Archiv der Kategorie: Sucht

Autobiografie meines Körpers von Lize Spit

„Eine Mutter ist diejenige, trotz der man existiert, eine Mama ist diejenige, dank der man existiert.“ (Seite 18)

Die Mutter von Lize Spit hat ein Ösophagus-Karzinom und lässt sich zeitgleich zur Diagnosestellung von ihrem Ehemann scheiden.

Spit erzählt von ihrem eigenen Aufwachsen, von ihren Geschwistern Siska, Jules und Tiny, von der Alkoholabhängigkeit der Mutter, von ihrer Kindheit und Jugend mit Entbehrungen und von fehlender Bindung.

Sie berichtet zudem von selbstverletzendem Verhalten, vom eigenen Alkoholkonsum, von der langen Sprachlosigkeit zwischen ihr und der Mutter, die sich durch die Diagnosestellung plötzlich verändert.

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Drogenentzug und Pharmakotherapie. Fallbesprechungen für den klinischen Alltag von Brigitte Bohnsack

„Begegnung auf Augenhöhe, d.h. weder paternalistisch von oben herab, häufig verbunden mit moralisierend-abwertender Haltung, noch idealisierend oder fürsorglich entmündigend.“ (Seite 6)

Brigitte Bohnsack stellt in ihrem Buch verschiedene Fälle vor, die sich um den Entzug von Drogen und Alkohol drehen, z.B. Alkoholentzugsbehandlung, Entzug von Pregabalin und Diazepam mit Opioid-Agonisten-Therapie, Delir bei schwerer Alkoholintoxikation, Benzodiazepin-Entzugsbehandlung, Notaufnahme mit Heroin-Entzugssyndrom und Abbruch einer Entzugsbehandlung.

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Sucht – Trauer – Trauma von Kerstin Zabel-Strzyz

„Mal angenommen, es gäbe keine Psychotherapiepraxen, keine Beratungsstellen und keine Entzugskliniken, was würden Sie tun, um eine Lösung für Ihr Problem zu finden?“ (Seite 78)

Kerstin Zabel-Strzyz erzählt in ihrem Buch vom ersten Kontakt mit der Suchtberatungsstelle, erklärt, was Sucht überhaupt ist, trägt bei zum Verstehen von inneren Ambivalenzen, zeigt effektive Strategien und Interventionen für die Beratung und Therapie auf, setzt sich mit Trauer als Lösungsweg auseinander, berichtet vom Umgang mit Ohnmachtserlebnissen und von der Bedeutung von Übergangsphasen, stellt dar, welche Bedeutung Schuld haben kann, beschreibt die Zusammenhänge von Sucht und Trauma und geht näher auf die Arbeit mit Angehörigen ein.

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Der Absturz von Édouard Louis

„Als ich vom Tod meines Bruders erfuhr, empfand ich nichts; weder Traurigkeit noch Verzweiflung noch Erleichterung noch Freude. Ich nahm die Nachricht auf wie den Wetterbericht oder wie man jemandem zuhört, der vom Einkaufen im Supermarkt erzählt. Ich hatte meinen Bruder seit fast zehn Jahren nicht gesehen. Ich wollte ihn nicht sehen.“ (Seite 7)

Obwohl seine Mutter immer wieder insistierte und ihn zu einer Kontaktaufnahme mit seinem Bruder überreden wollte, bleibt Édouard hart.

Jetzt ist der Bruder tot – im Alter von 38 Jahren an multiplem Organversagen aufgrund seiner Alkoholabhängigkeit gestorben.

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Therapie-Tools Motivierende Gesprächsführung von Andreas Jähne und Cornelia Schulz

„Wir verändern in unserem Alltag nur jene Dinge, von denen wir überzeugt sind, dass sie für uns wichtig sind und deren Umsetzung wir auch für möglich halten. Nur wenn wir eigene wichtige Motive haben, beispielsweise mehr Sport treiben zu wollen, wenn uns dieses Ziel wirklich wichtig ist und auch umsetzbar erscheint, werden wir einen Plan erstellen und diesen auch umsetzen. Auch wenn andere noch so wohlwollend raten, was gut und wichtig sei, so ist dieser Rat solange nicht hilfreich, bis er auf ein inneres Bedürfnis trifft. Eine Empfehlung von außen muss sich in die eigene Intention integrieren lassen, damit sie wirken kann.“ (Seite 10)

Die Therapie-Tools Motivierende Gesprächsführung enthalten Info- und Arbeitsblätter, die in die folgenden Abschnitte gegliedert sind:
„Grundlagen der Motivierenden Gesprächsführung“;
„In Beziehung treten“, z.B. Basistechniken und Grundhaltung;
„Anliegen herausarbeiten“, z.B. Umgang mit diskrepanten Zielen;
„Selbstwirksamkeit fördern“, z.B. Werte erkennen und benennen, Ursachen und Umgang mit Dissonanz;
„Veränderungsprozesse begleiten“, z.B. SMART-Ziele und Veränderungsplan, sowie
„Langfristig und nachhaltig werden“, z.B. Goal-Attainment-Scale und Erfolgstagebuch.

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Achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention bei Substanzabhängigkeit. Das MBRP-Programm von Sarah Bowen, Neha Chawla und G. Alan Marlatt

„Achtsamkeit ist eine besonders wirksame kognitive Fähigkeit für die Praxis der Rückfallprävention.“ (Seite 25)

„Achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention (MBRP, Mindfulness-Based Relapse Prevention) ist ein Programm, bei dem achtsamkeitsbasierte Meditationspraktiken und bisherige Ansätze zur Rückfallprävention miteinander verbunden werden.“ (Seite 19)

Die Autor:innen beschreiben initial, wie achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention durchgeführt wird.

Danach findet man im Buch das MBRP-Therapiemanual mit der detaillierten Beschreibung der einzelnen Sitzungen: Autopilot und Rückfall, achtsame Wahrnehmung von Auslösern und Suchtmittelverlangen, Achtsamkeit im Alltag, Achtsamkeit in Rückfallrisikosituationen, Akzeptanz und bewusstes Verhalten, Umgang mit Gedanken, Selbstfürsorge und ausgewogener Lebensstil sowie soziale Unterstützung und weiteres Üben.

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Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra von Roberto Saviano

„Es ist eben so, daß man hier nur sterben lernt.“ (Seite 36)

Roberto Saviano erzählt in seinem Buch Gomorrha von Designerkleidung und Fakes, Technik und China, Paolo Di Lauro und Spitznamen, Via Baku und Drogenhandel, Marihuana und Kokain, Cobret und Viale della Resistenza, Gewalt und Gegengewalt, Folter und Morden, Frauen und mesata, Kalaschnikow und Beretta, Angst und Respekt, Religion und Familie, Giftmüll und Feuerland.

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An der Seite der Sucht von Till Roderigo

„Schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig, 2,3 Millionen abhängig von Medikamenten und etwa 450 000 Menschen sind abhängig von Cannabis, Kokain oder Amphetaminen. […] Auch wenn man diese Zahlen nicht einfach summieren darf, da sie Doppelungen, sogenannte Komorbiditäten, enthalten können, so vermitteln sie doch eine Idee davon, wie groß die Gruppe derjenigen sein muss, die im Umfeld dieser Personen mitleiden.“ (Seite 5)

Till Rodrigo erzählt in An der Seite der Sucht initial von den Kriterien der Abhängigkeit (Craving, Entzugssymptomatik, Toleranzentwicklung, fortgesetzter Konsum trotz negativer Folgen, Vernachlässigung anderer Lebensbereiche, Kontrolle über Anfang und Menge des Konsums).

Im späteren Verlauf geht er auf Ansprechpartner für Menschen mit Abhängigkeitserkrankung ein, zum Beispiel Suchtberatungsstellen, ambulante oder stationäre Therapie, Selbsthilfegruppen, ambulante Psychotherapie.

In den folgenden Kapiteln spricht Rodrigo von Wirksamkeit der Therapie, von kontrolliertem Konsum, von Medikamenten, die eingesetzt werden könnten, vom Aufbau von Veränderungsmotivation, von Rückfällen, von sozialen Drucksituationen, vom Umgang mit Craving, von erlaubnisgebenden Gedanken sowie vom Erhalt und Aufbau der Motivation.

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Demon Copperhead von Barbara Kingsolver (Hörbuch)

„Es ist vergeblich, sich an die Vergangenheit zu erinnern, wenn sie nicht einen gewissen Einfluss auf die Gegenwart ausübt.“ (Track 1, Zitat von Charles Dickens, David Copperfield)

Demon Copperhead ist eine Neuerzählung von Charles Dickens’ Roman David Copperfield (den ich übrigens noch nicht gelesen habe). Statt im Viktorianischen England ist die Handlung bei Barbara Kingsolver in der Gegenwart und in Lee County im äußersten Südwesten des Bundesstaates Virginia angesiedelt. Lee County ist eines der ärmsten Countys der USA.

Hier wächst Damon Fields auf, der von (fast) allen Demon genannt wird. Seine Mutter war bei seiner Geburt 18 Jahre alt, ist drogenabhängig und lebt in einem Trailer. Demons Vater – Copperhead – ist tot. Mehr Familie gibt es anscheinend nicht, wobei sich die Nachbarn Mr und Mrs Peggot viel um Demon kümmern, ihm Kleidung und Essen besorgen, ihn erziehen, eine Art Ersatzfamilie sind.

Demon wächst somit unter widrigsten Bedingungen auf: Armut, Vernachlässigung, Parentifizierung, Gewalt, Entwürdigung, Drogenkonsum. Als sich seine Mutter nach einer Überdosis in eine längere Behandlung begeben muss, wird Demon auf die Farm von Mr Crickson geschickt, der Kinder bei sich aufnimmt.

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Verhaltenstherapie der Sucht von Thomas Schnell

„Die psychotherapeutische Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen gilt als sehr schwierig. Betroffene Patienten sind häufig hochgradig ambivalent hinsichtlich ihrer Therapieziele, was mit einer hohen Rate an Rückfällen einhergeht. Auf der einen Seite wünschen sie sich, endlich befreit zu sein von den Fesseln der Sucht, andererseits können sie nicht von ihrem Suchtverhalten lassen.“ (Seite 11)

Thomas Schnell setzt sich in seinem Buch vor allem mit Grundzügen der Verhaltenstherapie der Sucht auseinander, z.B. mit historischen Wurzeln der modernen Suchtbehandlung, Beziehungsgestaltung, einzelnen Therapiephasen und wirkfaktorenorientierter Suchtbehandlung.

Im Anschluss thematisiert er moderne Therapieansätze und Programme wie das CANDIS-Programm bei Cannabisabhängigkeit. Er geht dabei auch auf komorbide Störungen ein, z.B. auf posttraumatische Störung und auf Schizophrenie.

Am Ende bietet Schnell einen Überblick über die empirische Evidenz der Suchtbehandlung und über die klinische, bevölkerungsbezogene und gesundheitspolitische Relevanz.

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