Schlagwort-Archive: True Crime

Psychopathinnen von Lydia Benecke

„Bald ist alles vorbei, und ein neues Leben fängt an.“

Lydia Benecke ist eine deutsche Kriminalpsychologin und Psychotherapeutin, die mit schweren Straftätern arbeitet und über ihre Erfahrungen und Erlebnisse bereits in mehreren populärwissenschaftlichen Büchern berichtet hat. Psychopathinnen war meine erste Begegnung mit ihr, und obwohl ich wegen des reißerisch klingenden Titels erst unschlüssig war, ob ich das Buch überhaupt lesen soll, war die Neugier stärker, denn auch ich habe mich im Rahmen meines Psychologie-Studiums und meiner wissenschaftlichen und klinischen Arbeit schon etwas intensiver mit Themen wie Persönlichkeitsstörungen, Gewalt und Kriminologie beschäftigt.

Psychopathinnen hält nicht, was der reißerische Titel verspricht, sondern ist erfreulich sachlich und informativ. Benecke erzählt detailreich von verschiedenen Frauen, die Cluster B-Persönlichkeitsstörungen haben und straffällig wurden. Dabei beschreibt Benecke auch die Taten selbst, so dass es bisweilen brutal und unappetitlich wird, aber auch in diesen Passagen driftet die Autorin nicht in blutrünstige und sensationsheischende Schilderungen ab, sondern zeigt auf, was die Folgen von traumatischen Kindheitserlebnissen sind, wie die Betroffenen denken und fühlen bzw. was sie nicht fühlen und aus welchen Beweggründen die Frauen straffällig werden. Psychopathinnen von Lydia Benecke weiterlesen

Mörderinnen von Veikko Bartel

„So unterschiedlich die Fälle, so verschieden meine Mandanten in Alter, Motiven, Lebensläufen waren, auf welchem Wege sie wem das Leben nahmen – eine Erkenntnis ist allumfassend: Jeder Mensch kann töten. Und er wird es tun, kommt er nur an eine ganz bestimmte Grenze.“ (Seite 12)

In Mörderinnen erzählt der Strafverteidiger Veikko Bartel von vier Fällen, in denen Frauen zu Mörderinnen wurden. Er berichtet von einer Frau, die direkt nach der Geburt ihr Kind tötet, von einer Ehefrau, die ihren Mann ersticht, von einer BDSM-Geschichte der etwas härteren Art und von einer Frau, die ihren Mann vergiftet. Mörderinnen von Veikko Bartel weiterlesen

Der Todestrieb. Autobiografie von Jacques Mesrine (Hörbuch)

„Er sucht nach keiner Entschuldigung. Er sieht lieber seinem Schicksal entgegen und ist bereit, für alles zu zahlen.“ (CD 1 , Track 2)

Bis zu seinem Tod im Jahre 1979 war Jacques Mesrine in Frankreich Staatsfeind Nummer eins. Seine Autobiografie Der Todestrieb schrieb er 1977 im Hochsicherheitstrakt eines Pariser Gefängnisses, bekannte sich darin zu 39 Verbrechen und kritisierte die Haftbedingungen. Seinetwegen wurde das sogenannte „Loi Mesrine“ erlassen, das besagt, dass niemand Gewinn mit der Veröffentlichung seiner Verbrechen machen dürfe.

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Gangsterblues von Joe Bausch (Hörbuch)

„Letztlich steckt man nie im Kopf von anderen Menschen.“ (CD 6, Track 18)

Als ich 18 Jahre alt war, habe ich im Rahmen einer Krankenpflegeausbildung in der Arbeits- und Beschäftigungstherapie mit forensischen Patienten gearbeitet – mit Mördern Körbe geflochten und Vergewaltigern an der Kreissäge assistiert. Dort hat ein rauer Umgangston geherrscht, und ich bin dadurch mit einem Milieu in Verbindung geraten, in das man als Normalsterblicher normalerweise (und glücklicherweise) kaum Zutritt erhält. Schon vorher haben mich Geschichten aus dem Gefängnis und der Forensik, Schilderungen von Gerichtsverfahren, das bisweilen schwierige Abwägen der Schuldfrage und ähnliche Themen interessiert, aber seit dieser persönlichen Erfahrungen hatte sich mein Interesse noch verstärkt, so wie das oft ist, wenn man Einblicke in eine bislang fremde und völlig andersartige Welt erhalten hat. Gangsterblues hat mir sehr gut gefallen, denn das (Hör-) Buch schlägt genau in diese Kerbe und bietet dem Leser/Hörer die Möglichkeit, in den Gefängnisalltag zu schauen und mehr über Strafvollzug zu lernen. Gangsterblues von Joe Bausch (Hörbuch) weiterlesen

Wir sind dann wohl die Angehörigen von Johann Scheerer

„Wie fühlt es sich an, wenn man nichts fühlt?“

Im Rahmen meines Psychologie-Studiums habe ich vor vielen Jahren ein Seminar zum Thema Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) belegt und dort ein Referat über „PTBS nach Folter und politischer Gewalt“ gehalten. Der Professor hatte mir damals zur Vorbereitung u.a. Im Keller von Jan-Philipp Reemtsma ans Herz gelegt, und ich kann mich noch gut erinnern, wie stark mich das Buch beschäftigt hat und dass ich mir viele Sätze angestrichen habe, die ich heute noch auswendig kenne.

Fünfzehn Jahre später habe ich das Buch von Reemtsmas Sohn Johann Scheerer in den Händen gehalten und war gespannt, was der Sohn von der Entführung seines Vaters erzählt, welche Gedanken und Gefühle er mit dem Leser teilt.

Scheerer erzählt in seinem Buch Wir sind dann wohl die Angehörigen nicht nur von der Entführung seines Vaters am 25. März 1996, von den schweren Stunden und Tagen, als Scheerer und seine Mutter kaum zu hoffen wagten, dass Reemtsma überleben wird, sondern er bietet dem Leser auch Einblicke in seine Kindheit, seine Familie und ins Leben mit seinem Vater. Wir sind dann wohl die Angehörigen von Johann Scheerer weiterlesen