Schachnovelle von Stefan Zweig (Hörbuch)

„In dieser äußersten Not ereignete sich nun etwas Unvorhergesehenes, was Rettung bot, Rettung zum mindesten für eine gewisse Zeit.“ (Track 12)

Auf einem Passierdampfer von New York nach Buenos Aires befindet sich der Schachweltmeister Mirko Czentovic, der (sonst eher plump und geistig wenig agil wirkend) seit seiner Jugend durch herausragende Fähigkeiten beim Schachspiel besticht. Der Ich-Erzähler möchte mit Czentovic in Kontakt treten und versucht, ihn durch Schachspielen mit Mitpassagieren auf sich aufmerksam zu machen.

Auch der wohlhabende Tiefbauingenieur McConnor ist Passagier auf dem Schiff, und ihm ist eine Partie mit dem Schachweltmeisters einiges wert.

Nach einer ersten Partie, in der Czentovic gegen alle Anwesenden spielt und gewinnt, mischt sich beim zweiten Spiel ein Fremder ein, der McConnor gute Ratschläge gibt, so dass die bereits verloren geglaubte Partie in Remis endet. Ein weiteres Spiel lehnt Dr. B., wie sich der Fremde nennt, rigoros ab, was das Interesse des Ich-Erzählers weckt. Und schließlich erzählt Dr. B. dem Ich-Erzähler seine Geschichte.

Ich habe Schachnovelle vor etwa 20 Jahren gelesen und war damals sehr begeistert von der Geschichte. Manchmal ist es so, dass man das gleiche Buch nach Jahren oder Jahrzehnten nochmals liest und nicht recht versteht, warum man es damals so gelungen fand. Hier ist das definitiv nicht so: Beim Hören der Schachnovelle war ich genauso fasziniert und habe die Geschichte genauso gebannt verfolgt wie beim ersten Mal.

Schachnovelle ist grandios erzählt, beeindruckend schlicht und doch faszinierend komplex. Die Geschichte, die auf so wenigen Seiten erzählt wird, ist extrem spannend und meiner Meinung nach ist Schachnovelle eines der besten Bücher überhaupt.

Christoph Maria Herbst liest das Buch durchweg überzeugend und schafft es, die passende Stimmung aufzubauen, so dass das Hörbuch eine gelungene Mischung aus anspruchsvoller Sprache, fesselndem Inhalt und gelungener Lesung ist.

Als Kind habe ich viel Schach gespielt, und ich mag schon immer Geschichten, die sich um das Spiel der Könige ranken bzw. in denen Schach eine mehr oder weniger zentrale Rolle spielt. Mit dem Spielen habe ich irgendwann aufgehört, doch nach dem Anhören des Hörbuchs habe ich direkt wieder mit Schachspielen begonnen. Eine echte Inspiration also!

Stefan Zweig: Schachnovelle. Gesprochen von Christoph Maria Herbst. Argon Verlag, 2009; 14,95 Euro.

Dieser Post ist Teil des Schach-Monatsthemas im Januar 2022.

Dazu hab ich auch was zu sagen!