Archiv der Kategorie: Sex und Gewalt

Im Herzen der Gewalt von Édouard Louis

„[…] ich rede mir ein, ein kleines Detail, ein winziges, unbedeutendes Detail wie ein Glas mehr oder weniger, oder auch eine kleine Pause, um mir ein paar Dutzend Meter vor der Place de la République die Schnürsenkel zu binden, oder ein kleiner Umweg durch eine Straße, die ich mag, die ich angenehmer, schöner, besonderer finde, ich frage mich, ob etwas derart Banales mir erlaubt hätte, Reda nicht zu begegnen, ob eine so lächerliche andere Entscheidung den Verlauf der Nacht und der folgenden Monate geändert hätte.“

Édouard hat den Heiligabend mit seinen besten Freunden Didier und Geoffroy verbracht und macht sich schließlich mit seinen Buchgeschenken auf den Heimweg. Da trifft er auf einen gutaussehenden, sympathischen, lächelnden Fremden, der darauf insistiert, dass Édouard mit ihm spricht und noch ein wenig Zeit mit ihm verbringt. Und nach einigem Zögern entschließt sich Édouard, den Fremden – Reda – mit zu sich zu nehmen. Sie verbringen die Nacht miteinander, reden, lachen, doch gegen Morgen kippt die Stimmung, und Reda zieht plötzlich eine Waffe. Im Herzen der Gewalt von Édouard Louis weiterlesen

Bezimena von Nina Bunjevac

„Aus dem sonderbaren Kind wurde ein noch sonderbarer junger Mann, der immerzu im Schatten lauerte und den die unheilvollen Gedanken seiner Kindheit nie ganz verlassen hatten – sie hielten sich nunmehr lediglich verborgen.“

Bezimena taucht den Kopf einer Priesterin unter Wasser, bis sie stirbt, und sie wird schließlich als Junge wiedergeboren. Die Eltern – eine wohlhabende Gerberfamilie – hatten einen langgehegten Kinderwunsch, und finden mit Benedict (Benny) vorerst ihr Glück.

Doch schon als Kind zeigt Benny auffälliges Verhalten gegenüber einer Mitschülerin, und als Erwachsener trifft er die „weiße Becky“, die er schon als Junge begehrt hat, wieder. Er findet ihr Tagebuch, in das sie Szenen sexuellen Inhalts gezeichnet hat, die Benny schließlich in die Tat umsetzt.

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Monatsthema „Sex und Gewalt“ im Dezember 2020

Über den Titel meines Dezember-Monatsthemas habe ich wirklich eine halbe Ewigkeit nachgedacht und viele Leute um Rat gefragt. Ich wollte keinen Titel, der falsche Erwartungen weckt, aber auch keinen, der sofort abschreckt, oder einen, der letztendlich das Thema nicht ganz trifft. Vielleicht habe ich nun den passenden Titel gefunden – vielleicht aber auch nicht.

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Das Licht ist hier viel heller von Mareike Fallwickl

„Jetzt ist er blind für alles, was ihn umgibt, und für die Geschichten, die dahinterstecken, erst recht. Stumpf kommt ihm die Welt vor und auserzählt.“ (Seite 93)

Maximilian Wenger scheint die Kontrolle über sein Leben verloren haben: Die letzten drei Bücher des ehemaligen Bestsellerautors waren Flops; seine Ehefrau Patrizia hat ihn für einen Jüngeren verlassen; seine Kinder Zoey und Spin empfinden die Besuche bei ihm eher als Belastung und als Zeitverschwendung.

Nun sitzt Wenger allein und ungepflegt in einer zugemüllten Wohnung, phantasiert über seinen Suizid, kann sich für nichts motivieren und hat keine Ideen mehr.

Da entdeckt er in seinem Briefkasten einen Brief, der an seinen Vormieter Albert Trattner adressiert ist, liest ihn und ist wie gebannt. Weitere Briefe folgen, die Wenger schließlich aus seiner Lethargie reißen und ihm Inspiration für Neues bieten.

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Das Volk der Bäume von Hanya Yanagihara (Hörbuch)

„Nie ist der Mensch dem ewigen Leben näher gekommen als durch Nortons Entdeckung. Und doch hat sich nie eine so wundervolle Verheißung derart rasch in Luft aufgelöst: ein Geheimnis aufgedeckt, ein Geheimnis verloren, alles innerhalb eines einzigen Jahrzehnts.“

Im Jahre 1995 wird der Immunologe und emeritierte Leiter des Center for Immunology and Virology an den National Institutes of Health in Bethesda wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch festgenommen.

Der nunmehr 71-jährige Perina wurde 1974 für die Erstbeschreibung des sogenannten Selene-Syndroms mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um eine (fiktive) Erkrankung, die mit einem verzögerten Alterungsprozess und einem verstärkten geistigen Verfall einhergeht und die Perina bei seinem Aufenthalt auf der Pazifikinsel Ivu‘ivu im mikronesischen Staat U‘ivu entdeckt hatte. Ausgelöst wird das Selene-Syndrom durch den Verzehr einer dort ansässigen, seltenen Schildkrötenart, die von den Bewohnern Ivu‘ivus, dem Volksstamm der Opa‘ivu‘eke, rituell verspeist wird. Das Volk der Bäume von Hanya Yanagihara (Hörbuch) weiterlesen