Schlagwort-Archive: Schizophrenie

Bevor die Stimmen wiederkommen: Vorsorge und Selbsthilfe bei psychotischen Krisen von Andreas Knuf und Anke Gartelmann

„Die Beschäftigung mit Selbsthilfe und Vorsorge heilt keine Psychosen, man kann aber lernen, besser mit ihnen und möglichst lange ohne sie zu leben. Krisen sind weiterhin nicht ausgeschlossen, wenn sie aber kommen, dann möglicherweise schwächer oder mit weniger negativen Folgen.“ (Seite 10)

Bevor die Stimmen wiederkommen enthält Erfahrungsberichte von Menschen, die von Psychosen betroffen sind – d.h. vor allem von Psychoseerfahrenen, aber auch von professionell Tätigen, von Selbsthilfegruppen etc.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert: Im ersten Teil erzählen Betroffene von ihren Psychosen und von ihren individuellen Wegen aus der Psychose. Der zweite Teil dreht sich um konkrete Hilfe, z.B. Selbsthilfe, aber auch Unterstützung durch andere. Der dritte Teil befasst sich schließlich mit konkreten Anregungen von Psychoseerfahrenen für andere Betroffene.

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Suizidalität von Tobias Teismann und Wolfram Dorrmann

„Um der Ohnmachts- und der Allmachtsfalle zu entkommen bzw. Ängste und Hemmungen im Umgang mit suizidalen Personen abzubauen, ist es notwendig, die eigene Haltung suizidalem Verhalten gegenüber zu klären und sich mit diagnostischen und therapeutischen Methoden im Umgang mit Selbsttötungsabsichten vertraut zu machen.“ (Seite 2)

Tobias Teismann und Wolfram Dorrmann fassen in ihrem „Fortschritte der Psychotherapie“-Titel das Wichtigste zum Thema Suizidalität zusammen. Dabei gehen sie auf Ohnmachtsfalle und Allmachtsfalle, Intentionalität, unterbrochenen versus abgebrochenen Suizidversuch, Suizidraten, Geschlechterverhältnis, Suizidmethoden, Risikofaktoren und Schutzfaktoren, Stadien der präsuizidalen Entwicklung, Suizidalität bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen, diagnostische Verfahren und Exploration, Störungstheorien und Störungsmodelle, Bestimmen des Suizidrisikos, Behandlung und Rückfallprophylaxe ein.

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Irre Verständlich. Menschen mit psychischer Erkrankung wirksam unterstützen von Matthias Hammer und Irmgard Plößl

„Die Autoren vermitteln Hintergrundwissen, das uns die Logik psychischer Krankheiten verstehen lässt.“ (Klappentext)

Matthias Hammer und Irmgard Plößl beschreiben in ihrem Buch initial, wie psychische Erkrankungen entstehen, und gehen im zweiten Teil ihres Buches auf einzelne Störungen im Detail ein. Sie stellen hierbei Psychosen, depressive und bipolare Störungen, Persönlichkeitsstörungen sowie Angst- und Zwangsstörungen vor und widmen Traumasensibilität und suizidalen Krisen separate Kapitel.

Bei den einzelnen Störungen bieten sie Einblicke ins Erleben von Betroffenen, zeigen Parallelen zu Alltagserlebnissen und -erfahrungen, teilen Informationen zu Frühwarnzeichen, Symptomen, Diagnostik, Häufigkeit, Erklärungsansätzen, Therapiemöglichkeiten, Hilfsangeboten und Selbsthilfe.

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Schizophrenie. Die Krankheit verstehen, behandeln, bewältigen von Asmus Finzen

„Oft dauert es (zu) lange, bis psychotisches Erleben und Verhalten als Krankheit erkannt wird. Ebenso oft finden die Betroffenen erst spät angemessene Hilfe. Schließlich erweisen sich Vorurteile und Stigmatisierung als Behandlungshindernisse ersten Ranges. Alles dies macht es schwer, angemessen mit der Krankheit umzugehen – und, wenn sie anhält, mit ihr zu leben.“ (Seite 12)

Wie Asmus Finzen finde ich, dass die Schizophrenie „die schillerndste aller psychischen Störungen“ (Seite 11) ist, aber sie ist für mich (und für Finzen) auch mehr als das: Ich habe eine zutiefst persönliche und emotionale Beziehung zur Schizophrenie und gewissermaßen ein Herz für an Schizophrenie Erkrankte, eine echte Leidenschaft für die Erkrankung und unermessliche Energie, wenn es darum geht, über sie aufzuklären, sie zu entstigmatisieren und Betroffenen eine adäquate Behandlung zukommen zu lassen.

Ich habe mich schon sehr ausgiebig mit der Schizophrenie beschäftigt: als Wissenschaftlerin in der Hirnforschung, als Dozentin in universitärer Lehre, als Privatperson sowie in Zukunft hoffentlich als Psychotherapeutin für Menschen mit Schizophrenie. Trotz dieser intensiven Beschäftigung mit der Schizophrenie hat mir Finzen Wissen vermittelt, obgleich mir – selbstverständlich – viele seiner Ausführungen bereits geläufig und bekannt waren.

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Sakari lernt, durch Wände zu gehen von Jan Costin Wagner

„Und die Krankheit, an der er gelitten hat, habe ich nur als etwas Bedrohliches wahrgenommen, ich wollte damit nichts zu tun haben […].“ (Seite 115 der gebundenen Ausgabe)

Auf dem Marktplatz im finnischen Turku steht ein nackter Mann in einem Springbrunnen. Er hat ein Messer bei sich, und als ihm der Polizist Petri Grönholm zu nahe kommt, beginnt der Mann, sich selbst zu verletzten. Die Situation eskaliert, und Petri erschießt den Mann, der – wie er schließlich feststellt – eigentlich noch ein Junge war.

Petri kann später gar nicht mehr genau sagen, wieso er den Jungen, Sakari Ekman, getötet hat, wird von Schuldgefühlen geplagt und versucht herauszufinden, wer Sakari war und wieso er nackt im Springbrunnen stand. Dabei hilft ihm sein Kollege Kimmo Joentaa, der die Eltern des Toten aufsucht, dabei selbst in Gefahr gerät und von einer weiteren Katastrophe erfährt, die sich Jahre zuvor zugetragen hat.

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Die abklingende Psychose von Jann Schlimme und Burkhart Brückner

„Mit ihrem Buch tragen Jann E. Schlimme und Burkhart Brückner zu der wichtigen Diskussion um die Wertschätzung und Verarbeitung psychotischer Erfahrungen bei, der sich die Betroffenen in ihrem Umgang mit den oft zutiefst erschütternden Erfahrungen stellen müssen.“ (Seite 8)

Der Aufbau von Die abklingende Psychose orientiert sich am Genesungsverlauf. Es werden u.a. die Phasen des Genesungsverlaufs mit dem Erreichen eines Wendepunkts, dem Wahrnehmen und Differenzieren doppelter Realitäten, dem „Parken“ psychotischer Realität und einer integrierten Psychoseerfahrung thematisiert, bevor die Autoren ein Modell der abklingenden Psychose vorstellen.

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Umgang mit psychotischen Patienten von Thomas Bock

„Schon vor langer Zeit habe ich entdeckt, dass ich lieber und vermutlich auch besser mit psychoseerfahrenen Menschen arbeite als mit anderen Patientinnen und Patienten. Ich glaube, es hat damit zu tun, dass Menschen in Psychosen vor allem mit sich selbst beschäftigt und in sich selbst verunsichert sind. […] Es berührt mich in eigenen ungefähren Ahnungen, Gefühlen, Hoffnungen und Ängsten. Und es lässt mich in der Rolle als Gegenüber auf eine gewisse Weise ‚in Ruhe‘. Ich werde nicht sofort in vordergründige Beziehungsscharmützel verwickelt, muss mich nicht automatisch gegen Manipulationen wehren, egal, ob die vom Patienten oder von mir selbst ausgehen. So verrückt es klingen mag: Ich habe mehr Zeit und kann gelassener bei mir selbst bleiben. Der psychotische Mensch wirkt, als sei er in einer eigenen anderen Welt. Und ich kann in Ruhe versuchen, Brücken zu bauen, um ihn in seiner Welt zu besuchen, um unsere Welten wieder zu verbinden und unsere Wahrnehmungen wieder anzunähern.“ (Seite 7)

Thomas Bock erzählt in Umgang mit psychotischen Patienten von seiner eigenen Faszination für Psychosentherapie, von Besonderheiten im Denken, Fühlen und Handeln bei Psychosen, von Entstehung und Aufrechterhaltung von Psychosen, von Kontakt und Gesprächsführung sowie von Psychosentherapie. Zudem setzt er sich mit Fragen wie dem Umgang mit Wahnerleben, Negativsymptomatik, depressiven Denkmustern und manischem Erleben auseinander und verdeutlicht seine Ausführungen an Fallbeispielen.

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Umgang mit Psychopharmaka von Nils Greve, Margret Osterfeld und Barbara Diekmann

„Unserem Umgang mit Medikamenten liegen zum Teil lieb gewordene Denk- und Verordnungsgewohnheiten zugrunde, die nicht immer einwandfrei durch wissenschaftliche Studien untermauert sind. Stattdessen erreicht uns eine Fülle werbender Informationen, die uns die überlegene Wirksamkeit oder Nebenwirkungsarmut neuer Substanzen oder zusätzliche Indikationen lange bekannter Medikamente darlegen sollen.“ (Seite 13)

Nils Greve, Margret Osterfeld und Barbara Diekmann haben Umgang mit Psychopharmaka geschrieben, weil Betroffene, Angehörige und teilweise auch Professionelle oft nicht ausreichend über verordnete Medikamente informiert sind.

In ihrem Buch fokussieren die Autoren auf vier Gruppen der Psychopharmaka: Antidepressiva, Phasenprophylaktika, Neuroleptika sowie Tranquilizer und Hypnotika. Sie erwähnen jedoch auch Medikamente zur Entgiftung und Entwöhnung bei Sucht und Medikamente gegen Aufmerksamkeitsdefizitstörungen, bieten Informationen für Schwangere und Stillende, über Psychopharmaka im Alter sowie zu Arzneimittelstudien.

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Medikamentenreduktion und Genesung von Psychosen von Jann E. Schlimme, Thelke Scholz und Renate Seroka

„Das Leitmotiv der ärztlichen Profis sollte lauten: Wer ansetzt, muss auch wissen, wie er oder sie absetzt!“ (Seite 83)

„Langfristig plombieren die Neuroleptika die betreffende Person oftmals derart, dass sie von ihren eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen abgeschnitten ist und eigene Belastungsgrenzen, Ängste und Sehnsüchte nicht adäquat wahrnehmen kann.“ (Seite 27)

Jann E. Schlimme (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie), Thelke Scholz (Expertin durch Erfahrung) und Renate Seroka (Angehörige) bieten in ihrem Buch Medikamentenreduktion und Genesung von Psychosen Informationen zum Genesungsprozess und zu Psychopharmaka, benennen die Herausforderungen, denen man sich beim Reduzieren stellen muss, beschreiben detailliert den Reduktionsprozess, stellen bedeutungsdosierte Sozialräume und Abschalttechniken vor und gehen schließlich darauf ein, wie es nach dem Absetzen weitergeht bzw. warum man manchmal nicht vom letzten Krümel der Medikamente loskommt.

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Experten für Eigensinn von Jo Becker und Daniela Schlutz

„In jeder Region gibt es einige wenige, in der Helferszene gut bekannte Menschen, die als „besonders schwierig“ bezeichnet werden, als „Systemsprenger“, weil sie die Regeln und Grenzen einer Einrichtung regelmäßig überschreiten, oder als Klienten mit „herausforderndem Verhalten“. Was macht diese Menschen so besonders?

Sie sind nicht immer besonders schwer erkrankt. Die meisten würden sich selbst auch keineswegs als „schwierig“ bezeichnen. Wir Fachleute sind es, die sie so erleben – salopp gesagt, weil sie uns besonders viel Arbeit, Ärger oder manchmal auch Angst bereiten. Mit ihrem Verhalten fordern sie uns heraus, Hilfe zu leisten, während sie es gleichzeitig ablehnen, Psychopharmaka einzunehmen, abstinent zu leben oder die Hausordnung einzuhalten. In der Beziehung zu uns erleben wir sie als unkooperativ. Betrachtet man sie dagegen unabhängig von unseren Anforderungen und Normen, sind es Menschen mit einem starken Willen zur Selbständigkeit. Sie haben eigene Vorstellungen vom Leben und verfolgen diese hartnäckig. Sie sind Experten für Eigensinn.“ (Seite 8)

Im Buch werden 20 Menschen mit herausforderndem Verhalten vorgestellt, die an Schizophrenie, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Depression, Substanzmissbrauch/-abhängigkeit, Zwangsstörung, sozialer Phobie bzw. schizoaffektiver Psychose erkrankt sind.

Der Leser erfährt dabei mehr über die Lebens- und Krankheitsgeschichte der einzelnen Personen, lernt aber auch die Sichtweise von Angehörigen und Professionellen kennen, so dass der Mensch mit dem sogenannten herausfordernden Verhalten von mehreren Seiten beleuchtet, seine Aktionen, Reaktionen etc. aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden.

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