Schlagwort-Archive: Psychopharmaka

Medikamentenbehandlung bei psychischen Störungen. Leitlinien für den psychiatrischen Alltag von Asmus Finzen, Harald Scherk und Stefan Weinmann

„Nicht unsere, sondern die Maßstäbe des Patienten zählen.“ (Seite 37)

In einer Einführung fassen die Autoren die Geschichte der Psychopharmakotherapie knapp zusammen, erwähnen Komplikationen wie extrapyramidal-motorische Störungen und Gewöhnungseffekte und bieten Informationen zu Aufnahme, Verteilung im Körper und Ausscheidung, Polypharmazie, Schwangerschaft und Stillzeit, Wirkung, Placebo und Nocebo.

Im Folgenden stellen die Autoren Psychopharmaka bei Stimmungserkrankungen (uni- und bipolare affektive Störungen), bei Psychosen, bei Schlafstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen sowie bei Suchterkrankungen, Demenzen und ADHS vor. Im letzten Kapitel widmen sie sich speziellen Aspekten wie Sexualität und Suizidgefährdung.

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Psychopharmakotherapie und Empowerment. Ein Trainingsprogramm zum selbstständigen Medikamentenmanagement von Uwe Schirmer

„Der Ausweg aus einer zu hohen oder zu langen Nutzung von Psychopharmaka liegt im psychosozialen Raum, in unserer Mitmenschlichkeit. Dann aber haben Psychopharmaka nicht mehr den zentralen Stellenwert in der Begleitung und Behandlung, den sie in den letzten Jahrzehnten innehatten. Dann sind sie nur mehr ein weiteres Element in der Begleitung und Behandlung, das weit überwiegend nur vorübergehend im Rahmen von Krisen für einige Zeit eingesetzt wird. Sie sind keine Wunderpillen mehr, sondern psychoaktive Substanzen mit Vor- und Nachteilen, mit erwünschten und unerwünschten Anwendungswirkungen, mit kurzzeitigen und langfristigen Effekten. Oftmals überwiegen bei ihnen langfristig die negativen Effekte, wohingegen sie kurzfristig meistens durchaus positive Wirkungen haben.“ (Seite 48)

Bevor Uwe Bernd Schirmer detailliert auf das Medikamententrainingsprogramm mit Grundlagen und der genauen Durchführung eingeht, widmet er sich in seinem Buch Psychopharmakotherapie und Empowerment der Frage, ob Betroffene Psychopharmaka einnehmen sollten oder nicht. Hierfür lässt er Betroffene zu Wort kommen, die von Nebenwirkungen, Folgeschäden, fehlender Unterstützung beim Absetzen, aber auch von Symptomfreiheit durch Antipsychotika berichten.

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Umgang mit Psychopharmaka von Nils Greve, Margret Osterfeld und Barbara Diekmann

„Unserem Umgang mit Medikamenten liegen zum Teil lieb gewordene Denk- und Verordnungsgewohnheiten zugrunde, die nicht immer einwandfrei durch wissenschaftliche Studien untermauert sind. Stattdessen erreicht uns eine Fülle werbender Informationen, die uns die überlegene Wirksamkeit oder Nebenwirkungsarmut neuer Substanzen oder zusätzliche Indikationen lange bekannter Medikamente darlegen sollen.“ (Seite 13)

Nils Greve, Margret Osterfeld und Barbara Diekmann haben Umgang mit Psychopharmaka geschrieben, weil Betroffene, Angehörige und teilweise auch Professionelle oft nicht ausreichend über verordnete Medikamente informiert sind.

In ihrem Buch fokussieren die Autoren auf vier Gruppen der Psychopharmaka: Antidepressiva, Phasenprophylaktika, Neuroleptika sowie Tranquilizer und Hypnotika. Sie erwähnen jedoch auch Medikamente zur Entgiftung und Entwöhnung bei Sucht und Medikamente gegen Aufmerksamkeitsdefizitstörungen, bieten Informationen für Schwangere und Stillende, über Psychopharmaka im Alter sowie zu Arzneimittelstudien.

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Medikamentenreduktion und Genesung von Psychosen von Jann E. Schlimme, Thelke Scholz und Renate Seroka

„Das Leitmotiv der ärztlichen Profis sollte lauten: Wer ansetzt, muss auch wissen, wie er oder sie absetzt!“ (Seite 83)

„Langfristig plombieren die Neuroleptika die betreffende Person oftmals derart, dass sie von ihren eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen abgeschnitten ist und eigene Belastungsgrenzen, Ängste und Sehnsüchte nicht adäquat wahrnehmen kann.“ (Seite 27)

Jann E. Schlimme (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie), Thelke Scholz (Expertin durch Erfahrung) und Renate Seroka (Angehörige) bieten in ihrem Buch Medikamentenreduktion und Genesung von Psychosen Informationen zum Genesungsprozess und zu Psychopharmaka, benennen die Herausforderungen, denen man sich beim Reduzieren stellen muss, beschreiben detailliert den Reduktionsprozess, stellen bedeutungsdosierte Sozialräume und Abschalttechniken vor und gehen schließlich darauf ein, wie es nach dem Absetzen weitergeht bzw. warum man manchmal nicht vom letzten Krümel der Medikamente loskommt.

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Film: Nicht alles schlucken – Leben mit Psychopharmaka

„Aber das Fatale, was ich bei den Medikamenten sehe, ist die Verpackung. […] Was da als Botschaft rüberkommt: Du bist falsch, da ist was in dir defekt, das müssen wir jetzt ändern. […] Da kommt was zu kurz, was nötig ist, um geheilt zu werden, um da rauszukommen.“ (Thomas Bock in Leben mit Psychopharmaka)

Ich kenne Menschen, die von der Einnahme von Psychopharmaka profitieren, die wenige Nebenwirkungen haben oder diese gut tolerieren können, die sich durch die Medikamente besser fühlen. Ich kenne aber auch die andere Seite: Menschen mit ausgeprägten extrapyramidal-motorischen Störungen durch jahrzehntelangen Gebrauch von typischen Antipsychotika, einen Freund mit Schizophrenie, der bisweilen Antipsychotika in solchen Mengen bekommen hat, dass er kaum kommunikationsfähig war, eine Freundin mit Paroxetin-Entzugssyndrom und die Macht, die in manchen psychiatrischen Einrichtungen durch Bedarfsmedikation und Fixierung über Patienten ausgeübt wird.

Nicht alles schlucken/Leben mit Psychopharmaka spricht all diese Facetten der Psychopharmakotherapie an und hat mir teilweise den Boden unter den Füßen weggerissen – obwohl oder gerade weil ich die Themen kenne, einen persönlichen Bezug dazu habe und sehr gut einschätzen kann, dass das Gesagte authentisch und ein Abbild der Realität ist. Film: Nicht alles schlucken – Leben mit Psychopharmaka weiterlesen