Archiv der Kategorie: Frauen

Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante

„Wenn du heute mit so einem Artikel an die Öffentlichkeit gehst, tust du etwas Wichtiges für dich, für deine Leser, für alle; du zeigst, dass das Italien, in dem wir leben, viel schlimmer ist, als wir uns das erzählen.“ (Seite 401)

Elena hat alles auf eine Karte gesetzt: die Beziehung mit ihrem Ehemann Pietro beendet, ihre Töchter Dede und Elsa zurückgelassen, ihre Schwiegermutter Adele – mit ihrem großen Einfluss auf Medien und Verlagswesen – verärgert, ihr finanziell unbeschwertes Leben aufgegeben, mit ihren Eltern gebrochen.

Elenas Preis für eine gemeinsame Zukunft mit ihrer Jugendliebe Nino Sarratore ist hoch, aber sie ist glücklich mit Nino, der sich bemüht, sie umschmeichelt und umsorgt. Doch immer wieder kämpft Elena gegen ihre Unsicherheit, ihre Eifersucht und ihre Angst, Nino wieder zu verlieren – und damit alles verloren zu haben.

Parallel zu ihrem bewegten Liebesleben veröffentlicht Elena ein weiteres Buch, das zuerst in Frankreich erscheint, weswegen sie hin- und hergerissen ist zwischen dem Leben einer erfolgreichen Autorin, die sich auf Lesereisen begibt und gefeiert wird, und dem Leben als Mutter, die Zeit für ihre Töchter aufbringt.

Nach und nach bröckelt Ninos Fassade, Lila und andere Freunde aus dem Rione warnen Elena, und selbst Adele berichtet von Gerüchten über Nino, die ihr zu Ohren gekommen sind. Die Geschichte des verlorenen Kindes von Elena Ferrante weiterlesen

Ein deutsches Mädchen von Heidi Benneckenstein

„Wenn ich daran denke, was ich früher gesagt, gedacht oder getan habe, woran ich geglaubt und gezweifelt habe, schäme ich mich, aber vor allem bin ich wütend.“ (Seite 13)

Die heute 24-jährige Heidi Benneckenstein ist in einer Neonazifamilie aufgewachsen, hat ihre „ersten 18 Jahre mit Nazis verbracht. Nicht aus sicherer Distanz und nicht für ein, zwei Jahre in der Pubertät, sondern mittendrin, ausschließlich und von Anfang an.“ (Seite 13).

In Ein deutsches Mädchen erzählt sie von ihrer Kindheit und Schulzeit, von der Erziehung durch die Eltern und dem Drill in Feriencamps, von Freunden und Propaganda, von emotionaler Vernachlässigung und körperlicher Gewalt, von ihrer Jugend und ersten Beziehungen, von Zweifeln und Umdenken, vom Ausstieg und von Aussteigerhilfe, die sie und ihr Mann heute anderen Personen aus dem rechten Milieu anbieten. Ein deutsches Mädchen von Heidi Benneckenstein weiterlesen

Und es schmilzt von Lize Spit

„In der Zwischenzeit versuche ich mir, wie früher, das Schlimmste vorzustellen, das ich dort vorfinden könnte, so dass die Realität dahinter nur noch zurückbleiben kann.“

Die Ich-Erzählerin Eva erhält einen Brief von Pim, mit dem sie zur Schule gegangen ist, mit dem sie über Jahre hinweg eng befreundet war und dessen Bruder Jan bald 30 Jahre alt geworden wäre. Pim lädt Eva zu Jans posthumer Feier und zur Einweihung seiner fast vollautomatischen Melkanlage ein. Und so macht sich Eva auf den Weg in ihr Heimatdorf – mit einem Eisblock im Kofferraum und vielen Gedanken an ihre Kindheit und Jugend. Und es schmilzt von Lize Spit weiterlesen

Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren… von Lois Pryce

„Man kann nur dann wirklich reisen, wenn man loslässt und annimmt, was jeder Ort zu bieten hat, ohne ihn in eine bekannte Schablone pressen zu wollen.“ (Freya Stark)

Die Umstände, die Lois Pryce in den Iran führten, waren recht merkwürdig: Sie hatte ihr Motorrad im Londoner Stadtteil Kensington geparkt und fand bei der Rückkehr daran einen Zettel von einem gewissen, ihr unbekannten Habib, der ihr eine Motorradreise nach Schiraz ans Herz legte, damit sie sein Land vor Ort und jenseits der gängigen Vorurteile gegenüber dem Iran kennenlernen kann.

In der Folge beschäftigt sich Pryce intensiver mit dem Land und beschließt letztendlich, sich auf den Weg in den Iran zu machen und sich selbst von der von Habib angepriesenen Schönheit des Landes zu überzeugen. Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren… von Lois Pryce weiterlesen

Sechzehn Wörter von Nava Ebrahimi

„Das stört mich am meisten, wenn ich im Iran bin: dass ich wahr und unwahr manchmal nicht unterscheiden kann.“

Die Ich-Erzählerin Mona lebt in Deutschland, aber ist gebürtige Iranerin. Gemeinsam mit ihrer Mutter reist sie nach dem Tod ihrer Großmutter ein letztes Mal nach Maschhad im Nordosten des Iran. Durch den Tod der Großmutter wird Monas einzige Verbindung zum Land gekappt und die „anstrengende On-Off-Beziehung“ der Ich-Erzählerin zu ihrer alten Heimat beendet. Sechzehn Wörter von Nava Ebrahimi weiterlesen

The Atlas of Beauty von Mihaela Noroc

„Wir sollten keine Mauern zwischen uns bauen, die auf Unterschieden in Geschlecht, Ethnie, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit beruhen. Wir sollten stattdessen Wege finden, die uns verbinden, und zusammenarbeiten – Männer und Frauen -, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

Mihaela Noroc hat 500 Frauen aus mehr als 50 Ländern fotografiert und präsentiert ihr Projekt, das nicht nur sehr ästhetisch ist, sondern auch für Toleranz und Offenheit wirbt, in ihrem Bildband The Atlas of Beauty. The Atlas of Beauty von Mihaela Noroc weiterlesen

Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante (Buch und Hörbuch)

„Na gut“, sagte sie. „Schreib, wenn du unbedingt willst, schreibt über Gigliola oder sonst wen. Aber nicht über mich, wag es ja nicht, versprich es mir.“

„Ich werde über niemanden schreiben, auch über dich nicht.“

„Vorsicht, ich behalte dich im Auge. […] Ich komme und durchforste deinen Computer, ich lese deine Dateien und lösche sie.“

[…]

„Du glaubst, ich kann das nicht?“

„Ich weiß, dass du das kannst. Aber ich weiß mich zu schützen.“

Sie lachte auf ihre alte, boshafte Art.

„Nicht vor mir.“

Der dritte Band der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante beginnt mit einer kurzen Rückkehr in die Rahmenhandlung: Elena hat ihre Freundin Lila zuletzt im Jahre 2005 gesehen, also fünf Jahre vor dem Verschwinden Lilas, das Elena dazu bringt, die Geschichte ihrer jahrzehntelangen Freundschaft aufzuschreiben. Der Leser erfährt durch diese Rückblende, dass im Laufe der Jahre „zu viel Schlimmes, teils auch Entsetzliches“ passiert ist, so dass sich die beiden Freundinnen immer weiter voneinander entfremdet und ihr Vertrauen zueinander verloren haben. Durch die Rückblende wird viel Spannung aufgebaut, denn der Leser wird dadurch darauf vorbereitet, dass sich die Geschichte im nächsten Band noch dramatischer gestalten wird und weitere packende Wendungen und Ereignisse auf den Leser warten. Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Die Attentäterin von Yasmina Khadra

„Aber sie werden das Haus niederreißen!“, rufe ich. „Was ist schon ein Haus, wenn man ein ganzes Land verloren hat“, seufzt sie.

Der Araber Amin ist erfolgreicher Chirurg, ist glücklich verheiratet mit Sihem und lebt sein Leben scheinbar fernab des Nahostkonflikts, fernab der Ungerechtigkeit, die seinem Volk widerfährt, fernab der Intifada. Eines Tages wird seine heile Welt zerstört, denn alles deutet darauf hin, dass Sihem für ein Selbstmordattentat und den Tod unschuldiger Menschen verantwortlich ist. Amin versucht schließlich, den Geheimnissen seiner Frau auf den Grund zu gehen und begibt sich in die Zentren des palästinensischen Widerstandes. Die Attentäterin von Yasmina Khadra weiterlesen

Lolita von Vladimir Nabokov (Hörspiel)

„Sie war Lo, einfach Lo am Morgen, wenn sie vier Fuß zehn groß in einem Söckchen dastand. Sie war Lola in Hosen. Sie war Dolly in der Schule. Sie war Dolores auf amtlichen Formularen. In meinen Armen aber war sie immer Lolita.“

Nach der Übersiedlung in die USA möchte der 40-jährige Literaturprofessor Humbert Humbert über den Sommer ein Zimmer zu mieten und lernt so Charlotte Haze kennen, in deren Haus er schließlich zur Untermiete wohnt.

Er fühlt sich von Charlotte abgestoßen, die ihrerseits großes Interesse an Humbert hegt, doch er verfällt Charlottes 12-jähriger Tochter Lolita mit Haut und Haar. Um bei Lolita bleiben zu können, heiratet Humbert Charlotte, welche bald auf tragische Weise zu Tode kommt. Humbert wittert seine Chance, seiner Lolita endlich körperlich näher zu kommen, holt diese aus dem Feriencamp ab, verheimlicht ihr den Tod der Mutter und verführt sie schließlich. Lolita von Vladimir Nabokov (Hörspiel) weiterlesen

Nachts ist es leise in Teheran von Shida Bazyar

„Was kommt eigentlich nach einer Revolution?“

Teheran im Jahre 1979: Der 27-jährige Behsad kämpft nach dem Sturz des Schahs für eine gerechtere Welt und lernt bei einem Treffen der kommunistischen Bewegung Nahid kennen, in die er sich verliebt. Nachdem die Situation im Land für Kommunisten immer gefährlicher und der beste Freund Behsads inhaftiert wird, fliehen die beiden – die mittlerweile miteinander verheiratet sind – aus dem Iran. Nachts ist es leise in Teheran von Shida Bazyar weiterlesen