Harte Jahre von Mario Vargas Llosa

„In nur zwei Wochen hatte Guatemala sich gehäutet. Jede Spur der Amtszeit von Jacobo Árbenz schien ausgelöscht zu sein, und hervorgetreten war ein Land wie im Fieber, in dem die Jagd auf echte oder vermeintliche Kommunisten zur nationalen Obsession wurde.“ (Seite 134)

Im Jahre 1944 begegnen sich Sam Zemurray und Edward L. Bernays zum ersten Mal. Zemurray leitet die United Fruit Company, ein Unternehmen, das Bananen aus Mittelamerika in die USA importiert. Er möchte Bernays als Leiter für die Abteilung für Öffentlichkeit engagieren, um den schlechten Ruf des Unternehmens zu verbessern. Genau das soll Bernays auch gelingen: Das Image der United Fruit Company verbessert sich deutlich.

Doch die erste frei gewählte Regierung in der Geschichte Guatemalas ist Bernays ein Dorn im Auge, er sieht in den demokratischen Bestrebungen Juan José Arévalos eine große Gefahr für die United Fruit Company.

Mario Vargas Llosa erzählt in seinem historischen Roman von der Geschichte und Politik Guatemalas zwischen 1944 und 1957. Im Mittelpunkt stehen dabei die Präsidentschaft Arévalos und die seines Nachfolgers Jacobo Árbenz Guzmán sowie die Diktatur von Carlos Castillo Armas, der sich 1954 mit Hilfe der CIA an die Macht putschte.

Vargas Llosa zählt zu meinen Lieblingsautoren, und auch Harte Jahre hat mir sehr gut gefallen, lässt den Leser teil haben an einer eher unbekannten Geschichte, die von dem peruanischen Nobelpreisträger für Literatur ebenso packend wie stimmungsvoll erzählt wird. Vargas Llosa zeigt hier nicht zuletzt, welche weitreichenden Folgen die Kolonialisierung der Amerikas bzw. der Welt auch im 20. Jahrhundert hatten (und noch haben), wie stark die USA die Geschichte und Politik anderer Ländern beeinflusste und lenkte, wie wenig man in Europa über die Geschichte Guatemalas weiß.

Vargas Llosas Sprache ist gewählt und anspruchsvoll, dennoch ist Harte Jahre außerordentlich gut lesbar, wodurch sich alle mir bekannten Werke des Autors auszeichnen.

Der Autor erzählt detailreich und bietet viele Einblicke in historische Begebenheiten. Ich brauchte etwas Zeit, um mich in den Roman einzulesen, aber nach einem Viertel ließ mich Harte Jahre nicht mehr los, obwohl es auch im späteren Verlauf durchaus einige langatmigere Passagen gab.

Mario Vargas Llosa: Harte Jahre. Aus dem Spanischen von Thomas Brovot. Suhrkamp Verlag, 2020, 411 Seiten; 24 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!