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An der Seite der Sucht von Till Roderigo

„Schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig, 2,3 Millionen abhängig von Medikamenten und etwa 450 000 Menschen sind abhängig von Cannabis, Kokain oder Amphetaminen. […] Auch wenn man diese Zahlen nicht einfach summieren darf, da sie Doppelungen, sogenannte Komorbiditäten, enthalten können, so vermitteln sie doch eine Idee davon, wie groß die Gruppe derjenigen sein muss, die im Umfeld dieser Personen mitleiden.“ (Seite 5)

Till Rodrigo erzählt in An der Seite der Sucht initial von den Kriterien der Abhängigkeit (Craving, Entzugssymptomatik, Toleranzentwicklung, fortgesetzter Konsum trotz negativer Folgen, Vernachlässigung anderer Lebensbereiche, Kontrolle über Anfang und Menge des Konsums).

Im späteren Verlauf geht er auf Ansprechpartner für Menschen mit Abhängigkeitserkrankung ein, zum Beispiel Suchtberatungsstellen, ambulante oder stationäre Therapie, Selbsthilfegruppen, ambulante Psychotherapie.

In den folgenden Kapiteln spricht Rodrigo von Wirksamkeit der Therapie, von kontrolliertem Konsum, von Medikamenten, die eingesetzt werden könnten, vom Aufbau von Veränderungsmotivation, von Rückfällen, von sozialen Drucksituationen, vom Umgang mit Craving, von erlaubnisgebenden Gedanken sowie vom Erhalt und Aufbau der Motivation.

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Demon Copperhead von Barbara Kingsolver (Hörbuch)

„Es ist vergeblich, sich an die Vergangenheit zu erinnern, wenn sie nicht einen gewissen Einfluss auf die Gegenwart ausübt.“ (Track 1, Zitat von Charles Dickens, David Copperfield)

Demon Copperhead ist eine Neuerzählung von Charles Dickens’ Roman David Copperfield (den ich übrigens noch nicht gelesen habe). Statt im Viktorianischen England ist die Handlung bei Barbara Kingsolver in der Gegenwart und in Lee County im äußersten Südwesten des Bundesstaates Virginia angesiedelt. Lee County ist eines der ärmsten Countys der USA.

Hier wächst Damon Fields auf, der von (fast) allen Demon genannt wird. Seine Mutter war bei seiner Geburt 18 Jahre alt, ist drogenabhängig und lebt in einem Trailer. Demons Vater – Copperhead – ist tot. Mehr Familie gibt es anscheinend nicht, wobei sich die Nachbarn Mr und Mrs Peggot viel um Demon kümmern, ihm Kleidung und Essen besorgen, ihn erziehen, eine Art Ersatzfamilie sind.

Demon wächst somit unter widrigsten Bedingungen auf: Armut, Vernachlässigung, Parentifizierung, Gewalt, Entwürdigung, Drogenkonsum. Als sich seine Mutter nach einer Überdosis in eine längere Behandlung begeben muss, wird Demon auf die Farm von Mr Crickson geschickt, der Kinder bei sich aufnimmt.

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Verhaltenstherapie der Sucht von Thomas Schnell

„Die psychotherapeutische Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen gilt als sehr schwierig. Betroffene Patienten sind häufig hochgradig ambivalent hinsichtlich ihrer Therapieziele, was mit einer hohen Rate an Rückfällen einhergeht. Auf der einen Seite wünschen sie sich, endlich befreit zu sein von den Fesseln der Sucht, andererseits können sie nicht von ihrem Suchtverhalten lassen.“ (Seite 11)

Thomas Schnell setzt sich in seinem Buch vor allem mit Grundzügen der Verhaltenstherapie der Sucht auseinander, z.B. mit historischen Wurzeln der modernen Suchtbehandlung, Beziehungsgestaltung, einzelnen Therapiephasen und wirkfaktorenorientierter Suchtbehandlung.

Im Anschluss thematisiert er moderne Therapieansätze und Programme wie das CANDIS-Programm bei Cannabisabhängigkeit. Er geht dabei auch auf komorbide Störungen ein, z.B. auf posttraumatische Störung und auf Schizophrenie.

Am Ende bietet Schnell einen Überblick über die empirische Evidenz der Suchtbehandlung und über die klinische, bevölkerungsbezogene und gesundheitspolitische Relevanz.

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Ressourcenorientierte Suchttherapie. Grundlagen und Methoden des Orpheus-Programms von Michael Musalek

„Suchterkrankung ist ein komplexes leidbringendes Geschehen und macht daher nicht zuletzt auch aufgrund des Facettenreichtums des Krankheitsgeschehens ein hochkomplexes Behandlungsangebot erforderlich.“ (Seite 84)

Michael Musalek setzt sich im ausführlichsten Kapitel seines Buches mit ressourcenorientierter Suchttherapie auseinander, geht dabei auf den Begriff der Ressource ein, stellt Entwicklungen von Ressourcenmodellen und -klassifikationen vor, beschreibt ausführlich ressourcenorientierte Suchtdiagnostik in der klinischen Praxis und widmet sich dem Thema der ressourcenorientierten Therapie.

Im Anschluss stellt Musalek das Orpheus-Programm vor (Ausgangssituation und Grundlagen, Namensgebung, theoretische Basis und Grundprinzipien, Therapieziele des Orpheus-Programms, ressourcenorientiertes modulares Therapieprogramm in Theorie und Praxis).

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Cannabiskonsum und psychische Erkrankungen von Michael Büge

„Auch wenn das Vorliegen einer Doppeldiagnose und hier insbesondere die Diagnose ‚Psychose und Sucht‘ immer noch häufig ein Ausschlusskriterium für eine Therapie ist, darf und wird das auch nicht so bleiben, nicht so bleiben können.“ (Seite 8)

Michael Büge bietet zum Einstieg in sein Buch basale Informationen über Cannabis, z.B. zur Wirkweise. Danach beantwortet er verschiedene Fragen aus dem Alltag mit Cannabis konsumierenden Klienten, z.B. ob Cannabis gefährlicher als Alkohol und ob es tatsächlich eine Einstiegsdroge für den Konsum härterer Drogen ist.

Danach geht Büge genauer auf die Mechanismen ein, die mit Suchtentwicklung zusammenhängen, und setzt sich mit Wechselwirkungen mit psychischen Störungen auseinander, vor allem mit psychotischen Störungen.

Büge stellt schließlich Strategien zum Umgang mit Cannabis konsumierenden Klienten vor und thematisiert die Regulierung des Cannabiskonsums.

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Als wir Schwäne waren von Behzad Karim Khani

„Es ist die Begegnung eines Menschen, der ein Land hinter sich gelassen hat, in dem es für ihn kein Weiter gab, mit einem Menschen aus einem Land, in dem es ein Weiter gibt, dem sich dieser aber verweigert.“ (Seite 19)

Reza verlässt zusammen mit seinen Eltern den Iran und lebt fortan in einer Plattenbauwohnung in Bochum. Die Gegend ist ein Problemviertel mit Gewalt, Hoffnungslosigkeit und Diskriminierung, und die neue Heimat fühlt sich so gar nicht nach Heimat an:

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Psychose und Sucht. Behandlung und Rehabilitation von Harald Sadowski und Frieder Niestrat (Hg.)

„Lenkt man das Gespräch auf Menschen mit einer psychotischen Erkrankung und süchtigem Verhalten, erntet man nur zu oft einen sorgenvollen Seufzer über diese ‚schwierigen Patienten‘ und ‚Systemsprenger‘, die ihren Angehörigen, Betreuern, Therapeuten das Leben schwer machen. Sie haben aber die Systeme der psychiatrischen Versorgung und der Suchtkrankenhilfe keineswegs gesprengt, sondern als ‚Grenzgänger‘ deren Unzulänglichkeiten, aber auch deren jeweilige Kompetenzen deutlich sichtbar gemacht.“ (Seite 9)

Harald Sadowski und Frieder Niestrat präsentieren in ihrem Buch Beiträge von Betroffenen, Angehörigen und Behandlern im Bereich der Doppeldiagnose Psychose und Sucht.

Die Beiträge setzen sich z.B. mit der Funktion des Suchtmittels, den Interaktionen zwischen Sucht und Psychose, kognitiver Verhaltenstherapie, Motivational Interviewing, dem GOAL-Behandlungsprogramm, Sexualität, Ambivalenz, Erfahrungen in ausgewählten Behandlungszentren bzw. Wohngruppen sowie mit Ergo- und Kunsttherapie auseinander.

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Halluzinationen von Ronald K. Siegel

„Halluzinationen haben mich seit jeher fasziniert.“ (Seite 15)

Ronald K. Siegel erzählt in seinem Buch Fallgeschichten von verschiedenen Stimmenhörern, bietet so tiefe Einblicke in die Welt der Halluzinationen. Dabei hat Siegel bei besonders einzigartigen Phänomenen selbst Substanzen konsumiert bzw. sich in ähnliche Situationen begeben wie die Personen aus den Fallgeschichten, wodurch er nicht nur selbst mit allen Sinnen das Erzählte nachempfinden konnte und ähnliche Halluzinationen erlebt hat, sondern diese auch sehr anschaulich und realistisch beschreibt, so dass man auch als Leser hautnah dabei sein kann.

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Demon Copperhead von Barbara Kingsolver

„Es ist vergeblich, sich an die Vergangenheit zu erinnern, wenn sie nicht einen gewissen Einfluss auf die Gegenwart ausübt.“ (Seite 7, Zitat von Charles Dickens, David Copperfield)

Demon Copperhead ist eine Neuerzählung von Charles Dickens’ Roman David Copperfield (den ich übrigens noch nicht gelesen habe). Statt im Viktorianischen England ist die Handlung bei Barbara Kingsolver in der Gegenwart und in Lee County im äußersten Südwesten des Bundesstaates Virginia angesiedelt. Lee County ist eines der ärmsten Countys der USA.

Hier wächst Damon Fields auf, der von (fast) allen Demon genannt wird. Seine Mutter war bei seiner Geburt 18 Jahre alt, ist drogenabhängig und lebt in einem Trailer. Demons Vater – Copperhead – ist tot. Mehr Familie gibt es anscheinend nicht, wobei sich die Nachbarn Mr und Mrs Peggot viel um Demon kümmern, ihm Kleidung und Essen besorgen, ihn erziehen, eine Art Ersatzfamilie sind.

Demon wächst somit unter widrigsten Bedingungen auf: Armut, Vernachlässigung, Parentifizierung, Gewalt, Entwürdigung, Drogenkonsum. Als sich seine Mutter nach einer Überdosis in eine längere Behandlung begeben muss, wird Demon auf die Farm von Mr Crickson geschickt, der Kinder bei sich aufnimmt.

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Psychopharmakotherapie griffbereit. Medikamente, psychoaktive Genussmittel und Drogen von Jan Dreher

„Eine Tasse Kaffee am Morgen, eine Tablette gegen Depressionen nach dem Frühstück, eine Zigarette an der Bushaltestelle, ein Glas Wein am Abend, ein Schlafmittel: Die meisten von uns nehmen immer mal wieder Substanzen ein, die eine direkte oder indirekte Wirkung auf das Gehirn haben. Dabei setzen wir diese Substanzen oft gezielt ein, um den gewünschten Effekt zu erreichen.“ (Seite 15)

Jan Dreher bietet in seinem Buch anfangs einen Überblick über Psychopharmaka, z.B. Neurotransmitterwirkung. Danach stellt er einzelne Substanzgruppen vor: Antidepressiva, Neuroleptika/Antipsychotika, Phasenprophylaktika, Anxiolytika, Schlafmittel/Hypnotika und ADHS-Therapeutika.

Dann geht er auf Genussmittel (Alkohol, Nikotin, Koffein) und auf illegale Drogen (inkl. Cannabis, was mittlerweile legalisiert wurde) ein, setzt sich mit der medikamentösen Behandlung in der Schmerztherapie, in der Gerontopsychiatrie, bei Notfällen und in der Schwangerschaft auseinander.

Am Ende seines Buches thematisiert Dreher Medikamentenwechselwirkungen, therapeutisches Drug Monitoring und sinnvolle Kontrolluntersuchungen.

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