Schlagwort-Archive: Migration

Ein Lied für die Vermissten von Pierre Jarawan

„Wie oft holen wir diese Momente hervor, die wir im Rückblick als Wendepunkte erkennen? Wie oft bauen wir ein Fundament aus diesen Augenblicken und errichten darauf ein Haus aus Erinnerungen, in dessen Zimmern wir umhergehen und sagen: Hier hat sich das Glück ins Elend oder das Elend ins Glück gewendet?“ (Seite 46)

Im Jahre 1994 kehrt der jugendliche Amin gemeinsam mit seiner Großmutter zurück in den Libanon, wo er bis kurz nach dem Tod seiner Eltern gelebt hatte.

Hier verbringt er die meiste Zeit mit dem gleichaltrigen Jafar, der ihm (genau wie die Großmutter) Halt in dieser für ihn ungewohnten Welt gibt, die so anders als das Leben in Deutschland ist.

Dann geschehen in Amins Umfeld Dinge, die er nicht versteht: Menschen verschwinden, seine Großmutter muss ihr Café schließen, Jafar verleugnet ihn, und seine Großmutter distanziert sich schließlich von Amin.

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Der Kadaverräumer von Zoltán Danyi

„Wir haben es getan, weil wir es konnten, und wenn es so geschah, dann musste es auch so geschehen, und wenn es so geschehen musste, dann kann keiner von uns etwas dafür, dass wir es getan haben.“ (Seite 73)

Ein Mann verlässt seine serbische Heimat und kommt nach Berlin. Von hier aus will er weiter in die USA, doch letztendlich führt ihn sein Weg wieder zurück nach Serbien.

Er erzählt vom Leben in Serbien, vom Krieg und dem Kriegstrauma, das ihn seit Jahren verfolgt, von seiner Arbeit als Benzinschmuggler und als Kadaverräumer. Der Kadaverräumer von Zoltán Danyi weiterlesen

Exit West von Mohsin Hamid

„Stell dir vor, du würdest hier leben. Und Millionen Menschen würden plötzlich aus aller Welt herkommen.“

„Auch in unser Land sind Millionen gekommen […]. Als in den Nachbarländern Krieg geherrscht hat.“

„Das war was anderes. Unser Land war arm. Wir hatten nicht das Gefühl, dass wir etwas zu verlieren hätten.“

Saeed und Nadia könnten nicht gegensätzlicher sein: Er wohnt noch bei seinen Eltern und ist religiös, sie hat mit ihrer Familie gebrochen, um allein leben zu können, fährt Motorrad und lebt säkular. Beide wohnen in einer namenlosen Stadt, treffen bei einem Abendkurs aufeinander, verbringen mehr und mehr Zeit miteinander und verlieben sich schließlich ineinander.

Als das Leben in ihrer Heimatstadt jeden Tag gefährlicher wird, bitte Saeed Nadia, zu ihm und seinen Eltern zu ziehen, und als Terror und Krieg immer näher kommen, entschließen sich die beiden, die Stadt endgültig zu verlassen und ihr Glück in der Fremde zu suchen. Exit West von Mohsin Hamid weiterlesen

Mut zum Protest. Erfahrungen von DDR-Zeitzeugen von Aleksandra Majzlic

„Die Schicksale meiner Interviewpartner machen die Dimension der SED-Diktatur begreifbar. In den geheimsten Ecken der Gesellschaft nisteten sich die Schergen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ein.“ (Seite 20)

Aleksandra Majzlic hat Zeitzeugen interviewt, die sich bereits vor dem Mauerfall gegen die Politik der DDR und die Machenschaften der ostdeutschen Regierung gestellt haben. In Mut zum Protest porträtiert sie 14 Personen, die auf unterschiedliche Weise rebelliert und sich zur Wehr gesetzt haben.

Majzlic erzählt z.B. von Katrin Behr, die selbst in der DDR zwangsadoptiert wurde und heute Menschen mit ähnlichen Erfahrungen hilft, von Gilbert Furian, der in der DDR inhaftiert war und nach dem Fall der Mauer seinen Vernehmer von einst wiedergetroffen hat, von Corinna Thalheim, die als 17-Jährige in einer Jugenderziehungseinrichtung sexuell missbraucht wurde und heute über sexuelle Gewalt aufklärt, und Günter Wetzel, der mit einem Heißluftballon aus der DDR geflohen ist.

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Ich musste raus. Wege aus der DDR von Constantin Hoffmann (Hörbuch)

„Von 1961 bis 1989 galt die innerdeutsche Grenze als die am schärfsten bewachte Grenze überhaupt. Für die meisten Menschen in der DDR war sie unüberwindbar. Trotzdem setzten viele alles daran, das Land zu verlassen.“ (Klappentext)

Ich bin in der DDR aufgewachsen und war beim Fall der Mauer dreizehn Jahre alt. Ich bin also (wie ich finde) eine der Glücklichen, die sich noch an das Leben in der Diktatur, an die Propaganda und die Pionierorganisationen, aber auch an die schönen Momente des Lebens in der DDR erinnern kann.

Ich musste raus erzählt fünf Fluchtgeschichten, die allesamt detailliert wiedergegeben und packend erzählt wurden. Der Hörer erfährt z.B. von Manfred, der die DDR in einem Kofferraum verlassen hat, von Michael, der mit seiner Freundin über Ungarn und Österreich geflohen ist, und von Uta, die erst nach einem Gefängnisaufenthalt in die BRD ausreisen durfte. Ich musste raus. Wege aus der DDR von Constantin Hoffmann (Hörbuch) weiterlesen

Und die Vögel werden singen von Aeham Ahmad

„Ich wusste nicht mehr, wie ich helfen konnte, also habe ich mein Klavier mit in die Gassen genommen und begonnen, Lieder zu spielen, um den Menschen Mut zu machen.“ (Seite 257)

Aeham Ahmad, in Damaskus geboren und im Damaszener Vorort Yarmouk aufgewachsen, wurde schon früh von seinem Vater musikalisch gefördert. Was von Ahmad anfangs oft als Belastung empfunden wurde, wandelte sich schließlich zu einer Leidenschaft fürs Klavierspielen und für die Musik und wurde nach Ausbruch des Krieges in Syrien letztendlich zu einer Überlebensstrategie und einer Möglichkeit, sich selbst und anderen Menschen Mut und Hoffnung zu schenken, beim Durchhalten, Weiterkämpfen und Überleben zu helfen. Und die Vögel werden singen von Aeham Ahmad weiterlesen

Waltz with Bashir von Ari Folman und David Polonsky

Ein Freund, der von Albträumen über seine Erlebnisse im Libanonkrieg 1982 geplagt wird, weckt bei Ari Folman Erinnerungen, die dieser seit 20 Jahren erfolgreich verdrängt hat. Ari kann sich nicht an seine Zeit im Libanonkrieg und an seine Rolle bei den Massakern von Sabra und Shatila erinnern. Er macht sich schließlich auf die Suche nach seiner Vergangenheit, trifft frühere Kameraden und setzt sich mit seiner Zeit als Soldat auseinander. Waltz with Bashir von Ari Folman und David Polonsky weiterlesen

Als ob es kein Morgen gäbe von Rawi Hage

Beirut galt einst als das „Paris des Nahen Ostens“, bevor es während des libanesischen Bürgerkrieges (1975-1990) und schließlich im Verlauf des Libanonkrieges 2006 bombardiert und zu großen Teilen zerstört wurde.

Bassam und sein Freund George leben in Beirut und ergaunern sich Geld, während die Stadt mehr und mehr zerstört wird und Unzählige bei Bombardements sterben.

Bassam träumt von Rom, wo seiner Meinung nach die Welt noch in Ordnung ist und das Glück wartet. George schließt sich einer christlichen Miliz an und zieht in den Krieg. Aus den alten Freunden werden schließlich Todfeinde. Als ob es kein Morgen gäbe von Rawi Hage weiterlesen

Siegen heißt, den Tag überleben von Petra Ramsauer

„Syriens kollektive Tragödie besteht aus Millionen individuellen Tragödien […].“

Petra Ramsauer bietet in Siegen heißt, den Tag überleben einen gelungenen Überblick über den Krieg in Syrien und ermöglicht es dem Leser, die Ursachen, Hintergründe und Folgen für das syrische Volk und die Welt besser zu verstehen. Siegen heißt, den Tag überleben von Petra Ramsauer weiterlesen

Nacht in Caracas von Karina Sainz Borgo

„Beim Aufsetzen ihrer Grabinschrift begriff ich, dass sich der Tod als Erstes in der Sprache vollzieht, in diesem Akt, die Personen aus der Gegenwart zu reißen und in die Vergangenheit zu pflanzen. Sie in abgeschlossene Handlungen zu verwandeln. In Dinge, die in einer erloschenen Zeit begannen und endeten. In etwas, was war und nicht mehr sein wird.“ (Seite 7f)

Mit dem Tod ihrer Mutter verliert Adelaida Falcón ihre wichtigste Bezugsperson und ihren sicheren Hafen mitten in der Unsicherheit, die Venezuela seit Jahren bietet.

Ihr Land und ihre Heimat hat Adelaida schon lange verloren, seit Entführungen, Überfälle, Vergewaltigungen und Inflation an der Tagesordnung in Caracas sind, und schließlich verliert sie auch die Wohnung, in der sie aufgewachsen ist und die voller Erinnerungen an ihre Mutter steckt, an eine Gruppe von Frauen, die ihre Wohnung besetzen und verwüsten, geliebte Erinnerungsstücke zerstören und Adelaida zwingen, ihren einzigen Zufluchtsort aufzugeben.

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