Umgang mit Menschen im Maßregelvollzug von Andrea Trost und Stefan Rogge

„Mitarbeitende des Maßregelvollzugs treffen in der täglichen Arbeit auf Untergebrachte, die neben einer schweren psychischen Erkrankung auch noch ein – vielfach schwerwiegendes – Delikt begangen haben. Das Leben dieser Personengruppe weist zumeist tragische Erlebnisse und Ereignisse auf. So finden sich in den Biografien eigene Missbrauchs- und Gewalterfahrungen, mitunter aus dem familiären Umfeld stammend.

Aus diesen biografischen Erlebnissen entwickelte sich dann vielfach der Wandel in die Täterrolle, vollzogen in innerpsychischen Prozessen, die für Außenstehende nur schwer bis gar nicht nachvollziehbar sind.“ (Seite 7)

Andrea Trost und Stefan Rogge fassen in ihrem „Basiswissen“-Titel zusammen, was bei der Arbeit im Maßregelvollzug und beim Umgang mit Menschen im Maßregelvollzug wichtig ist. Sie erzählen von juristischen Grundlagen, von der Milieugestaltung, von der Haltung und der Beziehungsgestaltung, von Sexualität, Gewalt und Aggression, von der Behandlung, Gruppenarbeit und Einbezug von Angehörigen.

Seit meines kurzen, aber prägenden Einsatzes in der forensischen Psychiatrie vor 25 Jahren interessiere ich mich für das Thema Maßregelvollzug, und aus diesem Grund war ich gespannt auf den Maßregelvollzug-Titel aus der „Basiswissen“-Reihe.

Das Buch ist anfangs sehr juralastig, was aber nötig ist, um die Gesetzeslage verstehen zu können. Zudem war dieser Absatz, der eigentlich sehr trocken hätte sein können, gut zusammengefasst, verständlich und spannend zu lesen.

Im weiteren Verlauf empfand ich das Buch stellenweise sehr speziell und für mich persönlich weniger relevant. Dies liegt aber vor allem daran, dass ich selbst nicht mit Menschen im Maßregelvollzug arbeite, sondern mich nur allgemein für die Thematik interessiere. Für Berufstätige in der forensischen Psychiatrie bietet das Buch sehr viel detailliertes Wissen, sehr viel Praxisbezug und sehr viel Anwendbarkeit bei der täglichen Arbeit.

Gefallen haben mir die konkreten Tipps für das eigene Verhalten und die Haltung gegenüber Betroffenen, die Hinweise zu Sexualität sowie zum Umgang mit Gewalt und Aggression.

„Der Maßregelvollzug gehört zu den vorurteilsbehaftetsten Bereichen in den medizinisch-psychiatrischen und juristischen Fachgebieten, kaum ein anderer ist so sehr von Stigmatisierung, von Vorurteilen und Mythen durchdrungen. […]

Und zuweilen begegnen wir dabei Menschen, denen wir vielleicht kaum noch etwas zugetraut hatten, die aber plötzlich Entwicklungen vollziehen […], die uns schwer beeindrucken, auch wenn dabei immer noch kein Leben im ‚bürgerlichen‘ Selbstverständnis herauskommen mag.“ (Seite 144f)

Andrea Trost und Stefan Rogge: Basiswissen. Umgang mit Menschen im Maßregelvollzug. Psychiatrie Verlag, 2016, 154 Seiten; 18 Euro.

Dieser Post ist Teil des True Crime-Monatsthemas im Dezember 2019.

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