Schlagwort-Archive: Geschichte

Die Geschichte der Palliativmedizin. Medizinische Sterbebegleitung von 1500 bis heute von Michael Stolberg

„Wenn ein Arzt hoffnungslose Fälle behandelte, musste er daher stets damit rechnen, dass man nicht etwa seinen hilfreichen und barmherzigen Beistand am Sterbebett lobte, sondern vielmehr den tödlichen Ausgang seiner fehlerhaften, unwirksamen oder womöglich gar ihrerseits schädlichen Behandlung zuschrieb.“ (Seite 58)

Michael Stolberg erzählt in seinem Buch die Geschichte der Palliativmedizin von 1500 bis heute.

Im ersten Kapitel befasst er sich dabei mit der frühen Neuzeit (1500 bis 1800), schreibt von Krebs, Schwind- und Wassersucht, von verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung, von den Auswirkungen von sterbenden Patienten auf die Reputation des Arztes/Heilers, von aktiver versus indirekter versus passiver Sterbehilfe, vom Recht auf Wahrheit und Aufklärung sowie von Religiosität.

Die Geschichte der Palliativmedizin. Medizinische Sterbebegleitung von 1500 bis heute von Michael Stolberg weiterlesen

Das Ende der Anstalt. Theorie und Wirklichkeit des Wandels in der Psychiatrie von Asmus Finzen

„Die Veränderungen unseres Krankenhauses gehen über die Vorstellungskraft desjenigen hinaus, der sie nicht mitvollzogen hat. Das ist nicht so, weil die psychiatrische Krankenhauswelt heute in Ordnung ist. Es ist deshalb so, weil die Bedingungen, unter denen die psychisch Kranken vor einem Jahrzehnt noch weithin leben mußten, heute nicht mehr faßbar sind.“ (Seite 66, Asmus Finzen, 1978/1980/1985)

Bei Das Ende der Anstalt handelt es sich um einen unveränderten Nachdruck der Ausgabe von 1985. Asmus Finzen erzählt hier von dem Wandel, der sich durch die Psychiatrie-Enquête in den 1970er Jahren vollzogen hat: von der reinen Verwahrpsychiatrie zur therapeutischen und rehabilitativ orientierten Psychiatrie.

Finzen berichtet von der Behandelbarkeit psychischer Erkrankungen (Status zur Mitte der 1980er Jahre!), von den Zuständen in den Anstalten vor der Enquête, von der Durchführung und den Folgen der Enquête sowie von den weitreichenden Änderungen, mit denen die Reform einherging.

Das Ende der Anstalt. Theorie und Wirklichkeit des Wandels in der Psychiatrie von Asmus Finzen weiterlesen

Im Unterland. Eine Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde von Robert Macfarlane

„Und stets sind es die drei gleichen Aufgaben, die das Unterland für alle Kulturen und Epochen erfüllt: Es soll Kostbares schützen, Wertvolles hervorbringen, Schädliches entsorgen.“ (Seite 16)

Der Naturschriftsteller Robert Macfarlane ist fasziniert vom Unterland, von der Welt unter unseren Füßen. Er erzählt in seinem Buch von Aveline‘s Hole mit 10.000 Jahre alten menschlichen Leichen von Erwachsenen, Kindern und Kleinkindern sowie den Überresten mehrerer Tiere, von Dunkler Materie und Anthropozän, wood wide web und Kommunikation zwischen Bäumen, der Stadt unter der Stadt Paris und Beinhäusern, Hades und Karst, Höhlenmalerei und Mahlstrom, Ölfeldern und Bergbau, Gletschern und Kalbung, Kalevala und Atommüll.

Im Unterland. Eine Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde von Robert Macfarlane weiterlesen

Wahn und Sinn. Patienten, Ärzte, Personal und Institutionen der Psychiatrie in Sachsen vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von Thomas R. Müller

„Die Geschichte der Psychiatrie ist gekennzeichnet durch ihren doppelten Auftrag der Behandlung und Heilung psychisch kranker Menschen einerseits und dem Schutz der Gesellschaft und der Kontrolle abweichenden Verhaltens auf der anderen Seite. Die Psychiatrie ist zu allen Zeiten ein Spiegelbild des jeweils herrschenden Menschenbildes und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der therapeutischen Möglichkeiten und des Selbstverständnisses der in der Psychiatrie tätigen Menschen.“ (Seite 9)

Ich kenne die Dauerausstellung des Sächsischen Psychiatriemuseums in Leipzig (noch!) nicht, aber da ich ein gewisses Faible für die Geschichte der Psychiatrie habe, wollte ich den Katalog zur Ausstellung trotzdem gerne lesen und betrachten, und ich kann Wahn und Sinn sehr empfehlen, wenn man sich konkret für die Ausstellung oder auch generell für das Thema interessiert.

Wahn und Sinn. Patienten, Ärzte, Personal und Institutionen der Psychiatrie in Sachsen vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von Thomas R. Müller weiterlesen

Geo Epoche, Nr. 64. Die DDR. Alltag im Arbeiter-und-Bauern-Staat von Michael Schaper

„Die Freiheit war mir lieber als mein Leben.“

Die GEO EPOCHE-Ausgabe Die DDR bietet Informationen zu verschiedenen geschichtlichen Ereignissen und zum täglichen Leben in der DDR, zur Zensur und Literaturszene, zum Widerstand und zur Flucht aus dem Land, zur Stasi, zur Wirtschaftskrise und zum Ende der Diktatur.

Die ebenso spannenden wie lehrreichen Texten werden durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht, so dass der Leser noch mehr Einblicke in Geschichte und Alltag erhält.

Geo Epoche, Nr. 64. Die DDR. Alltag im Arbeiter-und-Bauern-Staat von Michael Schaper weiterlesen

Sie sprechen mit der Stasi von Andreas Ammer und FM Einheit (Hörbuch)

„Belege für die Banalität des Bösen“ (Joachim Gauck, Booklet Seite 4)

Sie sprechen mit der Stasi beinhaltet Tonbandaufnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, die von Andreas Ammer und FM Einheit ausgewählt, geschnitten und mit Musik hinterlegt wurden. Hier erfährt man von Denunzianten und Denunzierten, lauscht Telefongesprächen und Verhören, hört weinende, verängstigte, wütende und rachsüchtige Menschen, lernt aber auch solche kennen, die Widerstand leisteten, z.B. den „Telefonterrormenschen“, der regelmäßig anrief, um die Telefonleitung der Stasi zu belegen.

„Wir hören plötzlich zu, wie die Stasi ein Verhör führte. Wir kennen die Situation gut, aus jedem Kriminalfilm, aber wir haben sie noch nie in ‚Wirklichkeit‘ gehört. […] Wir hören, wie ein Mensch zerbricht: besser, wie er gebrochen wird. Wir hören, wer schuld ist.“ (Andreas Ammer, Booklet Seite 9f) Sie sprechen mit der Stasi von Andreas Ammer und FM Einheit (Hörbuch) weiterlesen

Die Berliner Mauer für die Hosentasche von Bernd Ingmar Gutberlet

„Mitten durch Familien gingen Risse, wenn politische Ansichten auseinandergingen, manche Lebenswege trennten sich schon vor dem Mauerbau für lange Zeit.“ (Seite 17)

Bernd Ingmar Gutberlet befasst sich in seinem Buch mit unterschiedlichsten Facetten der Berliner Mauer: mit den historischen Hintergründen im Zweiten Weltkrieg, der Aufteilung der Stadt unter den Siegermächten und dem Kalten Krieg sowie mit der verstärkten Sicherung der innerdeutschen Grenze und der verschärften Trennung zwischen Ost- und West-Berlin, dem Mauerbau, Fluchtwegen, Fluchtarten und Fluchtopfern, dem Gewöhnungsprozess, den Besucherregeln, der Drittländerflucht, den Montagsdemonstrationen, der Friedlichen Revolution, dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs, der Wiedervereinigung und deren Folgen.

Die Berliner Mauer für die Hosentasche von Bernd Ingmar Gutberlet weiterlesen

Ende einer Utopie. Der Mauerbau in Berlin 1961 von Jens Schöne

„In der letzten Nacht hat Ulbricht die Sowjetzone endgültig zum KZ gemacht.“

Jens Schöne beleuchtet in Ende einer Utopie die Hintergründe, die zur Errichtung der Berliner Mauer geführt haben, beschreibt das Vorgehen beim Mauerbau, setzt sich mit den Folgen auseinander und thematisiert im Epilog den Mauerfall. Die Texte werden durch zahlreiche s/w-Abbildungen veranschaulicht.

Ende einer Utopie. Der Mauerbau in Berlin 1961 von Jens Schöne weiterlesen

Die DDR. Eine Geschichte des „Arbeiter- und Bauernstaates“ von Jens Schöne

„Die Partei wähnte sich auf einer historischen Mission, die die Menschheit in eine strahlende Zukunft führen würde.“

Jens Schöne erzählt in Die DDR von der Staatsgründung, vom Aufstand gegen die Diktatur am 17. Juni 1953, vom Mauerbau, vom Regierungswechsel Ulbricht/Honecker, von der Ausbürgerung Wolf Biermanns, vom deutsch-deutschen Gipfeltreffen im Jahre 1987, vom Fall der Mauer sowie von der deutschen Wiedervereinigung.

Die DDR. Eine Geschichte des „Arbeiter- und Bauernstaates“ von Jens Schöne weiterlesen

Tschechenkrieg von Jan Novák und Jaromír 99

>>‚Die Suche nach der Widerstandsgruppe wuchs sich zu einer massiven militärischen Operation aus, an der auch sowjetische Einheiten mitwirkten. Die deutschen Beteiligten nannten die Großfahndung Uckro ‚Tschechenkrieg‘.<< (Seite 179)

Ich bin in der Nähe der deutsch-tschechischen Grenze aufgewachsen, aber ich weiß erschreckend wenig über Tschechien, seine Geschichte und seine Politik, was sicherlich zum Teil darin begründet liegt, dass in der DDR nur bestimmte Informationen unter die Leute gebracht und viele Ereignisse, Geschehnisse und Entwicklungen verschwiegen wurden. Mit dem Tschechenkrieg hatte ich mich bislang nicht beschäftigt, wusste nicht einmal, worum es sich bei dem Begriff handelt.

Die Graphic Novel versetzt den Leser in die 1950er Jahre, als die Brüder Josef und Ctirad Mašín gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei kämpfen und beschließen, das Land zu verlassen. Tschechenkrieg von Jan Novák und Jaromír 99 weiterlesen