Schlagwort-Archiv: Roman

Das Krokodil von Maurizio de Giovanni

„Der Tod ist in der Stadt angekommen.“

In Neapel wird ein 16-jähriger Junge erschossen. Die Polizei geht davon aus, dass die Camorra ihre Finger im Spiel hat, aber der nach Neapel strafversetzte Ispettore Lojacono ist sich sicher, dass es einen anderen Hintergrund geben muss.

Weitere Morde folgen, am Tatort werden stets mit Tränenflüssigkeit getränkte Taschentücher gefunden, die sehr sicher vom Mörder stammen, sonst fehlt jede Spur und jedes Motiv. Lojacono macht sich auf die Suche nach einem gemeinsamen Nenner. Das Krokodil von Maurizio de Giovanni weiterlesen

So glücklich wir waren von Daria Bignardi

„Man denkt: „Wie glücklich wir waren.“. Doch in unserem Haus hatte das Unglück bereits Einzug gehalten.“

Almas Tochter Antonia ist mit ihrem ersten Kind schwanger, und Alma beschließt, Antonia ein Geheimnis anzuvertrauen, damit ihr Enkelkind mit der Wahrheit aufwachsen kann.

Und so erzählt Alma von ihrem Bruder Maio, der vor 30 Jahren spurlos verschwunden ist. Alma gibt sich die Schuld am Verschwinden ihres Bruders, der ihr sehr nahe stand, denn sie war diejenige, die vorgeschlagen hatte, zusammen Heroin auszuprobieren. Für Alma blieb es bei dem einen Mal, doch Maio wurde abhängig. So glücklich wir waren von Daria Bignardi weiterlesen

Augustus von John Williams (Hörbuch)

„Octavius hat sich verändert; er ist nicht mehr der Freund, den wir noch in Apollonia hatten. Er lacht selten, trinkt kaum noch Wein und scheint selbst die harmlosen Vergnügungen zu verpönen, denen wir uns einst mit Mädchen hingaben.“

In Augustus erzählt John Williams in Form eines Briefromans vom Tod Julius Cäsars, von der Machtübernahme seines Neffen Octavius, von dessen Aufstieg, seiner Regentschaft als Cäsar Augustus, seinen Erfolgen und Siegen, seinen Gefährten und seinen Rivalen.

Augustus ist dabei angelehnt an historische Begebenheiten und Überlieferungen, doch hat der Autor bestimmte Sachverhalte bewusst verändert, Ortsnamen modernisiert, Sätze aus Briefen paraphrasiert etc. Augustus von John Williams (Hörbuch) weiterlesen

Romane und Erzählungen des Magischen Realismus

In diesem Post liste ich eine Auswahl magisch-realistischer Romane und Erzählungen auf. Ich würde mich sehr über Ergänzungen und Empfehlungen in den Kommentaren freuen.

In Klammern habe ich diejenigen Bücher gesetzt, die mir nicht so gut gefallen haben, die ich persönlich also nicht empfehlen kann. Mit einem Sternchen versehen habe ich Bücher, die ich selbst noch nicht gelesen, zu denen ich mir somit noch keine eigene Meinung gebildet habe. Romane und Erzählungen des Magischen Realismus weiterlesen

Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante (Buch und Hörbuch)

„Na gut“, sagte sie. „Schreib, wenn du unbedingt willst, schreibt über Gigliola oder sonst wen. Aber nicht über mich, wag es ja nicht, versprich es mir.“

„Ich werde über niemanden schreiben, auch über dich nicht.“

„Vorsicht, ich behalte dich im Auge. […] Ich komme und durchforste deinen Computer, ich lese deine Dateien und lösche sie.“

[…]

„Du glaubst, ich kann das nicht?“

„Ich weiß, dass du das kannst. Aber ich weiß mich zu schützen.“

Sie lachte auf ihre alte, boshafte Art.

„Nicht vor mir.“

Der dritte Band der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante beginnt mit einer kurzen Rückkehr in die Rahmenhandlung: Elena hat ihre Freundin Lila zuletzt im Jahre 2005 gesehen, also fünf Jahre vor dem Verschwinden Lilas, das Elena dazu bringt, die Geschichte ihrer jahrzehntelangen Freundschaft aufzuschreiben. Der Leser erfährt durch diese Rückblende, dass im Laufe der Jahre „zu viel Schlimmes, teils auch Entsetzliches“ passiert ist, so dass sich die beiden Freundinnen immer weiter voneinander entfremdet und ihr Vertrauen zueinander verloren haben. Durch die Rückblende wird viel Spannung aufgebaut, denn der Leser wird dadurch darauf vorbereitet, dass sich die Geschichte im nächsten Band noch dramatischer gestalten wird und weitere packende Wendungen und Ereignisse auf den Leser warten. Die Geschichte der getrennten Wege von Elena Ferrante (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow (Hörbuch)

„Wenn Menschen völlig ausgeraubt sind […], suchen sie Zuflucht bei übernatürlichen Kräften.“

Moskau in den 1930er Jahren: Berlioz, Chefredakteur einer Literaturzeitschrift, und der junge Lyriker Besdomny treffen sich an einem warmen Frühlingsabend auf dem Patriarchenteichboulevard und beginnen eine angeregte Diskussion über Jesus Christus. Da spricht sie ein mysteriöser Fremder an, der später auf sehr unterschiedliche Weise beschrieben wird: Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow (Hörbuch) weiterlesen

Sputnik Sweetheart von Haruki Murakami

Die 22-jährige Sumire lebt in ihrer eigenen Welt: Sie will Schriftstellerin werden und pflegt ein chaotisches Dasein ohne jede Struktur, ohne Verpflichtung, ohne Bindung. Das weltfremde und romantisch verklärte Leben wird durch die Bekanntschaft mit der 17 Jahre älteren Geschäftsfrau Miu plötzlich beendet. Miu bietet Sumire einen Job an, und Sumire entwickelt zum ersten Mal in ihrem Leben tiefe Gefühle und verliebt sich in Miu. Der Ich-Erzähler ist seinerseits in Sumire verliebt. Eines Tages erhält er einen Anruf von Miu – Sumire ist spurlos verschwunden und Miu bitten ihn um Hilfe. Sputnik Sweetheart von Haruki Murakami weiterlesen

Das Ministerium des äußersten Glücks von Arundhati Roy (Buch und Hörbuch)

„Weißt du, warum Gott Hijras erschaffen hat? […]“

„Nein, warum?“

„Es war ein Experiment. Er beschloss, etwas zu erschaffen, ein Lebewesen, das erwiesenermaßen unfähig ist, glücklich zu sein. Also erschuf er uns.“

„[…] Wie kannst du so etwas sagen? Ihr seid doch alle glücklich hier! Das ist die Khwabgah! […]“

„Wer ist hier glücklich? Alles nur geheuchelt und vorgetäuscht. […] Hier ist niemand glücklich. Es ist unmöglich.“

Anjum lebt auf dem Friedhof hinter dem staatlichen Krankenhaus: Jede Nacht rollt sie ihren fadenscheinigen Perserteppich zwischen den Gräbern aus, jeden Morgen schließt sie ihn ein und verbringt den Tag mit Besuchern wie dem blinden Imam.

Sie ist das vierte von fünf Kindern, und nach den drei Töchtern hat sich ihre Mutter sehnsüchtig einen Jungen gewünscht. In der Nacht der Geburt ist die Mutter überglücklich, denn ihr Wunsch scheint in Erfüllung gegangen zu sein: Die Hebamme erkennt im Dämmerlicht männliche Genitale, und die Familie freut sich über den erstgeborenen Sohn. Doch bald weicht die Freude tiefer Verstörung, denn Aftab, wie das Kind genannt wird, ist ein Hermaphrodit, wird von seiner Mutter jedoch jahrelang als Junge aufgezogen. Das Ministerium des äußersten Glücks von Arundhati Roy (Buch und Hörbuch) weiterlesen

Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez (Hörbuch)

„In jener Nacht träumte José Arcadio Buendía, dass sich an ebendiesem Ort eine laute Stadt aus Häusern mit Spiegelwänden erhob. Er fragte, was für eine Stadt das sei, und man sagte ihm einen Namen, den er noch nie gehört, der keinerlei Bedeutung hatte, im Traum aber einen übernatürlichen Hall auslöste: Macondo.“

Nach dem Mord an Prudencio Aguilar werden José Arcadio Buendía und seine Frau Úrsula Iguarán immer wieder vom Geist des Toten heimgesucht. Bald ist klar, dass sie Prudencio und seinem traurigen Gesichtsausdruck nur entkommen können, indem sie Riohacha verlassen und ihr Glück an einem anderen Ort suchen. Und so brechen sie zusammen mit Freunden, deren Frauen und Kindern auf, um die Sierra zu durchqueren, und gründen schließlich mitten in den Sümpfen und dem kolumbianischen Urwald das Dorf Macondo. Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel García Márquez (Hörbuch) weiterlesen

American War von Omar El Akkad

„Als sie die Luft in sich einsog, sah ich auf ihrem Gesicht etwas, das ich nie zuvor gesehen hatte: einen Ausdruck der Erleichterung, als hätte sie nicht Sekunden ohne Luft zugebracht, sondern ein ganzes Leben, und als sei sie jetzt endlich frei.“

Der Ich-Erzähler der Rahmengeschichte gehört zur „Generation der Wunder“: zu „denjenigen, die zwischen dem Beginn des Zweiten Amerikanischen Bürgerkrieges im Jahr 2074 und dessen Ende 2095 zur Welt kamen“. Er hat sich in seinem gesamten Berufsleben als Historiker mit dem Zweiten Bürgerkrieg beschäftigt und lebt nun in New Anchorage, im neutralen Norden.

Im Mittelpunkt des Romans steht jedoch nicht dieser Ich-Erzähler, sondern Sara T. Chestnut, die seit ihrer Kindheit „Sarat“ genannt wird. Sarat wächst mit ihrer Zwillingsschwester Dana, ihrem älteren Bruder Simon und ihren Eltern in Louisiana auf. Sarats Familie träumt von einem neuen Leben im Norden, wo es mehr Arbeit und Nahrung sowie weniger Elend und Gewalt gibt, wo das Klima noch angenehmer ist und man der brütenden Hitze der Südstaaten und der Überflutung der Küstenregionen entfliehen kann. American War von Omar El Akkad weiterlesen