Hinter verschlossenen Türen von Sacha Naspini

„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ (Zitat von Dschalāl ad-Dīn Rūmī, Seite 5)

Le Case ist ein Bergdorf in der italienischen Region Maremma. Hier leben zahlreiche wunderliche Charaktere, über die in der Geschichte erzählt wird.

Da ist zum Beispiel Filippo Nencioni, der bekannt ist als Dorfdepp, aber eigentlich ein recht gewiefter Kerl ist, den alle unterschätzen und der sich einiges herausnehmen kann, gerade weil ihn alle unterschätzen. Vorgestellt werden auch Tonino Manenti, dessen Vater ein leidenschaftlicher Schachspieler war, und Niccodemo Tempesti, der verstört aus dem Krieg zurückkehrte.

Zudem wird die Geschichte von Samuele erzählt, der aus dem Dorf wegging, doch eines Tages zurückkehrt.

Der Roman erzählt aus verschiedenen Perspektiven von Dorfbewohnern, von den Beziehungen zwischen ihnen, von verschiedenen Ereignissen und von der Maremma, wohin der Roman den Leser entführt. Im Buch gibt es eine Karte zur Orientierung, so dass man genau weiß, wo wer lebt und wo sich welche Geschichte zuträgt.

Der Roman ist bisweilen in derber Sprache geschrieben, die nichts beschönigt. Durch die Erzählung aus verschiedenen Blickwinkeln ergibt sich ein buntes Bild des Dorfes, der Maremma, Italiens und letztendlich des menschlichen Seins mit all seinen Höhen und Tiefen.

Die Personen wurden meisterhaft charakterisiert, sind skurril, dabei überzeugend, lebendig beschrieben.

Die Lektüre macht durchweg Spaß und vermittelt dem Leser zudem ein anschauliches Bild eines italienischen Dorfes.

Mir hat der Roman gut gefallen. Er ist ungewöhnlich und dabei absolut glaubwürdig.

Sacha Naspini: Hinter verschlossenen Türen. Übersetzung von Mirjam Bitter und Henrieke Markert. Kein & Aber, 2024, 576 Seiten; 26 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!