Schlagwort-Archive: Berlin

Im Licht der Zeit von Edgar Rai

„Deine Rolle hat dich einfach noch nicht gefunden.“ (Seite 90)

Frühjahr 1929: In Amerika hat der Tonfilm die Kinos erobert und damit die Stummfilmära beendet, doch in Deutschland ist diese neue Kunstform noch nicht angekommen.

Der Drehbuchautor Karl Vollmöller ist fest entschlossen, mit dem Dreh von Der blaue Engel ein neues Zeitalter einzuläuten. Er genießt die Unterstützung der mächtigen Ufa, hat es geschafft, Heinrich Mann die Filmrechte an Professor Unrat abzukaufen, hat mit Josef von Sternberg einen genialen Regisseur an Land gezogen und sogar den allerersten Oscar-Gewinner Emil Jannings überzeugt, wieder mit seinem Feind von Sternberg zusammenzuarbeiten und die männliche Hauptrolle im Film zu übernehmen. Nur die weibliche Hauptrolle fehlt ihm noch, und da wird er auf Marlene Dietrich aufmerksam, die zwar als Revuegirl erfolgreich ist, aber als miserable Schauspielerin gilt.

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Stasiland von Anna Funder

„Die DDR ist verschwunden, doch ihre Überbleibsel sind noch allgegenwärtig.“ (Seite 17)

Im Jahre 1987 kam die Australierin Anna Funder zum ersten Mal nach Berlin und lebte im Westen der Stadt. Nach dem Fall der Mauer kehrte sie zurück und machte sich daran, „ein paar Geschichten aus diesem auf Abwege geratenen Land aufzutreiben“ (Seite 25).

Dafür interviewt sie sowohl Opfer der Diktatur, z.B. Inhaftierte, als auch Täter, z.B. Mitarbeiter der Stasi.

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Die Berliner Mauer für die Hosentasche von Bernd Ingmar Gutberlet

„Mitten durch Familien gingen Risse, wenn politische Ansichten auseinandergingen, manche Lebenswege trennten sich schon vor dem Mauerbau für lange Zeit.“ (Seite 17)

Bernd Ingmar Gutberlet befasst sich in seinem Buch mit unterschiedlichsten Facetten der Berliner Mauer: mit den historischen Hintergründen im Zweiten Weltkrieg, der Aufteilung der Stadt unter den Siegermächten und dem Kalten Krieg sowie mit der verstärkten Sicherung der innerdeutschen Grenze und der verschärften Trennung zwischen Ost- und West-Berlin, dem Mauerbau, Fluchtwegen, Fluchtarten und Fluchtopfern, dem Gewöhnungsprozess, den Besucherregeln, der Drittländerflucht, den Montagsdemonstrationen, der Friedlichen Revolution, dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs, der Wiedervereinigung und deren Folgen.

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Die Welt im Rücken von Thomas Melle

„Das Drama, das eine erste Psychose auslöst, ist erheblich. Für einen selbst ist es ein unbegreiflicher, allumfassender Kick, der einen in himmelschreiende Sphären schleudert; für Freunde und Familie ist es die blanke Tragödie. Aus dem Nichts wird da einer, den man anders kennt, verrückt, buchstäblich verrückt, und zwar genauer, realer, peinlicher, als es in den Filmen, den Büchern gezeigt wird, wird wahnsinnig wie ein wildäugiger Penner, der den Straßenverkehr beschimpft, wird dumm, töricht, unheimlich. Aus dem Nichts wird der Freund zum Fremden an sich.“ (Seite 65)

Thomas Melle erzählt in Die Welt im Rücken von seiner Bipolar-I-Störung, die 1999 zu einem ersten Krankenhausaufenthalt führte. Melle berichtet vom Verlauf der Erkrankung, von Kontrollverlust und Erinnerungslücken, von manischen und depressiven Phasen, von Paranoia und Beziehungsideen, von verschiedenen Formen bipolarer affektiver Störungen, von Symptomen, Suizidalität und zerstörten Freundschaften. Die Welt im Rücken von Thomas Melle weiterlesen

Stella von Takis Würger (Hörbuch)

„Andere sehen die Dunkelheit. Ich sehe die Schönheit.“ (CD 2, Track 5)

Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich während meines Studiums erstmals im Detail vom Milgram-Experiment gehört habe. Nach der Präsentation des Versuchsaufbaus und der Ergebnisse wurde im Hörsaal aufgeregt diskutiert, und viele der anwesenden Psychologie-Studenten waren der Meinung, sie würden ganz anders reagieren, sie würden den anderen Versuchsteilnehmern keine gefährlichen Stromstöße verpassen, sie würden sich wehren und dem Versuchsleiter sagen, dass sie ein solches Vorgehen ethisch nicht vertreten könnten. Ich war schon damals der Meinung, dass solche Situationen aus der Entfernung schlecht eingeschätzt werden können, und dass auch gute Menschen unter bestimmten Bedingungen schlimme Dinge tun, die sie sich im Vorfeld vielleicht selbst nicht zutrauen würden. Stella von Takis Würger (Hörbuch) weiterlesen

Der nasse Fisch von Arne Jysch und Volker Kutscher (Graphic Novel)

„Mit jedem Schritt, den ich vorankam, wurde die Sache komplizierter.“ (Seite 88)

Gereon Rath wurde von der Kölner Mordermittlung nach Berlin ins Sittendezernat versetzt. Ganz glücklich ist er da nicht und versucht, bei der Mordkommission einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dies gelingt ihm, als er sich in einen neuen Fall einschaltet – eine männliche Leiche mit zertrümmerten Händen und Füßen wurde im Landwehrkanal gefunden. Allerdings ist der Mann weder an diesen Verletzungen gestorben noch ertrunken. Um wen handelt es sich? Und wer steckt hinter dieser Tat? Der nasse Fisch von Arne Jysch und Volker Kutscher (Graphic Novel) weiterlesen

Marlow von Volker Kutscher (Buch und Hörbuch)

„Die SS war eindeutig auf dem Weg nach oben, und das war immer auch die Richtung, die Johann Marlow bevorzugte.“ (Seite 242)

Deutschland im Sommer und Herbst 1935: Die Nationalsozialisten haben das Land fest in der Hand, nach dem Röhm-Putsch im Sommer 1934 erstarkt die SS immer mehr, und die Gestapo sorgt dafür, dass man sich nicht mehr traut, offen über Missstände und Unzufriedenheit zu sprechen.

Auch Gereon Rath leidet unter der politischen Situation in Deutschland und ist nicht mehr zufrieden mit seinem Job, bei dem er sich – aufgrund mangelnder Parteizugehörigkeit und fehlender nationalsozialistischer Gesinnung – eher auf dem Abstellgleis fühlt. Da wird er mit einem Fall konfrontiert, der sich als sehr brisant herausstellt: Ein gewisser Gerhard Brunner stirbt bei einem Unfall, als er mit einem Taxi unterwegs ist und der Fahrer frontal und ungebremst gegen eine Wand fährt. Beim Durchsuchen des Unfallwagens findet Rath eine Aktentasche, in der sich ein brauner Briefumschlag befindet, den er kurzentschlossen öffnet – und sich wünscht, es nicht getan zu haben, denn der Umschlag enthält geheime Akten, in denen kein Geringerer als Hermann Göring, der zweitmächtigste Mann im Reich, erwähnt wird. Rath hofft, dass ihn keiner beobachtet hat und sorgt schließlich dafür, dass sich der Umschlag wieder auf den Postweg macht. Marlow von Volker Kutscher (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Die Katze und der General von Nino Haratischwili (Hörbuch)

„Und dann, in solchen selbstvergessenen Augenblicken in mit schwarzem Molton abgehängten Probenräumen oder verrauchten Eckkneipen, gelang ihr etwas, das sich wie Glück anfühlte.“ (Track 37)

Alexander Orlow, ein russischer Oligarch, der von allen „der General“ genannt wird und im Ersten Tschetschenien-Krieg gekämpft hat, hat sich ein neues Leben in Berlin aufgebaut, doch die Erinnerungen an den Krieg lassen ihn nicht los.

Nach dem Krieg wurde der General mit drei anderen Männern angeklagt, ein tschetschenisches Mädchen entführt, vergewaltigt und getötet zu haben. Nun ist für ihn die Zeit der Abrechnung gekommen, und dafür braucht er die Hilfe einer Schauspielerin, die sich „Katze“ nennt, die dem tschetschenischen Mädchen (Nura) verblüffend ähnlich sieht und der er viel Geld bietet, damit sie in einem Video das getötete Mädchen spielt. Die Katze und der General von Nino Haratischwili (Hörbuch) weiterlesen

Kukolka von Lana Lux

„Die Luft war kalt, aber sie roch nach einem neuen Leben. Ganz anders als in mir drin. Da roch es nach Verwesung und Tod.“

1993 in der Ukraine: Die 5-jährige Samira lebt in einem Heim und kennt nur die grausame Seite des Lebens: Beschimpfungen, Gewalt, Erniedrigung. Doch dann freundet sie sich mit Marina an, die von ihrem Vater ins Heim gebracht wurde und fest daran glaubt, dass er sie nach dem Sommer wieder nach Hause holt.

Als Marina von einem Paar aus Deutschland adoptiert wird, bleibt Samira allein zurück, flieht jedoch bald aus dem verhassten Heim und trifft auf den erwachsenen Rocky, der sofort von ihr fasziniert ist, sie am Bahnhof aufliest und mit in sein heruntergekommenes Haus nimmt. Dort lebt er mit mehreren Kindern und Jugendlichen, die für ihn betteln und stehlen, die durch ihn aber auch eine vertraute Gemeinschaft und eine Art Geborgenheit und Obhut gefunden haben. Kukolka von Lana Lux weiterlesen

Ellbogen von Fatma Aydemir

„Plötzlich habe ich das Gefühl, dass mein ganzes Leben darauf zugesteuert ist. Auf diese eine Nacht, in der alles eine Bedeutung bekam.“

Die 17-jährige Hazal lebt im Berliner Wedding und möchte gerne so sein wie andere Mädchen in ihrem Alter, doch ihre strengen Eltern, die aus der Türkei eingewandert, noch immer nicht in Deutschland angekommen sind und sich fremd in der zweiten Heimat fühlen, ermöglichen ihr keine normale Jugend. Hazal fühlt sich eingeschränkt und in ihrer Freiheit beschnitten, sie hat Sehnsüchte und Wünsche, weiß aber, dass der Lauf ihres Lebens vorbestimmt ist, dass sie keine echte Wahl hat: „Warten auf eine bessere, reichere, eigene Zukunft, die es nicht geben wird, weil ich sie längst verpasst habe.“. Ellbogen von Fatma Aydemir weiterlesen