Archiv der Kategorie: Psychische Störungen

Schizophrenie. Die Krankheit verstehen, behandeln, bewältigen von Asmus Finzen

„Oft dauert es (zu) lange, bis psychotisches Erleben und Verhalten als Krankheit erkannt wird. Ebenso oft finden die Betroffenen erst spät angemessene Hilfe. Schließlich erweisen sich Vorurteile und Stigmatisierung als Behandlungshindernisse ersten Ranges. Alles dies macht es schwer, angemessen mit der Krankheit umzugehen – und, wenn sie anhält, mit ihr zu leben.“ (Seite 12)

Wie Asmus Finzen finde ich, dass die Schizophrenie „die schillerndste aller psychischen Störungen“ (Seite 11) ist, aber sie ist für mich (und für Finzen) auch mehr als das: Ich habe eine zutiefst persönliche und emotionale Beziehung zur Schizophrenie und gewissermaßen ein Herz für an Schizophrenie Erkrankte, eine echte Leidenschaft für die Erkrankung und unermessliche Energie, wenn es darum geht, über sie aufzuklären, sie zu entstigmatisieren und Betroffenen eine adäquate Behandlung zukommen zu lassen.

Ich habe mich schon sehr ausgiebig mit der Schizophrenie beschäftigt: als Wissenschaftlerin in der Hirnforschung, als Dozentin in universitärer Lehre, als Privatperson sowie in Zukunft hoffentlich als Psychotherapeutin für Menschen mit Schizophrenie. Trotz dieser intensiven Beschäftigung mit der Schizophrenie hat mir Finzen Wissen vermittelt, obgleich mir – selbstverständlich – viele seiner Ausführungen bereits geläufig und bekannt waren.

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Sakari lernt, durch Wände zu gehen von Jan Costin Wagner

„Und die Krankheit, an der er gelitten hat, habe ich nur als etwas Bedrohliches wahrgenommen, ich wollte damit nichts zu tun haben […].“ (Seite 115 der gebundenen Ausgabe)

Auf dem Marktplatz im finnischen Turku steht ein nackter Mann in einem Springbrunnen. Er hat ein Messer bei sich, und als ihm der Polizist Petri Grönholm zu nahe kommt, beginnt der Mann, sich selbst zu verletzten. Die Situation eskaliert, und Petri erschießt den Mann, der – wie er schließlich feststellt – eigentlich noch ein Junge war.

Petri kann später gar nicht mehr genau sagen, wieso er den Jungen, Sakari Ekman, getötet hat, wird von Schuldgefühlen geplagt und versucht herauszufinden, wer Sakari war und wieso er nackt im Springbrunnen stand. Dabei hilft ihm sein Kollege Kimmo Joentaa, der die Eltern des Toten aufsucht, dabei selbst in Gefahr gerät und von einer weiteren Katastrophe erfährt, die sich Jahre zuvor zugetragen hat.

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Die abklingende Psychose von Jann Schlimme und Burkhart Brückner

„Mit ihrem Buch tragen Jann E. Schlimme und Burkhart Brückner zu der wichtigen Diskussion um die Wertschätzung und Verarbeitung psychotischer Erfahrungen bei, der sich die Betroffenen in ihrem Umgang mit den oft zutiefst erschütternden Erfahrungen stellen müssen.“ (Seite 8)

Der Aufbau von Die abklingende Psychose orientiert sich am Genesungsverlauf. Es werden u.a. die Phasen des Genesungsverlaufs mit dem Erreichen eines Wendepunkts, dem Wahrnehmen und Differenzieren doppelter Realitäten, dem „Parken“ psychotischer Realität und einer integrierten Psychoseerfahrung thematisiert, bevor die Autoren ein Modell der abklingenden Psychose vorstellen.

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Stalins Kühe von Sofi Oksanen

„Der schlimmste Feind des Esten ist der Este.“

Anna ist Bulimikerin, ihr Leben ist bestimmt vom Essen und von der Beschäftigung mit Essen. In Stalins Kühe wird die Geschichte von Anna und ihrer Krankheit, von Annas Familie und ihrer Herkunft erzählt. So wie Anna ihre Krankheit leugnet, leugnet ihre Mutter Katariina ihre estnische Herkunft und erwartet auch von Anna, dass sie nicht über ihre Familiensituation spricht, denn Estinnen sind in Finnland nicht angesehen. Stalins Kühe von Sofi Oksanen weiterlesen

Umgang mit bipolaren Patienten von Larissa Wolkenstein und Martin Hautzinger

„Wir möchten in diesem Buch auf diejenigen Situationen eingehen, die den Umgang mit bipolaren Patienten für professionelle Helferinnen und Helfer zu einer ganz besonderen Herausforderung machen. Wir hoffen, dass es uns mit diesem Buch gelingt, diejenigen Befürchtungen oder Vorbehalte abzubauen, die psychiatrisch Tätige auch heute noch oft zu haben scheinen, wenn es um die Behandlung von und den Umgang mit bipolaren Patienten geht.“ (Seite 8)

Larissa Wolkenstein und Martin Hautzinger fassen in ihrem Basiswissen-Titel die wichtigsten Informationen zu bipolaren Störungen zusammen, berichten unter anderem von diagnostischen Kriterien der depressiven, manischen und hypomanen Episoden, Krankheitsverlauf, Bipolar-I- und Bipolar-II-Störung, Zyklothymie, Vulnerabilitäts-Stress-Modell, Umgang mit manischen Patienten, Suizidalität, Sorgen und Ängsten von Angehörigen sowie sozialen Folgen einer bipolaren Störung wie Stigmatisierung und Entscheidungen bezüglich Schwangerschaft und Kinderwunsch.

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Umgang mit traumatisierten Patienten von Jens Gräbener

„Traumatisierte Patientinnen und Patienten unterscheiden sich in einem Punkt deutlich von anderen Patientengruppen: Sie haben etwas erlebt, was sie dauerhaft verändert hat, und zwar in einer Umwelt, die sich oft wenig oder gar nicht vom Lebensumfeld anderer Menschen unterscheidet. Ihre Symptome lassen sich nicht auf neurophysiologische Funktionsstörungen oder genetische Dispositionen reduzieren. Das, was diesen Menschen zugestoßen ist, könnte auch anderen, und damit auch professionellen Helfern zustoßen. Wie würden wir selbst reagieren? Könnten wir lernen, damit umzugehen? Was würde sich für uns und in uns verändern? Wie würde unser soziales Umfeld reagieren?“ (Seite 9)

Jens Gräbener fasst in seinem Basiswissen-Titel das Wichtigste zum Thema Trauma und Traumatisierung zusammen. Er berichtet u.a. von Typ-I-Trauma (einmalig, kurzfristig einwirkend) und Typ-II-Trauma (mehrfach, langfristig einwirkend), akzidentiellen und interpersonellen („man-made“) Traumata, traumatischer Zange und Dissoziation, Hippocampus und Amygdala, Folgen von traumatischen Erlebnissen, Traumabewältigung, professionellen Hilfsangeboten sowie der professionellen Interaktion mit traumatisierten Menschen.

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Akzeptanz- und Commitmenttherapie. 75 Therapiekarten von Norbert Lotz

„Aus der Sicht der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) gilt es, die Herausforderungen und Möglichkeiten unseres Lebens in ein selbstbestimmtes, sinnerfülltes und -geleitetes Leben zu integrieren und eine entsprechende Lebenshaltung zu entwickeln.“ (Seite 8)

Ich kenne die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) kaum, lediglich von einem Einführungskurs, von Videomaterial zu Einzel- und Gruppentherapien sowie von wenigen Gruppentherapiesitzungen, bei denen ich als zweite Therapeutin vor Ort war. Demzufolge war ich selbst recht dankbar für das kleine Heft, das dem Kartenset beiliegt und das eine knappe thematische Einführung in ACT bietet, welche allgemeinverständlich ist und die wichtigsten Eckpunkte von ACT vorstellt (z.B. Hexaflex mit den sechs Handlungs-/Wirkprozessen).

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Herausforderungen der Psychotherapie. 23 Therapeutinnen und Therapeuten im Interview von Uwe Britten

„Psychotherapie ist ein komplexes Geschehen. Deshalb erfordert die psychotherapeutische Tätigkeit sowohl eine gründliche, breite und engagierte fachliche Ausbildung als auch die Notwendigkeit, dass sich Therapeutinnen und Therapeuten in einem professionellen Verständnis mit ihrer ganzen Person und Persönlichkeit ins Geschehen einbringen. Wie in kaum einem anderen Beruf bedeutet das, nicht nur immer wieder ‚als Person‘ dazuzulernen, sondern sich selbst stetig reflektieren zu müssen.“ (Seite 9)

Die für Herausforderungen der Psychotherapie Interviewten gehören verschiedenen Therapieschulen an und vermitteln anhand breit gefächerter Themen, wo es in der Psychotherapie heikle Themen gibt und was wirkliche Herausforderungen sind.

Das Buch befasst sich dabei mit Themen wie Neurobiologie, Beziehungsgestaltung, Persönlichkeitsstörungen, Einbezug von Angehörigen, Triangulierung, Missbrauch in der Therapie, Sexualität, Paartherapie, Scham, Alkoholabhängigkeit, Cannabiskonsum, Hypochondrie, Trauer, Psychosen und Suizidalität.

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Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders von Åsne Seierstad

„Die Fachleute sahen einen Vierjährigen ohne Lebensfreude. Ganz anders als das anstrengende Kind, als das ihn die Mutter beschrieben hatte.“ (Seite 36)

Die norwegische Journalistin Åsne Seierstad erzählt in Einer von uns vom 22. Juli 2011, als Anders Behring Breivik im Osloer Regierungsviertel und auf der Fjordinsel Utøya 77 Menschen tötete.

Das Regierungsviertel in Oslo kurz nach dem Bombenanschlag (Quelle: Wikipedia)

Um dem Leser ein Bild von Breiviks Kindheit, seiner Jugend, seiner Ideologie, seinen beiden Terroranschlägen, seiner Psychopathologie und der Gerichtsverhandlung zu vermitteln, hat sie u.a. Aussagen von Freunden, Verwandten, Bekannten, Opfern und deren Angehörigen sowie Breiviks Tagebuch, sein Manifest, seine eigenen Aussagen im Verhör und vor Gericht zurate gezogen.

Die Insel Utøya (Quelle: Wikipedia)
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Mein Tabulu. Ein Kinderfachbuch über Angst und Angststörungen von Paula Kuitunen

„Die nächsten Tage tat ich so einiges, um Tabulu los zu werden. …doch bei jedem Versuch, es abzuschütteln, wegzusperren oder abzuhängen, wurde es sogar noch ein Stückchen größer, lauter und nerviger.“

Die siebenjährige Tabea ist Jungseglerin und hat eine beste Freundin, mit der sie eigene Comics zeichnet. Doch dann wird ihr Leben ganz schön durcheinander geschüttelt, denn sie muss mit ihrer Familie umziehen, alles, was sie kennt, hinter sich lassen und woanders ganz neu anfangen.

Und da taucht Tabulu auf und sorgt dafür, dass Tabea Schwierigkeiten mit Situationen bekommt, die sie bisher problemlos bewältigen konnte.

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