Schlagwort-Archive: Frauen

Frauen dürfen hier nicht träumen von Rana Ahmad

„Wie kann es sein, dass es für sie so selbstverständlich ist, frei zu sein, während es mir erscheint, als sei es das Größte und Ungeheuerlichste, das man sich vorstellen kann?“ (Seite 217)

Ich muss zugeben, dass ich eher vorsichtig bei Tatsachenberichten über Frauen aus islamischen Ländern bin, denn allzu schnell fühle ich mich an Negativbeispiele wie Nicht ohne meine Tochter erinnert, die allerlei Schubladen bedienen, Vorurteile eher verstärken als Aufklärung zu bieten, Ablehnung und Unwissen erhöhen statt Verständnis und Wissen zu vermitteln und Halbwissen zu eliminieren.

Frauen dürfen hier nicht träumen hätte ich aufgrund des Titels wohl eher nicht in die Hand genommen. Ich habe es einzig und allein deshalb getan, weil Richard Dawkins, den ich sehr schätze, auf dem Einband zitiert wird. Und ich dachte: „Was Dawkins lesenswert findet, muss inhaltlich gut und wichtig sein.“. Mit dieser Einschätzung lag ich goldrichtig, denn Frauen dürfen hier nicht träumen ist ein komplexes, ein ausgezeichnet geschriebenes und ein sehr bewegendes Buch, das ich jedem empfehle, der Einblicke in das Leben einer Frau in Saudi-Arabien erhalten möchte, und jedem ans Herz lege, der der Meinung ist, aus so einem Land müsse man nicht fliehen. Frauen dürfen hier nicht träumen von Rana Ahmad weiterlesen

Die Erfindung der Flügel von Sue Monk Kidd (Buch und Hörbuch)

„Im Herzen aller unsäglichen Dinge haust ein abscheuliches Schweigen.“

Sarah Grimké wächst zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Tochter eines Richters und Plantagenbesitzers in Charleston auf. Zu ihrem elften Geburtstag schenken ihr ihre Eltern die zehnjährige Sklavin Hetty, die ihr Dienstmädchen sein soll.

Sarah, Gegnerin der Sklaverei, versucht, das Geschenk abzulehnen, kann sich aber nicht gegen ihre Mutter durchsetzen. So versucht sie, das Beste aus der Situation zu machen und Hetty Lesen und Schreiben beizubringen, um sie für ihre Zukunft besser zu wappnen, obwohl dies streng verboten ist.

Die beiden ungleichen Mädchen freunden sich an und kämpfen beide auf ihre Weise und im Rahmen ihrer Möglichkeiten für mehr Gerechtigkeit und für ihre Freiheit – Sarah für ihre geistige Freiheit, die Freiheit zu denken und zu glauben, was sie möchte, und sich als Frau nicht unterordnen zu müssen, Hetty für die körperliche Freiheit und den Wunsch, ihr Sklavendasein eines Tages hinter sich lassen zu können. Die Erfindung der Flügel von Sue Monk Kidd (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante

„Wenn du heute mit so einem Artikel an die Öffentlichkeit gehst, tust du etwas Wichtiges für dich, für deine Leser, für alle; du zeigst, dass das Italien, in dem wir leben, viel schlimmer ist, als wir uns das erzählen.“ (Seite 401)

Elena hat alles auf eine Karte gesetzt: die Beziehung mit ihrem Ehemann Pietro beendet, ihre Töchter Dede und Elsa zurückgelassen, ihre Schwiegermutter Adele – mit ihrem großen Einfluss auf Medien und Verlagswesen – verärgert, ihr finanziell unbeschwertes Leben aufgegeben, mit ihren Eltern gebrochen.

Elenas Preis für eine gemeinsame Zukunft mit ihrer Jugendliebe Nino Sarratore ist hoch, aber sie ist glücklich mit Nino, der sich bemüht, sie umschmeichelt und umsorgt. Doch immer wieder kämpft Elena gegen ihre Unsicherheit, ihre Eifersucht und ihre Angst, Nino wieder zu verlieren – und damit alles verloren zu haben.

Parallel zu ihrem bewegten Liebesleben veröffentlicht Elena ein weiteres Buch, das zuerst in Frankreich erscheint, weswegen sie hin- und hergerissen ist zwischen dem Leben einer erfolgreichen Autorin, die sich auf Lesereisen begibt und gefeiert wird, und dem Leben als Mutter, die Zeit für ihre Töchter aufbringt.

Nach und nach bröckelt Ninos Fassade, Lila und andere Freunde aus dem Rione warnen Elena, und selbst Adele berichtet von Gerüchten über Nino, die ihr zu Ohren gekommen sind. Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante weiterlesen

Ein deutsches Mädchen von Heidi Benneckenstein

„Wenn ich daran denke, was ich früher gesagt, gedacht oder getan habe, woran ich geglaubt und gezweifelt habe, schäme ich mich, aber vor allem bin ich wütend.“ (Seite 13)

Die heute 24-jährige Heidi Benneckenstein ist in einer Neonazifamilie aufgewachsen, hat ihre „ersten 18 Jahre mit Nazis verbracht. Nicht aus sicherer Distanz und nicht für ein, zwei Jahre in der Pubertät, sondern mittendrin, ausschließlich und von Anfang an.“ (Seite 13).

In Ein deutsches Mädchen erzählt sie von ihrer Kindheit und Schulzeit, von der Erziehung durch die Eltern und dem Drill in Feriencamps, von Freunden und Propaganda, von emotionaler Vernachlässigung und körperlicher Gewalt, von ihrer Jugend und ersten Beziehungen, von Zweifeln und Umdenken, vom Ausstieg und von Aussteigerhilfe, die sie und ihr Mann heute anderen Personen aus dem rechten Milieu anbieten. Ein deutsches Mädchen von Heidi Benneckenstein weiterlesen

Und es schmilzt von Lize Spit

„In der Zwischenzeit versuche ich mir, wie früher, das Schlimmste vorzustellen, das ich dort vorfinden könnte, so dass die Realität dahinter nur noch zurückbleiben kann.“

Die Ich-Erzählerin Eva erhält einen Brief von Pim, mit dem sie zur Schule gegangen ist, mit dem sie über Jahre hinweg eng befreundet war und dessen Bruder Jan bald 30 Jahre alt geworden wäre. Pim lädt Eva zu Jans posthumer Feier und zur Einweihung seiner fast vollautomatischen Melkanlage ein. Und so macht sich Eva auf den Weg in ihr Heimatdorf – mit einem Eisblock im Kofferraum und vielen Gedanken an ihre Kindheit und Jugend. Und es schmilzt von Lize Spit weiterlesen

Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren… von Lois Pryce

„Man kann nur dann wirklich reisen, wenn man loslässt und annimmt, was jeder Ort zu bieten hat, ohne ihn in eine bekannte Schablone pressen zu wollen.“ (Freya Stark)

Die Umstände, die Lois Pryce in den Iran führten, waren recht merkwürdig: Sie hatte ihr Motorrad im Londoner Stadtteil Kensington geparkt und fand bei der Rückkehr daran einen Zettel von einem gewissen, ihr unbekannten Habib, der ihr eine Motorradreise nach Schiraz ans Herz legte, damit sie sein Land vor Ort und jenseits der gängigen Vorurteile gegenüber dem Iran kennenlernen kann.

In der Folge beschäftigt sich Pryce intensiver mit dem Land und beschließt letztendlich, sich auf den Weg in den Iran zu machen und sich selbst von der von Habib angepriesenen Schönheit des Landes zu überzeugen. Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren… von Lois Pryce weiterlesen

Sechzehn Wörter von Nava Ebrahimi

„Das stört mich am meisten, wenn ich im Iran bin: dass ich wahr und unwahr manchmal nicht unterscheiden kann.“

Die Ich-Erzählerin Mona lebt in Deutschland, aber ist gebürtige Iranerin. Gemeinsam mit ihrer Mutter reist sie nach dem Tod ihrer Großmutter ein letztes Mal nach Maschhad im Nordosten des Iran. Durch den Tod der Großmutter wird Monas einzige Verbindung zum Land gekappt und die „anstrengende On-Off-Beziehung“ der Ich-Erzählerin zu ihrer alten Heimat beendet. Sechzehn Wörter von Nava Ebrahimi weiterlesen

The Atlas of Beauty von Mihaela Noroc

„Wir sollten keine Mauern zwischen uns bauen, die auf Unterschieden in Geschlecht, Ethnie, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit beruhen. Wir sollten stattdessen Wege finden, die uns verbinden, und zusammenarbeiten – Männer und Frauen -, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

Mihaela Noroc hat 500 Frauen aus mehr als 50 Ländern fotografiert und präsentiert ihr Projekt, das nicht nur sehr ästhetisch ist, sondern auch für Toleranz und Offenheit wirbt, in ihrem Bildband The Atlas of Beauty. The Atlas of Beauty von Mihaela Noroc weiterlesen