Schlagwort-Archive: Autorenlesung

Der stärkste Stoff. Psychedelische Drogen – Waffe, Rauschmittel, Medikament von Norman Ohler (Hörbuch)

„Vergangenen Freitag, den 16. April, musste ich mitten im Nachmittag meine Arbeit im Laboratorium unterbrechen und mich nach Hause in Pflege begeben, da ich von einer merkwürdigen Unruhe, verbunden mit einem leichten Schwindelgefühl, befallen wurde. Zu Hause legte ich mich nieder und versank in einen nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch eine äußerst angeregte Fantasie kennzeichnete. Bei geschlossenen Augen (das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell) drangen ohne Unterbruch fantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein.“ (Track 17, aus den Aufzeichnungen von Albert Hofmann)

Norman Ohler widmet sich in seinem Sachbuch dem Halluzinogen Lysergsäurediethylamid (LSD) und stellt seine Bedeutung als Medikament, als Waffe und als Rauschmittel vor.

Ohler berichtet u.a. von Mutterkornvergiftungen und Ergotamin, vom Schweizer Unternehmen Sandoz und von Albert Hofmann, von Aldous Huxley und Timothy Leary, Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg, geheimen Experimenten an psychiatrischen Patienten und Militärforschung, Chlorpromazin und Modellpsychose, Hirnkriegsführung und Geheimdienst, Psilocybin und Heilkunst, J.F. Kennedy und The Beatles, Microdosing und therapeutischem Einsatz von LSD.

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Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich von Norman Ohler (Hörbuch)

„Man verzichtet doch nicht aufs Pervitin, weil es vielleicht etwas gesundheitsschädlich sein könnte. Wenn man ohnehin dazu bestimmt ist, in Kürze zu fallen!“ (Track 47)

Die Verbreitung von Drogen im Dritten Reich war lange ein eher unbekanntes Thema, und eine umfassende Darstellung, wie Rauschmittel den Alltag im Dritten Reich und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs prägten, fehlte bis zur Veröffentlichung von Norman Ohlers Sachbuch, das ich bereits 2015 gelesen und nun als Autorenlesung gehört habe.

Für sein Buch hat Ohler unzählige, oftmals unveröffentlichte Quellen recherchiert. In Der totale Rausch erzählt er von der Volksdroge Pervitin (Methamphetamin, heute bekannt als Crystal Meth), die 1938 in den Temmler-Werken entwickelt wurde, vom extensiven Gebrauch der Droge in der Allgemeinbevölkerung, vom Einsatz von Pervitin im Zweiten Weltkrieg, von Blitzkrieg und Kriegsverlauf, von Adolf Hitler und seinem Leibarzt Theodor Morell, von Kriegsende und Hitlers Suizid.

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Maxima Culpa. Jedes Verbrechen beginnt im Kopf von Joe Bausch (Hörbuch)

„Vor ein paar Jahren habe ich von einer ziemlich ausgefallenen Statistik erfahren. Demnach begegnet jeder von uns während seines Lebens im Durchschnitt rund sechsunddreißig Mördern, einundfünfzig Sexualstraftätern und Vergewaltigern sowie rund dreihundertsiebzig Psychopathen.“ (Track 1)

Joe Bausch arbeitete 32 Jahre als Anstaltsarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl und erzählt in Maxima Culpa von besonders spannenden und spektakulären Kriminalfällen.

In Maxima Culpa geht es u.a. um Sicherungsverwahrung und Todesstrafe, Vergiftungen und Tötung durch Krankenpflegepersonal, Sexualstraftaten und Amoklauf.

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Du darfst nicht alles glauben, was du denkst. Meine Depression von Kurt Krömer (Hörbuch)

„Die Depression verändert eben auch dein Wesen. Du wirst fremdbestimmt, irgendetwas macht dich zu einem komplett anderen Menschen, der nicht mehr lacht, der keine Emotionen mehr hat, dem alles zu viel ist.“ (Track 23)

Alexander Bojcan, der auf der Bühne und im Fernsehen Kurt Krömer spielt, erzählt in Du darfst nicht alles glauben, was du denkst von seinen depressiven Episoden. Er thematisiert dabei u.a. Alkoholabhängigkeit und Entzug, Panikattacken und Hypochondrie, Scham und Erektionsstörungen, Melancholie und Grübeln, ambulante Psychotherapie und Klinikaufenthalt sowie den Weg zur Genesung.

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Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten von Christoph Ransmayr (Hörbuch)

„Wie dünn, möglicherweise bloß hauchzart, war die Membran, die das Innerste eines friedlichen, Musik und Malerei und dazu Süßigkeiten, seine Kinder oder wenigstens sein Vieh liebenden Menschen von einer tief in ihm kauernden Bestie trennte.“ (Track 39)

Fünf Menschen ertrinken, als ihr Langboot im Wildwasser des Weißen Flusses den Großen Fall hinunterstürzt. Der Schleusenwärter, ein „Fallmeister“ und Vater des Erzählers, hätte dieses Unglück verhindern müssen. Aber handelt es sich überhaupt um einen Unfall oder (wie der Sohn meint) um Mord?

Neben der Geschichte des Unglücks erzählt Christoph Ransmayr in seiner Dystopie, in der Europa in einen Vielstaatenkontinent zerfallen ist und Kriege um Wasser an der Tagesordnung sind, unter anderem von den Weißen und den Roten Khmer, vom Alten Ägypten und Tutanchamun sowie von der inzestuösen Beziehung zwischen dem Erzähler und seiner Schwester.

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Abschiedsfarben von Bernhard Schlink (Hörbuch)

„Ich dachte lange, eine Beerdigung würde helfen, vom Gestorbenen Abschied zu nehmen. […] Aber eine Beerdigung hilft nicht. […] Es hilft, beim Sterben dabei zu sein.“ (CD 1, Track 1)

Bernhard Schlink erzählt in Abschiedsfarben von Abschied und Tod, Freundschaft und Verrat, Vertrauen und Lügen, Schuld und Sühne, Angst und Erleichterung.

Der Leser/Hörer erfährt z.B. von Andreas, dessen Flucht aus der DDR vereitelt wurde und dessen Tochter nach seinem Tod seine Stasi-Akte anfordern will, von einem Mann, der anscheinend den Mord an seiner Nachbarin beobachtet hat, der sich jedoch in Schweigen hüllt und darauf beharrt, nichts gesehen zu haben, und von einem Paar, das sich gemeinsam in ihrem Bad suizidiert.

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Krabat von Otfried Preußler (Hörbuch)

„[…] dort geschah es, dass Krabat zum ersten Mal jenen seltsamen Traum hatte.
Elf Raben saßen auf einer Stange und blickten ihn an. Er sah, dass ein Platz auf der Stange frei war, am linken Ende. Dann hörte er eine Stimme. Die Stimme klang heiser, sie schien aus den Lüften zu kommen, von fern her, und rief ihn bei seinem Namen.“
(CD 1, Track 1)

Der vierzehnjährige Waisenjunge Krabat träumt von einer Stimme, die ihm befiehlt, nach Schwarzkollm in die Mühle zu kommen. Der Traum wiederholt sich, und nach dem dritten Mal beschließt Krabat, der Stimme zu gehorchen und sich auf den Weg zu machen.

In der Mühle beginnt er als Lehrjunge, mit ihm leben und arbeiten dort elf weitere Mühlknappen, doch der Meister lehrt sie nicht nur das Müllerhandwerk, sondern unterrichtet sie auch in der schwarzen Kunst.

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Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész (Buch und Hörbuch)

„[…] es gibt keine Absurdität, die man nicht ganz natürlich leben würde, und auf meinem Weg, das weiß ich schon jetzt, lauert wie eine unvermeidliche Falle das Glück auf mich. Denn sogar dort, bei den Schornsteinen, gab es in der Pause zwischen den Qualen etwas, das dem Glück ähnlich war. Alle fragen mich immer nur nach Übeln, den ‚Greueln‘: obgleich für mich vielleicht gerade diese Erfahrung die denkwürdigste ist. Ja, davon, vom Glück der Konzentrationslager, müßte ich ihnen erzählen, das nächste Mal, wenn sie mich fragen.

Wenn sie überhaupt fragen. Und wenn ich es nicht selbst vergesse.“ (Seite 287)

Ich weiß noch genau, unter welchen Umständen ich Roman eines Schicksallosen gekauft habe: Es war 1998 am Frankfurter Flughafen, kurz vor einem Flug nach Rom. Ich kannte den Autor Imre Kertész noch nicht, und er wurde in Deutschland auch erst vier Jahre später etwas berühmter, nachdem ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde. Ich habe das Buch einzig und allein wegen des Covers gekauft – der knappe Klappentext hatte kaum etwas vom Inhalt des Romans verraten, aber der auf einem Ei liegende Vogel hat mich sofort neugierig gemacht.

Schon nach der ersten Lektüre war ich restlos begeistert von Kertész und seinem Roman, und auch 22 Jahre später ist Roman eines Schicksallosen eines meiner Lieblingsbücher und meiner Meinung nach der beste Roman, der je über die Konzentrationslager geschrieben wurde.

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