Alle Beiträge von Infraredhead

Mandelas Traum. Meine Reise durch Südafrika von Leonie March

„Die Apartheid hat Narben hinterlassen, die noch nicht vollständig verheilt sind. Für viele ist Vergebung vorerst unmöglich. Aber wenn wir wollen, dass sich die Dinge in unserem Land zum Besseren wenden, müssen wir uns versöhnen. Wir dürfen unsere Kinder und Enkelkinder nicht mit einer polarisierten Gesellschaft belasten.“ (Seite 146f)

Nach einem ersten Südafrika-Aufenthalt im Jahre 1990 kehrt Leonie March immer wieder in „dieses gleichsam wunderbare und schwierige Land“ (Seite 7) zurück, und irgendwann lässt sie sich endgültig in ihrem Traumland nieder, zieht mit ihrem Mann Brett in seine Heimat und ihre neue Wahlheimat im Süden von Durban.

In Mandelas Traum reist sie durch verschiedene Provinzen und Regionen – KwaZulu-Natal, Eastern Cape, Western Cape, Northern Cape, Johannesburg und Limpopo – und erzählt von Apartheid und Regenbogennation, Absturz und Aufbruchstimmung, Demokratie und Autokratie, Kriminalität und Bürgerwehren, Brautpreis und Ubuntu, Bunny Chows und Kavady-Festival, Homelands und Casinos, HIV und AIDS, Nelson Mandela und ANC, Mandla Mandela und Jacob Zuma, Wassermangel und Diamantenminen, Gentrifizierung und Cape Flats, Goldgräberei und Arbeitslosigkeit, dem Königreich Mapungubwe und dem legendären Chaka Zulu. Mandelas Traum. Meine Reise durch Südafrika von Leonie March weiterlesen

Bretonische Geheimnisse von Jean-Luc Bannalec

„Brocéliande! Welch überaus kostbare Erinnerung in einem einzigen Wort! Das gesamte mittelalterliche Europa sprach es nur mit tiefster Verehrung aus. Das letzte verbliebene Feenreich. Genau hier spielen sich einige der wundervollsten Schöpfungen der Fantasie ab, die je die Herzen der Menschen bewegt haben.“ (Seite 10)

Kommissar Dupin schuldet seinem alten Pariser Polizeifreund Jean Odinot einen Gefallen und soll ihm bei einem ungeklärten Fall helfen, wofür Dupin in den Forêt de Brocéliande reist, in den größten Wald der Bretagne, der durch König Artus und seine Tafelrunde berühmt geworden ist.

Da ein Betriebsausflug mit seinem Team längst überfällig war, verbindet Dupin die dienstliche Reise mit einem kleinen Ausflug mit Kollegen. Doch statt sich zu entspannen und Legenden über Artus und den Heiligen Gral zu lauschen, wird Dupin gleich nach der Ankunft im beschaulichen Dorf Tréhorenteuc im Val sans retour in einen Fall verwickelt: Als er im Auftrag Odinots das Haus des Artus-Forschers Fabien Cadiou aufsucht, um diesen wegen des Todes seines Freundes Gustave Laurent, einem Pariser Historiker, der während eines Forschungsaufenthalts an einem Herzinfarkt gestorben ist, zu befragen, findet er die Leiche Cadious. Bretonische Geheimnisse von Jean-Luc Bannalec weiterlesen

Mann am Boden von Roger Smith

„Wir sind so gewohnt, uns vor anderen zu verbergen, dass wir uns schließlich vor uns selber verbergen.“ (La Rochefoucauld)

Vor zehn Jahren hat John Turner seine Heimat Südafrika zusammen mit seiner Ehefrau Tanya und seiner Tochter Lucy verlassen, nachdem er in große Schwierigkeiten geraten ist.

In Tucson Arizona haben sie sich ein neues Leben aufgebaut, und Turner lässt mittlerweile die Finger von Drogen, Pillen und Alkohol, verdient sein Geld mit dem Verkauf des „PoolShark“ und hat es zu einem gewissen Wohlstand gebracht.

Eines Tages tauchen drei Männer mit Pistolen und Skimasken auf der Terrasse von Turners Haus auf. Sie wollen Geld, und sie wollen die Familie quälen und möglicherweise auch töten.

Aber so überraschend wie es auf den ersten Blick scheint, ist der Überfall für Turner nicht, denn er hat möglicherweise seine Hände im Spiel… Mann am Boden von Roger Smith weiterlesen

Sie allein von Fikry El Azzouzi

„Angst braucht man nur vor der Angst haben. […] Angst ist eine mächtige Waffe, die uns alle kaputt macht.“ (Seite 102)

Eva und ihr Mann Stefaan betreiben gemeinsam ein Restaurant, das All Cook Up, und eines Tages stellen sie einen neuen Tellerwäscher ein: Ayoub, einen Flamen mit marokkanischen Wurzeln.

Entgegen aller Vernunft verlieben sich Eva und Ayoub ineinander, Eva trennt sich von ihrem Mann, und die beiden ungleichen Menschen nähern sich immer mehr aneinander an, überwinden kulturelle und religiöse Schranken, überstehen zwischenmenschliche Konflikte, während in Europa Islamophobie und offener Hass auf Muslime immer gesellschaftsfähiger werden. Sie allein von Fikry El Azzouzi weiterlesen

Die Amerikanerin von Deon Meyer

„Die Geier kreisen.“

Auf dem Sir Lowry‘s Pass wird die Leiche einer weißen Frau gefunden, die mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen, mit Chlorbleiche gereinigt und dann auf einer kleinen Steinmauer regelrecht drapiert wurde.

Kaptein Bernie Griessel vom Direktorat für Schwerverbrechen – seit 147 Tagen trocken und derzeit vor allem mit dem Kauf eines Verlobungsringes für seine Freundin Alexa beschäftigt – wird auf den Fall angesetzt und recherchiert mit seinem Kollegen Vaughn Cupido in Kapstadt und Umgebung.

Anfangs ist vollkommen unklar, wer die Tote ist, doch als sich die Polizei mit einem Foto der Toten an die Öffentlichkeit wendet, meldet sich Vinnie Adonis, der am Empfang eines Luxushotels arbeitet. Er erkennt in der Frau einen Hotelgast: die Amerikanerin und Kunstexpertin Alicia Lewis.

Nachdem die Identität der Frau geklärt ist, bekommen Griessel und Cupido schnell weitere Informationen, erfahren, dass sie sich am Morgen ihres Todes mit einem älteren Mann zum Frühstück im Hotel getroffen hat und dass sie danach mit einem Mietwagen ins 100 Kilometer entfernte Villiersdorp gefahren ist.

Doch wer ist der Mann, mit dem sie gefrühstückt hat, wieso ist sie ins abgelegene Villiersdorp gefahren, und was hat es mit der Chlorbleiche auf sich? Die Amerikanerin von Deon Meyer weiterlesen

Das Mysterium der Tiere von Karsten Brensing

„Am Ende werden Sie sich vermutlich fragen: Was unterscheidet uns denn noch von Tieren? Nicht viel, doch so viel kann ich verraten: Wir Menschen haben eine klitzekleine Eigenart, auf der unser Erfolg als Art beruht, und dies ist nicht unsere Sprache. Am menschlichen Thron wird somit nicht gerüttelt, doch in der Welt, in der Sie nach der Lektüre dieses Büchleins leben, werden Sie und alle anderen Menschen nicht mehr allein sein, sie werden gemeinsam mit anderen ihrer selbst bewussten und fühlenden Wesen leben, und vielleicht grüßen Sie von nun an höflich den einen oder anderen Raben in ihrer Nachbarschaft.“ (Seite 13)

Der Meeresbiologe und promovierte Verhaltensforscher Karsten Brensing erzählt in seinem Buch Das Mysterium der Tiere von Bärtierchen und Bettwanzen, Randy Thornhill und Craig Palmer, Bonobos und Delfinen, Oxytocin und Vertrauen, Gerüchen und Immunsystem, Buckelwalen und Musik, Laubenvögeln und optischer Täuschung, Sprache und Tanz, Infraschall und Ultraschall, Umweltschutz und Sozialverhalten, Spaßgesellschaft und Spielen, Tüpfelhyänen und Vetternwirtschaft, prozeduralem und deklarativem Gedächtnis, Trauer und Tod, Objektpermanenz und Logik, Belohnungsaufschub und Impulskontrolle, Selbstbewusstsein und Theory of Mind, Big Five und Persönlichkeit, Vernunft und Verlustaversion, Drogen und Alkohol sowie das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Das Mysterium der Tiere von Karsten Brensing weiterlesen

Eine bessere Zeit von Jaume Cabré

„Denn von den wenigen ausschlaggebenden Momenten unseres Lebens bekommen wir nichts mit, und hinterher verbringen wir den Rest unserer verzweifelten Existenz im sinnlosen Bemühen, sie wiederzuerlangen.“ (Seite 13f)

Josep Maria Bolós ist tot. Seinem Freund Miquel Gensana, dem Ich-Erzähler in Eine bessere Zeit, hat er am Tag vor seinem Tod eine Nachricht auf dessen Anrufbeantworter hinterlassen: „Jemand ist hinter uns her“.

Am Abend der Beerdigung trifft sich Miquel mit seiner Kollegin Júlia, die einen Nachruf auf Bolós schreiben möchte und Miquel deshalb um Informationen bittet.

Miquel erinnert sich an sein Leben: an seine Kindheit im Can Gensana, seinem Elternhaus, in dem sich nun ausgerechnet das Restaurant befindet, in dem er und Júlia essen, an sein Studium und seine Freundschaft mit Bolós, an Geliebte und Gefährten, an seine Arbeit im antifranquistischen Untergrund und an die Geschichte seiner Familie. Eine bessere Zeit von Jaume Cabré weiterlesen

Ein Jahr in Südafrika. Reise in den Alltag von Kristina Maroldt

„Die afrikanische Nacht kann einem Angst machen. Weil man sich in ihr so unbedeutend fühlt wie selten sonst auf der Welt. Doch sie ist auch einer der wenigen Momente, in denen der sonst so fremde Kontinent seine Arme öffnet und jeden darin aufnimmt.“ (Seite 186)

Die Journalistin Kristina Maroldt begleitet ihren Freund Max nach Kapstadt, wo ihm eine Korrespondentenstelle angeboten wurde und wo die beiden ein ganzes Jahr verbringen.

In Ein Jahr in Südafrika erzählt Maroldt von Minibus-Taxi und Verkehrstoten, Morden und Vergewaltigungen, ANC und Apartheid, Equality Court und Rassismus, Coon Carnival und Cape Flats, Gangs und Tik, Haaren und Mode, Xhosas und Zulus, Nyanga und Transkei, HIV und antiretroviraler Therapie, Rugby und Football, Buren und Campen, Halbmarathon und Picknick, Autodiebstahl und Lässigkeit, Johannesburg und Kapstadt, Nadine Gordimer und Nelson Mandela, Korruption und Wahrheits- und Versöhnungskommission, Sangoma und Stammesrecht, Ubuntu und Sterkfontain Caves. Ein Jahr in Südafrika. Reise in den Alltag von Kristina Maroldt weiterlesen

Tagwerk. Die Kunst des Lebens und Überlebens von Iago Corazza und Greta Ropa

„Aber ist das wirklich ein Beruf in Ihrem Land?“ (Seite 10)

Als ich vor mehr als 17 Jahren für ein paar Wochen im Jemen war, habe ich mich länger mit einem Beduinen aus der Ramlat as-Sabatayn unterhalten. Als er mich fragte, was mein Beruf ist, habe ich ihm erzählt, dass ich Psychologie studiere. Mein Arabisch-Wörterbuch erwähnte ein eindeutiges Wort dafür, aber der Beduine konnte mit dem Begriff nichts anfangen, und auch als ich näher ins Detail ging, was zum Beruf eines Psychologen gehört, hatte er keinen Aha-Effekt. Der Beruf des Psychologen hatte in seiner Welt, in der man starke Familienbeziehungen hat und keinem Fremden das Herz ausschüttet, keinerlei Bedeutung und keine Entsprechung.

So ging es auch den Autoren/Fotografen des Bildbands Tagwerk, die bei ihrer Arbeit immer wieder auf Menschen trafen, die nicht recht verstanden, dass Beobachten und Staunen Teil von Gelderwerb sein können.

Umgekehrt ist es so, dass die im Buch erwähnten Berufe durchaus auch in der westlichen Welt bekannt sind, auch wenn man in Mitteleuropa nie oder kaum noch Färber, Wäscher, Weber, Lastenträger oder Münzenmacher trifft bzw. sich Berufe zwischen Europa und der „dritten Welt“ deutlich unterscheiden, z.B. Bäcker, Frisöre, Schneider oder Restaurantbesitzer. Tagwerk. Die Kunst des Lebens und Überlebens von Iago Corazza und Greta Ropa weiterlesen

Gott Aids Afrika von Bartholomäus Grill und Stefan Hippler

Nach einem Vorwort zur Taschenbuchausgabe kommt Henning Mankell zu Wort und erzählt von seinen Gedanken zu Aids/HIV und Afrika.

Im Anschluss daran berichten Bartholomäus Grill – langjähriger Afrika-Korrespondent der Zeit – und Stefan Hippler – Priester und Aids-Aktivist in Südafrika – unter anderem vom Ausmaß der HIV-Infektionen in Afrika, von der Entstehung der Hilfsorganisation HOPE Cape Town, von der südafrikanischen Aids-Politik, von der widersprüchlichen Moral der römisch-katholischen Kirche, von Hoffnungen und Grenzen antiretroviraler Medikamente und den zahlreichen Problemen und Hindernissen, die eine erfolgreiche Aufklärung und Prävention in Afrika so schwierig machen. Gott Aids Afrika von Bartholomäus Grill und Stefan Hippler weiterlesen