Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen von Jaroslav Rudiš

„Meine Freunde hatten zu Hause Platten von The Cure, Depeche Mode oder The Smiths, teuer erstanden und aus dem Westen eingeschmuggelt, und ich besaß eine LP mit Dampflokgeräuschen […].“ (Seite 22)

Schon als Kind wollte Jaroslav Rudiš Lokführer werden, doch als Brillenträger hatte er bei den Tschechischen Staatsbahnen keine Chance, und sein Traum platzte wie eine Seifenblase.

Seine Leidenschaft für Züge und Zugreisen hat Rudiš trotzdem nicht verloren, und so reist er kreuz und quer durch Europa, um seiner Liebe zur Eisenbahn zu frönen.

In seiner Gebrauchsanweisung fürs Zugfahren erzählt Rudiš von Bohumil Hrabal und Antonín Dvořák, Brüssel-Central und Venezia Santa Lucia, Kursbüchern und Schnellstrecken, finnischem Eisenbahnlied und Brillenschlange, Speisewagen und Bahnhofsimbiss, Gotthardbahn und Triest.

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Roderers Eröffnung von Guillermo Martínez

„Seit Langem studierte ich ebendiese Taktik, die Aljechin-Verteidigung. Mehr oder weniger zufällig hatte ich sie in der Enzyklopädie entdeckt, und sofort hatte alles an dieser Eröffnung meine Bewunderung hervorgerufen: dieser anfängliche Satz des Springers, den man auf den ersten Blick für einen extravaganten, kindischen Zug halten konnte; die heroische, fast schon abfällige Art und Weise, mit der die Schwarzen gleich zu Beginn die mit der Eröffnung stets angestrebte Kontrolle über das Zentrum für einen fernen, vagen Stellungswechsel opferten; und vor allem die Tatsache, dass es die einzige Eröffnung war, die der Weiße nicht ablehnen oder mit einer anderen Taktik abwenden konnte.“ (Seite 7)

In einer Bar im Club Olimpo treffen sich allabendlich die Schachspieler von Puente Viejo. Hier begegnet der Ich-Erzähler erstmals dem talentierten Gustavo Roderer, mit dem er eine Schachpartie spielt, die den Ich-Erzähler zunehmend frustriert:

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Schach-Monatsthema im Januar 2022

Charles Webb: Die Schachpartie (Quelle: Wikipedia)


Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Kind mit meinem Vater Schach gespielt habe. Ich war von Anfang an fasziniert vom Spiel der Könige, und auch wenn ich nie gut im Schachspielen war und zwischendurch immer wieder Jahre oder gar Jahrzehnte nicht gespielt habe, hat mich das Spiel nie ganz losgelassen, so dass meine Begeisterung immer wieder aufflammt.

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Belletristik und Sachbücher über Vögel

In diesem Post liste ich Belletristik und Sachbücher über Vögel auf.

Meine Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe.

Übrigens: Wer sich speziell für Rabenvögel interessiert, sollte mal in mein Rabenvogel-Monatsthema schauen. Da es hierzu ein eigenes Monatsthema gab, habe ich diese Arten hier weggelassen.

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H wie Habicht von Helen Macdonald (Hörbuch)

„Nichts war mehr Balsam für mein trauerndes Herz als der Habicht, der zu mir zurückkehrte. Doch fiel es mit allmählich immer schwerer, zwischen meinem Herzen und dem Habicht zu unterscheiden.“ (CD 3, Track 15)

Schon als Kind hatte Helen Macdonald eine Obsession für Greifvögel, wollte Falknerin werden, was von ihrem Vater stets unterstützt wurde.

Im Jahre 2007 stirbt ihr Vater plötzlich an einem Herzinfarkt. Um die Trauer zu bewältigen, erwirbt sie ein junges Habichtweibchen, das sie Mabel nennt und das sie eigens abrichten möchte.

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Seltene Wahnstörungen. Psychopathologie – Diagnostik – Therapie von Petra Garlipp und Horst Haltenhof

„Das Phänomen ‚Wahn‘ gehört nach wie vor zu den undurchdringlichsten Phänomenen der Psychiatrie.“ (Seite 1)

Die Autoren des Buches stellen in ihrem Buch verschiedene (seltene) Wahnstörungen näher vor. Dabei enthält das Buch Wahnstörungen der Identität (Abstammungswahn, Lykanthropie), zur Körperlichkeit (Eigengeruchswahn, körperdysmorpher Wahn, hypochondrischer Wahn, Dermatozoenwahn, Cotard-Syndrom), zur Interpersonalität (Liebeswahn, Eifersuchtswahn, Fregoli-Syndrom, Capgras-Syndrom, Intermetamorphose, sensitiver Beziehungswahn, Kontaktmangelparanoid, Querulantenwahn, induzierte wahnhafte Störung) sowie Kapitel über Wahn bei sensorischer Beeinträchtigung, über Suizidalität, Delinquenz und interkulturelle Aspekte.

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Nachbesprechung von Zwangsmaßnahmen. Ein Praxisleitfaden von Lieselotte Mahler, Alexandre Wullschleger und Anne Oster

„In der näheren Auseinandersetzung mit dem Thema merke ich, wie absolut unverarbeitet diese Erfahrung von Demütigung, unendlicher Scham und Ohnmacht in mir aufsteht, wie alles zurückrollt – als wäre es gestern gewesen. Dabei ist es Jahre her. Bis heute erlebe ich die Zwangsmaßnahmen als ungerecht, als willkürlich, als Machtdemonstration, als Grenzüberschreitung. Hätte mir eine Nachbesprechung geholfen?“ (Seite 9f)

Das Buch ist aus der Praxis des Weddinger Modells in einem multiprofessionellen Team entstanden und bietet initial eine Begriffsklärung sowie Wissenswertes über Formen von Zwang in der Psychiatrie (Unterbringung, Isolierung, Fixierung, Zwangsmedikation), im Verlauf Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen, zu Ursachen und Folgen von Zwangsmaßnahmen und zum Weddinger Modell. Nachfolgend wird der Leitfaden zur standardisierten Nachbesprechung erfolgter Zwangsmaßnahmen vorgestellt und Möglichkeiten der Implementierung in den Behandlungsalltag diskutiert. Schließlich werden auch die Ergebnisse der Evaluation der leitfadengestützten Nachbesprechung präsentiert.

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Naturzeit Vögel. Zwischen Himmel und Erde von Ulrich Schmid

„Vögel faszinieren. Sie sprechen Herz und Hirn an, beflügeln Kunst und Wissenschaft gleichermaßen. Vögel sind überall, wo auch wir sind. Wir begegnen ihnen im Großstadtdschungel ebenso wie im Urwald, im heimischen Garten ebenso wie im Urlaub am Meer. Und wenn wir sie nicht sehen, dann hören wir sie.“ (Seite 11)

Ulrich Schmid porträtiert in seinem Naturzeit-Band 32 Vogelarten – „häufige und seltene, auffällige und heimliche, wertgeschätzte und solche, denen das Etikett ‚Problemvögel‘ anhaftet, Alteingesessene und Neubürger“ (Seite 14).

Mit dabei sind z.B. die Amsel, die Elster, der Eisvogel, der Grünspecht, der Kiebitz, der Kormoran, der Kranich, der Kuckuck, die Nachtigall, die Nilgans, die Rabenkrähe, der Urvogel, der Wanderfalke und der Weißstorch.

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Die Chroniken des Aufziehvogels von Haruki Murakami (Hörbuch)

„In einem benachbarten Hain mit Bäumen kreischte regelmäßig ein Vogel, den wir den ‚Aufziehvogel‘ nannten, weil er klang, als würde man eine Feder aufziehen. Den Namen hatte Kumiko ihm gegeben. Wie er wirklich hieß, wussten wir nicht. Auch nicht, wie er aussah. Dessen ungeachtet kam der Aufziehvogel jeden Tag in den Hain und zog die stille Welt auf, deren Teil wir waren.“ (CD 1, Track 4)

Toru Okada hat vor zwei Monaten seine Stelle in einer Anwaltskanzlei gekündigt und kümmert sich seitdem um den Haushalt, während seine Frau Kumiko arbeiten geht und das Geld nach Hause bringt.

Als der Kater des Paares verschwindet, macht sich Toru Okada auf die Suche und geht zu einem verlassenen Haus am Ende der Gasse, wo er die 16-jährige May Kasahara kennenlernt, mit der er sich in der Folge mehrfach trifft.

Immer mehr sonderbare Dinge geschehen in Toru Okadas Leben: Er erhält mysteriöse Anrufe, lernt zwei Schwestern kennen, die sich Malta und Kreta Kano nennen, bekommt erotische Anrufe und träumt von sexuellen Abenteuern – bis er schließlich in den Brunnen im Garten des verlassenen Hauses steigt.

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Das Grüne Band – Geteilt durch Deutschland – 1400 km Natur, Geschichte, Emotionen von Joey Kelly

„Ab diesem Moment stand für mich fest, das laufe ich irgendwann mal ab.“ (Seite 34)

Das Grüne Band ist die ehemalige Sperrzone von fünf Kilometer Breite, die sich über fast 1400 Kilometer entlang der gesamten innerdeutschen Grenze zieht. Über 40 Jahre lang war diese Region von Menschen nicht benutzbar, und heute beherbergt das Grüne Band mehr als 150 Naturschutzgebiete.

Aufgrund eines europaweiten Lockdowns muss Joey Kelly seine Alpenüberquerung verschieben und erfüllt sich stattdessen einen anderen Traum: Er läuft in vier Etappen das Grüne Band ab und sieht die ehemalige deutsch-deutsche Grenze somit in allen vier Jahreszeiten.

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