„Wenn du deinem Lehrling nicht vertrauen kannst, kannst du auch kein Brunnenbauer werden. Man muss absolut sicher sein, dass der Junge da droben alles richtig und zur rechten Zeit macht. Nur dann kann man ihn vergessen und sich auf seine Arbeit konzentrieren. Als Brunnenbauer kann nur bestehen, wer seinem Lehrling vertraut wie einem Sohn.“
Der Vater des Ich-Erzählers Cem verschwindet eines Tages spurlos und lässt seine Frau und seinen Sohn allein zurück. Obwohl Cem gerne studieren möchte, was auch dem Wunsch seines Vaters entsprochen hatte, der in dem Sohn einen späteren Wissenschaftler gesehen hat, nimmt er vorerst eine Stelle bei einem Brunnenbauer an.
Die Arbeit mit Meister Mahmut, der im Istanbuler Vorort Öngören nach Wasser sucht, ist hart und anstrengend, doch Meister Mahmut wird bald zu einer Art Ersatzvater, der für Cem eine stabilere Vaterfigur darstellt, als es sein leiblicher Vater vermochte. Die rothaarige Frau von Orhan Pamuk (Hörbuch) weiterlesen
„Nach Beobachtungen wurde am 29. April 1986 eine hohe Strahlenbelastung in Polen, Deutschland, Österreich und Rumänien registriert, am 30. April in der Schweiz und in Norditalien, am 1. und 2. Mai in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Nordgriechenland, am 3. Mai in Israel, Kuweit und der Türkei. In große Höhe geschleuderte gasförmige und flüchtige Substanzen breiteten sich global aus. Am 2. Mai wurden sie in Japan registriert, am 4. Mai in China, am 5. Mai in Indien, am 5. und 6. Mai in den USA und in Kanada. Weniger als eine Woche brauchte es, um Tschernobyl zum Problem der ganzen Welt werden zu lassen.“


„Was haben wir schließlich davon, wenn wir ständig zurückblicken und uns Vorwürfe machen, weil aus unserem Leben nicht das geworden ist, was wir uns vielleicht einmal vorgestellt hatten?“
„In den Neunzigern… ja, da waren wir glücklich, zu dieser Naivität von damals können wir nicht mehr zurück. Wir glaubten, die Entscheidung sei gefallen, der Kommunismus hätte ein für alle Mal verloren. Dabei fing alles erst an…“
„In jener Nacht träumte José Arcadio Buendía, dass sich an ebendiesem Ort eine laute Stadt aus Häusern mit Spiegelwänden erhob. Er fragte, was für eine Stadt das sei, und man sagte ihm einen Namen, den er noch nie gehört, der keinerlei Bedeutung hatte, im Traum aber einen übernatürlichen Hall auslöste: Macondo.“
„Ich fand es schon immer merkwürdig“, sagte Doc, „daß alles, was wir Menschen bewundern, Edelmut, Güte, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Anstand, Mitgefühl, Herz, in unserem Gesellschaftssystem nur zu Fehlschlägen führt. Während alle Eigenschaften, die wir angeblich verachten, Härte, Raffsucht, Selbstsucht und Charakterlosigkeit, zum Erfolg beitragen. Jenen guten Eigenschaften gilt die Bewunderung der Menschen, doch was sie mit Vorliebe produzieren, sind die grundschlechten.“