Schlagwort-Archive: Levante

Ein Lied für die Vermissten von Pierre Jarawan

„Wie oft holen wir diese Momente hervor, die wir im Rückblick als Wendepunkte erkennen? Wie oft bauen wir ein Fundament aus diesen Augenblicken und errichten darauf ein Haus aus Erinnerungen, in dessen Zimmern wir umhergehen und sagen: Hier hat sich das Glück ins Elend oder das Elend ins Glück gewendet?“ (Seite 46)

Im Jahre 1994 kehrt der jugendliche Amin gemeinsam mit seiner Großmutter zurück in den Libanon, wo er bis kurz nach dem Tod seiner Eltern gelebt hatte.

Hier verbringt er die meiste Zeit mit dem gleichaltrigen Jafar, der ihm (genau wie die Großmutter) Halt in dieser für ihn ungewohnten Welt gibt, die so anders als das Leben in Deutschland ist.

Dann geschehen in Amins Umfeld Dinge, die er nicht versteht: Menschen verschwinden, seine Großmutter muss ihr Café schließen, Jafar verleugnet ihn, und seine Großmutter distanziert sich schließlich von Amin.

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Nur wenn du allein kommst von Souad Mekhennet (Hörbuch)

„Statt meine Ängste die Oberhand gewinnen zu lassen, begann ich, sie als Herausforderung zu begreifen.“

Souad Mekhennet, Tochter einer türkischen Mutter und eines marokkanischen Vaters, aufgewachsen bei den Großeltern in Marokko und später bei den Eltern in Deutschland, beschäftigte sich nach dem Besuch der Henri-Nannen-Schule für Journalismus und ihrem Politikstudium intensiv mit islamistischem Terror.

Im Laufe der Jahre gelang es ihr, Kontakte zu (teils hochrangigen) Mitgliedern von al-Qaida und ISIS aufzubauen, sie recherchierte dabei in Deutschland, Pakistan, Algerien, Ägypten, Tunesien, im Grenzgebiet Türkei/Syrien, im Libanon, im Irak und vielen anderen Ländern. Nur wenn du allein kommst von Souad Mekhennet (Hörbuch) weiterlesen

Belletristik und Sachbücher über die Levante

In diesem Post liste ich Belletristik und Sachbücher aus und über die Levante auf.

Meine Liste ist selbstverständlich nicht vollständig. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe.

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Und die Vögel werden singen von Aeham Ahmad

„Ich wusste nicht mehr, wie ich helfen konnte, also habe ich mein Klavier mit in die Gassen genommen und begonnen, Lieder zu spielen, um den Menschen Mut zu machen.“ (Seite 257)

Aeham Ahmad, in Damaskus geboren und im Damaszener Vorort Yarmouk aufgewachsen, wurde schon früh von seinem Vater musikalisch gefördert. Was von Ahmad anfangs oft als Belastung empfunden wurde, wandelte sich schließlich zu einer Leidenschaft fürs Klavierspielen und für die Musik und wurde nach Ausbruch des Krieges in Syrien letztendlich zu einer Überlebensstrategie und einer Möglichkeit, sich selbst und anderen Menschen Mut und Hoffnung zu schenken, beim Durchhalten, Weiterkämpfen und Überleben zu helfen. Und die Vögel werden singen von Aeham Ahmad weiterlesen

Waltz with Bashir von Ari Folman und David Polonsky

Ein Freund, der von Albträumen über seine Erlebnisse im Libanonkrieg 1982 geplagt wird, weckt bei Ari Folman Erinnerungen, die dieser seit 20 Jahren erfolgreich verdrängt hat. Ari kann sich nicht an seine Zeit im Libanonkrieg und an seine Rolle bei den Massakern von Sabra und Shatila erinnern. Er macht sich schließlich auf die Suche nach seiner Vergangenheit, trifft frühere Kameraden und setzt sich mit seiner Zeit als Soldat auseinander. Waltz with Bashir von Ari Folman und David Polonsky weiterlesen

Das Schneckenhaus. Tagebuch eines Voyeurs von Mustafa Khalifa

„Anfangs rief ich Gott um Hilfe – ich, der ich mein Lebtag mit meinem Atheismus geprahlt hatte. Doch angesichts der Allmacht der Militärpolizei konnte Gott nichts ausrichten! Ich fragte grollend: Wo ist Gott? Hof 1 ist der größte Beweis für die Nichtexistenz eines Wesens namens Gott!“ (Seite 42)

Der Protagonist des Romans stammt aus einer arabischen Familie christlich-katholischen Glaubens, hat sechs Jahre in Frankreich gelebt und an einer Pariser Filmhochschule studiert, doch dann beschließt er, in seine syrische Heimat zurückzukehren.

Am Flughafen in Damaskus wird er vom Geheimdienst empfangen, in ein Gebäude in der Nähe gebracht und gefoltert. Ihm wird vorgeworfen, der verbotenen Muslimbruderschaft anzugehören, und als er sich als Christ bzw. Atheist zu erkennen gibt, wird er in das berühmt-berüchtigte Wüstengefängnis bei Palmyra (Tadmor) gebracht, wo er die nächsten 13 Jahre seines Lebens verbringen wird.

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Als ob es kein Morgen gäbe von Rawi Hage

Beirut galt einst als das „Paris des Nahen Ostens“, bevor es während des libanesischen Bürgerkrieges (1975-1990) und schließlich im Verlauf des Libanonkrieges 2006 bombardiert und zu großen Teilen zerstört wurde.

Bassam und sein Freund George leben in Beirut und ergaunern sich Geld, während die Stadt mehr und mehr zerstört wird und Unzählige bei Bombardements sterben.

Bassam träumt von Rom, wo seiner Meinung nach die Welt noch in Ordnung ist und das Glück wartet. George schließt sich einer christlichen Miliz an und zieht in den Krieg. Aus den alten Freunden werden schließlich Todfeinde. Als ob es kein Morgen gäbe von Rawi Hage weiterlesen

Siegen heißt, den Tag überleben von Petra Ramsauer

„Syriens kollektive Tragödie besteht aus Millionen individuellen Tragödien […].“

Petra Ramsauer bietet in Siegen heißt, den Tag überleben einen gelungenen Überblick über den Krieg in Syrien und ermöglicht es dem Leser, die Ursachen, Hintergründe und Folgen für das syrische Volk und die Welt besser zu verstehen. Siegen heißt, den Tag überleben von Petra Ramsauer weiterlesen

Häuser aus Sand von Hala Alyan

„Die Sehnsucht nach dem Vergangenen ist eine Qual. […] Das Verlangen nach dem, was verschwunden ist, kann einen Menschen hinwegraffen wie Fieber oder Krebs. Nicht nur die unerträglichen Verluste, auch die kleinen Dinge.“ (Seite 99)

Hala Alyan erzählt in Häuser aus Sand, ihrem ersten Roman, der auf Deutsch erschienen ist, von der Familie Yacoub, die ursprünglich aus Jaffa stammt, aber im Zuge der Gründung des Staates Israel aus ihrer Heimat vertrieben wurde.

Die Geschichte um die Yacoubs beginnt mit Salma, die sich nach dem Verlust ihrer Villa und ihrer Orangenplantage in Jaffa zusammen mit ihrem Mann Hussam und ihren drei Kindern ein neues Leben in Nablus aufbaut. Die Traurigkeit, die der Verlust der Heimat in Salma und Hussam auslöst, zieht sich auch durch die nachfolgenden Generationen, die immer und immer weiterziehen müssen, deren Leben durch Vertreibung und Kriege, aber auch durch Heirat und Studium stets an einen neuen Ort verlegt werden muss, wo die einzelnen Familienmitglieder mehr oder weniger Fuß fassen können. Häuser aus Sand von Hala Alyan weiterlesen

Der Morgen als sie uns holten von Janine di Giovanni

„Das schöne Leben von vorher ist tot.“

In Der Morgen als sie uns holten berichtet die Kriegsreporterin Janine di Giovanni von ihren Erlebnissen in Syrien nach der Revolution und nach Beginn des Bürgerkrieges. Sie bereiste hierfür verschiedene syrische Städte – Damaskus, Homs, Aleppo u.a. – und lässt vom Krieg betroffene Syrer von ihren Erfahrungen erzählen. Der Morgen als sie uns holten von Janine di Giovanni weiterlesen