Schlagwort-Archive: Nordamerika

Die Tiefe von Anthony Doerr

„Wohin verschwinden die Erinnerungen, wenn wir die Fähigkeit verloren haben, sie in uns wachzurufen?“

Die Tiefe enthält sechs Storys, die im amerikanischen Original unter dem Titel Memory Wall erschienen sind, wobei die amerikanische Ausgabe eine siebte Geschichte (die Titelgeschichte Memory Wall) enthält, die jedoch bereits 2016 in deutscher Übersetzung und unter dem gleichen Namen (Memory Wall) als Einzelausgabe bei C.H. Beck veröffentlicht wurde.

Ich kenne bereits mehrere Bücher des Pulitzer-Preisträgers Anthony Doerr, und während ich von Alles Licht, das wir nicht sehen und von der Novelle Memory Wall restlos begeistert war, hat mir Doerrs Erstling, der Erzählband Der Muschelsammler, deutlich weniger gefallen. Umso gespannter war ich auf die Lektüre der restlichen Geschichten des amerikanischen Memory Wall-Bandes, und nach dem Lesen von Die Tiefe kann ich erfreut sagen, dass ich diese Geschichten wieder sehr ergreifend und beeindruckend fand. Die Tiefe von Anthony Doerr weiterlesen

Geschenkideen für die liebe Freundin, für die das Beste gerade gut genug ist

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Geschenkideen für den Postmann, der sich gerne in andere Zeiten versetzt

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City Lights von Vincent Laforet

„Man spürt das in den Städten pulsierende Leben, die ungeheure positive Energie und das immense Potenzial, das die Millionen von Menschen in sich tragen, die gemeinsam in dieser Stadt leben, arbeiten und atmen.“

Der Fotograf und Pulitzer-Preisträger Vincent Laforet hat Großstädte aus meist 1500 bis 3000 m Höhe nachts oder in den frühen Morgen- und Abendstunden fotografiert. Das Ergebnis ist der Bildband City Lights, der faszinierende Fotos aus New York, Chicago, Los Angeles, Las Vegas, Miami, San Francisco, Berlin, London, Barcelona und Sydney vorstellt. City Lights von Vincent Laforet weiterlesen

Wir müssen über Kevin reden von Lionel Shriver

„Heute halte ich Leute, die kaum eine oder gar keine Geschichte zu erzählen haben, für schrecklich glücklich.“

Eva Khatchadourian schreibt Briefe an ihren Mann Franklin, in denen sie die gemeinsamen Jahre mit allen Höhen und Tiefen Revue passieren lässt. Sie spricht von ihrem Leben vor Franklin und vor der Geburt ihres Sohnes Kevin, von ihrer Karriere und von ihren vielen Reisen. Und sie erzählt von ihren Zweifeln, ob sie ein eigenes Kind möchte, und von den Gefühlen, die sie nach Kevins Geburt hatte.

Evas Verhältnis zu ihrem Sohn Kevin ist von Anfang an distanziert und unterkühlt. Eva bemerkt, dass er gerne andere tyrannisiert und quält, und sie ahnt schon früh, dass er gefährlich ist. Und doch traut sie ihm nicht zu, was im April 1999 passiert, als Kevin kurz vor seinem 16. Geburtstag in seiner Schule ein Blutbad anrichtet, mehrere Kinder und eine Lehrerin tötet. Wir müssen über Kevin reden von Lionel Shriver weiterlesen

Nichts als die Nacht von John Williams (Hörbuch)

„Die Angst, die dir die Kehle schnürt,
soll haben keine Macht;
wohin der längste Weg auch führt,
da ist nichts als die Nacht.“
(A.E. Housman)

„Er spürte heftige Enttäuschung, als er den Hörer zurück auf die Gabel legte. Er hatte sich vor der Stimme seines Vaters gefürchtet. Als er sie dann aber nicht hörte, war er enttäuscht. Und mit der Enttäuschung kam die Angst.“

Die Novelle Nichts als die Nacht erschien bereits 1948 im englischsprachigen Original, wurde aber erst jetzt – nach den großen Erfolgen von John Williams Romanen Stoner, Butcher‘s Crossing und Augustus – ins Deutsche übersetzt. Es handelt sich bei Nichts als die Nacht um Williams‘ Debüt, das er mit Anfang 20 geschrieben hatte und das initial von mehreren Verlagen abgelehnt wurde.

Im Mittelpunkt der Novelle steht Arthur Maxley, der ein schwermütiger Mensch ist und noch immer von einem Trauma aus seiner Kindheit geplagt wird. Maxley scheint weder zu arbeiten noch zu studieren und versucht, sein Leben durch tägliche Spaziergänge zu strukturieren. Dann reißt ihn ein Brief seines verhassten Vaters aus der Lethargie und aus seinem lähmenden Alltag, und nach einem anfänglichen Widerstreben, den Vater zu treffen, durchströmt Maxley eine seltsame Wärme beim Gedanken an seinen Vater, mit dem er lange keinen Kontakt hatte, und er greift zum Telefon. Nichts als die Nacht von John Williams (Hörbuch) weiterlesen

Zwischen ihnen von Richard Ford

„Glücklicher konnte das Leben für mich nicht sein.“

In Zwischen ihnen erzählt Richard Ford von seinen Eltern Parker Ford und Edna Akin, die sich Ende der 1920er Jahre kennenlernten und bis zur Geburt ihres einzigen Kindes Richard ein Nomadenleben führten und quer durch die Südstaaten der USA zogen.

Die Geburt Richards führt zum Sesshaftwerden der Familie in Jackson, Mississippi, wobei Parker unter der Woche nach wie vor als Handlungsreisender unterwegs war und nur das Wochenende mit seiner Familie verbrachte.

Mit seinem schmalen Büchlein Zwischen ihnen, das in klarer, schnörkelloser, anspruchsvoller Sprache geschrieben ist, hat Ford seinen Eltern ein Denkmal gesetzt, und obwohl es ein sehr persönliches Buch ist, ist es meiner Meinung nach ebenso universell und allgemeingültig. Zwischen ihnen von Richard Ford weiterlesen

American War von Omar El Akkad

„Als sie die Luft in sich einsog, sah ich auf ihrem Gesicht etwas, das ich nie zuvor gesehen hatte: einen Ausdruck der Erleichterung, als hätte sie nicht Sekunden ohne Luft zugebracht, sondern ein ganzes Leben, und als sei sie jetzt endlich frei.“

Der Ich-Erzähler der Rahmengeschichte gehört zur „Generation der Wunder“: zu „denjenigen, die zwischen dem Beginn des Zweiten Amerikanischen Bürgerkrieges im Jahr 2074 und dessen Ende 2095 zur Welt kamen“. Er hat sich in seinem gesamten Berufsleben als Historiker mit dem Zweiten Bürgerkrieg beschäftigt und lebt nun in New Anchorage, im neutralen Norden.

Im Mittelpunkt des Romans steht jedoch nicht dieser Ich-Erzähler, sondern Sara T. Chestnut, die seit ihrer Kindheit „Sarat“ genannt wird. Sarat wächst mit ihrer Zwillingsschwester Dana, ihrem älteren Bruder Simon und ihren Eltern in Louisiana auf. Sarats Familie träumt von einem neuen Leben im Norden, wo es mehr Arbeit und Nahrung sowie weniger Elend und Gewalt gibt, wo das Klima noch angenehmer ist und man der brütenden Hitze der Südstaaten und der Überflutung der Küstenregionen entfliehen kann. American War von Omar El Akkad weiterlesen

Die letzten Bisons von Michael Punke

„Eine Stunde später war das Werk vollbracht. Im Tal des Redwater River zu Füßen von Vic Smith lagen 107 tote Büffel. Im Jahr 1881 sollte er rund 4500 Tiere töten.“

Michael Punke erzählt in Die letzten Bisons von der Jagd und der beinahe vollständigen Ausrottung der amerikanischen Bisons, von Ureinwohnern und Europäern, von der transkontinentalen Eisenbahn und von der Gründung der Nationalparks. Er bietet dadurch detaillierte Einblicke in das Leben in der Prärie und die Kultur der Ureinwohner, in die maßlose Gier der Europäer und den Hass auf die Ureinwohner, in die Geschichte der USA und die Erschließung des amerikanischen Westens, in die Geschichte der Nationalparks und das Bestreben des Naturwissenschaftlers und Naturschützers George Bird Grinnell, der sich für den Schutz des Amerikanischen Bisons einsetzte. Die letzten Bisons von Michael Punke weiterlesen