Archiv der Kategorie: Psychische Störungen

Hard to reach. Schwer erreichbare Klientel unterstützen von Karsten Giertz, Lisa Große und Silke B. Gahleitner

„Professionell Tätige in der psychosozialen und psychiatrischen Praxis kennen sie alle: Klientinnen und Klienten, zu denen es uns einfach nicht gelingt, einen Zugang zu finden, die uns regelmäßig an professionelle Grenzen bringen.“ (Seite 7)

Karsten Giertz, Lisa Große und Silke B. Gahleitner haben für ihr Buch wichtige Aspekte und Facetten zusammengetragen, die sich alle um Klienten drehen, die im professionellen Kontext herausfordernd sein können, weil sie z.B. die Behandlung verweigern oder nicht nachhaltig von einer Behandlung profitieren.

Die Autoren schreiben u.a. von Traumatisierung, Wohnungslosigkeit, Unterbringung, Abhängigkeitserkrankungen, Doppeldiagnosen, jugendlichen Systemsprengern, aufsuchender Psychotherapie und Peer-Arbeit.

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Therapie-Tools Schlafstörungen von Ralf Binder, Florian Schöller und Hans-Günter Weeß

„Dabei kann der Leidensdruck der Patienten erheblich sein. Insomnien begünstigen Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, erhöhen das Risiko für psychische Störungen, Unfälle am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr und können die Lebenserwartung reduzieren.“ (Seite 11)

Nach einer Einführung zu Mythologie, Geschichte und Schlafforschung setzen sich die Autoren des Buches mit einzelnen Störungsbildern und Diagnostik, mit Psychoedukation zu gesundem Schlaf und Insomnien sowie mit der Behandlung von Schlafstörungen auseinander.

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Durch die Nacht von Stig Sæterbakken

„Trauer tritt in so vielen Formen auf. Sie ist wie ein Licht, das ein- und ausgeschaltet wird. Sie ist da, sie ist nicht auszuhalten, dann verschwindet sie, weil sie unerträglich ist, weil man sie nicht permanent ertragen kann. […] Tausend Mal am Tag vergaß ich, dass Ole-Jakob tot war. Tausend Mal am Tag fiel es mir plötzlich ein. Beides war unerträglich. Ihn zu vergessen war das Schlimmste, was ich tun konnte. An ihn zu denken war das Schlimmste, was ich tun konnte. Kälte kam und ging. Wärme kam nie. Es gab nur Kälte und die Abwesenheit von Kälte.“ (Seite 9)

Schuld ist oft das vorherrschende Gefühl nach dem Suizid eines Nahestehenden, selbst wenn es keinen offensichtlichen Grund für Schuldgefühle gibt. Schuld, von der man meint, sie auf sich geladen zu haben, weil man etwas gesagt oder nicht gesagt hat, weil man etwas getan oder nicht getan hat, weil man irgendwann den vermeintlich falschen Weg eingeschlagen hat, irgendwo abgebogen ist, wo man (wie man Jahre später meint) nicht hätte abbiegen sollen.

Jeder, der einen Nahestehenden durch Suizid verloren hat, kennt diese Gefühle von Schuld und weiß, wie dominant und belastend diese sind, dass nach einem Suizid das eigene Leben in ein Vorher und ein Nachher geteilt ist, dass sich dadurch alles wandeln kann, dass sich Lebenswege ändern können.

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Laufen von Isabel Bogdan

„am liebsten würde ich rückwärtslaufen, das Leben zurückspulen und dich vielleicht noch retten“ (Seite 39)

Das erste Jahr nach dem Tod eines Nahestehenden ist die schwierigste Zeit nach diesem Verlust. Danach hat man alles zum ersten Mal ohne die andere Person erlebt: das erste Weihnachten, den ersten Jahresbeginn, den ersten eigenen Geburtstag, den ersten Geburtstag des Verstorbenen, den ersten Jahrestag des Tages, an dem man zum letzten Mal mit dem Verstorbenen gesprochen hat, und des Moments, in dem man vom Tod erfahren hat. Bei einem Tod durch Suizid hat man neben der Trauer mit weiteren Gefühlen zu kämpfen, die mit der Zeit zwar weniger werden, aber nie ganz verschwinden. Allen voran: Schuld und Wut.

Genauso fühlt sich die Ich-Erzählerin in Isabel Bogdans Roman Laufen: traurig, verzweifelt, schuldig, einsam, wütend. Ein Jahr ist vergangen, seit sich ihr Lebensgefährte suizidiert hat, und nun hat sie wieder mit Laufen begonnen. Jeder Schritt ist eine Qual, doch sie zwingt sich zum Weiterlaufen und zum Weiterleben. Und mit der Zeit gewöhnt sie sich nicht nur an das Laufen, sondern auch an die Vorstellung eines Lebens ohne ihn.

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Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie. Ein individuenzentrierter Ansatz von Tania Lincoln

„Angesichts der negativen Begriffsverwendung und der Vorurteile und Ablehnung gegenüber Personen mit Schizophrenie überrascht es nicht, dass die Konfrontation mit der Diagnose der Schizophrenie bei Betroffenen zumeist tiefe Beunruhigung, Angst und Pessimismus auslöst.“ (Seite 20)

Nach einer Beschreibung von Symptomatik, Verlauf, Prognose, Epidemiologie und Prävalenz sowie der Ätiologie der Schizophrenie beschreibt Tania Lincoln diagnostische Verfahren, bevor sie sich detailliert mit der psychotherapeutischen Behandlung der Schizophrenie auseinandersetzt. Schwerpunkte werden hier auf die Arbeit mit Halluzinationen bzw. mit Wahn sowie auf Interventionen für Negativsymptome gelegt. Weitere Kapitel befassen sich mit belastenden Symptomen wie Suizidalität, Angst und kognitive Defizite sowie mit Umstrukturierung dysfunktionaler Grundannahmen und Rückfallprävention.

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Dem Leben einen Dreh geben. Selbstmitgefühl bei psychischen Erkrankungen von Mirjam Tanner

„ich habe dieses Buch gerade auch für Menschen geschrieben, die bisher bei nichts und niemandem Hilfe finden konnten“ (Seite 19)

Mirjam Tanner erzählt in Dem Leben einen Dreh geben von Scham, Selbstablehnung und Selbstabwertung, Vermeidung und Verdrängung, Achtsamkeit, Mut, Erkennen von Gefühlen, Selbstfürsorge, CFT-Modell der Emotionsregulation (mit dem Anreiz- und Antriebssystem, dem Beruhigungs- und Fürsorgesystem und dem Alarm- und Schutzsystem) sowie von den fünf Stufen der Emotionsregulation nach Irons.

Dreh- und Angelpunkt ist die Compassion Focused Therapy (CFT), und die Autorin bietet neben sehr viel Faktenwissen auch viele praktische Tipps, konkrete Interventionen, verschiedene Tests und Übungen sowie Fallbeispiele.

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Die langen Schatten der Sucht. Behandlung komplexer Traumafolgen bei erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien von Jens Flassbeck

„Sucht ist ein Sog, der alle mit sich in den Abgrund reißt, die ihm zu nahe kommen: die Suchtkranken selbst, aber auch die Partner, Eltern, Geschwister, Arbeitskollegen oder Freunde können in Mitleidenschaft gezogen werden. Am meisten leiden Kinder unter den zerstörerischen Auswirkungen von elterlicher Sucht.“ (Seite 9)

Jens Flassbeck und Judith Barth setzen sich in ihrem Buch Die langen Schatten der Sucht sehr ausführlich und praxisorientiert mit der Behandlung komplexer Traumafolgen bei erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien auseinander, schreiben z.B. über stille Kinder, Helferkinder und vergessene Kinder, Belastungen und Traumata wie emotionale Vernachlässigung, Isolation und Abwertung sowie Grundbedürfnisse, Schemata, komplexe PTBS, therapeutische Beziehungsgestaltung, Depressions- und Angstbewältigung, Rückfallprophylaxe.

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Diagnosenübergreifende Psychoedukation. Ein Manual für Patienten- und Angehörigengruppen von Maren Jensen, Grit Hoffmann, Julia Spreitz und Michael Sadre-Chirazi-Stark

„Denn nur wer versteht, kann auch mitreden und mitentscheiden.“ (Seite 31)

Nach einer Einleitung, in der von Zielen, Besonderheiten, dem wissenschaftlichen Hintergrund, der Entstehung des Manuals, der Zielgruppe und dem Setting berichtet wird, stellen die Autoren ihr Manual zur diagnosenübergreifenden Psychoedukation detailliert vor.

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Menschen mit Psychose-Erfahrung begleiten von Thomas Bock

„Niemand ist nur gesund oder nur krank. Auch Menschen mit akuten Psychosen sind nicht nur symptomgesteuert, sondern in widersprüchlichem Kontext handelnde und um Gleichgewicht ringende menschliche Wesen – in verzweifelter Not, in sensitiver Reaktion auf soziale Belastungen in beiden Richtungen (Reizüberflutung oder -entzug), als Seismografen umfassender gesellschaftlicher Bedrohung. Diese Sichtweise macht die Begegnung und therapeutische Arbeit mit Psychose-Erfahrenen und ihren Angehörigen lehrreich, reizvoll und spannend.“ (Seite 152f)

Thomas Bock fasst in Menschen mit Psychose-Erfahrung begleiten die wichtigsten Aspekte zusammen, die man über Psychosen wissen sollte: Verlauf, Symptome, Häufigkeit, Auslöser, Risiko- und Schutzfaktoren, Stigmatisierung, Trialog, Recovery, EX-IN, Hometreatment, Soteria, Psychosenpsychotherapie und Pharmakotherapie.

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Grübeln von Tobias Teismann

„Grübeln verstärkt aber nicht nur eine traurige Stimmung, sondern trägt genauso zu einer Intensivierung anderer Emotionen bei. Wer also in wütender Stimmung beginnt, über Ungerechtigkeiten und Unverschämtheiten zu grübeln, wird seine Wut steigern und länger wütend sein. Wer wieder und wieder über peinliche Erlebnisse nachdenkt, wird Schamgefühle befeuern. Wer sich beängstigende Situationen immer wieder vergegenwärtigt, wird sich zunehmend ängstlicher fühlen.“ (Seite 27)

Tobias Teismann, den ich vor allem durch seine Bücher zum Thema Suizidalität kenne, erklärt in seinem Ratgeber, was Grübeln ist, welche Auswirkungen es hat, wie sich Grübeln von Sichsorgen, Zwangsgedanken und problemlösendem Nachdenken abgrenzen lässt, welche Wirkung Grübeln auf Stimmung, Denken, Problemlösefähigkeit, Motivation, soziale Beziehungen und körperliche Gesundheit hat.

Zudem berichtet Teismann von den Ursachen depressiven Grübelns, von Metakognitionen, von kurz- und langfristigen Konsequenzen sowie vom Überwinden depressiven Grübelns, wofür er viele konkrete Übungen im Detail erklärt.

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