„Halluzinationen haben mich seit jeher fasziniert.“ (Seite 15)
Ronald K. Siegel erzählt in seinem Buch Fallgeschichten von verschiedenen Stimmenhörern, bietet so tiefe Einblicke in die Welt der Halluzinationen. Dabei hat Siegel bei besonders einzigartigen Phänomenen selbst Substanzen konsumiert bzw. sich in ähnliche Situationen begeben wie die Personen aus den Fallgeschichten, wodurch er nicht nur selbst mit allen Sinnen das Erzählte nachempfinden konnte und ähnliche Halluzinationen erlebt hat, sondern diese auch sehr anschaulich und realistisch beschreibt, so dass man auch als Leser hautnah dabei sein kann.
Siegel widmet sich im ersten Kapitel den Halluzinationen durch psychotrope Substanzen, in weiteren Kapiteln Träumen, imaginären Gefährten in der Kindheit und Jugend sowie Halluzinationen bei lebensbedrohlicher Gefahr.
Ich arbeite im Bereich der Psychosenpsychotherapie, bin fasziniert von Stimmenhören und mag die psychotherapeutische Arbeit mit Stimmenhörern sehr. Ich habe deshalb schon viel zum Thema gelesen, bin aber stets neugierig und interessiert an weiteren Büchern zum Thema.
Was mir am Buch gefallen hat, ist die Tatsache, dass Siegel Halluzinationen als menschliches Phänomen normalisiert, zu dem wir alle fähig sind.
Das Kapitel mit den psychotropen Substanzen war mir manchmal zu esoterisch, parapsychologisch und irgendwie zu abgehoben. Der Fokus war dabei nicht der, den ich mir gewünscht hatte. Fast hätte ich die Lektüre abgebrochen, doch das Kapitel zu Träumen fand ich dagegen sehr gut und sehr spannend, so dass ich weitergelesen habe.
Die Schilderungen Siegels fand ich zum größten Teil spannend, mit ihm selbst bin ich nicht recht warm geworden. Irgendwie unangenehm fand ich auch die recht expliziten Gewaltschilderungen und den reißerischen Schreibstil.
Letztendlich habe ich im Buch von interessanten Dingen gelesen, doch wirklich begeistert bin ich von diesem Buch nicht.
Ronald K. Siegel: Halluzinationen. Rowohlt Verlag, 1992, 333 Seiten; vergriffen (antiquarisch erhältlich).