt auf, was die Folgen von traumatischen Kindheitserlebnissen sind, wie die Betroffenen denken und fühlen bzw. was sie nicht fühlen und aus welchen Beweggründen die Frauen straffällig werden. Psychopathinnen von Lydia Benecke weiterlesen

Ida von Katharina Adler (Hörbuch)

„Er zweifle nicht daran, dass sie einen Zweck im Auge habe, den sie durch ihre Krankheit zu erreichen hoffe.“ (CD 6, Track 10)

Die 58-jährige Ida Adler, geborene Bauer, hat ihre Heimatstadt Wien vor über zwei Jahren verlassen und erreicht im Jahre 1941 New York City, von wo aus sie weiterreist nach Chicago, um bei ihrem Sohn und seiner Frau unterzukommen. Sie ist eine nörgelnde, taktlose, anstrengende Frau, die an keinem ein gutes Haar lässt, doch durch Rückblenden erfährt der Leser bald, weshalb Ida Adler so verbittert ist, was sie in ihrem Leben erfahren und erleiden musste.

Der Leser taucht im weiteren Verlauf des Buches immer tiefer in die Biografie Ida Adlers ein, hört von der schwierigen Familiengeschichte, vom Leben mit eigenen Krankheiten und kranken Familienmitgliedern sowie von den Veränderungen in Österreich und Europa im Zuge des immer weiter erstarkenden Nationalsozialismus. Zentral im Roman ist zudem die Behandlung Ida Adlers durch Sigmund Freud, dessen Fallgeschichte „Dora“ berühmt geworden ist, in der er Ida Adlers Krankengeschichte anonymisiert darlegte. Ida von Katharina Adler (Hörbuch) weiterlesen