Schlagwort-Archive: Literatur

Hinter verschlossenen Türen von Sacha Naspini

„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ (Zitat von Dschalāl ad-Dīn Rūmī, Seite 5)

Le Case ist ein Bergdorf in der italienischen Region Maremma. Hier leben zahlreiche wunderliche Charaktere, über die in der Geschichte erzählt wird.

Da ist zum Beispiel Filippo Nencioni, der bekannt ist als Dorfdepp, aber eigentlich ein recht gewiefter Kerl ist, den alle unterschätzen und der sich einiges herausnehmen kann, gerade weil ihn alle unterschätzen. Vorgestellt werden auch Tonino Manenti, dessen Vater ein leidenschaftlicher Schachspieler war, und Niccodemo Tempesti, der verstört aus dem Krieg zurückkehrte.

Zudem wird die Geschichte von Samuele erzählt, der aus dem Dorf wegging, doch eines Tages zurückkehrt.

Hinter verschlossenen Türen von Sacha Naspini weiterlesen

Die Flucht von Fuminori Nakamura

„Ich bin in einer Sphäre, die ich nie hätte betreten sollen.“ (Seite 13)

Kenji Yamamine hat seine japanische Heimat verlassen und versteckt sich in Deutschland. Zuvor hat er eine legendäre Trompete in seinen Besitz gebracht, die sogenannte Teufelstrompete des Komponisten Suzuki, die „während des Zweiten Weltkriegs ein Manöver der japanischen Armee auf dramatische Weise zum Erfolg geführt hat“ (Seite 8).

Im Roman erfahren wir, dass Kenji auf die Philippinen reiste, wo die Trompete von Kindern gefunden wurde, dass er als Journalist die Kinder interviewte und dabei Anh kennenlernte. Anh folgt ihm schließlich nach Japan, die beiden verlieben sich ineinander, bevor Anh während einer Demonstration stirbt.

Während Kenji um Anh trauert, wird er von einer Sekte verfolgt, die die Trompete in ihre Gewalt bekommen und nutzen möchte.

Die Flucht von Fuminori Nakamura weiterlesen

Wir sehen uns im August von Gabriel García Márquez

„Es war der einzige einsame Platz, an dem sie sich nicht einsam fühlen konnte.“ (Seite 19)

Wie in den Jahren zuvor kommt die 46-jährige Ana Magdalena Bach am 16. August mit der 3-Uhr-Fähre auf eine Karibikinsel, um am Grab ihrer Mutter Gladiolen abzulegen.

Doch dieses Jahr passiert etwas Neues: Sie lernt in der Hotelbar einen Mann kennen und verbringt die Nacht mit ihm. Während sie schläft, verschwindet der Mann und hinterlässt einen 20-Dollar-Schein in ihrem Buch.

Ana Magdalena Bach kehrt zurück zu ihrem Mann und in ihr alltägliches Leben, doch die Nacht mit dem Fremden hat sie verändert, und als sie im darauffolgenden Jahr wieder zur Insel reist, möchte sie nicht nur Blumen zum Grab ihrer Mutter bringen.

Wir sehen uns im August von Gabriel García Márquez weiterlesen

Bowies Bücher. Literatur, die sein Leben veränderte von John O’Connell

„Die Anekdote über seine mobile Bibliothek zeigt das obsessive Ausmaß, das Bowies Leseverhalten zu jener Zeit annahm, als er sein Ziel erreicht hatte und weltberühmt war.“ (Seite 13)

Ich mag die Musik von David Bowie, und ich liebe Bücher, so dass dieses Buch für mich eine perfekte Mischung ist, auch wenn Bowies Bücher trotzdem mehrere Jahre ungelesen in meinem Regal stand.

Bowies Bücher. Literatur, die sein Leben veränderte von John O’Connell weiterlesen

Bücherorte. Europas schönste Ziele für alle, die das Lesen lieben von Susanne Lipps

„Willkommen in der Welt der Bücherorte!“ (Seite 9)

Im ersten Teil des Buches werden diejenigen Bücherorte vorgestellt, die von der UNESCO als City of Literature geehrt werden, d.h. die sich durch eine besondere literarische Geschichte, eine besonders lebendige Autorenszene oder durch eine besondere Förderung des Lesens auszeichnen.

Der zweite Teil befasst sich mit besonders schönen Leseorten, Buchhandlungen und Bibliotheken, der dritte Teil zeigt Schauplätze, die berühmte Autoren inspirierten oder wo Lieblingsfiguren lebten/agierten.

Bücherorte. Europas schönste Ziele für alle, die das Lesen lieben von Susanne Lipps weiterlesen

Die Kinder sind Könige von Delphine de Vigan

„Mehr als alles andere liebte sie das Fernsehen. Denn das Gefühl einer Leere, das sie empfand, ohne es beschreiben zu können, vielleicht eine Art Unruhe oder die Angst, ihr Leben entgleite ihr, ein Gefühl, das sich manchmal in ihrem Bauch bildete wie ein enger, aber bodenloser Brunnenschacht, ließ nur nach, wenn sie sich vor den Fernseher setzte.“ (Seite 12)

Schon als Teenagerin liebte Mélanie Claux TV-Formate wie Loft Story, einer mit Big Brother verwandten Show, und schaute auch später, als sie in einem Reisebüro arbeitete, gerne Reality-TV-Sendungen. Als sie zur ersten Staffel von Rendez-vous dans le noir eingeladen wird, aber die Sendung bald wieder verlassen muss, fasst sie einen Entschluss:

„Sie würde […] eines Tages berühmt werden.“ (Seite 34)

Die Kinder sind Könige von Delphine de Vigan weiterlesen

Anleitung ein anderer zu werden von Édouard Louis

„Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, sah ich die Männer um mich herum und dachte, dass mein Leben genauso werden würde wie ihres, dass ich eines Tages wie sie in der Fabrik arbeiten und die Fabrik auch mir den Rücken kaputtmachen würde.“ (Seite 12)

Édouard Louis erzählt in seinem autobiografischen Roman von einer Kindheit in Armut und mit vielen Entbehrungen, vom Alkoholismus des Bruders und körperlicher Krankheit des Vaters, von seiner Flucht aus dieser Welt, in der sein Weg vorbestimmt schien und es wenig Hoffnung auf ein andersartiges Leben gab.

Louis schreibt mit großer Offenheit, ehrlich und selbstkritisch von Prostitution und Scham, Homosexualität und Homophobie, Rassismus und Mobbing, Ehrgeiz und Verzweiflung, Theater und Gymnasium, Amiens und Elena, Studium und Jobs, Didier Eribon und Geoffroy de Lagasnerie, Paris und Freiheit.

Anleitung ein anderer zu werden von Édouard Louis weiterlesen

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße von Maxim Leo (Hörbuch)

„Es war eine der größten und spektakulärsten Fluchten in der Geschichte der DDR. Bisher kannte niemand die Akteure und die Hintergründe. Jetzt habe ich den Mann gefunden, der alles geplant und durchgeführt hat.“ (Track 13)

Der Fortschritt meint es oft nicht gut mit Michael Hartung. Schon mehrmals im Leben durchkreuzten neue Entwicklungen und technische Errungenschaften sein Berufsleben, und nun sitzt er in seiner Videothek und hat Geldsorgen, während die Streamingdienste die Welt erobern.

Da kommt ihm der Besuch eines Journalisten im September 2019 gerade recht, denn dieser befragt ihn wegen einer Massenflucht aus der DDR, die sich am Bahnhof Friedrichstraße zugetragen hatte.

Hartung hatte damals als Stellwerksmeister gearbeitet und laut Stasi-Akte die Weiche so gestellt, dass der Zug mit 127 Menschen außerplanmäßig in die Bundesrepublik gefahren ist.

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße von Maxim Leo (Hörbuch) weiterlesen

Tell von Joachim B. Schmidt

„Dass mit Wilhelm etwas nicht in Ordnung ist, ist mir leider zu spät bewusst geworden. An dem Kerl hängt das Unheil.“ (Seite 45)

Walter und sein strenger Vater Wilhelm sind im Gebirge unterwegs, verfolgen einen Bären und treffen dabei zum ersten Mal auf den Landvogt Gessler und seinen ebenso brutalen wie hinterlistigen Gefolgsmann Harras.

Diese Begegnung soll nicht die letzte mit Gessler und Harras sein, und schließlich kommt es zum berühmten Apfelschuss.

Tell von Joachim B. Schmidt weiterlesen

Das Genie von Klaus Cäsar Zehrer

„[…] er wusste, dass die Dummen dieser Welt ein unerschütterliches Überlegenheitsgefühl aus der schieren Tatsache bezogen, dass sie immer und überall in der Überzahl waren.“ (Seite 30)

Boris Sidis hat die Ukraine verlassen, um sich ein neues Leben in den USA aufzubauen. Als er 1886 in New York eintrifft, hat er nichts dabei außer der Kleidung am Körper und Erinnerungen an die Heimat.

Sidis sucht sich einen Job, gibt (als großes Sprachgenie) Sprachkurse und lernt Sarah kennen, die er heiratet und deren Bildung er fördert. Er selbst studiert Psychologie in Harvard und forscht am Subwaking Self, brilliert als Wissenschaftler, während Sarah Medizin studiert.

Als ihr Sohn William James geboren wird, widmet sich sein Vater dessen Erziehung und Förderung – in der Hoffnung und im Bestreben, das Beste aus dem Jungen herauszuholen.

Das Genie von Klaus Cäsar Zehrer weiterlesen