Schlagwort-Archive: Politik

Oliven und Asche von Ayelet Waldman und Michael Chabon

„Die Besatzung ist wie eine dunkle, schwere Wolke, die auf dem Land lastet. Wie ein Kloß im Hals. Manchmal droht sie, sich herabzusenken und uns gänzlich zu ersticken. Dann wieder kann es vorkommen, dass sie sich kurz lichtet. Niemals jedoch ganz. Keiner, der in ihrem Schatten lebt, kann die unterdrückerische Besatzung jemals vergessen.“ (Seite 134, Raja Shehadeh)

Ayelet Waldman und Michael Chabon haben sich für ihr gemeinsames Buch Oliven und Asche mit 24 renommierten Schriftstellern aus aller Welt zusammengetan und über das Leben der Palästinenser unter der Besatzung Israels geschrieben.

Das Ergebnis sind Essays und Geschichten von international bekannten Autoren wie Madeleine Thien, Dave Eggers, Mario Vargas Llosa, Taiye Selasi, Colm Tóibín, Eva Menasse und Anita Desai, die von Tod, Rassismus, Gleichgültigkeit, Egoismus, Erniedrigung, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Siedlungsbau, Menschenwürde, Wasser, Mobilfunk, Intifada, Checkpoints, Passagierscheinen, Seife, Straßensperren, Umwegen, Sperrzonen, Olivenhainen, Bulldozern, Flüchtlingslagern, Drogenproblemen, Willkür und Menschenrechten erzählen. Oliven und Asche von Ayelet Waldman und Michael Chabon weiterlesen

In Afrika. Reise in die Zukunft von Alex Perry

„Vereinfachung kann für Hilfe nützlich sein. Sie kann Hilfe aber auch behindern.“

Alex Perry erzählt in seinem Buch In Afrika von der Geschichte und Politik verschiedener afrikanischer Staaten, vom Versagen der Hilfsorganisationen und vom neuen Afrika als „Ort zorniger Selbstbehauptung“, von Reichtum und Armut, Korruption und Gewalt, Entdeckungsreisenden und Kolonialismus, Diktaturen und Diktatoren, Gefängnis und Folter, HIV und AIDS, Ursachen und Auswirkungen von Hilfsmaßnahmen, Biolandwirtschaft und Hunger, Apartheid und security estate, Terrorismus und Islamismus, bin Laden und Boko Haram, Kokain und Drogenkartellen, Klimakriegen und Bürgerkriegen.

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Belletristik, Sachbücher und Reiseberichte aus und über Pakistan

In diesem Post liste ich Belletristik, Sachbücher und Reiseberichte aus und über Pakistan auf.

Meine Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe.

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Tschechenkrieg von Jan Novák und Jaromír 99

>>‚Die Suche nach der Widerstandsgruppe wuchs sich zu einer massiven militärischen Operation aus, an der auch sowjetische Einheiten mitwirkten. Die deutschen Beteiligten nannten die Großfahndung Uckro ‚Tschechenkrieg‘.<< (Seite 179)

Ich bin in der Nähe der deutsch-tschechischen Grenze aufgewachsen, aber ich weiß erschreckend wenig über Tschechien, seine Geschichte und seine Politik, was sicherlich zum Teil darin begründet liegt, dass in der DDR nur bestimmte Informationen unter die Leute gebracht und viele Ereignisse, Geschehnisse und Entwicklungen verschwiegen wurden. Mit dem Tschechenkrieg hatte ich mich bislang nicht beschäftigt, wusste nicht einmal, worum es sich bei dem Begriff handelt.

Die Graphic Novel versetzt den Leser in die 1950er Jahre, als die Brüder Josef und Ctirad Mašín gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei kämpfen und beschließen, das Land zu verlassen. Tschechenkrieg von Jan Novák und Jaromír 99 weiterlesen

Wer hat meinen Vater umgebracht von Édouard Louis

„Sie sind einander räumlich nah, doch sie dringen nicht zueinander durch.“ (Seite 7)

Édouard Louis hat seinen Vater seit Jahren nicht gesehen, und als er ihn nach dieser langen Zeit besucht, erkennt er ihn kaum wieder: Er ist vorzeitig gealtert, hat Probleme beim Gehen und beim Atmen, leidet an Diabetes.

In Wer hat meinen Vater umgebracht erzählt Louis von seiner Kindheit und Jugend, von der schwierigen Interaktion zwischen ihm und seinem Vater, von der zur Schau getragenen Männlichkeit und der unterdrückten Emotionalität seines Vaters, von der Trennung seiner Eltern, vom Arbeitsunfall seines Vaters, in dessen Folge dieser wochenlang das Bett hüten musste und den Rest seines Lebens von chronischen Schmerzen geplagt wurde.

Was als persönlicher Bericht über das Leben von Vater und Sohn sowie die Beziehung zwischen den beiden begann, wird nach den Schilderungen des Arbeitsunfalls und den erwähnten Kürzungen der Sozialleistungen schließlich zur politischen Debatte, zur Streitschrift, zur Abrechnung mit der französischen Regierung. Wer hat meinen Vater umgebracht von Édouard Louis weiterlesen

Mit der Faust in die Welt schlagen von Lukas Rietzschel (Buch und Hörbuch)

„Deshalb ist man doch kein Nazi.“ (Track 105)

Philipp und sein jüngerer Bruder Tobias wachsen in der sächsischen Provinz auf. Nach dem Fall der Mauer sind die hier lebenden Menschen unzufrieden, fühlen sich von der Regierung vergessen und sind überzeugt, dass Versprechen nicht eingelöst wurden.

Lukas Rietzschel erzählt in seinem Debütroman Mit der Faust in die Welt schlagen von einer Kindheit und Jugend in der Nähe von Bautzen, von Arbeitslosigkeit und Umschulung, von Alkoholismus und fehlenden Zukunftsperspektiven, von einer weit verbreiteten Xenophobie und der Angst, noch mehr zu verlieren. Mit der Faust in die Welt schlagen von Lukas Rietzschel (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Sarajevo von Joe Sacco

„Früher kamen wir hier alle miteinander aus. Ich glaube, wir alle haben den Krieg verloren.“ (Seite 137)

Joe Sacco trifft in Sarajevo auf Neven, der ihn unter seine Fittiche nimmt und ihm von seinen Erlebnissen im Bosnienkrieg erzählt. Sacco macht zudem Bekanntschaft mit weiteren Personen in Sarajevo und berichtet in seiner Graphic Novel von der Ausgangssituation in Jugoslawien, vom Ausbruch und dem Verlauf des Krieges, von verschiedenen paramilitärischen Einheiten und Konfliktparteien, von Kriegsverbrechen und Verlusten, von erlebten und verübten Gräueltaten, vom Ende des Krieges und seinen Folgen. Sarajevo von Joe Sacco weiterlesen

Mut zur Vergebung von Ndaba Mandela

„Mein Großvater war der Ansicht, ein Mann habe dann Macht, wenn er seine eigene Geschichte verändern kann und dadurch die Welt.“ (Seite 15)

Ndaba Mandela ist der Enkel von Nelson Mandela. Sein Vater Makgatho Lewanika Mandela, der 2005 an den Folgen einer HIV-Infektion starb, war der Sohn Nelson Mandelas aus seiner ersten Ehe mit Evelyn Ntoko Mase.

Ndaba Mandela wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und verbrachte seine Kindheit bei verschiedenen Familienangehörigen, wurde aufgrund des Alkoholismus seiner Eltern von einem zum nächsten Familienmitglied weitergeschickt. Im Alter von sieben Jahren besuchte Ndaba Mandela seinen berühmten Großvater im Victor-Verster-Gefängnis bei Kapstadt, kurz bevor dieser nach 27 Jahren aus der Haft entlassen und wieder zu einem freien Mann wurde.

Nach dieser ersten Begegnung zwischen Großvater und Enkel dauerte es vier Jahre, bis sich die beiden wiedertrafen und Ndaba Mandela schließlich bei Nelson Mandela lebte und aufwuchs. Mut zur Vergebung von Ndaba Mandela weiterlesen

Nelson Mandela von Christian Nürnberger und Stephan Kaußen

„Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen wegen seiner Hautfarbe, seiner Lebensgeschichte oder seiner Religion zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen, und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil.“ (Nelson Mandela)

Das Buch von Christian Nürnberger und Stephan Kaußen ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil berichtet Nürnberger vom Leben Nelson Mandelas, seiner Kindheit und Jugend, der Arbeit in einer Goldmine und in einer Anwaltskanzlei, von Widerstand und Inhaftierung, von seiner Präsidentschaft und seinem Tod. Darin verflochten ist die Geschichte Südafrikas sowie des gesamten Kontinents, die Kolonialzeit, die Unabhängigkeitsbewegung und die Apartheid. Diesen ersten Teil des Buches fand ich sehr leicht und schnell lesbar, und er bietet einen hervorragenden Einblick in die Person und die Persönlichkeit Mandelas. Die wichtigsten Aspekte sind gut zusammengefasst, so dass man erste Eckpfeiler seines Lebens kennenlernt, man mit der Fülle an Informationen aber zu keinem Zeitpunkt überfordert wird. Nelson Mandela von Christian Nürnberger und Stephan Kaußen weiterlesen