Archiv der Kategorie: Nordamerika

No Way Home von T.C. Boyle

„das hier war eine Klasse für sich“ (Seite 49)

Terrence, genannt Terry, arbeitet als Arzt in Los Angeles und erbt nach dem Tod seiner Mutter ihr Haus in Boulder City im Bundesstaat Nevada.

Dorthin fährt Terry, um die Angelegenheiten seiner Mutter zu klären, und dort lernt er gleich am ersten Abend Bethany kennen, eine ebenso attraktive wie geheimnisvolle junge Frau, die nach der Trennung von ihrem Partner Jesse gerade eine neue Bleibe sucht.

Terry und Bethany kommen sich sofort näher, und Bethany macht Terry den Vorschlag, aufs Haus seiner Mutter aufzupassen, während er in Los Angeles ist. Terry lehnt das ab, doch dann quartiert sich Bethany einfach heimlich in seinem Haus ein.

Die beiden verlieben sich schließlich ineinander, gehen eine Beziehung ein – und Terry verliert mit der Zeit immer mehr die Kontrolle über sein Haus.

Zudem macht ihm Bethanys Ex das Leben schwer, und schließlich kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung zwischen Terry und Jesse in der Wüste.

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Yellowface von Rebecca F. Kuang

„[…] ganz egal wie hart ich arbeite oder wie gut ich schreibe, ich werde niemals Athena Liu sein.“ (Seite 13)

Athena Liu hat alles: einen Vertrag bei einem großen Verlag, einen Master of Fine Arts von einem berühmten Schreibprogramm, einen hervorragenden Lebenslauf und eine Liste mit Nominierungen für Preise. Mit gerade einmal 27 Jahren hat sie bereits drei Romane veröffentlicht, die allesamt erfolgreich waren. Doch kaum jemand möchte mit Athena befreundet sein.

Und auch die Ich-Erzählerin, Juniper Hayward, findet Athena unerträglich – doch trotzdem steht sie irgendwie zu ihr.

An einem Abend, an dem beide betrunken sind und in Athenas Wohnung landen, bietet Athena Juniper an, ihr aktuelles Manuskript zu lesen. Kurz darauf erstickt Athena an einem Pancake, und Juniper verlässt die Wohnung – doch nicht ohne das Manuskript mitzunehmen.

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Aschetod von Linda Castillo

„Wenn Sie ihnen in die Quere kommen, werden sie hinter Ihnen her sein. Sie werden Sie finden, Sie verschlingen und Ihre Reste ausspucken. Und diese Reste werden niemals gefunden werden, es gibt keine Aufklärung, keinen Abschluss. Vergessen Sie das nicht, wenn Sie das nächste Mal den Menschen in die Augen schauen, von denen Sie geliebt werden.“ (Seite 227f)

Milan Swanz wird nachts auf dem Heimweg von einem Autofahrer mitgenommen und wacht gefesselt an einem ihm unbekannten Ort auf. Für ihn wurde ein Scheiterhaufen errichtet, und zwei Männer entzünden diesen.

Der Tote war ein Amischer, der jedoch exkommuniziert wurde. Was ist passiert, dass er von der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde? Und warum musste Milan Swanz sterben?

Kate Burkholder, Polizeichefin von Painters Mill und selbst eine frühere Amische, ermittelt in dem Fall.

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Auf Erden sind wir kurz grandios von Ocean Vuong (Hörbuch)

„Das Angebot von Zärtlichkeit fühlt sich manchmal schon wie der bloße Beweis dafür an, dass man zerstört wurde.“ (Track 75)

Der Ich-Erzähler Little Dog schreibt einen Brief an seine Mutter, die Analphabetin ist und kaum Englisch spricht, den Brief also nie lesen kann.

Little Dog erzählt von seiner Kindheit als Sohn vietnamesischer Einwanderer in den USA, berichtet von seiner Mutter Rose, die in einem Nagelstudio arbeitet, von ihrer schwierigen Vergangenheit in Vietnam und ihrer komplexen Persönlichkeit.

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Pearly Everlasting von Tammy Armstrong

„Die Dinge sind entweder so, wie sie sind, oder nicht. Die Farbe des Tages. Das Gefühl, ein Kind zu sein. Das Gefühl von Salzwasser auf den sonnenverbrannten Beinen. Manchmal ist das Wasser gelb, manchmal auch rot. Aber die Farbe, die es in der Erinnerung hat, hängt immer vom jeweiligen Tag ab. Ich will dir die Geschichte nicht so erzählen, wie sie sich zugetragen hat, sondern, wie sie mir in Erinnerung geblieben ist.“ (Seite 5, Zitat von Charles Dickens)

Kanada im Jahre 1934: Die 15-jährige Pearly Everlasting wächst in einem Holzfällercamp mitten im Wald auf. Schon seitdem sie ein Kleinkind war, lebt sie mit dem Bären Bruno zusammen, der für sie wie ein Bruder und der ein Teil der Familie geworden ist.

Doch dann wird Bruno beschuldigt, einen Mann getötet zu haben. Er wird weggebracht, und Pearly macht sich verzweifelt auf die Suche, um ihren Bruder zu finden und wieder nach Hause zu bringen.

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Demon Copperhead von Barbara Kingsolver (Hörbuch)

„Es ist vergeblich, sich an die Vergangenheit zu erinnern, wenn sie nicht einen gewissen Einfluss auf die Gegenwart ausübt.“ (Track 1, Zitat von Charles Dickens, David Copperfield)

Demon Copperhead ist eine Neuerzählung von Charles Dickens’ Roman David Copperfield (den ich übrigens noch nicht gelesen habe). Statt im Viktorianischen England ist die Handlung bei Barbara Kingsolver in der Gegenwart und in Lee County im äußersten Südwesten des Bundesstaates Virginia angesiedelt. Lee County ist eines der ärmsten Countys der USA.

Hier wächst Damon Fields auf, der von (fast) allen Demon genannt wird. Seine Mutter war bei seiner Geburt 18 Jahre alt, ist drogenabhängig und lebt in einem Trailer. Demons Vater – Copperhead – ist tot. Mehr Familie gibt es anscheinend nicht, wobei sich die Nachbarn Mr und Mrs Peggot viel um Demon kümmern, ihm Kleidung und Essen besorgen, ihn erziehen, eine Art Ersatzfamilie sind.

Demon wächst somit unter widrigsten Bedingungen auf: Armut, Vernachlässigung, Parentifizierung, Gewalt, Entwürdigung, Drogenkonsum. Als sich seine Mutter nach einer Überdosis in eine längere Behandlung begeben muss, wird Demon auf die Farm von Mr Crickson geschickt, der Kinder bei sich aufnimmt.

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Die Straße. Nach dem Roman von Cormac McCarthy von Manu Larcenet

„Was man behalten sollte, das vergisst man, und man behält, was man vergessen sollte.“ (Seite 25)

Ein schwerkranker Vater macht sich zusammen mit seinem Sohn auf den Weg nach Süden. Die beiden passieren zerstörte Städte, geplünderte Häuser, getötete Menschen. Viel haben sie nicht dabei, die wenigen Besitztümer finden in einem Einkaufswagen Platz.

Um sie herum herrscht Hunger, Tod, Gewalt, Einsamkeit, Verwüstung, Kälte. Die wenigen Menschen, denen sie begegnen, sind potenzielle Feinde, eine Gefahr für Leib und Leben. Und so versuchen die beiden, so unauffällig und unsichtbar wie möglich ans Meer zu gelangen.

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Weird USA. 55 (auch) unverschämte Fragen an das Land der doch nicht unbegrenzten Möglichkeiten von Cornelia Lohs

„Die Vereinigten Staaten von Amerika – Land der unbegrenzten Möglichkeiten oder der unmöglichen Begrenztheit? Beides!“ (Seite 9)

Cornelia Lohs erzählt in ihrem Buch von Wahlsystem und Patriotismus, Bürgerkrieg und Reenactments, Ureinwohnern und Gesetzen, Waffenrecht und Todesstrafe, Klimaschutz und Autos, Englisch und Spanisch, Einladungen und Fremdsprachenkenntnissen, Spring Break und Superbowl, Mietrecht und Klagen, Klimaanlagen und Weihnachtsbeleuchtung, Spaziergängen und Baseball, Ufos und Einhörnern, Schulden und Spenden, Krankenversicherung und Übergewicht, Urlaub und Krankheitstagen.

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Der große Gatsby. Nach F. Scott Fitzgerald von Pete Katz

„Gatsby, der für all das stand, was ich verachtete, der aber etwas Bezauberndes an sich hatte, eine außergewöhnliche Hoffnung, eine romantische Neigung, wie ich sie bei niemandem sonst erlebt habe.“ (Seite 8)

Long Island in den 1920er Jahren: Der wohlhabende Jay Gatsby lebt in einem kolossalen Herrenhaus in West Egg, 20 Meilen östlich von New York. Er feiert ausgelassene Partys, gibt sich mondän, wirkt exzentrisch.

Der Börsenmakler Nick Carraway, der die Geschichte erzählt, ist Gatsbys Nachbar, kann Gatsby nicht recht einschätzen, findet ihn rätselhaft, undurchschaubar.

Eines Tages erfährt Nick von einer alten Liebe zwischen Gatsby und Daisy, die dann allerdings Tom Buchanan heiratete und nun in einer unglücklichen Ehe lebt.

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Sie und der Wald von Anaïs Barbeau-Lavalette

„Wer sich mit der menschlichen Evolution befasst, stellt schnell fest, dass wir vor allem aus Verletzlichkeit soziale Wesen geworden sind. Um nicht zu sterben, brauchen wir die anderen.“ (Seite 21)

Vier Erwachsene und fünf Kinder im Alter zwischen 3 und 9 Jahren verlassen im Zuge der Corona-Pandemie die Stadt und verbringen mehrere Monate im Blauen Haus in den Wäldern Kanadas.

Hier steht der Schwarze Zuckerahorn Bertolt, hier erinnert sich Anaïs an ihre Eltern, an die Besuche bei den Großeltern in Paris, an die Geburt ihres Sohnes Noé im Auto am Rand der Autobahn.

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