Schlagwort-Archive: psychische Störungen

Loyalitäten von Delphine de Vigan

„Er schließt die Augen, alles ist weggewaschen, ja, und alles kann beginnen.“ (Seite 12)

Théo Lubin, ein schweigsamer, 12-jähriger Junge, wächst nach der Trennung seiner Eltern in wechselnder Obhut auf. Théo wird von seinen Eltern hin- und hergerissen, die den Konflikt miteinander über ihren Sohn austragen, er „ist die Geisel eines Konfliktes, der ihn verstummen lässt“ (Interview mit Delphine de Vigan vom 18. Februar 2018 in Marie-Claire).

Während Théos Mutter versucht, Kontrolle über die Situation und ihren Sohn zu behalten, verwahrlost Théos Vater, der arbeitslos geworden ist, das Haus nicht mehr verlässt und kaum noch am Leben teilnimmt, immer mehr, wird jedoch von Théo gedeckt, der sich ihm gegenüber bedingungslos loyal zeigt und allen anderen verheimlicht, wie schlecht es seinem Vater geht.

In der Schule und in den Wochen, in denen Théo bei seiner Mutter wohnt, verbringt Théo die meiste Zeit mit seinem Freund Mathis Guillaume, mit dem er heimlich Alkohol trinkt, wobei er die Dosis so lange steigern will, bis er endlich nichts mehr spürt. Loyalitäten von Delphine de Vigan weiterlesen

Dunkelgrün fast schwarz von Mareike Fallwickl

„Und jetzt, ohne das Licht, kann er deutlich sehen, was er vorhin schon vermutet hat. Das Grün ist dunkler geworden, viel dunkler, tief und massiv, fast schwarz.“

Marie zieht 1986 mit ihrem dreijährigen Sohn Moritz und ihrem Baby Sophia nach Hallein, ein einsames Bergdorf. Ihr Mann Alexander bleibt vorerst in Wien, beendet dort sein Medizinstudium und folgt seiner Familie später nach Hallein, um dort eine Praxis zu übernehmen.

Das Leben in Hallein ist einsam: Marie und Moritz kennen im Dorf niemanden, haben keine Kontakte und keine Freunde. Dann begegnet Marie auf dem Spielplatz einer anderen Mutter, Sabrina, mit deren Sohn Raffael sich Moritz sofort anfreundet.

Obwohl Raffael Moritz‘ einziger Freund ist, ist Marie wenig begeistert von dieser Freundschaft, denn Raffael ist ein Tyrann, der im Laufe der Jahre immer unheimlicher, berechnender, unberechenbarer und gefährlicher wird. Er beißt seinen kleinen Bruder und auch Moritz, schikaniert andere Kinder und bringt sie um ihr Taschengeld, manipuliert und erpresst andere. Dunkelgrün fast schwarz von Mareike Fallwickl weiterlesen

Der Doppelgänger von Fjodor Michailowitsch Dostojewski (Hörbuch)

„Herr Goljadkin erkannte sofort seinen nächtlichen Freund. – Sein nächtlicher Freund aber war niemand anders als er selbst – ja: Herr Goljadkin selbst, ein anderer Herr Goljadkin und doch Herr Goljadkin selbst – mit einem Wort und in jeder Beziehung war er das, was man einen Doppelgänger nennt.“

Der Tag, an dem die Erzählung beginnt, startete für Herrn Jakow Petrowitsch Goljadkin, einen eher schüchternen Beamten in Petersburg, bereits auf ungewöhnliche Weise: Statt sich auf den Weg in sein Büro zu machen, fährt er zusammen mit seinem herausgeputzten Diener Petruschka in festlicher Kleidung zu seinem Arzt Krestian Iwanowitsch Rutenspitz. Goljadkin redet wirr, und der Arzt ist besorgt ob des Gesundheitszustands seines Patienten.

Goljadkins Tag wird immer sonderbarer, und schließlich gerät seine Welt vollends aus den Fugen, denn er trifft in seiner Wohnung auf seinen eigenen Doppelgänger. Dieser sieht genauso aus wie Goljadkin, aber in allem, was er tut, ist er besser als der echte Goljadkin, der in der Erzählung „der Held“ genannt wird. Der Doppelgänger von Fjodor Michailowitsch Dostojewski (Hörbuch) weiterlesen

So glücklich wir waren von Daria Bignardi

„Man denkt: „Wie glücklich wir waren.“. Doch in unserem Haus hatte das Unglück bereits Einzug gehalten.“

Almas Tochter Antonia ist mit ihrem ersten Kind schwanger, und Alma beschließt, Antonia ein Geheimnis anzuvertrauen, damit ihr Enkelkind mit der Wahrheit aufwachsen kann.

Und so erzählt Alma von ihrem Bruder Maio, der vor 30 Jahren spurlos verschwunden ist. Alma gibt sich die Schuld am Verschwinden ihres Bruders, der ihr sehr nahe stand, denn sie war diejenige, die vorgeschlagen hatte, zusammen Heroin auszuprobieren. Für Alma blieb es bei dem einen Mal, doch Maio wurde abhängig. So glücklich wir waren von Daria Bignardi weiterlesen

Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara (Buch und Hörbuch)

„Doch im Grunde ist er derselbe Mensch, ein Mensch, der in anderen Abscheu hervorruft, ein Mensch, der existiert, um gehasst zu werden.“

Jude, Malcolm, J.B. und Willem haben sich am College kennengelernt und sind auch Jahre später noch eng befreundet. Zwar beschreibt Hanya Yanagihara in Ein wenig Leben die berufliche und persönliche Entwicklung der vier Freunde und ihre Beziehung zueinander, ihre Konflikte und ihre Freundschaft, doch im Mittelpunkt des Romans steht Jude, der als Anwalt Karriere gemacht hat, der beliebt und charismatisch ist, den jedoch keiner der Freunde wirklich zu kennen scheint, denn Jude erzählt nichts von seiner Kindheit und Jugend, die Freunde wissen nicht, woher er kommt und woher die entsetzlichen Schmerzen in seinen Beinen stammen. Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara (Buch und Hörbuch) weiterlesen