Ich habe Italien schon mehrfach bereist und versetze mich immer gerne auf die Apenninenhalbinsel, indem ich Bücher lese, die in Italien spielen oder von Italien handeln. Italien-Thema im September 2017 weiterlesen
Alle Beiträge von Infraredhead
Romane und Erzählungen des Magischen Realismus
In diesem Post liste ich eine Auswahl magisch-realistischer Romane und Erzählungen auf. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.
In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe. Romane und Erzählungen des Magischen Realismus weiterlesen
Mein Onkel der Jaguar von João Guimarães Rosa
Ein Fremder gelangt eines Tages zur Hütte eines Indios. Der Indio erzählt ihm vom Jaguar, dem Menschenfresser, der drittgrößten Raubkatze der Welt. Er kam in diese Gegend, um die Tiere zu jagen, zu töten, auszurotten und durchlief schließlich eine Transformation. Er sieht den Jaguar nun als seinen Verwandten, will das Geschehene ungeschehen machen, spricht voller Ehrfurcht, Bewunderung und Zuneigung von der größten Katze des amerikanischen Doppelkontinents. Mein Onkel der Jaguar von João Guimarães Rosa weiterlesen
Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante (Buch und Hörbuch)
„Na gut“, sagte sie. „Schreib, wenn du unbedingt willst, schreibt über Gigliola oder sonst wen. Aber nicht über mich, wag es ja nicht, versprich es mir.“
„Ich werde über niemanden schreiben, auch über dich nicht.“
„Vorsicht, ich behalte dich im Auge. […] Ich komme und durchforste deinen Computer, ich lese deine Dateien und lösche sie.“
[…]
„Du glaubst, ich kann das nicht?“
„Ich weiß, dass du das kannst. Aber ich weiß mich zu schützen.“
Sie lachte auf ihre alte, boshafte Art.
„Nicht vor mir.“
Der dritte Band der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante beginnt mit einer kurzen Rückkehr in die Rahmenhandlung: Elena hat ihre Freundin Lila zuletzt im Jahre 2005 gesehen, also fünf Jahre vor dem Verschwinden Lilas, das Elena dazu bringt, die Geschichte ihrer jahrzehntelangen Freundschaft aufzuschreiben. Der Leser erfährt durch diese Rückblende, dass im Laufe der Jahre „zu viel Schlimmes, teils auch Entsetzliches“ passiert ist, so dass sich die beiden Freundinnen immer weiter voneinander entfremdet und ihr Vertrauen zueinander verloren haben. Durch die Rückblende wird viel Spannung aufgebaut, denn der Leser wird dadurch darauf vorbereitet, dass sich die Geschichte im nächsten Band noch dramatischer gestalten wird und weitere packende Wendungen und Ereignisse auf den Leser warten. Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante (Buch und Hörbuch) weiterlesen
Wer singt, erzählt – wer tanzt, überlebt von Alexandra Endres
„Wenn sie Glück haben, bekommen sie einen Job als Zimmermädchen, als Kellner oder auf dem Bau. Wenn sie Pech haben, bleiben sie daheim und leben von dem, was Angehörige und Freunde nach Hause bringen. Wer Pech hat und nicht daheim bleibt, wer die falsche Wahl trifft, der wird zum Drogenhändler – oder Konsumenten.“
Alexandra Endres war schon mehrmals in Kolumbien, hat sich intensiv mit den negativen Seiten des Landes beschäftigt, doch nun möchte sie die schöne Seite Kolumbiens zeigen. Also reist sie nach Cartagena, Santa Marta, La Guajira, Bogotá, Medellín, Quibdó, Cali, Popayán und Putumayo, erzählt von Trommeln und Cantaoras, Regenwald und Gebirge, Karibik und Pazifik, Völkern und Traditionen, von Lebensfreude und – wie der Titel suggeriert – von Singen und Tanzen. Wer singt, erzählt – wer tanzt, überlebt von Alexandra Endres weiterlesen
Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow (Hörbuch)
„Wenn Menschen völlig ausgeraubt sind […], suchen sie Zuflucht bei übernatürlichen Kräften.“
Moskau in den 1930er Jahren: Berlioz, Chefredakteur einer Literaturzeitschrift, und der junge Lyriker Besdomny treffen sich an einem warmen Frühlingsabend auf dem Patriarchenteichboulevard und beginnen eine angeregte Diskussion über Jesus Christus. Da spricht sie ein mysteriöser Fremder an, der später auf sehr unterschiedliche Weise beschrieben wird: Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow (Hörbuch) weiterlesen
So macht es das Krokodil von Lisa Signorile
„Das Leben der Strumpfbandnatter muss ziemlich interessant sein.“
Lisa Signorile, die mich mit ihrem 2014 erschienenen Buch Missgeschicke der Evolution vollends begeistern konnte, erzählt in ihrem zweiten populärwissenschaftlichen Buch von Balzverhalten, dem Geschlechtsakt an sich, der Brutpflege, Vergewaltigung und Homosexualität. Dabei behandelt ihr Buch vorrangig die geschlechtliche Fortpflanzung und fokussiert auf die fünf Wirbeltierklassen (Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere). So macht es das Krokodil von Lisa Signorile weiterlesen
Unheimliche Gesellschaft von Carlos Fuentes
„Kein Latino ist je an Einsamkeit gestorben. Das überlassen wir den Skandinaviern.“
Unheimliche Gesellschaft beinhaltet sechs phantastische Erzählungen (In guter Gesellschaft, Calixta Brand, Die Katze meiner Mutter, Der Theaterliebhaber, Vlad, Die schöne Schlafende), die voneinander unabhängig sind und anfangs stets das Gefühl von Normalität vermitteln, um schließlich eine mehr oder weniger überraschende Wendung zu nehmen. Unheimliche Gesellschaft von Carlos Fuentes weiterlesen
Sputnik Sweetheart von Haruki Murakami
Die 22-jährige Sumire lebt in ihrer eigenen Welt: Sie will Schriftstellerin werden und pflegt ein chaotisches Dasein ohne jede Struktur, ohne Verpflichtung, ohne Bindung. Das weltfremde und romantisch verklärte Leben wird durch die Bekanntschaft mit der 17 Jahre älteren Geschäftsfrau Miu plötzlich beendet. Miu bietet Sumire einen Job an, und Sumire entwickelt zum ersten Mal in ihrem Leben tiefe Gefühle und verliebt sich in Miu. Der Ich-Erzähler ist seinerseits in Sumire verliebt. Eines Tages erhält er einen Anruf von Miu – Sumire ist spurlos verschwunden und Miu bitten ihn um Hilfe. Sputnik Sweetheart von Haruki Murakami weiterlesen
Das Ministerium des äußersten Glücks von Arundhati Roy (Buch und Hörbuch)
„Weißt du, warum Gott Hijras erschaffen hat? […]“
„Nein, warum?“
„Es war ein Experiment. Er beschloss, etwas zu erschaffen, ein Lebewesen, das erwiesenermaßen unfähig ist, glücklich zu sein. Also erschuf er uns.“
„[…] Wie kannst du so etwas sagen? Ihr seid doch alle glücklich hier! Das ist die Khwabgah! […]“
„Wer ist hier glücklich? Alles nur geheuchelt und vorgetäuscht. […] Hier ist niemand glücklich. Es ist unmöglich.“
Anjum lebt auf dem Friedhof hinter dem staatlichen Krankenhaus: Jede Nacht rollt sie ihren fadenscheinigen Perserteppich zwischen den Gräbern aus, jeden Morgen schließt sie ihn ein und verbringt den Tag mit Besuchern wie dem blinden Imam.
Sie ist das vierte von fünf Kindern, und nach den drei Töchtern hat sich ihre Mutter sehnsüchtig einen Jungen gewünscht. In der Nacht der Geburt ist die Mutter überglücklich, denn ihr Wunsch scheint in Erfüllung gegangen zu sein: Die Hebamme erkennt im Dämmerlicht männliche Genitale, und die Familie freut sich über den erstgeborenen Sohn. Doch bald weicht die Freude tiefer Verstörung, denn Aftab, wie das Kind genannt wird, ist ein Hermaphrodit, wird von seiner Mutter jedoch jahrelang als Junge aufgezogen. Das Ministerium des äußersten Glücks von Arundhati Roy (Buch und Hörbuch) weiterlesen