Schlagwort-Archive: Lieblingsbücher 2025

Die Welt im Rücken von Thomas Melle (Hörbuch)

„Die bipolare Störung hat sich zwischen mich und alles gestellt, was ich sein wollte. Sie hat das Leben verunmöglicht, das ich leben wollte, selbst wenn ich von diesem kaum einen Begriff hatte. Sie hat die Bücher durchgeschüttelt, die ich schrieb. Und wenn sich jetzt einer vielleicht fragt, wieso der Typ so narzisstisch viel von seinen Texten labert, dann ist die Antwort: weil die Texte inzwischen mein Leben sind. Sonst hätte ich nämlich kaum eines. Vielleicht bessert sich das irgendwann, vielleicht nicht.“ (CD 6, Track 33)

Thomas Melle erzählt in Die Welt im Rücken von seiner Bipolar-I-Störung, die 1999 zu einem ersten Krankenhausaufenthalt führte. Melle berichtet vom Verlauf der Erkrankung, von Kontrollverlust und Erinnerungslücken, von manischen und depressiven Phasen, von Paranoia und Beziehungsideen, von verschiedenen Formen bipolarer affektiver Störungen, von Symptomen, Suizidalität und zerstörten Freundschaften.

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In die andere Richtung jetzt. Eine Reise durch Ostafrika von Navid Kermani (Hörbuch)

„Der Kolonisator verwandelt sich selbst in ein Tier, wenn er sich, um ein gutes Gewissen zu haben, daran gewöhnt, im Anderen das Tier zu sehen, und sich darin übt, ihn als Tier zu behandeln.“ (Track 3, Zitat von Aimé Césaire)

Navid Kermani hat verschiedene Länder Ostafrikas bereist und berichtet von historischen, politischen und kulturellen Aspekten Madagaskars, der Komoren, Mosambiks, Tansanias, Kenias und des Sudans. Dabei bettet er Aktuelles geschickt in Vergangenes ein, erzählt von historisch prägenden Ereignissen und von den Auswirkungen des Kolonialismus auf den afrikanischen Kontinent.

Kermani thematisiert in In die andere Richtung jetzt Kolonialismus und Bodenschätze, Klimawandel und Hungersnöte, Krieg und Gewalt, Musik und Gemeinschaft, Tradition und Moderne, Konsum und Ausbeutung, Entwicklungshilfe und den Schaden, den die westliche Welt verursacht hat und weiterhin verursacht.

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Lázár von Nelio Biedermann

„Der Junge sollte lernen, was es heißt, ein Mann, ein Baron, ein von Lázár zu sein.“ (Seite 40)

Um die Jahrhundertwende des 19. und 20. Jahrhunderts wird Lajos von Lázár geboren: „das durchsichtige Kind mit den wasserblauen Augen.“ (Seite 11).

Lajos ist eindeutig das Kind des Knechts, wie unschwer zu erkennen ist. Doch seine Mutter Mária lebt die Lüge, dass es der Sohn ihres Mannes Sándor ist, und Sándor ist allzu bereit, diese Lüge zu glauben.

Nelio Biedermann erzählt in seinem Roman von der Geschichte der Familie Lázár, die zur Zeit der k. und k. Monarchie in einem Waldschloss in Ungarn lebt.

Biedermann berichtet von Sándors Vater, der spurlos verschwunden ist und dessen Leiche nie gefunden wurde, von Sándors Mutter, die täglich in den Wald läuft und das Jagdschloss ihres Mannes sucht, das es nie gegeben hat, und die eines Tages nicht mehr zurückkehrt. Und er erzählt vom Sándors Bruder Imre, der über der Lektüre von E.T.A. Hoffmann verrückt geworden ist.

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Westend (Illustrierte Lieblingsbücher, Band 20) von Volker Kutscher und Kat Menschik

„Nach einem Schusswechsel während eines Polizeieinsatzes im August 1936 galten Sie als verschollen und wurden ein Jahr später für tot erklärt, tauchten nach dem Krieg dann aber in der britischen Besatzungszone wieder auf. In Ihrer Heimatstadt Köln. Nach einem kurzen Intermezzo bei der Kölner Kriminalpolizei wechselten Sie im Januar 1949 erneut nach Berlin, in Ihrem alten Dienstrang als Kriminaloberkommissar.“ (Seite 14)

Eine wissenschaftliche Hilfskraft transkribierte Tonbänder von Gesprächen, die im Frühjahr 1973 geführt wurden. Der Interviewer war Prof. Dr. Singer, aus dessen Nachlass die Tonbandkassetten stammten. Beim Interviewten handelte es sich um den Kriminalhauptkommissar a.D. Rath, der im privaten Seniorenheim Berlin-Westend lebte, sowie einer gewissen Frau Böhm, die viele Jahre in Berlin als Kriminalbeamtin gearbeitet hatte.

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Haus zur Sonne von Thomas Melle

„Und mein Leben war vorbei.“ (Seite 7)

Der Protagonist in Haus zur Sonne ist am Boden: Nach mehreren Krankheitsphasen im Rahmen seiner bipolaren Störung ist seine Wohnung heruntergewirtschaftet, die Wände sind vom Rauchen vergilbt, überall stehen unausgepackte Kartons, er ist verschuldet, nach der letzten Manie hat sich fast jeder von ihm abgewendet. Er hat sich aufgegeben:

„Denn die Katastrophe war wieder passiert, und zwar intensiver und länger denn je. Ich hatte nicht für möglich gehalten, dass das geschehen könnte, und dann auch noch schlimmer, noch zerstörerischer als die Male davor. Jede Manie nimmt einem etwas, nimmt einem sogar sehr viel, aber diese, die letzte Manie, sie hat mir wirklich alles genommen.“ (Seite 9)

Da erhält er einen Brief vom sogenannten „Haus zur Sonne“ – eine staatliche Einrichtung, in der einem alle erdenklichen Träume erfüllt werden, mit der Bedingung, dass man nach deren Erfüllung aus dem Leben scheiden muss.

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Botanik des Wahnsinns von Leon Engler

„Doch das Erleben der Betroffenen sieht so anders aus, als in den Vorlesungen dargestellt. Wie Menschen mit Schizophrenie die Welt erleben, ihr Misstrauen und ihre Ängste – wird mir langsam, ganz langsam, erst hier bewusst.“ (Seite 82f)

Bei der Zwangsräumung der Wohnung seiner Mutter wird aus Versehen alles von persönlichem Wert in eine Müllverbrennungsanlage geschickt. Zurück bleibt nur Wertloses, Abfall.

Nachdem nichts Materielles von seiner Familie zurückbleibt, bleiben dem Ich-Erzähler nur Erinnerungen. Er blickt auf seine Familie und die Geschichte seiner Familie zurück, erzählt von den psychischen Störungen in der Familie: die Mutter alkoholabhängig und schwer depressiv, deren Mutter suizidal, bipolar, psychotisch, der Vater des Ich-Erzählers depressiv, der Großvater schizophren.

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Das Geschenk von Gaea Schoeters

„Elefanten sind besondere Tiere, die so gut wie möglich beschützt werden müssen.“ (Seite 32)

Bundeskanzler Hans Christian Winkler hat gerade ein Gesetz verabschiedet, das die Bedingungen für den Import von exotischen Jagdtrophäen beträchtlich verschärft.

Die politische Situation in Berlin und in Deutschland ist ohnehin schon aufgeladen, da tritt eine Situation ein, mit der niemand gerechnet hat und die das gesamte Land ordentlich in Aufruhr bringt: Über Nacht wimmelt es von Elefanten in Berlin. Wo die alle herkommen? – Ein Mysterium!

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Reisehandbuch Europa mit dem Zug. Geheimtipps von Freunden von Cindy Ruch

„Ich liebe den Moment, wenn der Zug losfährt. Ab da muss ich nichts mehr machen, außer unterwegs zu sein. Meine Tasche ist gepackt, das Ziel gewählt, die Reise beginnt. Ich blicke aus dem Fenster, auf das Stadtzentrum, die Vororte, die Wälder. Schaue hinaus, bis das Fremde das Bekannte ablöst. Schaue, lese, döse.“ (Seite 4)

Das Buch widmet sich zahlreichen Ländern und zahlreichen Zugstrecken in Europa. Zum Einstieg findet man kurze Texte darüber, was es vor der Reise zu beachten gilt und was wichtig ist, wenn man als Familie unterwegs ist.

Danach werden Zugreisen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein vorgestellt, bevor sich die Autoren Zugreisen im Norden Europas (Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland), im Osten Europas (Polen, Litauen, Lettland, Estland, Belarus, Russland, Tschechien, Slowakei, Ukraine und Moldawien) sowie im Südosten Europas (Slowenien, Ungarn, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Kosovo, Albanien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien und Türkei) widmen.

Anschließend werden Zugreisen im Südwesten Europas (Italien, Frankreich und Monaco, Spanien und Portugal) sowie im Westen Europas (Belgien, Niederlande, Luxemburg, Großbritannien, Nordirland und Irland) thematisiert.

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The Psychosis Workbook von Laura Dewhirst, Jessica Murakami-Brundage und Ron Unger

„In fact, we are all capable of experiencing psychosis under the right conditions. It is part of the incredible spectrum of experiences that are possible for us to encounter as human beings.“ (Seite IX)

Die beiden Autorinnen erklären in ihrem Buch initial, was eine Psychose ist. Danach leiten sie im Detail an, wie sich Betroffene eine „Recovery Road Map“ erstellen können, gehen dabei auf persönliche Stärken, Werte, Ziele im Leben, belastende Symptome, Hindernisse etc. ein.

Im Verlauf berichten sie von Copingstrategien bei Stimmenhören und bei anderen Halluzinationen, bei paranoiden und anderen wahnhaften Überzeugungen, bei kognitiven Schwierigkeiten und bei Minussymptomen sowie bei Manie, Depression und Suizidalität.

Am Ende des Buches gehen sie näher auf Antistigmaarbeit und auf die Erstellung eines Notfallplan zur Rückfallprophylaxe ein.

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Pearly Everlasting von Tammy Armstrong

„Die Dinge sind entweder so, wie sie sind, oder nicht. Die Farbe des Tages. Das Gefühl, ein Kind zu sein. Das Gefühl von Salzwasser auf den sonnenverbrannten Beinen. Manchmal ist das Wasser gelb, manchmal auch rot. Aber die Farbe, die es in der Erinnerung hat, hängt immer vom jeweiligen Tag ab. Ich will dir die Geschichte nicht so erzählen, wie sie sich zugetragen hat, sondern, wie sie mir in Erinnerung geblieben ist.“ (Seite 5, Zitat von Charles Dickens)

Kanada im Jahre 1934: Die 15-jährige Pearly Everlasting wächst in einem Holzfällercamp mitten im Wald auf. Schon seitdem sie ein Kleinkind war, lebt sie mit dem Bären Bruno zusammen, der für sie wie ein Bruder und der ein Teil der Familie geworden ist.

Doch dann wird Bruno beschuldigt, einen Mann getötet zu haben. Er wird weggebracht, und Pearly macht sich verzweifelt auf die Suche, um ihren Bruder zu finden und wieder nach Hause zu bringen.

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