Schlagwort-Archive: psychische Störungen

Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien von Eugen Bleuler

„In Interesse der Diskussion möchte ich nochmals hervorheben, daß es sich bei der Kraepelin‘schen Dementia praecox weder um eine notwendige Dementia, noch um eine notwendige Praecoxitas handelt. Aus diesem Grunde und weil man von dem Ausdruck Dementia praecox keine adjektivischen und substantivischen Weiterbildungen machen kann, erlaube ich mir, hier das Wort Schizophrenie zur Bezeichnung des Kraepelin‘schen Begriffes zu benützen. Ich glaube nämlich, daß die Zerreißung oder die Spaltung der psychischen Funktionen ein hervorragendes Symptom der ganzen Gruppe sei […]“ (Seite V)

Einerseits kann man Eugen Bleuler dankbar sein, dass er 1908 vorschlug, den ebenso entsetzlichen wie falschen Begriff der „Dementia praecox“ mit dem Begriff der „Schizophrenie“ zu ersetzen. Andererseits hat sein Begriff „Schizophrenie“ dafür gesorgt, dass die Krankheit häufig missverstanden wird, die Allgemeinbevölkerung eine inkorrekte Vorstellung von den Symptomen einer Schizophrenie hat, und die Erkrankung oft mit der Dissoziativen Identitätsstörung verwechselt wird. Einen richtig großen Gefallen hat er Betroffenen letztendlich also nicht getan.

Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien von Eugen Bleuler weiterlesen

Psychopharmakotherapie und Empowerment. Ein Trainingsprogramm zum selbstständigen Medikamentenmanagement von Uwe Schirmer

„Der Ausweg aus einer zu hohen oder zu langen Nutzung von Psychopharmaka liegt im psychosozialen Raum, in unserer Mitmenschlichkeit. Dann aber haben Psychopharmaka nicht mehr den zentralen Stellenwert in der Begleitung und Behandlung, den sie in den letzten Jahrzehnten innehatten. Dann sind sie nur mehr ein weiteres Element in der Begleitung und Behandlung, das weit überwiegend nur vorübergehend im Rahmen von Krisen für einige Zeit eingesetzt wird. Sie sind keine Wunderpillen mehr, sondern psychoaktive Substanzen mit Vor- und Nachteilen, mit erwünschten und unerwünschten Anwendungswirkungen, mit kurzzeitigen und langfristigen Effekten. Oftmals überwiegen bei ihnen langfristig die negativen Effekte, wohingegen sie kurzfristig meistens durchaus positive Wirkungen haben.“ (Seite 48)

Bevor Uwe Bernd Schirmer detailliert auf das Medikamententrainingsprogramm mit Grundlagen und der genauen Durchführung eingeht, widmet er sich in seinem Buch Psychopharmakotherapie und Empowerment der Frage, ob Betroffene Psychopharmaka einnehmen sollten oder nicht. Hierfür lässt er Betroffene zu Wort kommen, die von Nebenwirkungen, Folgeschäden, fehlender Unterstützung beim Absetzen, aber auch von Symptomfreiheit durch Antipsychotika berichten.

Psychopharmakotherapie und Empowerment. Ein Trainingsprogramm zum selbstständigen Medikamentenmanagement von Uwe Schirmer weiterlesen

Für mich soll es Neurosen regnen. Mein Leben mit Zwangsstörungen von Peter Wittkamp

„Gefühl der Angst, obwohl man erkennt, dass alles an dieser Angst irrational ist.“ (Seite 44)

Die ersten Zwangshandlungen (ein Waschzwang) traten bei Peter Wittkamp – Autor, Werber, Gagschreiber – in seiner Jugend auf, doch verschwanden dann wieder. Zwanzig Jahre später kehren sie zurück, diesmal als eine ganze Palette an Zwängen, v.a. als Kontrollzwang und als magisches Denken.

In Für mich soll es Neurosen regnen erzählt Wittkamp von seinen Zwängen, wie sein Alltag aussieht, was er gegen die Zwänge tagtäglich tut und wie schwer das ist.

Für mich soll es Neurosen regnen. Mein Leben mit Zwangsstörungen von Peter Wittkamp weiterlesen

Grenzenlos emotional. Von impulsiv bis Borderline von Martine Hoffmann und Gilles Michaux

„Alle Menschen sind zugleich einzig-artig und eigen-artig. Jeder und jede hat seine ganz eigene individuelle Art und Weise, sich mit sich selbst und seiner Umwelt auseinanderzusetzen.“ (Seite 14)

Martine Hoffmann und Gilles Michaux fassen in ihrem Ratgeber Grenzenlos emotional zusammen, was man über emotionale Instabilität bzw. Borderline-Persönlichkeitsstörung wissen sollte.

Hoffmann und Michaux erzählen z.B. von der historischen Entwicklung des Begriffs „Borderline“, erwähnen Symptome, führen die einzelnen diagnostischen Kriterien näher aus, erklären endokrinologische, hirnanatomische und physiologische Zusammenhänge, berichten von speziellen Lernerfahrungen, von Empathiefähigkeit, von Beziehungsmustern und – natürlich – von Emotionsregulation.

Außerdem erfährt man im Buch mehr über EMDR und dialektisch-behaviorale Therapie, Kommunikation, Entspannungstechniken, Selbstverletzung, Suizidalität und Skills.

Am Ende des Buches finden sich zudem ein „Schnellkurs für Angehörige, Partnerinnen und Partner“ sowie eine Auflistung und Beschreibung von Mythen und Fakten zur Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Grenzenlos emotional. Von impulsiv bis Borderline von Martine Hoffmann und Gilles Michaux weiterlesen

Bevor die Stimmen wiederkommen: Vorsorge und Selbsthilfe bei psychotischen Krisen von Andreas Knuf und Anke Gartelmann

„Die Beschäftigung mit Selbsthilfe und Vorsorge heilt keine Psychosen, man kann aber lernen, besser mit ihnen und möglichst lange ohne sie zu leben. Krisen sind weiterhin nicht ausgeschlossen, wenn sie aber kommen, dann möglicherweise schwächer oder mit weniger negativen Folgen.“ (Seite 10)

Bevor die Stimmen wiederkommen enthält Erfahrungsberichte von Menschen, die von Psychosen betroffen sind – d.h. vor allem von Psychoseerfahrenen, aber auch von professionell Tätigen, von Selbsthilfegruppen etc.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert: Im ersten Teil erzählen Betroffene von ihren Psychosen und von ihren individuellen Wegen aus der Psychose. Der zweite Teil dreht sich um konkrete Hilfe, z.B. Selbsthilfe, aber auch Unterstützung durch andere. Der dritte Teil befasst sich schließlich mit konkreten Anregungen von Psychoseerfahrenen für andere Betroffene.

Bevor die Stimmen wiederkommen: Vorsorge und Selbsthilfe bei psychotischen Krisen von Andreas Knuf und Anke Gartelmann weiterlesen

Die Mittellosen von Szilárd Borbély

„Das Leben ist schwarzweiß. Oder farblos und deshalb unsichtbar.“

Der namenlose Ich-Erzähler wächst Ende der 1960er Jahre in einem ungarischen Dorf auf. Seine Kindheit ist geprägt von Gewalt, Armut, Hunger, Trostlosigkeit und emotionaler Abgestumpftheit.

Im Dorf sind Antisemitismus und Antiziganismus an der Tagesordnung, und auch der Ich-Erzähler und seine Familie werden geächtet und ausgegrenzt.

Szilárd Borbély beschreibt in Die Mittellosen eine grausame Kindheit, die man sich kaum vorstellen kann und deren Realitätsgehalt man gerne als reine Fiktion abtun möchte. Beim Lesen des Anhangs wird jedoch schnell klar: Der Roman weist autobiografische Züge auf, und die Verarbeitung seiner eigenen Kindheitserlebnisse führten beim Autor zu einer schweren Depression, die schließlich in einem Suizid endete. Die Mittellosen von Szilárd Borbély weiterlesen

Psychiatrie in der DDR. Erzählungen von Zeitzeugen von Thomas R. Müller und Beate Mitzscherlich

„Viele der Konflikte der Psychiatrie in der DDR sind nicht DDR-spezifisch. Viele der Erfahrungen, die dort gemacht wurden, ließen sich auch unter westdeutschen Bedingungen finden. Einen Teil dieser Erfahrungen machen Betroffene auch heute. Die Funktion der Psychiatrie zur Kontrolle gesellschaftlich nicht tolerierbarer Erfahrungs- und Lebensweisen, das Verhältnis von Hilfe und Zwang, die Diskrepanz im Erleben zwischen Betroffenen und Professionellen, sind Probleme der Psychiatrie allgemein.“ (Seite 33)

Psychiatrie in der DDR beinhaltet die Erinnerungen von Zeitzeugen der DDR-Psychiatrie. Dabei kommen sowohl psychisch kranke Menschen als auch Mitarbeiter psychiatrischer Einrichtungen zu Wort, und die beiden Herausgeber Thomas R. Müller und Beate Mitzscherlich stellen Menschen verschiedener Generationen und Professionen vor. Der Fokus liegt dabei auf der Psychiatrie in Sachsen.

Psychiatrie in der DDR. Erzählungen von Zeitzeugen von Thomas R. Müller und Beate Mitzscherlich weiterlesen

SBT. Stressbewältigungstraining für psychisch kranke Menschen von Matthias Hammer

„Schwere und chronische psychische Krankheiten gehen häufig mit verringerter Dynamik und Kompetenz zur Lebens- und Stressbewältigung einher. Belastende Lebensereignisse und chronische Stressbelastungen in unterschiedlichen Lebensdomänen sind ein häufiger Anlass für Rückfälle der Krankheit, für Krisen in Beruf, Gemeinschaft und im Arbeitsverhalten, aber auch andauernde Unterforderung und Unterstimulation haben einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.“ (Seite 9, Geleitwort von Heinz Häfner)

In einer Einführung bietet Matthias Hammer Informationen zu Grundlagen seines Stressbewältigungstrainings (SBT), definiert Zielgruppe, Zielsetzungen und Inhalte des SBT, erläutert Grundprinzipien, Methoden und Rahmenbedingungen der Durchführung und erwähnt wissenschaftliche Begleitforschung.

Den Hauptteil seines Buches nimmt ein detailliertes Trainingsmanual ein, in dem die sieben Module sowie fünf Zusatzmodule genauer vorgestellt werden:

SBT. Stressbewältigungstraining für psychisch kranke Menschen von Matthias Hammer weiterlesen

Ratgeber Schematherapie. Eigene Verhaltensmuster verstehen und verändern von Gitta Jacob und Frauke Melchers

„In der Schematherapie werden grundsätzlich vier verschiedene Modustypen unterschieden: Kindmodi […], Elternmodi […], Bewältigungsmodi […], gesunde Modi […]. Dieses Buch soll Ihnen helfen zu verstehen, woran Sie solche Modi bei sich und anderen erkennen können. Und es beschreibt Möglichkeiten, unangenehme oder belastende Modi zumindest ein wenig zu verändern.“ (Seite 14f)

Der Ratgeber Schematherapie wendet sich primär an interessierte Laien, Betroffene und/oder Angehörige. Für Professionelle gibt es den passenden Band aus der Reihe Fortschritte der Psychotherapie.

Ratgeber Schematherapie. Eigene Verhaltensmuster verstehen und verändern von Gitta Jacob und Frauke Melchers weiterlesen

Autismus-Spektrum-Störungen bei Erwachsenen von Andreas Riedel und Jens Jürgen Clausen

„Ein zentraler Aspekt dieses Bandes ist der konkrete Arbeitsalltag mit Menschen aus dem Autismusspektrum. […] Dies gelingt […] nach unserem Eindruck am besten dann, wenn ein differenziertes Wissen darüber vorhanden ist, was Autismus ist und für den einzelnen Menschen bedeutet. Aus diesem Grund soll dieses Buch ein grundlegendes Verständnis für autistische Eigenschaften vermitteln, aus dem heraus jeder Einzelne einen verbesserten Umgang mit autistischen Menschen entwickeln kann. Vielleicht kann es auch dazu beitragen, die gegenseitige Empathie zwischen Menschen mit und ohne Autismus zu stärken.“ (Seite 11)

Andreas Riedel und Jens Jürgen Clausen fassen in ihrem PraxisWissen-Titel die wichtigsten Aspekte von Autismus-Spektrum-Störungen bei Erwachsenen zusammen.

Initial klären sie die Frage, was Autismus ist, sprechen dabei die historische Entwicklung, die Ursachen und Häufigkeit, die Symptomatik, Erklärungsansätze, Diagnosestellung und Komorbidität sowie Ressourcen an.

Im Folgenden gehen sie näher auf den helfenden und therapeutischen Zugang, die Lebenswelten und Lebenslagen autistischer Menschen, rechtliche Aspekte und Unterstützungsmöglichkeiten ein, bevor sie schwierige Situationen konkret benennen, hierfür Lösungsansätze bieten sowie häufige Themen im therapeutischen Umgang auflisten.

Autismus-Spektrum-Störungen bei Erwachsenen von Andreas Riedel und Jens Jürgen Clausen weiterlesen